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SLchftscher Laudes-Anreiger. Nr. 193. Sonnabnrd, 21. «»gust 188s: .»— ^ - > > der Stadt ist dnrchan» nicht al» ansgrgebe» z» betrachte». Wohl »are« ble seit»»» ber Stadlvertretuug gepellten Bedingungen derart. baß der Unternehmer nicht daranf »ivgehen konnte; doch habr» neuer ding» Rath «nd Stadtverordnete die Bedingungen etwa» gemildert, so daß «nn zu erhoffe» steht, daß unsere Stadt die erste unter den sächsischen Mittelstädten ist, welche sich eine« Etiaßenbah« erfreut. Dieselbe wird durch di« Vahvhosfiraße »ach den Basthöfe» Stadt Altevbnrg, Hotel Rockstroh und Bold«»» Sonne führe», also di« Stadt 1» ihre» belebtesten Straßen dnrchschueide». I-— Roßwrin, 18. Angnst. Heut« Nacht «ach 2 Uhr brach in einem z»r Waarrnniederloge benutzte» Hintergebäude de» in der Lommatzfcherstraße gelegene« Grundstück» de» Herrn Kauf«. Freier ei» Schadenfeuer au», welche» Dank der schnell eingetretenen und energischen Thätigkeit der Feuerwehr gelöscht wurd«, ohne weiter greifen zu können. Di, EntstehnngSnrsacht de» Brande» ist «och nicht festgestellt, doch sind die gerichtlichen Erörterungen im Gang«. — Waldheim. Unser« Stadt leidet seit einigen Jahren au empfindlichem LogiSmangel. E» ist bekannt, daß Waldheim unter den Mittlere» Städten eine der verkehrsreichsten und gewerbfleißigsten ist. Ein« ziemlich vielseitige Industrie» insbesondere Cigarren-, Stnhl-, Web», Baumwoll-, Filz-, Schnh-, Parfümerie-, Posamenten-, Serpen- tinstetn- und Blech-Spielwaare« Fabrikation beschäftigen eine sehr große Menge fleißiger Hände. Zn der dichten Jndnstriebevölkrrnng kommen aber «och dt« Beamten, deren Zahl außergewöhnlich groß und seither drpSndig im Steige» begriffen gewesen ist, «ach Lage der Dinge, besonder» «ach Fertigstellung de» neue» Zuchthanse», auch noch «ehr wachst» wird. Für jede nach Waldheim ziehende Familie ist aber gegenwärtig die Beschaffung einer Wohnung eine sehr ernste Sorge, «ine Sorge, über die in der Regel nur mit beträchtlichen Geldopferu, »nter Umstände» auch selbst damit noch nicht hinwegznkommep ist. lß» fehlt namentlich an besseren Arbeiter-, aber auch an Beamtru- bvohunng«», und die vorhandenen stehe« sehr hoch im Preise. Wieder holt haben Familie» wegziehen müssen, bezw. nicht auziehen können, weil e» kein Logt» für sie gab. Hierunter leidet die Industrie Mancher Fabrikant würde gern mehr Arbeiter beschäftige», allein e» find kein« auSrrichrudru Wohnungen für dieselbe» vorhanden. Beim Dnartalwechsel findet regelmäßig «nr »in gegenseitiger An-tansch statt; daß Wohnungen leer stünde«, hat «an seit Jahren nicht gehört, ent stehende Lücken find sofort wieder ouSgesüllt. Wobl hat e» gerade in de» letzte» Jahren in Waldheim eine sehr lebhafte Bauthätigkeit ge geben. Bahnhof und Zschopaubrück«, di« beide de« Verkehr schon längst nicht mehr genügte», find uwgebant, »in Zuchthaus für weibliche Lermthrilt« und eine vüterbahnhofpraße neu erbaut worden. Gegen- wärtig befindet sich «och da» Zellengekängniß de» Amtsgerichts «nd «in« Schule (die dritte seit Mitte der sechziger Jahre) im Bau, rin totaler Um- und Neubau der Dirtenmühle beginnt voranSfichtlich noch diese« Herbst. Man wird kaum zu hoch greifen, wenn «an dar Capital, da» in den letzten Jahren in Waldheim verbaut worden ist, auf über 2'/, Millionen Mark beziffert. Der Bau von Privat- wohnräuae« hat aber in den letzten Jahren eben fast gänzlich gernht. Bi» vor kurzer Zeit fehlt« e» nun allerdings an Bauplätzen. Seitdem jedoch von den städtische» Behörden Bebauungspläne entworfen und fertiggeflellt worden, seitdem Bauplätze auch zu billigen Preise« (IVz, 2 bi» 5 Mark pr. Qwtr.) zu haben find, ist e» eigentlich ein Wunder, daß in Waldheil,, wo der WohnnngSmaugel ein schon lange empfundener ist, da» Capital, namentlich auch noch in Anbetracht de» zur Zeit niedrig»« Zinsfußes, hinsichtlich de» Bauen» eine so große Zurück Haltung beobachtet. Für einige andere Mittelstädte, die, wie Waldheim, iw gesunden WachSthum begriffen sind, habe« sich Bangesrllschasten, Baumeister oder Kapitalisten an» größeren Städte», au» Leipzig Dresden. Berlin, gesunden, die ganz« Komplexe in Angriff nehmen und bei Bebauung derselbeu durchaus keine schlechten Geschäfte machen. Waldheim wäre gegenwärtig ei» recht geeignete» Operationsfeld. — Netzschkau, 17. August. Die königliche Beueraldirectko« der EtaatSeisenbahuen hat ouf Gesuch de- BerschöuernngSvereiuS g«. nghwigt, daß am Göltzschthalviadnct auf Netzschkau»« Seite ein Weg angelegt werde« kau« mit Ruhebänken. Das in Frage kommende bahnfiScalische Areal ist wegen der steile« Lag« «nd felsigen Be schaffenheit nicht ertrag-fähig, umfaßt jedoch einen bedeutende« Flächeninhalt; der in Windungen anzulegrnde Weg wird vou der Netzschkau» Flurgrenze im Anschluß an den von der Mühtstraße nach der Göltzschthalbrücke führenden Weg eine bequeme Verbindung mit dem Netzschkan-RtinSdorfer CommnnicatiouSw-q Herstellen. Er steht z« erwarten, daß «ach Fertigstellung dieser Wegeaulage das ganze Terrain ei« gern besuchter Aufenthaltsort werden wird. Bon hier au» hat man eine herrliche Aussicht ans da» Göltzschthal, Reinsdorf und Mylau. Der Blick auf den Göltzschthalviadnct — da» größt, Brückrnbauwerk Sachsen» — ist von diese« Pnnkt« «in «nbeschreiblichrr. — Geist« g Für die hiesige erledigte Bürgermeisterstelle haben sich nach vorliegende« Mittheiiungeu 39 Bewerbe» gefunden, darunter 9 au» Preußen. 27 find bereit» bei Amtsgerichten» Stadt- oder Landgemriude» n. s. w. thätig gewesen, 5 find Kausleute. 2 Juristen, 2 preußisch« Lehrer. 1 Oeconow und 1 Bäckermeister. Be- merkenSwerth erscheint e» auch, daß ein Graf unter den Bewerbern zn finden ist. Der jüngste Bewerber ist 22. der ältest« 58 Jahre all. — Planen i-B. Al» am Montag Nachmittag 4 Uhr de« vou Greiz in der Richtung nach Plaue» fahrende Zug i« Begriff war, in den Rothenthaler Tunnel einznfahren, bemerkt« der Lokomotiv führer. daß ein Mann unbeweglich ans diu Schi«»«» lag. Er ließ de» Zug sofort halten, in der Meinung, daß der Man« vo« vorher gehende« Zuge überfahren worden sein könnt«. Allgemein war di« Uebrrraschnng, al» sich herausstellte, daß der vermeinttiche Todte ganz gemüthlich schnarchte. — Werdau. Auf dem Bahnhofe WolfSgefährth gerieth am Montag Abend ein mit feuergefährlichen Gegenständen, wie Naphtha, Petroleum rc beladener Wagen der Direktion Magdeburg in Brand, lieber die EntstehungSursache ist »och nicht» Nähere» brkanut. Ein an den brennenden Wagen angekopprlter zweiter Wagen mit KoakS wurde von dem Feuer mit ergriffen und angekohlt. — Zwickau, 19. Augnst. Ei» kleiner Knabe im ungefähren Alter von 4 Jahre» ist gestern, nur nothdürstig »nd mit blauer Schürze bekleidet, hier alläu betroffen wordeu. Derselbe vermag keine verständlich« Aurknuft über sein« Persou zu geben ; es ist aber au- zuuehwen, daß er au» einem Dorfe zwischen hier und Glauchau stammt. Vorläufig ist der kleine in einer hiesigen Familie ausgenommen worden. vor dem Wahllokal« zu ZwSnitz al» StimmzettelauSaeber vo» der socialdeuu». angestelll wordeu. Bei seiner Arbeit hat er aber^a» Trinkt«, kratischeu nicht verge im besten eklest tartet . .. fe», vielmehr zu viel getrunken, so daß er, al» da» WahlgefchLst lange, in die Hausflur hinsank, ohnmächtig, seinen Posten weiter zu bekleiden. Im Interesse der socialdemokratischen 1 artei befand sich a». lenem Tage auch der Eisendreher Earl Moritz Riernann au» Ehemnttz 1u Zwönitz und al» dieser den Winkler darüber zur Rede setzte, daß er sich betrunken hatte, beschuldigte Letzterer einen zu einer anderen Politischen Partei hallenden Monn, daß derselbe ihm, um ihn betrunken zu machen. Etwas in'» Bier gethan haben müsse. Riernann brachte di« Sache damals znr Sprach« und zog sich dadurch selbst eine Anklage zu, denn die Behauptung Winkler» beruhte aus Unwahrheit. Daß Riernann dies aber gewußt hat, kouute ih« ebensowenig nachgewiesen werden, wie die beleidigende Absicht und deshalb wurde er freigesprochen. Ferlenstraskammer l 1S,j8. Ter Handarbeiter und Dienstknecht Carl Heinrich Findeisen aus «Kornau (1867 geboren und schon vorbestraft)hat sich eines Vergehens gegen 8 176,3 des ReichssirasgesetzbucheS schuldig gemacht und wurde deshalb zu 10 Monaten GesSngnih verurtheilt- Der Bergarbeiter Johann Heinrich Lenck au» Friedrichsgrün (1870 geboren und bereits vorbestraft) erhielt wegen eines von ihm begangenen Diebstahls < Monate Gefängniß zuerkannt. Der Handarbeiter Moritz Anton JunghanSauSRößchenb. Mittweida (I8S8 geboren und wiederholt vorbestraft) hat sich de» im wiederholten Rück fälle verübten Diebstahls schuldig gemacht und wurde deshalb mit 6 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust bestraft. . . Der Nadler Earl Franz Mehnert aus Harthau, jetzt in Kriebe- t hal b. Waldheim <1862 geboren) hatte vom 17. Mai bis 10. August d. I. eine ihm zuerkanntc Strafe zu verbüßen. Dies war ihm um deswillen höchst unangenehm, weil er eine Beliebte hatte, der er nicht wissen lassen wollte^ daß er Strafe erleiden mußte Er theilte derselben daher mit, daß er sich zu einer in Dresden frei werdenden Expedientenstelle gemeldet und Aussicht habe, dieselbe zu erhalten. Am 10. Mai übergab er dem Mädchen ein von ihm in origineller, säst spaßhafter Weise verfaßtes Schreiben, welche» mit der Unterschrift des kgl. Amtsgericht» zu Waldheim versehen, in welchem er ausgefordert wurde, am 17. Mai im Amtsgericht Dresden zu erscheinen und daselbst bi» zum 10. August d I. als Expedient zu fungiren. Das Mädchen glaubte anfänglich auch den kleinen Schwindel, später aber schickte sie ihrem im Gefängniß sitzenden Geliebten das von ihm gefälschte Schreiben zurück. Dadurch kam es in die Hände der Behörde. Mehnert wurde nunmehr wegen Urkundenfälschung unter Anklage gestellt und heute in Rücksicht auf die Un- gesährlichkeit seiner Handlung zu nur 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. Ei« ««heimliche» Meisterstück -er SLurverei ist in Wie«, wie wir schon gestern kurz notirten. Nachts auf dem StephanSplatz« auSgrführt worden: vo« Fnße de» Dome» kletterte ein Mann au der Blitzableiterstang« frei und ohne Sicherheit-Vor kehrung«« dl» zur Spitze, bi» zu« vergoldete« Kreuze empor und befestigte an demselben anläßlich de» Kaiser» Geburtstag eine schwarz gelbe Fahne. Au dem unerhörte« Wagestück können Alle da» Gruseln lernen, nur Der augenscheinlich nicht, der e» mit keckstem Math an»- aesühit und heil und gesund wieder aus dem sicheren Boden äuge- langt ist. Der Mann, der die grauenhafte Klettert»»» auSgesührt, heißt Joseph Pirchrr, ist 37 Jahr« alt, au» Wureck in Steiermark gebürtig, «nd hat mit seinem nächtlichen Aufstieg zur Spitze de» Domes auf «in« bi-her noch nicht dagewesene Art seinen BesähignugS- «achweis erbracht: er ist Thurm-Reparatenr. Er liegt nun allerdings erschöpft von der Erregung, vou dem Zusamwenraffen seiner, ganze» wagehalsige» Willenskraft müde und matt darnieder. Gegen zwölf Uhr Nacht» ging Pirchrr au'S Werk. Di« vier Meter lauge schwarz gelbe Fahne, die au einer kurzen Holzstange befestigt ist, hatte er schärpeuartig leicht um den Leib gebunden und sein ganzes AuS- rüstuugSzeng bestand au» «ine« starken Seil« «nd einem in der Tasche uutergebrachte» Fläschchen, gefüllt mit gewässertem Wein. Pircher kletterte von der Kurharr-seite de» Domes an der Blitzableiter- fiauge empor. Di« nächtliche senkrechte Wanderung in di« Höhe — 432 Fuß — währte 2'/, Stunde». Auf dem Lhurme angelangt, fand Pircher an den zahllosen Vorsprüngen, Risalithen «nd Zacke« wirk same Unterstützung, so lange die Blitzableiterstang« in genügender Nähr de» MauerwerkS läuft, die da» Aufsetzen de» FußeS aus di« Borsprüug, möglich wacht. Etwa auf der Hälfte der Wanderung angekommen, wurde de» Kletterer, den man i« Mondlicht deutlich feine Arbeit verrichte« sah, vo« der Straße au» bemerkt. Liue der seltsamsten nächtlichen Straßeuscene« war die Folg« dieser Entdeckung. Im ersten Augenblick« war man versucht, an Sinnestäuschung zu glauben. Allein «S war nichts al» Wirklichkeit: ein Mensch klettert« an dem Blitzableiter in die Höh«. Man vermnthet«, daß man iS mit einem Nachtwandler zu thun habe. Die Borfichtigsteu der Vorsichtige» mahnte» z« lautloser Stille und Ruhe, damit der »Schläfer* nicht erwache. Di» Leute nuten konnten freilich keine Ahnung habe», daß in der Höh« oben der waghalsig« Wanderer bereit» ei« kurze» Zwiege spräch mit dem Thürmer geführt hatte. Gege« 1 Uh» hörte nämlich der am Thnrmfenpe» stehende Wächter de» StephauS-Dome» ein Geräusch. Er beugte sich zum Fenster hinan» und in dem Augenblicke kletterte auch eine weiße Gestalt an dem erschrockenen Wächter vorüber. Da de, Wächter nicht an Geister glaubte, konnte er bemerke», daß der vorüb,»kletternde Man« nach Art der Maurer mit einer weißen — Am Sonnabend wird in A! t e u b«r g da» alljährlich wieder- kehreude Bergfest »tt Kirchenporode gefeiert, da» der Stadt regel mäßig zahlreich» Besucher zuführt. — Gefell. Bei einem Reparainrbau im Hause deS Schuh- machermrister» Karl Ring Hierselbst waren kürzlich mehrere Mensche» in höchster Lebensgefahr. Während die Maurer, welche eine al» Fortsetzung de» inneren StubeulängSwand anzusehende Stallwand auS Luftziegeln durch eine solche au» Bruchsteinen ersetzt hatten, damit beschäftigt waren, da» Stützgerüst zu beseitigen, brach die an den Stall stoßende Stubenquerwaud, die ebenfalls ans Luftziegel» bestand und Wohl im Fnudawrnte zersetzt gewesen ist. zusammen, und mit ihr die Stubendecke und das Stallgewölbe. Bon den im Stall beschäf tigten Personen wurden getroffen der HanSbefitzer und »In Maurer aus Heidefeld, Erster» im Rücken und, wie eS schien, schwerer al» der Letztere, welcher eine Lontufio» am Ar« davougetragen hat. In der Parterreflube waren ein zweijährige» Kind und eine bejahrte Frau anwesend. Als die Frau ein Knistern nud ein Bröckeln de» Kalke» veruahm, griff sie nach dem Kinde nud eilte dem AuSgange zu. Al» sie unter der Thür angekommen war, brach di« Decke nieder an der Stelle, wo da» Kind gespielt hatte. Im obere« Zimmer, welcher der HanSbefitzer bewohute, war der Lehrling auf der Werkstatt beschäftigt, während ein anderthalbjährige» Kiud in der Wiege lag. Mit dem Znsammenbrecheu de» Fußbodens find in diesem oberen Zimmer die Möbel und der «iserue Ofen nach der Mitte der Stube, der eiusalleudeu Wand und der audrren Stube zn gestürzt; ein Elsenstück vom Ofen ist sogar in die Wiege geflogen, das Kiud ist aber unverletzt geblieben, und die Wiege ist nicht einmal uwgefalleu. Die Verletzungen de» HauSbefitzer» Hab,« sich alt un bedeutend heranSgefiellt. Berhavdiuvge« des Landgerichts Chemnitz. —tr. Ferienstraffammer I 17./8. Der Conditorgehilfe Albert Theodor Max Krake auS Großenhain war angeklagt, eine Unterschlagung verübt zu haben. Er wurd« jedoch freigesprochen, da ihm eine Schuld nicht nachge« wiesen werden konnte. Der Handarbeiter Earl Robert Götz auS Blankenhain b. Werdau (1867 geboren und bereits vier Mal vorbestraft) hat sich zweier schwerer und eine» einfachen Diebstahl» schuldig gemacht. Er wurde zu 3 Jahren Gefängniß und 3 Jahren Äerlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt. Der Fabrikexpedicnt Paul Otto Lorenz auS Elsterberg (1869 geboren und noch unbestraft) erhielt wegen eines von ihm verübten Diebstahl» Monat« Gefängniß zuerkannt. Der Handlungsgehilfe Friedrich August Estel aus Bärenstein (23Jahre alt) hat sich eine» schweren Diebstahl» schuldig gemacht. Unter Annahme mildernder Umstände wurde er mit 9 Monaten Gefängniß bestraft- Ferienstraskammer II 18./8. Der Schlosser Karl Moritz Winkler aus Großenhain wurde aus Grund von 8 187 des ReichSstrasgesetzbuchS zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. Die hier in Frage stehende Sache ist ein Nachspiel deS Wahltags vom 2. März d. I. Zu demselben war Winkler Jacke bekleidet war. Der Wächter rief den Kletterer an und fordert« ih« anf, seine waghalsige Wanderung einzustelle». Darauf erwiderte ihm dieser: »Lassen'» wich uur machen; ich muß zn Ehren de» Kaisers «ine Fahne auf der Spitz« aufpflanzen; ich komm' dann schon wieder." Unterdessen hatte mau nute« in der Tief« all« Vorbe reitunge« getroffen, um für den möglichen Absturz de» .Schlaf wandelnden" gerüstet zu sei». Sicherheit-wache und Feuerwehr er schienen am Platze; die Letzter« mit Leitern und eine» Sprungtuche. Der Wanderer in der Höhe aber stieg «uermüdlich und nur ab und zu kurze ErholnngSpanse« wachend in die Höh«. Endlich war Pirchuer auf der Spitze angelaugt; er macht« rasch seine Fahne, welche die Inschrift: .Hoch lebe Kaiser Franz Joses" hat, ko», und befestigte sie mit dem Seile an dem Kreuze. Dann begann er sofort wieder den Abstieg, der sich verhältnißwäßig rascher vollzog. Nach halb 3 Uhr Morgens laugt« Pircher wieder anf dem sicheren Bode« de» Stephan-Platze» au, feierlichst erwartet vo« den erregten Augenzeugen de» Vorfalles, dem Meßner und — zwei Wachleuten, die ihn höflichst einluden, ihnen zu« Kommissariat zu folge«. Pircher war hierzn bereit, allein, er mußte die» zu seinem Leidwesen barfuß thun, denn — das ist die Tragik der Geschichte — die Stiefel, die Pircher vor dem Ausstieg abgelegt hatte, waren i» der Zwischenzeit gestohlen worden. Nach einem kurzen Verhör wurd« Pircher natürlich wieder entlassen. Er ist ein untersetzter stämmiger Mann, dessen Leidenschaft e» ist, Thürm« zu erklettern. Er hat anch wiederholt schon, ohne von einem Gerüst gestürzt zu sei», Reparaturen an Kirchthürmeu auSgeführt: so vo» zwei Jahre» in Ungar«, wobei er aber Unglück hatte, da» noch verhältuißmäßig glücklich auSging. Lr stürzt« beim Abklettern von ziemlicher Höhe und brach den Fuß; seitdem hinkt Pircher. Dieser Vorfall hat ihn indessen vou seiner Leidenschaft, wie «an sieht, nicht geheilt. Auf dem Stephan-Platz« herrscht lebhafteste Bewegung. Die Fahne flattert noch ob«« am Kreuze. Wer wird sie herabholen? Diese Frage beschäftigt gegenwärtig da» Stadtbauamt. Dorf man Pirchrr dazu veranlassen? Und wen« er r» freiwillig thun wollte, darf man es zugrben? — Vom adeligen Kasino wurde» dem kühuru Kletterer al- Ergrbniß einer Sammlung 200 fl. übermittelt. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, den 20. August. — Da» Ministerium deS Innern hat der beim Stadt rath Frauke hier dreißig Jahrei»Dienst stehenden Christian«Therese Dietze di« große silberne Medaille für langjährige treu« Dienste verliehen. — Nach der städtische« Bauordnung ist die Jugebrauch. nähme aller Bauten vor hierzu rrtheilter Genehmigung der Baupolizei» behörde verboten. Da e» nun nach den bisherigen Erfahrungen im Interesse drr Bauherren wie der Miethrr liegt, festen Anhalt dafür zu haben, wie rücksichtlich drr Ertheilung dieser Genehmigung während drr Winterwooate verfahren wird, giebt der Rath bekannt, daß all« in neneu Gebäudcn oder neuer, Geschossen befindlichen Wohn-, Arbeit-« oder Versammlungsräume, falls diese Gebäude oder Geschoss« in Mauer und Putz erst nach dem 1b. September fertig geworden find, nicht vor dem 1. April de- folgeudeu JahreS in Gebrauch genommen werden dürfen. Zuwiderhandlungen haben außer sofortiger Heraus- setzuug, die I» Z 135,, der Bauordnung geordneten Strafen zufolg». — Im Thalia-Theater wird morgend Abend »da» lachende Berlin" zu« zweite« Male aufgeführt — Im Personal deS Theaters find eiuige Veränderungen eiugetrete«: Die Herren Philipp und Fredy find in Uebereiustimwuug mit drr Directio» gestern zurückgeireteu, find jedoch, wie wir hören, bereit» in geeigneter Wrts« ersetzt. e—Der hiesig, kaufmännische Verein kan» nunmehr auf ein vierzigjährige- Bestehen zurückblicken und hat sich in dieser Zttt nicht nur durch sein« der Bildung «nd Geselligkeit gewidmeten Ziele und die würdigt Art, wie er dieselben zn erreichen sucht, di« Sym pathie der Bürgerschaft i« hohem Maße erworben, sondern er ist anch zu einem der witgliederrrichsten der gleichstrebende« Vereine in Deutschland geworden. Dank seiner vortreffliche» Leitung und Organi sation kann drr heute in voller Blüthe stehende Verein mit der Hoff nung in die Zukunft blicken, auch ferner zu wachsen an Ansehen uud Mitgliedern: und wenn «an sich an all' die erhebeuden und belehrende« Vor träge erinnert, die von den bedeutendste« Männer« de» Reiche» im Laufe drr Jahre in seinen Versammlungen gehalten fiud, wenn Mao weiß, wie an,egend uud ansllärend di« Besprechungen in den regelmäßigen Mitgliederversammlungen wirken, dann kann man dem verdienstvolle» Verein nur wünsche», unter umsichtiger Leitung iwmermehr «ach iuueu uud außen zu erstarke«, um auch fernerhin sejyew edlen Zweck dienen zu können. SS ist bekannt, daß neben den wisstnschaftlichen und kaufmännisch« An» Eah u«d Ferm — De« Stadtrath in Gera hat dem Fleischermeister Raithel da» Schlachten de» Viehes nach jüdischem Ritus, „Schächten" genannt, al» Thierquälerei bei 150 Mark Straf« untersagt. — Das Polizeigefängniß i« Wesel barg vor einigen Tagen, laut der „Elberf. Ztg.' in seinen Mauern «inen früheren Rechtsanwalt und Resrrve-Lentnant, drr auf der Straße obdachlos ansgegriffe» wurde und bisher längere Zeit in der Arbeiter Kolonie zugrbracht hatte. — Der Gerichtsvollzieher Albrecht zu RouSdorf ist vorgestern wegen Amtsverbrechen verhaftet. Albrecht hatte bereit- vor einigen Wochen seinen Wohnsitz verlaffe« «nd mit Familie in Elberfeld Wohnung genommen. Anfang diese» Monats entfernte er sich von dort und hielt sich heimlich in Köln anf. Inzwischen hatte die gerichtliche Untersuchung Grund znr Verhaftung gegeben. Albrecht hatte im letzten Jahre ein Einkommen vo» ungefähr 1400 Thalern. — In dem Wettbewerb um di« bekannte Lieferuug von 1500 Ton» Stahlschienev für die chinrfifchr Regierung hat, dem Hamb. Corr. zufolge, Krupp endgültig gesiegt. — Vom Rhein. Im Jahr« 1885 fiud anf dem Rhein 78 großer« SchisfSunfälle und ein Floßunfall vorgekowmmen, hiervon entfallen nach dem „Rheinschiff" 6 aus di« elsässisch-bayerische, 5 auf di« hessische, 62 anf die preußisch« nud 7 aus di« holländische Strecke. Die Unfälle auf dem preußischen Gebiet vertheilen sich wieder, «ach Bauinspeetiove« geschieden, mit 13 aus Wesel, 21 auf Coblenz, 22 auf Cöln «nd 6 aus Düsseldorf. — Di-. Han» Flach, früher außerordentlicher Profeffor in Tübingen und der Verfasser der Broschüre „Die akademisch« Tarriör« der Gegenwart", in der er »uliebsame nud stark übertriebene „Ent hüllungen" über deutsch« Prosefforenkreis« gab, ist iu Rudolstadt, wo er sich jetzt aufhält, Nachts angefalle« uud durch fünf Messerstiche schwer verletzt. Der Thäter ist amtlich noch nicht ermittelt. — Attentat. Aus Moutevideo meldet «in Kabel-Telegramm vom Mittwoch: Als der Präsident der Republik gestern Abeud iu da» Theater trat, schoß »in Mann mit einem Revolver anf denselben. Der Präsident wurde leicht an der Wange verletzt. Der Attentäter wurde sofort ergriffe» und von der Volksmenge derartig mißhandelt, daß er kurz darauf verstarb. — Die widerrechtlich« Berhastnug einer Dame iu München, di« so große» Aussehen erregt hat, gab der Polizei Anlaß zn einer strengen Untersuchung, welche nun ihren Abschluß gefnndeu hat. Er wurde festgrstellt, daß die Berichte der Zeitungen vollständig auf Wahrheit beruhte« uud, wie das »Nene Münchener Tageblatt" jetzt mittheilt, wurde gegen die Schuldigen mit aller Strenge vor- gegangen. Der so schwer gekränkten Dame ist vollständige Genug- thuuug geworden, mit der sie sich anch zufrieden stellte. — Die russisch« Grenzwache bei Matzky ist wegen Dieb stahls verhastet worden. Die Kosakeu hatten ein Schwein von eiue« OrtSvorsteher gestohlen nud geschlachtet. Ein Antrag anf Schaden ersatz wurde abgelehut und die netten Grenzwächter verhaftet. — Eine TyphuS-Epidemie in Mühlhausen greift immer mehr um sich uud fordert zahlreiche Opfer. Auch «iu prak tischer Arzt ist ihr bereit- erlegen. In letzter Woche find 35 neue