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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860821
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-21
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.08.1886
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M INS. - 6 3aWm>!. Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TaaeS) -ur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich «0 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. lEingetraaen unter Nr. l Zm 2. u. 4. Quartal erscheint für Abonnenten Sächsisches Liseubado-Fahrplanjeft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten IahreSbnch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Sächsischer LlNiilks-Anikiger Sonnabend, 21. August 1886. JusertionSpreiS: Raum einer schmalen Korpuszelle tk» Pfg.z — Reklame (Ispaluge Petitzeile) 30 Pfa. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wollen«« JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüg« sie» Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeüel. Annoncenannahme' nur bis Vormittaa. nserate nehmen außer der Lerlagl- edition die Annoncen-Bureaux «N> Verlag: Alexander Wiede, Bnchdrnitcrei, Lhemniy. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen un- Thüringen. Matter: ^Tägliches Unterhaltungsblatt" und humoristisch illustrirtrs Sonulazsbluit ^Lustiges Bilderbuchs Ezpcdition und Redaktion: Ehemnitz, Theaterstrahe Rr. ü. Telegramm-Adr.: Wieder Anzeiger, Cbemuitz. Fcrnsprechstelle Nr. 136. Telegraphische -kachrichte«. Rom 19. August. Gastri«. Gestern brachte Fürst Bismarck drm Kaiser von Oesterreich seine mündlichen Glückwünsche dar, nachdem er sich bereits in dir GrotulationSliste eingeschrieben, und verweilte eine halbe Stunde bei dem Kaiser. Kassel. Awel verheerende Brände haben da» Städtchen Brilon heimgesucht; einige 20 Häuser find ringeäschert. Laibach. Aus Anlaß von i« Orte Travnik, politischer Bezirl Gottschee, vorgekommeue« 4 Todesfälle« an Cholera hat di« hiesige Landesregierung dev Universitäts-Professor in Graz vr. Max Grnber behufs Vornahme baetereologischer Untersuchungen berufen. Prag. Di« sächsischen Kohleuwerk« erhöhte« den Kohlen- Preis um 6 bi» 8 M. per Doppelwagen. Graz. An» Klagenfnrt meldet die „Tagespost": In der flovenischrn Gemeind« Radsberg (Kärnten) wollen Kinder die Mutter Gottes gesehen haben. Manhabeauch di« Fnßspnr der Madonna aus eine« mit Moo» bewachsenen Baumstrnnk gefunden. Leute kommen massenhaft herbei, um letzteren z« betaste« und zu lüsten l Auch soll der Ban einer Capelle in diesem „kärutne- rischen LorndeS" beabsichtigt sei«. Man glaubt, daß die Behörde gegen den Unsinn «inschreiten werde. Triest. Das Ober-Landesgericht verfügte einveruehmllch mit der Staatsanwaltschaft angeficht» der sanitären Verhältnisse, namentlich im Hinblick aus den im Jv qnistten-Gefängnisse vorgekommeue« Cholera- fall, die Jreilaffuug mehrerer UntersnchungS-Hästlioge. Di« Bäckerei Sellek am Aqnedvtto wurde behördlich geschlossen, da daselbst unter dem Personal vier Cholerasälle vorkameu. Bis Abends 8 Uhr wurden dreizehn Fälle eonstaiirt. Triest. Von gestern bis heute Mittag sind hier 23 Personen an der Cholera erkravkt und 6 gestorben. Weiter find vorge- komme«: in Fianona 2, in Jsola 12 Fälle und in Jelsane und Eervi, nano je 1 verdächtiger Fall. Mailand. DerFührer de«italienischen Anarchisten, Emil Brando, wurde gestern von Sicherheit» Agenten erkannt und festgenommen. Brando war im Vorjahre ans Italien «ach Belgien entflohen, woselbst er auch an der Anarchisten-Bewegung lebhaften Autheil genommen hat. Agram. Der amtliche Tholerabericht meldet den Tod des PapierfabrikS-Direetors Fnmont in Snsak nächst Fiume (Firma Smith L Meynier). Zwei Cholerafälle kamen in Susak-Trsa», je einer in Lic und Martins koselo, sowie zwei Fälle in den krainischen Grenjgemtinden Lasrrbach und RiSmau vor. Petersburg. Ein Gerücht will wist«, daß Rußland bei zwei deutschen Fabriken zur Completirnng der Medieinalapparats der Feldarmee «ine binnen drei Monaten zu erledigende kolossale Liefer ung Jodoform bestellt habe. Die Fabriken sollen als höchstmögliche Leistungsfähigkeit je 400 Pud zn liefern versprochen habe». Konstantinopel Der Kaiser von Rußland hat dem otio- mauischen Minister des «cnßern, Said Pascha, da» Großkreuz des Weiße» AdlerordruS verliehen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 20. August. Deutsches Reich. BoranSfichtlich wird anch in diesem Jahre der Reichstag nicht vor der zweiten Novewberhälfte einbernfeu werden. — Die Lippe'sche Erbsolgesrage wird wahrscheinlich in diese« Herbst durch Vorlage «ine» betreffenden Besetze» au den lippe'sche» Landtag definitiv geregelt werden. — Das Schmerzlichste, war den Franzosen passieren kann, ist di« Abwendung - der ehemaligen elsäsfische« „Protestler" von dem Revanchegrdauken. In den letzten Tagen ist ein solche» bedeutsames Ereignih zu verzeichne«. Kablö, der leidenschaftlich« Vertreter der LoSrrißung der Reichslande und der Vertreter Straßbnrg'S im Reichstage, ist fahnenflüchtig geworden, er hat im Gemeinderathe die Forderung von 20.000 Mk. für den Empfang Kaiser Wilhelm » be willigt. E» ist unverkennbar, daß noch manche ander« rhemalige Heißsporne ihre Umwandlung zu treuen deutschen Staatsbürgern vollziehen werden. — Das ReichSpateutgesetz gewährt einen Schutz nicht bloS für ne« erfundene Gebrauchs-Gegenstände, sondern anch für neue Fabrikationsmethoden. ES ist nn» mehrfach vorgekommen» daß rin in Deutschland patentirteS Verfahren im Auslande ohne und gegen den Willen de» Patentinhabers zur Anwendung gebracht ist nnd die solchergestalt hergestelltr» Erzeugnisse nach Deutschland eingesührt nnd hier znm Schaden de» Patentinhaber» vertrieben find. Es find Zweifel darüber entstanden, ob einer solchen Schädigung nach dem Inhalt de» PatentgesetzeS gerichtlich entgegen getreten werde« kann. In einem Circular an di« verbündeten Regierungen bejaht der Reichs kanzler diese Frage und giebt zugleich die Art des Vorgehen» an. — Die Freisinnige Zeitung hatte gelegentlich behauptet, die socialdemokratische Chiragoer Neue Freie Presse würde auS de« Reptiliensond» in Berlin versorgt, resp. bringe Reptilienartikel. Der Lhesredacteur d«S Chiragoer Blattes hat, der Staatsbürger-Zeitung zufolge, den Rechtsanwalt Heutig in Berlin beauftragt, gegen die Freisinnige Zeitung die VerläumdungSklag« auznstrengeu. — In zahlreichen deutschen Blättern wird gegenwärtig täglich ein an di« Seeschlange erinnerndes Thema: Die Jesuitenfrage abgrhandrlt. Dt« Meinung, daß Wiudthorst „bereits «inen Antrag ans Rückbernfnug der Jesuiten in der Tasche habe", scheint jedoch völlig falsch zu sei«. Dir kleine Exeelleuz ist viel z« schlau, «m so mit der Thür i«S Hau» zu fallen. Die „Germania" ereifert sich wohl fortwährend nnd behauptet steif und fest, da» Verbot de» Je- snitenordrn» sei rin Eingriff in die Recht« der katholische« Kirche, obgleich katholische Staaten den Jesnitenorde« schon vor seiner Auf hebung durch LlemenS XIV. verboten hatten nnd ihn «ach seiner Wiederherstkllnng dnrch Pin» VN. ebenfalls nicht zuließen — aber Windthorst wird de» bewußten Antrag vorläufig gewiß nicht ein- bringe». „Wie Fürst Bismarck," schreibt die Franksnrter Zeitung, .als Reichstag-Wähler einst eine« Agitator, der ihm einen social- demokratischen Stimmzettel anbot, so wird wohl Herr Windthorst Jemande«, der ihn fragen würde» ob er für eine der nächste» Sessionen «inen Antrag auf Beseitigung de» Jesuitengesetzer in der Mappe habe, freundlich lächelnd bescheiden: „So weit find wir noch nicht, mein Liebe,I" — Ueber die Anwendung de» SocialistengesetzeS bezüglich der soeialdemokratischeu Druckschriften und Verein, sind in eine», vom Polizeisecretär Atzrott in Berlin in amtlichem Auftrag« verfaßte« Broschüre folgende Angaben enthalten: S'it Erlaß de» SolialistengesetzeS bi» zum 1. Juni dieses Jahres find durch Bekanntmachung im „Reichs anzeige," 948 Druckschriften verboten, 246 Vereine geschloffen worden. Von den verbotenen Druckschriften gehören 792 der Tategorie der Broschüren, Flugblätter rc. au, während 83 in Deutschland und 41 i« Ausland« erschienene Zeitungen unter- drückt wurden; anßerdem wnrdeu 32 einzelne Nummern verschiedene« Zeitungen anf Grund de» SocialistengesetzeS coufiSzirt. Der größte Theil der Verbote ging von preußische« Behörde« an», sodann folgen Sachse«, Bayern, Hamburg, Baden, Branuschweig» Hessen und Württemberg. Z» den verbotenen Vereine«, welche zusemmeu in 137 Ort,« ihren Sitz hatten, gehören ihrer Art nach 17 über ganz Deutschland verbreiteten Centralverbänden nnd 18 einzelnen Mitglied schaften derselben an. 3 waren Centralcafse«, 100 Arbeiter- und Wahlvereine, 15 Mitgliedschaften der socialistischeu Arbeiterpartei Deutschlands, 7 Fachvereiue und 85 gesellige Vereine. — Wenn diese Broschüre darauf berechnet sein sollte, da» Socialistengrsktz zu empfehlen, so dürste sie ihren Zweck nicht erreiche». Mit dem Auflösen der ,Ver« sawmlnnge« und mit Ausweisungen hat man die Socialdemokratke nicht besiegt, wohl aber die Arbeiter erbittert und ihnen «in straffe» Klassenbewußtsein ringrimpst. das die einzelnen Thcile besser znsammenhält als jede äußere Orsanisation und Agitation. — Abermals find zwei Ausweisungen au» Berlin zu der- zeichne». Am Dienstag ging die AnSweisungSordre de« Mitgliedern des Streikkomitees de« Kistenmacher, Leibnitz und Seidel, zu. Die selbe« find sonst nicht in der Agitation hervorgetrcten. Frankreich. Freyclnet soll dem Papst wegen der Errichtung einer Nuntiatur einen Vergleich vorgeschlagen haben, nach welchem Frankreich die Person de» Nuntius bestimmen will. — In Vierzou ist es zu einem, jedoch nicht gefährlichen Zusammenstoß zwischen Streikenden und Militär gekommen. Mehrere Arbeiter sind verhaftet. — Das Pariser Journal „Voltaire" kündigt das Auftauchen einer zweiten orientalischen Frage an: „Der Kampf um den Einfluß in Marokko, der bisher unter der Decke spielte, wird fortan offen zu Tage treten. In diesem Augenblicke suche der Sultan Muley Hassan eine neue Stütze unh der Minister des Auswärtigen sei deshalb «ach Berlin geschickt worden. SS sei das aber zn spät. Frankreich, als nächster Nachbar Marokko s, müsse klare Verhältnisse schaffen und dafür sorgen, daß die Marokkaner nicht länger in Berlin suchen, was sie daheim nur mit Hilfe ihrer Nachbarn finden würden; man bildet sich bei nnS ein, wir hätten bloS Grenzen in Europa; die Deutsche« wissen sehr wohl, daß wir auch anderwärts Grenzen haben und sie handeln darnach." Angstmeiereil England. Am Donnerstag ist dar englische Parlament er öffnet worden. Die Thronrede enthält keinerlei Bemerkung über die Auswärtige Politik. Sie hebt hervor, daß die Entscheidung des letzten Parlament» bezüglich Irlands durch die Neuwahlen bestätigt sei. Das Budget nnd die nöthigen Finanzvorlageu würden dem Parlament unterbreitet, von weiteren Vorlagen aber im Hinblick auf die vorgerückte Zeit abgesehen werden. — Gerüchtweise verlautet, Mr. Paruell werde demnächst zur römisch - katholischen Kirche über treten. — Gladpone will in einer Woche eine Reise nach dem Kontinent antreten. — Die „Times" meldet aus Birma, daß dort schon über 30,000 britische Soldaten sich befinden, und doch erstreckt sich das wirkliche englische Machtgeblet nicht über den Bereich der Schußweite hinan». Die Birma benachbarten Schanstaaten find überhaupt noch nicht angegriffen; dafür ist aber das frühere britische Birma, welches sich fast 40 Jahre laug unter der englischen Herr schaft befindet, eine Beute von Räubern und Halsabschneidern ge worden Rußland. Die Warschauer Zeitung meldet, 54 Deutsche, au der Wirballener Eisenbahn angestellte Beamte, seien aus Rußland auSgewiesen. — Die bedeniende Handelsstadt Rostow am Don, welche bisher zn dem Gouvernement Jekaterinoslaw gehörte und kürzlich dem Lande der donischen Kosaken einverleibt wurde, besitzt eine äußerst gemischt« Bevölkerung. Das russische Element tritt da selbst stark vor dem eiugewanderten und dem jüdischen zurück. In großer Zahl leben in Rostow auch Griechen, Türken und andere Orientalen. Der bedeutende Handel der Stadt befindet sich voll- ständig in den Händen der Inden und Griechen. Mit der Einver- leibung Rostow » in da» Land der donischen Kosaken entstand die Frage, was mit den Juden geschehen solle, die nach den bestehenden Gesetzen nicht da» Recht haben, im Laude der donischen Kosaken zu wohnen. Man wollte erst eine Ausnahme zulaffen, eS ist aber jetzt doch ander» beschlossen. Alle Juden mit eigenem Grundbesitz müssen die Stadt binnen drei Jahren, alle Juden ohne Grundbesitz binnen sechs Monaten räume«. Orient. Aus Belgrad sowohl, wie aus Sofia betheuern die beiden Regierungen, daß sie gar nicht daran dächten, noch einmal Krieg anzufangen. Wer aber darauf Häuser bauen will, wird nicht weit kommen. In Bulgarien wie Serbien ist die Bevölkerung der festen Ueberzeugung, es werde «och einmal einen Krieg geben. Aus beiden Seiten der Grenze werden auch di« militärisch wichtigsten Positionen bedeutend verstärkt. Besonders ist es König Milan, der eS gar nicht verwinden kann, daß. er statt de» Feldherrnlorbeer's einen tüchtigen Rücken voll Prügel bekommen hat. Amerika. In Chicago ist am Mittwoch Nachmittag die irische Convention eröffnet worden. Der Irländer Egan hieß die Vertreter der in Nordamerika lebenden Iren willkommen und erklärte in seiner Eröffnungsrede, von einer Dynamitpolitik dürfte keine Rede mehr sein, e» handle sich für die Iren darum, ihre Freiheit möglichst anf friedlichem Wege zn erstreben. Der Rath ist gut; aber ob er befolgt werden wird, da» ist eine ander« Sache. In der Lutting- Affaire wird ein Ausgleich zwischen den vereinigten Staaten von Nordamerika nnd Mexiko erwartet. Sächsisches. — FeuerSbrünste in Sachsen. Bor nun gerade 25 Jahre« war für 4 Städte unseres SachsenlandrS «in Jahr großen, dnrch verheerende FeuerSbrünste hcrbrigeführtk« Elend». Zunächst wurden am 8 Juni 1861 in Pausa 59 Wohnhäuser und 7 Scheunen vernichtet, wodurch 140 Familien mit 800 Personen Obdach und Habe verloren. In der Nacht zum 25. Juni fiele« in Elterlein 30 Wohn- nnd 53 Nebengebäude den Flamme» zum Opfer. In der Nacht znm 29. August wurden in Plane» i. B. die Neustadt di» ans drei Häuser, ingleichen auch der Schloßderg bi» auf einige Häuser, im Ganzen ca. 50 Kalasternummer«, durch Feuer vernichtet. Endlich wurde am 27. October da» früher schon so hart betroffen« Anerbach abermals durch einen großen Brand heimgesucht, durch de« 23 Wohn häuser in Asche gelegt und 53 Familien obdach- und habelos wurde«. — Leipzig, 19 Angnst. Gestern Abend, am Gedenktage der Schlacht bei Saint Privat, fand im hiesigen Etablissement „Bonorand" die Weihe der vom Militär-Berri« der 106r in Leipzig beschaffte« Fahne statt, woz« sich außer den Mitglieder«, auch zahlreiche «och active Kameraden des Regiments, Deputationen der übrigen Militär vereine und andere Festgenvffen eingrfunde« hatten. Nachdem da von der Büchner'jchcu Kapelle und unter Mitwirkung de» Gesang vereins Loueordia avSgcsührte Konzert beendigt war, erfolgte der Akt der Fahnenweihe. Dieselbe begann mit einer Ansprache und Be grüßung der Festgeroffenschaft, von welcher sich die Depntirteu der Militärvereiu« mit ihren Fahnen vor der mit den Büsten de» Kaiser» und de- König», sowie de» Prinzen Georg, Chefs de» Regiment» Nr. 106, geschmückten Reduerbühue ausgestellt hatten, durch de» Bov- fitzende« des Militärvereins der 106r, worauf dnrch zwei Damen die Fahne mit den von ihnen überreichte» Schleifen geschmückt, dem Bannerträger übergeben wurde. Hieran schloß sich die Wcihered« de» DivifionSprediger» vr. v. Criegern. Der Weihende folgte» Ansprache» der Deputirtcn der Militärvereine. Da- Einschlagen der gestifteten Fahvenuägel bildete den Abschluß drS Wriheakte», woraus di« Fest- genossenschaft sich dem Tanzvergnügen hingab. — Ein hiesiger Kauf mann, der vom Landgericht wegen fahrläsfiger Tödtnug verurtheilt worden war, weil er einem bereit» angetrunkenen Menschen schnell hintereinander 15 Gläser 38 bis 40 Gr. starken Branntwein verab reicht hatte, wendete gegen diese Berurthrilnng Berufung an da» Reichsgericht «In. Dieselbe wurde jedoch verworfen und da» land gerichtliche Erkenntuiß bestätigt, weil der Angeklagte in strafbarem Leichtsinn jene SchnapSmenge verabreicht und anßrr Acht gelassen habe, daß der Tod eine» Menschen bkerdurch herbeigeführt werden kann. — Leipzig. Eine für die DneSfrage hochbedeutnngSvoll« Ent scheidung über die Strafbarkeit der beim Ehrengericht mitwirkende« Personen hat, wie da» „L. T." berichtet, dar Reichsgericht, 3. Straf senat in der Strafsache wider die vom Landgericht wegen intellektueller Beihilfe zum Zweikampf verurthritte« vr. woä. H., vr. MI. U. und Osiiä. me6. V. zu H gefällt. Wie fkstgestellt, haben die drei Angeklagten anf Bitten der Studirenden Sch. und W , welche nach vorausgegangener und angenommener Herausforderung znm Zweikampf entschlossen, aber darüber «»einig waren, ob, wie die Herausforderung lautet«, mit Säbeln oder, wie der Geforderte verlangte, mit Pistolen gekämpft werde« sollte, behufs Erledigung dieser Differenz und Be stimmung der Kawpswaffen ei« Ehrengericht gebildet nnd nach einem vergeblichen Versuch, den Streit in Güte beiznlege«, ihren ehrenge richtlichen Spruch dahin abgegeben, „die gesallrnen Beleidigungen könnten durch «ine gewöhnliche Säbelmeusur geschlichtet werden." Daranshiu hat zwischen Sch. und W. «in Zweikampf ans Säbel patt- gesunde». In der Erwägung, daß, wie den Angeklagten bewußt war, ihre vorgeschriebe«« Thätigkeit dahin abzielte und thatsächlich dahin wirksam geworden ist, ein der Ausführung deSZweikampfeS entgegen« stehendes Hinderniß, die Uneinigkeit über die z« wählenden Waffe», dnrch ihren für die Duellanten maßgebenden Ausspruch zu beseitigen, also den Zweikampf selbst durch Rath zu fördern, hat das Landgericht die gesetzlichen Merkmale strafbarer intellectueller Beihilfe im Sinne der HZ 201, 205, 49 des Strafgesetzbuches gegen die drei Angeklag ten als vorliegend erachtet. Die von den Angeklagten gegen da- Ur- thetl eingelegte Berufung hat da» Reichsgericht verworfen und somit da- landgerichlliche Urtheil bestätigt. — Dar genannte Blatt knüpft daran folgende Betrachtungen: Dnrch die strafrechtliche Verfolgung der Theilnrhmer an einem Ehrengericht, welche» über die Zulässigkeit von schweren Fordernngeu zu entscheiden hat, wird mau alle» Andere, uu, kein« Verminderung der Duelle herbeiführeu. Jeder, der mit der Wirksamkeit dieser Ehrengerichte nur einigermaßen vertraut ist, weiß, daß dieselben mindestens SO Proceut der von ihnen zu beurthellende« Forderungen als ans Uebereilung gestellt oder auf Mißverständnissen beruhend abweisen. Oft tragen dieselben auch dazu bei, daß durch gegenseitige Anssprachen der Gegner «ine Verständigung herbeigeführt wird. Wenn man nun di« Beisitzer bei eine« Ehrengericht mit em pfindlichen Freiheitsstrafen bedroht, wird man dadurch nur erreichen, daß zahlreiche Forderungen, di« sonst vielleicht durch ein Ehrengericht beigelegt worden wären, ohne ein solches zum AuStrag komme«, wie e» bereit» in Berlin der Fall ist, wo einige studentische Lorporatiouen, um ihre Mitglieder als Beisitzer eine» Ehrengerichts nicht einer ge richtlichen Bestrafung auSznsetzen, von Nichtcoulenrstudente» gestellt« Forderungen, Venn kein ausdrückliches Berlangen nach einem Ehren gericht gestellt wird, ohne ein« solche- auStrageu lassen. — Reudnitz, 19. Angust. Am gestrigen Abend hat sich bei Gelegenheit einer Urbnug der hiesigen freiwilligen Turnerfeuerwehr «in betrübende» Unfall ereignet. Ein der Feuerwehr seit fast 20 Jahren angehörende» Mitglied, einer der besten Steiger, kam anf dem Dache de» betreffenden HansrS dnrch einen Fehltritt zum Falle» und stürzte anf eine Veranda herab, dabei sich eine ziemlich schwer« Verletznng de» Rückgrates znziehend. Der Unglückliche hat heftige Schmerzen auSznstrhen, doch ist die Möglichkeit seiner Wiederherstellung nicht anSgeschlvffen. — BolkmarSdorf. 18. August. Einen abscheulichen Streich spielt« ein Eoncnrreut am Sonntag der Hierselbst Vorstellungen gebenden Eeiltänzergrsellschast Wünsch, indem er übe» Nacht da» Seil anschnitt, so daß rin große» Unglück hält« herbelgesührt werden können» wen« die schadhaft« Stell« nicht rechtzeitig bemerkt worden wäre. ES gelang, den Thäter z» verhaften. — Döbeln. 17. August. Der von einem auswärtigen Unter nehmer geplante Ban einer Straßenbahn vom Hanptbahnhof« nach
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