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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860919
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-19
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.09.1886
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Rr. 2L8 sed,-n Wochentag Abend» (mit dem Patum veS folgenden Tages) zur Ber andung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes. Anzeiger'' mit dem Heiblatte: „Ttlgliches Unterhaitnngsblatt" vnd dem humoristisch illustr. Sonntagsblatt „Lustiges Bilderbuch'' kostet monatlich nur 60 Pfg. lPostzeitungS-PreiSliste Nr. 4633.) Friedrich der Große und Miraveau. ' Von W. Passauer. Nachdruck verboten. Fortsetzung. Wie dir beiden Reiter die Stadt hinter sich habe», geben sie den Pferden Spor« nnd Peitsche und jagen vorwärts. Noch geht der Mond hell am Himmel und wirst breite Schatten der alte« ver krüppelten Weiden über die öde Straße. Der Nachtwind fährt dann und wann mürrisch durch die Aeste. Sie schauern nnd schütteln in blinkende» Tropfen den Rege» ab, der Tag über in kurzen Pansen gefallen. Wo er im Sande in den au-gefahrene» «agengeleisen Lachen gebildet, spritzt dar trübe Waffe» unter dem raschen Husschlag hoch aus. Vorwärts! — Die Luft ist wohlig warm. An» de« nieder» Wiesen seitab von der Straße steigt der Nebel und rollt tiefe grau gelbe Vorhänge übe« die flache weite Laudschaft, ans der hie und da di« Krone« der Kiefern, hie» und da die Strohdächer eines Dorfes, dl« Schornsteine eines einsame« Weiler» heranSseheu. Vorwärts! Die Reiter jagen stumm vorüber. Eie wisse» de« Weg und ihr Ziel, nnd der scharf« Sang der Pferde schließt ihre Lippe», verbietet dir Unterhaltung. So geht eS eine Stunde nnd «och eine fort. Die Pferde beginnen z« dampfen nnd weiße Schneeflocken bedecken die Zügel und die lange» Mäntel der Reite». Vorwärts! — Jetzt eine Anhöhe hinaus nnd wie die Pferde im raschen Lauf zurückhalten, höre» die Reiter seitwärts lautes Rufe« und Pochen. Sie halten an und reiten vorsichtig de« Geschrei «ach. wo sich all mählich an» dem Nebelschleier heran» unter breiten Linden eine elende Schänke herauShebt, am Anfang oder am Lude der Straße, die hier durch nach Potsdam führt. Bor der Schänke am Boden liegt mit fliegenden Weichen und blutige« Schaum vor dem Maule ei« gesattelte» nnd gezänmte» Pferd. De» Reiter, ein Page in de» Königs Livree, steht außen am Fenster nnd schlägt mit dem Knopf der »«gewendete» Reitpeitsche heftig gegen Thür nnd Fenster. „Oeffnet!" schreit er. »Ausgemacht! Im Namen des König» — ausgemacht!" Innen wird e» hell. Ei« granhaarige», schlumpige-» der schlafen«» Weib in schmutziger Pelzjack« und Nachthaube, eine dünne Talgkerze in der Hand, öffnet scheu und vorsichtig da» Fenster. »Aufgemacht I" schreit der Page. »Ein Pferd — ich muß ei« Pferd habe«! — Ich mnß «ach Berlin — der alte Fritz liegt im Sterben! — Ich will «in Pferd — ei« Pferd «ach Berlin I" »Der alte Fritz liegt im Sterben!" schreit das Weib, entsetzt zurückfahrend, in die Stube hinein. Di« Kerze erlöscht nnd wieder ist'» dunkel. Aber die Fenster, die Thüren seitwärts, geradeüber öffnen sich, erhellen sich, di« Laden schlage« auf. »Der alt« Fritz liegt im Sterbe» I" schreie« st« einan'-tr zu. Männer nnd Weiber in noth- dürftigster Kleidung, wie der Schreck, die Ueberraschung an» dem Schlaf heran» sie kofiümirt, znletzt die Knaben und die Mädchen barfüßig und barhaupt, die Kinder i» Hemde — der alte Fritz liegt im Sterben! — Sie umringen, «mstehe« den Pagen, mit gefalteten Hände», Thränen in den Auge» schaare» sie sich nm ihn, der ver zweifelt noch immer «ach einem Pferde schreit. Und in nächster Minute wird schon ein Pferd hergeführt, noch eins, noch ein dritte». Nach fünf Minuten stehen zehn, zwanzig Pferde um den Mann, der hastig dem z« Schande« gerittene« Gaul Zanm und Zügel und Sattel abschnallt — der alte Fritz liegt im Sterben! — »Nehmt meinen Rappen — nehmt meirr» — mein Schim««l läuft am schnellste« — nehmt «einen Schimmel I* so rufen sie und drängen sie sich n« ihn. I« Nu ist ei« Pferd gesattelt und gezäumt. Der Pag« giebt ihm die Sporen und jagt durch den Haufen in die Mondnacht fort auf der Straß« «ach Berlin. Die Bauern stehe« und sehe« ihm «ach nnd stecken die Köpfe zusammen nnd schleichen nach einer Weile tranrig, stumm in ihre du«pfen niedrigen Hütten zurück, alle voll von dem einen Gedanken: »der alte Fritz liegt im Sterben!" Mirabea« und sein Begleiter sahen von Fern« de« Auftritt« zu. Ihre Pferde hatte« verschnauft. I« rasche« Trab« setzten sie nun ihren «eg durch da» still« dunkle Dorf »ach Potsdam fort. »ES ist etwa» Große- um ein Volk, da» um seinen sterbenden König weint," beginnt Mirabea« «ach kurzer Weile. »Seit Hein, rich IV. find in Frankreich solche Thräne« nicht geflossen. Thränen der Freude nnd Hoffnnng wohl, sobald ei« nener König Scepter nnd Krone ergriff, aber dann Thränen der Verzweiflung, so large rr regierte nnd Thränen de» Hnffe» und der V-rachinvg auf seinen Beiblatt Mm Sächsischen Lmides-Aiyeiger. D«S verheere»de Srdveve« in den jve*einigten Staat,«. New-Uork, i« September Im Allgemeinen wird Nordamerika wenig von «rnplichen Erd beben heimgesucht; die verheerenden Naturkräste treten bei nn» mei- Pen» in Gestatt von Orkanen, Tornado» nnd entsetzlichen Wirbel, stürmen anf, die zudem sich z»m größte« Theil anf bestimmt« Sturm- centren im Nordweste« und Westen beschränke«; «m so Überraschender war daher da» gewaltige Erdbeben, da» unser Land in der Nacht vom 31. Augnst heimgesncht hat, überraschend nicht so sehr durch die verheerende Wirkung in dem am «eisten heimgrsuchten Distrikt, al» vielmehr Wege« der gewaltige» «n-dehnnug de» gleichzeitig in» Schwanken gebrachte« Stücke» der Erdoberfläche. Soweit die Berichte bi» jetzt vorliegen, ist der ganz« östlich vom Mississippi gelegene Theil der vereinigten Staate« von Alabama an bi» tief in Tanada hinein erschüttert worden und der Major Totnell, der tüchtige Direktor de» Geologischen Bnrean» in Washington, erklärt, daß ei« Erdbeben von solcher räumlicher Ausdehnung überhaupt noch niemals beobachtet worden ist. Dank der musterhafte« Einrichtung unsere» übe« da» ganze Land verbreiteten meteorologischen Signaldienst«» liegt eine so reiche Fülle durchaus zuverlässige» BeobachtungSmaterial» vor, daß die sämmtlichen mit dem Erdbeben verbundenen Erscheinungen auf » Ge nauest« festgestellt werde» könne» nnd «» möglich ist, ein scharf mar- kirte» Gesammtbild der Katastrophe zu entwerfen, das wesentlich zur wissenschaftlichen Klärung der noch immer ziemlich problematische» Erdbebrntheorien beitragen wird. Hier in New-Uork hat man da» Erdbeben allerdings recht deutlich gespürt, aber besonderen Schoden hat e» nicht angerichtet; ziemlich harmlos verlief e» auch in den übrigen erschütterten Gebieten de» Lande» mit Ausnahme de» unglücklichen Sonth-Tarolina, da» leider sehr schwer heimgesncht worden ist. In den Depeschen, dir am Mittwoch Morgen pnblicirt wurden, hieß e» unter anderem, daß an» EharleS'o», South Larolina und einige« anderen Plätzen de» Staate» keine Depeschen ringetroffen sein und daß überhaupt die telegraphische Verbindung unterbrochen sei. LharlrSlon steht aber mit New Kork in s«hr lebhafter Ha»delSverbi«d«»g nnd al» auch am Do««er»ta> Morgen noch immer kein« Depesche« einlirfen, gerieth «an in fieberhafte Aufregung, «amentlich, da di« unheimlichste». Gerüchte, hi« ganz« Stadt sä zerstört, ein« Springfluth habe sie! Sarg! — Aber hier — diese» drntsch« Volk voll Anhänglichkeit und Liebe, voll Aufopferung und Treue für seinen König, da» kinzige Pferd vielleicht de« Page» aufdriugend für den König, der di« Söhn« diese» Volke» vor die Kanonen geführt, der er mit Abgaben und Stenern und Dienste» überbürdet, der deutsche Bildung verachtet, der »Fremdling in der Heimath", der über Sklaven nicht herrschen will. O wenn die Könige dies« Treu« in dem Volke würdigten, welche Pein müßte ihnen der Gedanke tn der Todesstunde verursache», diese» Voll nicht geehrt zu haben! — Wahrhaftig, Baron, ich möchte diese» arme nuwisiende treu« Volk küsse«, wenn «» nicht so roh und schmutzig und wenn ich nicht Franzos« wäre.". Der Baron Noldä schwieg nnd sie ritten eine Weile stumm weiter. »Aber e» ist ein uralte» Wort, daß sich jede Schuld auf Erden rächt,' fuhr Mirabea» fort. »Mag seine Wahrheit auch in der An wendung auf Individuen angezwerfelt werden — anf Völker und Staaten, als politische Individuen bezogen, ist sie zweifellos. Der Tod hat selbst vor de rächenden Nemesis keinen Respekt und entzieht oft den schuldigen Mensche«, nnr zu oft, der irdischen Strafe. Aber Völker nnd Staaten leben lange und lassen der Gerechtigkeit Zeit, ihre« Spruch zu fälle« und ihr Ürtheil zu vollstrecke«. Di« Geschichte liefert dazu lehneiche Beispiele genug und ihr Znchthau» ist voll be- setzt von Völkern und Fürste«, die, ans lebenslang vermtheilt, ihre Strafe verbüße». Wer aber hat «in Ohr sür die Lehren der Geschichte I Man hat «S weder in Versaille», noch dort — sehen Sie dort in der Ferne, wo die Lichter flimmern nnd anflenchten." Mirabeau zeigte mit der Reitpeitsche nach Potsdam hin. »Reiten wir zu! — Die Monarchieen de» heiligen Lndwig und di« dl» Philosophen von Sanssouci stehe« am Abgrund, trotz de» Glanze», der sie znr Zeit noch «mgiebt. Sie tragen den Keim de» Todes in sich — Beide. Beide zersetzt von Realismus und Idealis mus, die Beide nnr ein Ziel haben — die Revolution! — Ei« Mittel nnr giebt er, sie »n retten, und das ist die engste Koalition Beider. Eine Koalition de» französischen und deutschen Volle», di« sich in ihrem Wesen ergänzen, kann Beide retten nnd dl« Welt nach vorwärt» bewegen. Aber ich fürchte, die Zeit dazu ist nicht reif und ihr feindliches Gegenüber bringt alle Welt um Jahrhunderte zurück. Doch die Zeit wird kommen, so wahr und sicher, al» Mond und Sterne dort über nn» ihre vorgeschriebe«« Bahn verfolgen. Dies« Koalition ist ein« Noihwendigkeit, die sich vollziehen mnß, wenn nicht jetzt, so dereinst im kommenden Jahrhundert; aber dann über ge- stürzte Throne, über Ströme von Blut und hundert Schlachte« I — Aber reite» wir rascher — dort vor nn» ist Potsdam." Die Pferde greifen mit letzter Anstrengung au». Nun geht'» in die Straßen von Potsdam hinein. Hier ist trotz de» späten Nacht- stunde ein geheimnißvoll unruhige» Wese«. Ganze Reihen von Fenster sind erleuchtet, r» geht nnd kommt, dunkle eilige Gestalten mit geräusch losen Schritte«. Je näher dem Brandenburger Thor« zu, au dem Obelisken vorüber, desto dichter wird da» Treibe« der Menschen, der Wagen, der Reiter, alle nach einem Ziele, «ach SanSsonei hinaus. Dorthin lenken auch Mirabea« und der Baron ihr« Pferde, steigen vor dem hohen Thor« ab und die Terrassen «ach dem Schloff« hinan Da oben steht eS Kopf au Kops — der alt« Fritz liegt im Sterbe» Am fünfzehnten August, Dienstag», war der König gegen seine Gewohnheit erst um 11 Uhr erwacht und hatte anfangs wie verwirrt «m sich geblickt, schnell sich aber gefaßt und seine» Generälen nnd Sekretären mit alter Genauigkeit Befehle gegeben, einen an de» Commandante« von Potsdam, General Rohdich, betreff» «ine» am folgenden Tage angesetzteu Manöver» bk» in'» kleinste Detail. Dann besorgte er sein« CabinetS-Geschäfte mit der alten Geisteskraft, aber mit schwacher Stimme und am Abend »nterzelchnrt« er wie gewöhulic > seine Befehle: die letzt« Depesche war eine genaue Instruktion an den LegationSrath Hütte! «ach Petersburg. Mittwoch Morgen» de« sechzehnten Augnsi fanden sich die General-Adjutanten, die Sekretär«, der Eomwandaut znr gewohnten Stunde ein, wnrden aber nicht vor- gelassen. Sie sollen warten. Der König befindet sich in einem röchelnden ominöse« Schlaf, ähnlich dem TvdeSschlaf, nnd scheint, wenn er die Augen öffnet, ohne Bewußtsein. In einem solchen Augenblick quälte er sich, dem General Rohdich die Parole zu geben, einmal, zum zweite» nnd dritte« Male. ES ging nicht. Mit einem ««sagbar klagenden Blick wandte rr sein Haupt nnd sank in den Winkel seine» Lehnstuhl» znrück. Rohdich trat mit Thränen in de» Ange« ab. Bald darauf begann das TodeSröcheln von Neuem nnd dauert« den ganzen Tag. Sei« Gesicht war mehr roth, al» blaß und die Auge» hatten noch nicht ganz ihr gewohnte» Feuer verloren. Gegen Abend ließ da» Fieber nach und der König schlief sanft. Die vollständig vernichtet und in'» Meer gerissen, die Stadt erreichte» und auch Glaube« fanden. Endlich gegen 11 Uhr trafen di« ersten direkte« Depesche« ei«, sie klangen traurig gennng, aber sie wirkten doch erlösend, bi« schlimmsten Gerücht« hatten sich nicht bestätigt, Eharlefton stand noch am alten Flecke, aber da» Erdbeben hatte e» zr-m großen Theil in einen Trümmerhaufen verwandelt und unter den Trümmern sollten 60 bis 70 Todte begraben liegt« und außer dem viele Hunderte von Personen mehr oder weniger schwer ver wundet sei«. Da» mnß eine grauenhafte Nacht gewesen sein für di« armen Eharlestoner I Kurz vor 10 Uhr Abend» kam der erste, stärkst« Stoß, der sofort in wenigen Sekunden da» Werk der Zerstörung vollendet hatte; was nicht iodt oder verwundet unter den Trümmer« l ag, eilte angsterfüllt -uf di« Siraße und auf di« freien Plätze, jede« Augenblick gewärtig, daß noch weitere, verheerende Stöße Nachfolgen würbe«; Niemand traute sich mehr in die Straßen, In die wankenden Häuser hinein, nnd di« ganze Nacht durch kawpirte man anf de« relen Plätzen; um den Schrecken noch z« vermehren, brach au mehreren Stelle« z» gleicher Zeit Frner au», so baß di« Befahr nahe lag, daß die ganz« Stabt dnrch Feuer zerstört würde. Glücklicher Weise gelang «S den heldenmüthigen Anstrengungen der Fenerwehr- lente, da» Fener zu bewältigen. Al» endlich «ach langem, langem Harre« der Morgen heran dämmerte, da bot sich den entsetzte« Augen der unglücklichen Bewohner «in qualvolle» Schauspiel dar; fast di« ganze Stadt, die stolzen schöne« Bauten. Kirchen, öffentlichen Gebäude, sowie Privat-Häuser lagen in Trümmern nnd auf den Straßen selbst unter den Ruinen Todte und Verwundet« überall. Dazwischen die henkenden und jammernden Neger, die vor Furcht und Angst fast wahnsinnig geworden waren, nnd je mehr mau sich bemühte, sie zn beruhigen, nur noch toller und wahnwitziger wnrden. Am Mittwoch wiederholten sich bi» zu« Abend die Stöße, noch Niemand wogte sich in die Stadt hinein und dir Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag verging sür di« Bewohner ungefähr in derselbe» Weise wie die Nacht vorher; erst dann, al» Alle» »nhig blieb und nnr noch zuweilen ein dumpfe» Grolle« tief in der Erd« an die Schreckens- Moment« erinnert«, fing man an, sich z« orientiren» provisorische Wohnungen zu errichten, wieder frische» Muth zn fassen, den Kampf mit dem Dasein ans'« Neue z« beginnen, nnd di« neu hier eintreffenden Depesche« meldeten, daß di« Ruhe ziemlich wieder hergestellt sei, de, Eisenbahn- nnd Telegraphrndieust wieder anfgeuommen sei und «llmählich Alle» wieder in da» richtige Gelri» komm«. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (In Briefmarken) beifüge« L» tte8Silbe»Corvusschrift bilden ca. 1 Zeile). V. »äüllkaaaa. DergroßenAuflagewegenkönnenAnnonce» ^ o o nur bis Vormittag angenommen tverdsNr Füße bi» zum Knie aber waren bereit», al» er erwacht«, kalt. Ei», mal «och «ahm er ein Gla» Fenchelwaffer — die letzte Erfrischung! — Al» die Wanduhr zu seinen Häupten elf Uhr schlägt, sagt er: »Um vier Uhr will ich geweckt sein!" und später, al» sich nach eine« heftigen Hnstenanfall der Schleim endlich löst: ,,6sl» ssra bon, 1» movtaAlls est pass^l" Ja Wohl, arme Majestät, Ihr Weg war steil, rauh, voll mühsame« Klimmen», jetzt find wir über den Berg, jetzt wird «» besser gehen — aber nicht anf ebener Bahn dnrch da» blühende Land de» Leben», sondern abwärt», hinab in de» finstern Schacht de» Tode»! — Dar Gefolge, Minister von Herzberg, die Generäl« von Goertz, von Schwerin nnd Doktor Selle befinden sich im Nebenzimmer. Strützki, Schöning und Neumau», seine treuen Kammerlakaien, find alle n» ihn. Strützki nimmt den König, n« seinen Athen» zn er« leichter«, auf sein Knie. Mit seinem ander» Knie ruht er ans dem Fußboden, während de» König» rechter Arm «« Strützki'» Halb» Strützki'» linker Arm um de» König» Rücke» liegt und sein« Schtütern stützt. Hier ei« bange» Schweigen. Außer dem schweren Athen» de» Sterbenden kein Laut; draußen aber die dnnkle schweigende Erde, di« seine» Leibe» harrt, darüber di« schweigenden ewige« Sterne, di« seine« Geist «Marten, der Mond, der sich dann nnd wann hinter den Wolken verbirgt. Am tiefsten Horizonte seit einer halben Stnnde ei» blendende» Wetterleuchten. Da» war der Augenblick, als Mirabeau nnd Noldä vor dem Palaste aulangten. Der gedrängte Hanf« der schweigend feierlich Um- stehenden machte ihnen Platz. Drinnen in alle» Räumen Helle Fenster, dnnkle Schatte«, dl« an ihnen vorüberhuscheu, Diener mit Fackeln, die kommen und gehe«. Sie traten in de« Flur nnd standen da, ungewiß, zögernd. Eine Hand legte sich leise aus Mirabea«'» Am. E» war der Bruder de» König», Prinz Heinrich, den Hut tief in» Gesicht gedrückt, den lange« Mantel hoch in die Höh« g«. zogen, damit Niemand seine ermatteten Züge, die fieberhaft« Gluth seiner Augen, seiner Wangen sehe. Er war bereit» znm dritte« Male in der Nacht vorgefahren. »Folge« Sie mir. Her» Graf, kommen Sie mit mir," sprach er za ihm, ihn in «in Nebenzimmer ziehend. »O, hören Sie, diese» Röcheln — man wird «» in der Welt hören — «» hallt in meine Ohren surchtbarer al» der Donner der Kanonen. Der König stirbt —" »Aber seine Herrlichkeit lebt ewig!" erwiderte Mirabea» ebenso leise, den Arm de» Prinzen an sich drückend. Der welthistorische Augenblick läßt ihn verstummen. Sie stehen unn im Nebenzimmer. Da» Röcheln de» König» hält an, — beginnt wieder — schwankt zitternd — noch zwei leis« Züge — dann hört der Athen» auf. Der letzte Kampf ist auSgekämpst. Donnerstag früh am 17. August 1786 nm zwei Uhr und zwanzig Minute». Der Minister von Herzberg wandt« fich, al» Strützki den König sanft in den Sessel zurücklehnte nnd fich todtenbleich nnd zitternd erhob, erschüttert «m, erkannte de» Prinzen nnd ergriff dessen Hand. Aber sein« Stimme war von innere« Schmerz« erstickt. Er konnte kein Wort sprechen nnd stürzt« mit verhülltem Besicht an» dem Zimmer. Nach einer kurze« Pause erscholl der Palast von lautem Wehklagen wieder, da» fich «nter da» harrend« Volk nach anße« hi« fortpflanzte und eine Minute unheimlich widerhallte, wie da» ferne Brausen de» Meere». Der Prinz war langsam in da» Sterbkrimmer gegangen nnd stand, den Kopf tief gevengt, vor der Leiche. Der Minister vo» Herzberg bestieg draußen, «nter dem Nagende« Zuruf de» Volke», seinen Wage» und jagte nach Potsdam znrück, dem nenen König Preußen», dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, die Tranerknnd« zn überbrknge«. Kaum «ine Viertelstunde später, nachdem Mirabea« den Bavo» Noldö gebeten, ihm «ach Berlin voranznreite« und di« bereit» fertig liegende Depesche nach Pari» abznsenden, nnd selbst noch mitten km Volksschwar« zurückgeblieben war, «m di« nächsten Vorgänge i« Palais zu beobachten, rollte die Kutsche de» nenen König» Hera». Die imposante Gestalt Friedrich Wilhelm II. stieg an» und der König vegab sich in Begleitung Herzberg'» und seine» Kämmerer» Rietz in da» Sterbezimmer. Da» Volk begann fich langsam» zögernd nach Potsdam znrück« znSegebeu. Auch Mirabea«'» Geschäft war hier zu Ende. Die Leiche de» großen Friedrich war am achtzehnten August Aden' S acht Uhr in der Garnisonkirche zu Potsdam «nter der Kanzel neben seinem Vater beigesetzt. — Sein Neffe, Friedrich Wilhelm II., wegen seiner Beliebtheit „der Dicke" genannt, ein Sohn de» zweitgeboreuen Sohne» Friedrich Wilhelm I, Angnst Wilhelm und der braunschweigischen Prinzessin Am Mittwoch hatte der Kapitän Lawso», einer der Redakteure >e» Eharlestoner „News and Courier", eine drastische Beschreibung einer Erfahrungen in der ersten Nacht z» Papier gebracht» aber da da» Gebände der Zeitung zur Hälfte in Trümmer lag, weigerten di« Setzer fich, an die Arbeit zu gehen, und so konnte der Artikel nicht erscheinen und wurde au die übrige Press« im Lande telegraphirt. Ich füg« einen genügenden Auszug a«S diesem Artikel hier bei: „Während ich im zweiten Stockwerke de» Gebände» meiner üb lichen Beschäftigung oblag, vernahm ich «in Getöse, welche» au» de« untere« Stockwerke zu komme» und durch da» rasche Fortroll«» eine» chweren Körper», etwa eine» eisernen Kassenschraukr» oder eine» chwerbeladenen Wagen», verursacht z« sein schien. Da« Gebände selbst erbebte, aber nicht heftiger, als wenn auf der Straße ein schwerbe- lodener Wagen vorübergefahren wäre. In de« ersten zwei oder drei Sekunden verrieth Niemand Ueberraschung. Al- aber da» Getös« zw> nahm und da» Gebäude immer heftiger erschüttert wnrd«, bemächtigte ich aller Anwesenden groß« Bestürzung. Angstvoll fragte Einer den Andern: „Was ist das? Ein Erdbeben?" Eh« die Frage beantwortet werden konnte, erhob fich «in betäubende-Getöse. Die starken Mauer» de» Gebäude» schwankten, wie vo« einer ««sichtbaren Macht bewegt, listig hin nnd her, daß wir Alle nicht ander» glaubte», al» daß da» ganze Gebäude auseinander gerissen werden würde. Der Fußboden chwankt, unter unsere» Füße«, wir sahen deutlich, wie die Wände ich bewegte», nnd al» wir über unseren Köpfen da» Geräusch Herab allende» Backsteine, klirrender Fensterscheibe» n. s. w. vernahmen, flankten wir, unser letzte» Ständlein sei gekommen. Keiner hielt »» ür möglich, dem Tode zu entrinnen, und doch drängten Alle instinktiv «ach dem AnSgange. Ehe wir jedoch die Thür erreichten, taumelten wir wider die Wand und wir gaben nun jeden Fluchtversuch auf. Einige Sekunden später fing jedoch da» Getöse an schwächer und chwächer zu werde« und nach einigen Minuten war Alle» still. Wir dankte« im Stillen unserem Schöpfer, daß wir der Gefahr entronnen waren nnd eilten nach der Thüre. Während wir abr» die Depp, biuabeilten, um in» Frei« zu gelangen, wu-d« die Stille in gräßlicher Weis« unterbrochen. Von alle» Seiten v-ruahmen wir Jammertön«. da» GchmerzenSgeschrri von Frauen und Kindern, vermocht mit d,ur Geschrei vo« aufgeregten Männern. Als wir die Straße erreich'en, war diese bi« an dl« Dächer der Hänser hinauf mit weißem Kalk- taub angefüllt, der durch de« Einsturz von Mauern verursacht worden ^ war. So dicht war der Staub, daß wir die Gar stammen kan« «ehr
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