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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-28
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.11.1888
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Nr. 277. — 8. Jahrgang. Der jede» Wochentag Abend (mit Datum deS solgende» TageS) zur Versendung gelangende „TcilWchc Landcs-Anzetger" mit täglich einem Extra-Beiblattt .1. Kleine Botschaft 3. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GcrichtSzeitmrg 4. Sächsisches Allerlei 5. Illnstrirtes UnterhaltungSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch (ostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei de» Post-Anstalten 75 Pfg. (Post-Zeitnngs-Prcisliste Nr. 5035.) Sächsischer l>l>i>kS-All)kjakt Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags.Expeditionr Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. Fcrnsprcch.Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Mittwoch, 28. November 1888. Bon den Hauptblättern des „Sächsische« LandeS-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billiger« Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeigee für monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (ZeitungS-Preisliste 9. Nachtr- Nr. 1350».) 8^ Anzeigenpreis: Raum einer fchmnle» CorpttSzeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man de» Einrückungsbetrag (in Briefmarken) beifügen lje 8 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeige» finden ohne Preisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) i — ^ Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Klempnermeisters Ernst Julius Haacke in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 22. December 1888, Vormittags ll Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt- Chemnitz, den 22. November 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bauunternehmers Carl Heinrich Vettcrmann in Altendors ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, znr Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- verzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbarcn Vermögcns- stücke der Schlußtermin auf den 24. December 1888 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 24. November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1895 vcrlautbart, daß der Kaufmann Herr Leopold Stein aus der yandclsgescllschaft unter der Firma Berg u. Stein in Chem nitz als Mitinhaber ausgeschieden ist, sowie, daß der seitherige Theilhaber, der Kaufmann Herr Nathan Berg daselbst, das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft unter der bisherigen Firma fortführt. Chemnitz, am 22. November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3014 verlautbart, daß Herr Carl Hermann Klüx aus der Firma Richard Börner in Chemnitz als Theilhaber ausgeschieden und der Maschincnfabrikant Herr Carl Oswald Hofmann dastlbst in die genannte Firma als Mitinhaber eingetreten ist, sowie, daß künftig Börner u. Hofmann firmirt wird. Chemnitz, am 22. Noveniber 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3190 die am 27. October 1888 errichtete Firma Straube u. Streicher in Chemnitz (Annabergerstraße Nr. 61) und als deren Inhaber der Maschinenbauer Herr Carl Gottlieb Straube und Herr Johann Georg Friedrich Streicher daselbst eingetragen. Chemnitz, am 22. November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3191 die Firma Robert Martin in Chemnitz (Lerchenstraße Nr. 13) und als deren Inhaber der Buchhändler Herr Wilhelm Friedrich Robert Martin daselbst eingetragen. Chemnitz, am 22. November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3192 die Firnia E. Kolstcr in Chemnitz (Augustus- burgcrstraße Nr. 11) und alS deren Inhaberin Frau Auguste Emilie vcrehel- Kolstcr, gcb. Georg! daselbst, Besitzerin eines Materialwaaren-Geschäfts, ein getragen. , .. Chemnitz, am 22. November 1888. Königlicher Amtsgericht, Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 3193 die Firma Alexander Philipsoh» in Chemnitz (ZIchopauerstraßc Nr. 94) eingetragen und zugleich vcrlautbart, daß Frau Clara vcrehel. Philipsohn, geb. Hirschfcld daselbst, Inhaberin der Firma, der Kaufmann Herr Alexander Philipsohn aber Prokurist der Firma ist. Chemnitz, ani 22 November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3194 die Firnia Leo. Stein in Chemnitz (Lauge- straße Nr. 4) eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Kaufmann Herr- Leopold Stein in Chemnitz, Besitzer eines Handschuh- und Strumpswaaren- zeschästs, Inhaber der Firnia, der Kaufmann Herr Julius Goldscheider aber Prokurist der Firma ist. Chemnitz, am 22. November 1888. Königliches Amtsgericht. Hospitanten; die Freisinnigen 36 Mitglieder; die Socialdeinokraten 10 Mitglieder. Bei keiner Partei sind: 22 Mitglieder, 6 Mandate ind zur Zeit erledigt. — Die von der conservativen Partei, wie vom Centrnm ge stellten Anträge auf Einführung des Befähigungsnachweises für Hand werker sind jetzt im Reichstage cingebracht worden. Die Schulden des Reiches. An Anleihcvorlagen hat der Reichstag bisher bewilligt für 1144,369,776 M. 41 Pf., die erste Milliarde ist also überschritte». Ausgenommen sind bis November 1887 814,934,026 M. 93 Pf. Ueber das letzte Jahr fehlen die genauen Angaben noch. Wegen Streikes der Former läßt die Flensburger Schiffs- baugesellschast am 28. November die gesammte Arbeit auf ihrer Werft aufhören. Gegen 1200 Arbeiter werden durch die Sperre beschäftigungslos. Eine von den streikenden Formern geplante Ver sammlung wurde polizeilich verboten. — Die deutsche vstafrikanische Gesellschaft will den Reichstag um ein Darlchn von 10 Millionen Mark zu 3'/z Procent angehen; ohne jede Garantie wird der Reichstag die Summe schwerlich be willigen und die Gesellschaft wird deshalb den Reichsbehörden eine weitgehende Controlle ihrer Maßnahmen einräumen müssen. Der Reichstag hat nicht nur auf die Interessen der ostafrikanischen Ge sellschaft, sondern mehr noch auf die der deutschen Steuerzahler zu achten. — Aus Zanzibar wird berichtet, daß die anhaltend ernste Krankheit des Sultans den Beginn aktiver Operationen an der Küste immer noch verzögert. Das Blokadegeschwadcr ist noch vor Zanzibar, und der Sultan hat noch keine Bekanntmachung erlassen. Inzwischen sind die ursprünglichen Vereinbarungen wiederum geändert; die deutschen Schiffe werden den südlichen, die englischen den nördlichen Theil der Küste blokiren. Die deutsche Marinebesatznug wurde aus Bagamoyo wieder zurückgezogen, da infolge eines sechstägigen Regens das Fieber heftiger grassirt. In Zanzibar sind zahlreiche unbeschäf tigte Beamte der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft. — Die bisher über die Emin-Pascha-Expedition im Schoße des Centralkomitees bestehenden Meinungsverschiedenheiten sind nunmehr ausgeglichen. In einer am Sonntag stattgehabtcn Sitzung ist be schlossen worden, Leutnant Wißmann solle sobald wie möglich nach Afrika gehen, um zu ermitteln, auf welchem Wege die Expedition unter den jetzigen Verhältnissen Vorgehen könne. Eventuell würde er dann mit einer ersten Kolonne den Marsch anzutrcten haben, worüber weitere Beschlüsse Vorbehalten sind. der Mackenzie'schen Veröffentlichungen einen Protest gerichtet, welcher folgendermaßen lautet: „Die Unterzeichneten Mitglieder erlauben sich die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf die Veröffentlichung in Nr. 1450 des von der Gesellschaft herausgegebenen Journals zu lenken, welche die Wiedergabe einer Niederschrift des Kaisers Friedrich dar- stellt, bezüglich der ihm von einem seiner ärztlichen Berather zu Theil gewordenen Behandlung. Die Unterzeichneten erachten die Ver öffentlichung dieses Schriftstückes als eine Verletzung ärztlichen Ver trauens und das Erscheinen desselben in den Spalten eines Blatte- als dem ärztlichen Stande und dem ganzen Lande zur Unehre ge reichend. Sie ersuchen demnach den Präsidenten, ungesäumt die nöthigen Schritte zu thun, »in die Gesellschaft sowohl wie England von dem ihnen in dieser Sache anhaftenden Makel zu befreien." Rußland. Ans Petersburg berichten Pariser Blätter mit großem Triumph, der Zar habe den bekannten Panslawistenhaupt- mann und Deutschfcind Grafen Jgnaticw nach langer Pause zum ersten Male wieder empfangen. Wenn's nur wahr ist. Italien. König Humbert empfing den neuen französischen! Aussicht genommen Sächsisches. , — Dresden. König Albert hat den Herzog von Coburg aus Anlaß der 50jährigen Zugehörigkeit desselben zur sächsischen Ar mee zum General der Cavallerie ernannt und ihm durch den General major von Kirchbach seinen Glückwunsch aussprechen kaffen. — Am 2. Decbr. wird in Dresden zur Vorbereitung der wahrscheinlich gegen Ende Mai des kommenden Jahres bevorstehenden Jubelfeier der 800jährigen Herrschaft des Sächsischen Königshauses eine Ver sammlung stattfinden, zu welcher von den Präsidenten und einigen anderen Mitgliedern beider Kammern des Landtages zahlreiche Ein ladungen ergangen sind. Ungeachtet der von dieser Versammlung über die Thcilnahme des Landes an der Feier zu fassenden Beschlüsse haben bezüglich der aus diesem Anlaß in Dresden zu treffenden festlichen Veranstaltungen Vorberathungen bereits stattgefunden. Hierbei ist als nothwendig erkannt worden, den ersten Tag des Jubiläums den Beglückwünschungen und Festlichkeiten am Königlichen Hose vorzubehalten. Am zweiten Tage soll die Enthüllung oe- König Johann-Denkmals stattfinden, dieser aber unter Zugrunde legung der Geschichte Sachsens und seines Fürstenhauses ein Festzug in historischen Trachten vorangehen, zu dessen Planung und Leitung die Dresdner Kunstgenossenschaft sich erboten hat. Hiernächst ist in Dresden ein Abendfcst mit Beleuchtung und Feuerwerk an der Elbe unterhalb und beziehentlich gegenüber der Brühl'schen Terrasse in Neueste Nachrichten. Wien, 26. November. Der französische Gesandte in Belgrad, Millet, ist zum Gesandten in Stockholm ernannt. — Die russische Kaiserin wurde bekanntlich bei dem Eiscnbahnunfall von Bvrki an der Hand verwundet. Wie nun aus Petersburg gemeldet wird, ist diese Wunde fast ganz geheilt, dagegen machen sich noch immer die Folgen des Eindrucks, welchen die Katastrophe auf das Gemüth der Kaiserin hervorgcbracht hat, bemerkbar. Belgrad, 26. November. ES unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die Neuwahlen znr großen Skupschtina eine radikale Majorität ergeben haben. Paris, 26. November. Die „Depcche Algerienne" meldet aus Blidah in Algier, daß eine gewisse Anzahl Bahnarbeiter die Werk plätze in Chiffa verlassen hat. — Die französischen Arbeiter sollen sich mit spanischen zur Vertreibung der Italiener verbunden haben. Man fürchtet, daß es zu Ausschreitungen kommt. Bern, den 27. November (Drahtnachricht unseres Anzeigers). Der Bundespräsident Hertenstein ist heute früh 1U/z Uhr infolge der Bcinamputation verstorben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. November. Deutsches Reich. DaS Präsidium des deutschen Reichstages, die Herren von Lewetzow, vr. Buhl und von Unrnh-Bomst, wurde am Montag Mittag vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Der Kaiser unterhielt sich längere Zeit mit den einzelnen Herren und verabschiedete dieselben nach ungefähr einer Viertelstunde in huldvoller Weise. Entgegen dem bisherigen Gebrauch ist das Präsi dium übereingekommcn, über den Verlauf der Audienz und die An sprache des Kaisers zunächst nichts zu verbreiten, vielmehr soll darüber bei Beginn der Dienstagssitznng des Reichstages eine osficielle Mit theilung von Seiten des Präsidenten von Lewetzow erfolgen. — Der Kaiser trug die Generals-Uniform des Garde du Corps-Regimentes mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens und hatte de» Helm in der Hand. Die Kaiserin war am Montag am Empfange des Präsidiums verhindert, die Audienz wird an einem der nächsten Tage erfolgen. — Wie die „Post" mittheilt, sind bei dem Empfange des Reichstagspräsidiums durch den Kaiser politische Dinge mit keiner Silbe berührt worden. Der Kaiser war außerordentlich heiter und begrüßte die Herren in seinem Wohnzimmer sowohl beim Eintreten wie bei der Verabschiedung mit einem kräftige» Händedruck. — Die Stärke der Reichstagspartcicn ist nach dem amtlichen Fractionsverzcichniß gegenwärtig folgende: Die Dcnlschconservativen zählen 75 Mitglieder »nd 2 Hospitanten; die Frciconscrvativen 39 Mitglieder; das Centruin 96 Mitglieder und 3 Hospitanten; die Polen 13 Mitglieder: die Nationalliücralcii 92 Mitglieder und Botschafters IN seiner Erwiderung auf die Ansprache desselben drückte der König die Hoffnung auf baldige Wiederherstellung guter wirth- schaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern ans. Wenn Frank reich den festen Willen zur Versöhnung zeige, setzte der König hinzu, werde die italienische Negierung ihm gern entgegenkomme». Frankreich. Das große Boulangerfcst, welches die Pariser Patriotenliga am Sonntag Abend veranstaltet hatte, ist ohne nennens- werthe Störung vorübergegangen. Auf der Straße wurde zwar von den Patrioten weidlich „Hoch Boulanger", „Nieder mit Floquet" ge schrieen, aber die Polzei war tüchtig auf dem Posten und verhinderte alle groben Ausschreitungen. 40 Personen wurden während des Abends verhaftet, die »leisten davon aber wieder freigelassen. Bou langer sagte in seiner Bankettrcde weder etwas Neues, noch etwas von hervorragender Bedeutung. Er sei für seine Person durchaus friedlich gesinnt. In der gegenwärtigen Lage Europas aber, ange sichts der von allen Nationen getroffenen Maßnahmen, würde Frank reich weniger in Sicherheit leben, wenn es weniger gerüstet und vor bereitet wäre als seine Nachbar». Frankreich sei wohl eifersüchtig auf seine Rechte, trachte aber doch nach dem Frieden und schütze die Arbeit. Er seinerseits, mehr Patriot als Soldat, wünsche sehnlichst die Aufrechterhaltung des Friedens. Es gebe aber zwei Arten von Frieden: den Frieden, um welchen man bittet, und denjenigen, welchen man durch eine feste und würdige Haltung aufcrlegt; der letztere zieme allein den Franzosen. Boulanger verwünschte dann die Politik der gegenwärtigen Regierung, welche einen trügerischen Anschein von Schwäche erwecke, er sage einen trügerischen Anschein, denn jeder Appell an das Vaterland würde die inneren Zwistigkeiten aufhürcn machen. Redner greift hierauf die jetzigen Minister heftig an, welche, um die Flitter einer vorübergehenden Gewalt zu erhalten, fast dienst fertig das Mitleid des Auslandes anflchtcn. Der frühere Minister Fcrry habe Soldaten, Schiffe und Geld in Tonkin verschleudert, ob wohl er die Gefahren kannte, von welchen Frankreich bedroht war. Das Volk habe ihn aber auch gebührend an den Pranger stellt. Zum Schluß empfahl Boulanger eine Unterstützung der Bestrebungen der Patriotenliga. Die boulangistischen Blätter heben die Rede natür lich bis in den Himmel. Die republikanischen Zeitungen sagen, cS sei leeres Gewäsch, bei dem sich Jeder denken könne, was er wolle. — Auch die Patriotenliga hielt eine Generalversammlung ab. Die dabei gehaltenen Ansprachen waren lediglich eine Wiederholung der alten Phrasen und Schimpfereien. Erwähnenswerth ist nur, daß auf Antxag Doroulöde's die Versammlung beschloß, dem russischen Kaiser- Paare ein Glückwunschtelegramm aus Anlaß ihrer Rettung bei der Eiscnbahnkatastrophe zu senden, der Beschluß wurde unter großen, Enthusiasmus gefaßt. — Dem Bvulangcrbankett in Paris folgte, wie weiter berichtet wird, ein offener Empfang, bei welchem 8000 Mit glieder der Patriotenliga an Boulanger vorübcrzogen und dem General die Hand drückten. Noch etwa 7000 Personen wollten ein- trcten, doch dem widersetzte sich die Polizei. Boulanger snhr im offenen Wagen, umgeben von Polizisten, nach Hanse. Da die Polizei das Hochrufen auf der Straße schließlich verbot, micthcten die „Pa trioten" soviel Droschken, wie sie bekommen konnte», und brüllte» nach Herzenslust. Etwa 150 Personen wurden im Ganzen verhaftet, aber bald wieder frcigelassen. — Auch von einem geplanten Staats streich der gemäßigten Republikaner unter Fcrry ist die Rede. Man sagt, die Gemäßigten wollten das Ministerium Floquet stürzen, sich selbst ans Ruder bringen und dann dem Herzog von Aumale, Prinzen von Orleans, welcher von allen Orleans die freisten Ideen hat, zur Präsidentschaft zu verhelfen. England. Die englische Regierung hat den früheren Leiter der Londoner Geheimpolizei, Monro, zum Polizeipräsidenten der Hauptstadt ernannt. Monro gilt als sehr tüchtiger Polizist. — Eine erhebliche Anzahl der hervorragendsten Aerzte Londons hat an den Präsidenten der „British Medical Association" in der Angelegenheit Für sächsische Bauten werden im ReichSetat gefordert als zweite (letzte) Rate zur Herstellung eines neuen PostdienstgebäudeS in Freiberg 143,000 Mk., wobei es heißt: „Die für den Ban bereits bewilligten Mittel von 100,000 Mk. werden bis zum Schlüsse des Etatsjahrcs 1888/89 voraussichtlich vollständig zur Verwendung gelangen. Der Fortgang des Baues hält sich in den Grenzen de- angemeldeten Gesammtbedarfs von 243,000 Mk." Zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Meißen wird als erste Rate 70,000 Mk. verlangt. Die Gesammtkosten des Baues sind auf 154,000 Mk. veranschlagt. Ferner werden auch für die Erbauung eines Postge bäudes in Wurzen als erste Rate 76,500 Mk. gefordert, während die Gesammtkosten des Baues 153,000 Mk. betragen sollen. Die Mittheilung der „Reichenberger Ztg." (siehe letzte Nummer unsres Blattes), daß Herr Commerzienrath Ginsberg in Zittau das große Loos der sächsischen Landes-Lotlerie diesmal allein gewonnen habe, soll nach einer Zuschrift des Herrn Ginsbcrg an die „Dr. Nachr." auf Jrrthum beruhen. Nur der bei weitem kleinste Theil des Gewinnes sei auf seinen Loosanthcil gekommen und auch dieser Theil sei in andere Hände gelangt, da er das Originallos verschenkt habe. — In Riesa sind im Lause der letzten Wochen von Seiten der sächsischen Landwirthe nicht unbeträchtliche Mengen von Kar toffeln nach Belgien und Holland verladen worden, wo man in diesem Jahre eine sehr schlechte Kartoffelernte gehabt hat. In Holland beträgt der Preis für 1 Hektoliter Kartoffeln 8 Mark, während hier zu Lande höchstens 3 Mark bezahlt werden. — Oelsnitz i. E. Die hiesigen Kohlenwcrkc haben seit länger als 6 Wochen unter Wagenmangcl zu leiden, der in diesem Jahre geradezu unerquicklichen Umfang angenommen hat und ciuzelne Tage die Höhe von über 50 Proce.it des Bedarfes erreichte. Daß dadurch die hiesige Industrie, deren Steucrkraft doch nicht zu unter schätzen ist, schwer geschädigt wird, liegt auf der Hand, ebenso, daß an eine Erhöhung der Produktion »uler solchen Umständen nicht ge dacht werden kann. Wie wir hören, soll man sogar im Reviere schon in Erwägung gezogen haben, eventuell einzelne Tage der Woche zu feiern, da in Erfahrung gebracht worden sei, daß eine Abhilfe für die nächste Zeit nicht zu erwarten ist, andererseits aber die Werke der Sisyphusarbeit des Abstürzens und Vcrladcns und Wicderabstürzens der Kohlen, womit ein gut Theil der Arbeiter be schäftigt werden mußte, müde sind. Und dabei sind nach den statistischen Berichte» aus den sächsischen Staatsbahuc» vom Anfang October bis Mitte November dieses Jahres gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres über 8000 Ladungen — schlesische Trans porte ausgeschlossen — Kohlen überhaupt weniger verfrachtet worden. Unter dem außerordentlichen Verkehrsaufschwnuge muß also di« Kohlcnindnstrie leiden. Da ist Abhilfe dringend »vthig. — In Schwarzbach bci Rochlitz brannte am Sonnabend das Hans der Wittwe Mätzold nieder. — Wurzen. Eine hohe Meinung muß ein biederer Spanier von der deutschen Post habe», der kürzlich ans Madrid folgenden Brief absandtc: lil^truiigoi-o 8r. d'nUriennto ilo liurro ffino^ourbrs Ijnoro llrrinlmrAo INr VVnrro». (Auf Deutsch: Ausland Herrn Porzellaufabrikantcu. Name nicht bekannt.) Wie cs die Postbeamten angcfangen haben, aus dieser unverfrorenen nachlässige» Adresse den Adressaten heransznlesen, erscheint zwar unbegreiflich. Trotzdem ge langte das Schreiben an sein Ziel, nämlich in die „Thonwaaren- fabrik Eugen Hülsmann in Allenbach bei Wurzen." Die Hamburger Post sandte den Brief nach Wurzen, »nid die letztere, da es in Wurzen keine Fabrik dieser oder ähnlicher Art gicbt, nach Altenbach. Der Zufall war günstig. Der Inhalt des Briefes ergab, daß er in die gewünschten Hände gelangt war. — In Wald heim besteht die Absicht, im nächsten Jahre eine Gewerbe- und Jndnstrieausstcllnng zn veranstalten.
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