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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881014
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-14
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.10.1888
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Nr. 241. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» Tages) zur Vcrscndnng gelniigeilde „Sächsische Lanvcs-Anzciger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 3. Sächsische Gcrichtszcitung 4. Sächsisches Allerlei 5. JllnstrirtcS Nnterhaltnngsbiatt 6. Soin i«gSblatt 7. Lustiges 'ilderbnch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 P' (Post-Zcitungs-Preisliste Nr. »035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnikerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. S. Fernsprcch-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Sonntag, 14. Oktober 1888. Von den Hmiptblättern des „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Pfg. mit Anträgen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr- Nr. 1350».) FürAbonncntenc eommer-« Wiiitcr-E ... Illustr. Kalciidec des Sächsischen Laiidböten. JlliistrirterZahreSbiichdesLandes-AnzeigerS. SlnzcigcnpreiS: Raum einer schmalen CorvnSzcile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Pctitzeilc) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung- — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man de» Einrückungsbetrag (in Briefmarken) beifügen sie 8 Silben Cvrpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeige» finden ohne Prcisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen 1. des KlcmpncrmcisterS Ernst Jli'ius Haacke, 2. des Kaufmanns Carl Louis Wcinhold. Inhabers der Firma Carl Wcinhold, S. des Kaufmanns Alfred William Eckardt, Inhabers der Firma William Eckardt, 4. der Handelsgesellschaft i» Firma Schüssen- Hauer n. Sanpe, 5. des Fuhrwcrksbcsitzers Ludwig Heinrich Andreas Thomas, ämmtlich in Chemnitz, 6. des Braucrcibcsitzers Friedrich Wilhelm Kirchhos in Glösa, 7. Hermann Friedrich Maucrsbergcrs, weil- Korbmachers in Bnrk- hardtsdorf, und 8. des Productcnhändlers Lconhardt Oswald Löschner, In habers der Firma Oswald Löschner in Chemnitz, ist zur Prüfung der nach träglich angcmeldeten Forderungen Termin ans den 23. Oetober 1888 Vor mittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht hicrjelbst anbcranmt. Chemnitz, den 10. Oktober 1888. Königliches Amtsgericht. Im Genossenschaftsregistcr für den Laudbezirk des Unterzeichneten Amts gerichts ist heute auf Folinm 14 der in Neichenbrand bestehende Turnverein zu Ncichcnbrand als „juristische Person" eingetragen wordeu. Chemnitz, am 9. Oktober 1888. Königliches Amtsgericht. Uebcr das Vermögen des Cigarrenfabrikantcn Carl Robert Nestler in Chemnitz wird heute am 11. Oktober 1883 Vormittags "/,11 Uhr das Kvnknrs- versahrcn eröffnet. Der Rechtsanwalt Löser in Chemnitz wird znni Konkurs verwalter ernannt. Konkurssordcrungcn sind bis zum 8. November 18-8 bei dem Gerichte anzumcldcn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger-Ausschusses und cintrctende» Falles über die in tz 120 der Konknrsordnnng bezeich ne!,:» Gegenstände aus den 29. Oktober 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prütung der angcmeldeten Forderungen aus den 2V. November 1888 Vor mittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anbcranmt. Allen Personen, welche eine zur Konknrsmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ansgegcben,. nichts an den Gc- mcinschnldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung anferlegt, von dem Besitze der Sache nnd von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehme», dem Konkursverwalter bis zum 12. November 1888 Anzeige z» machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Neirefte Nachrichten. Paris, 12. Oktober. Ans dem gestrigen bei Floquet stattge- gehnbtcii Diner, zu dem auch einige Opportunisten eingeladcn waren, soll Floquet wiederum versichert haben, daß er einen Nevisions-Ent- tvnrf vorlegcn würde; wenn derselbe nicht die Zustimmung der Majorität der Republikaner in der Kammer fände, so würde er demissivniren, vor dem Volum des Senats aber würde er nicht weichen, lieber das Datum nnd die Molivirung der Vorlage soll das Ministerium noch nichts Bestimmtes beschlossen haben, doch ist cs wahrscheinlich, daß dieselbe bei Gelegenheit einer Interpellation eingebracht wird. Die anwesenden Opportunisten verlangten thcils die Vertagung, thcils die Unterdrückung des Nevisionsplanes. London, 12. Oktober. „Daily News" druckt einen Brief der Kaiserin Friedrich ab, worin sie bestätigt, daß 1>r. Mackenzie von Anfang an die Möglichkeit eines bösartigen Charakters der Krankheit des Kaisers Friedrich zugegeben habe. Rom, 13. Oktober. (Drahtbcricht unseres Anzeigers). Bei der gestrigen Galatafel saßen Kaiser Wilhelm nnd König Hmnbert in der Mitte der Tafel, zur Rechten des Kaisers die Königin von Italien und Prinz Heinrich, zur Linken des Königs die Herzogin von Aosta nnd der Kronprinz von Italien. Gegenüber den» Kaiser nnd dem König saßen der Herzog von Aosta, die Hcrzogin-Wittwe von Genua, das HcrzogSpaar von Genua und Graf Bismarck. Vor Beginn der Tafel konferirte der Kaiser längere Zeit mit Crispi und verlieh dem selben dabei in huldvollen Worten den Schwarzen Adlcrorden. König Humbcrt verlieh dem Kaiser Wilhelm den Militärordcn von Savoyen, den höchsten Orden Italiens. — Die Trinksprüchc, welche bei der Tafel ausgcbracht wurden, fanden enthusiastische Aufnahme. Nament lich wurde in der Rede des Kaisers die Stelle freudigst begrüßt, wo er betonte, das Bündniß zwischen dem deutschen und italienischen Volke sei »olhwendig zur Erhaltung des Friedens. Bei der gestrigen Vorstellung des kaiserlichen Gefolges im Vatikan richtete der Papst freundliche Worte in französischer Sprache an dasselbe und betonte wiederholt, cs sei ihm eine Freude, Deutsche hier begrüßen zu können, wo Angehörige der deutschen Nation, namentlich Gelehrte und Künstler, stets verdienstvoll gewirkt hätten. Politische Nimdschair. Chemnitz, den 13. Oktober. — Kaiser Wilhelm wird seinen Rückweg von Rom nach Berlin über München nehmen; es ist das der direkte Weg. Jeder Empfang in der baycischen Hauptstadt ist aber abgelchnt worden, da der Aufcnt- yalt im Rangirbahnhofe nur so lange dauern wird, als bis der Maschincnwechscl vollzogen ist. — Die Versammlungen des Rcichsbank-Präsidcnten von Dechend in Berlin zu Gunsten des evangelisch-kirchlichen Hilfsvcrcins haben vielfach nicht angenehm berührt. Die amtliche „Leipziger Zeitung" sogar schreibt: „Herr-von Dechend hätte sich eine größere Reserve schon deshalb anferlegen sollen, weil er Präsident der Reichsbank ist und sein Hcrvortrete» zu Gunsten der Stadtmission leicht als ei» beabsichtigter moralischer Druck auf Personen gedeutet werden kann, die zu dem von ihm geleiteten Reichsinstitnt in geschäftlichen Be ziehungen stehen. Er ist dieser Deutung auch nicht entgangen, und dies bedauern wir lebhaft wegen seiner bevorzugten Stellung im Staatsdienste und in der Gesellschaft." -- Von einigen Blättern ist mitgethcilt worden, der Haushofmeister Kaiser Friedrichs, Krug, habe in einem verschlossenen Zimmer des Neichstagsgebäudes das Tagebuch von 1870-71 s. Z. mehrfach cib- geschrieben. Die Reichstags-Verwaltung erklärt jetzt, ihr sei nicht das Mindeste davon bekannt. Krug habe allerdings mehrere Jahre bei seinem im Gebäude angestelltcn Bruder gewohnt, und was in dessen Wohnung geschehen sei, entziehe sich natürlich der amtlichen Kcnntniß. — Zur Gcffcken'schen Angelegenheit schreiben die „Hamb. Nachr ": Der Verthcidiger des Geh. Rath Or. Gcffcken, Or. Wolffson, welcher »ach Berlin gereist war, hatte im Moabiter Gcfängniß mit dem Ver hafteten eine längere Unterredung. Gcffcken erträgt sein Schicksal mit Ruhe und Fassung. Wolffson wird die Bcrtheidignug im Prozesse führen. Eine Angabe, Gcffcken wolle sich selbst verthcidigcn, ist falsch. — Das neue Exerzicr-Rcglemcnt für die bayerische Infanterie ist an die Kommandostellcn und Truppeutheile bereits zur Vcrtheiluug gelangt. Der I. und 2. Thcil über die Gefechtsausbildung ist voll kommen übereinstimmend mit dem Exerzier-Reglemcnt für die deutschen Kontingente. Der 3. Thcil (Bestimmungen über Paraden, über Ver halten der Spicllente, Signale rc.) mußte abgeändert werden, da die bayerische Armee keine Pfeifer besitzt und bei derselben auch andere Armecmärsche im Gebrauch sind, als bei den preußischen rc. Truppeu- theilen. — Amerikanische und Wiener Blätter bringen bereits Auszüge aus Mackcnzic'S Schrift über die Krankheit Kaiser Friedrichs. Mackenzie behauptet, er habe von vornherein niemals gczweifclt, daß die Krank heit Krebs sei. Er habe aber diese Ansicht verschwiegen, um die Operation der deutschen Aerzte zu verhindern, welcher der damalige Kronprinz unbedingt zum Opfer in kurzer Zeit gefallen sein würde. Nicht seine Behandlung sei falsch gewesen, sondern die der deutsche» Aerzte. Der Kaiser Hütte auch noch sehr viel länger leben können, aber die Handlungsweise Bcrgmanu's, besonders sein „brutales Ver fahren am 12. April habe den Tod des Kaisers beschleunig«." Ver schiedene Aufzeichnungen Kaiser Friedrichs sind beigcfngt, ans welchen hervorgeht, daß der Kaiser Mackenzic's Bchaudlungsweise billigte. Zur genauen Beurthciluug der Schrift ist die völlige Kcnntniß des Inhaltes nothwcudig. — Englische Blätter hatten die Nachricht gebracht, die beiden letzten von den Deutschen noch gehaltenen Stationen Dar-es Salaam und Bagamoyo seien ebenfalls aufgcgebcn worden. In Berlin ist bisher nichts davon bekannt. Die Gesammtzahl der ausständische» Araber wird auf 15,000—20,000 geschätzt, die aber großen Mangel an Waffen nnd Pulver haben. — Auch in Italien hat man besondere Vorsichtsmaßregeln für die Reise des deutschen Kaisers ergriffen. Aus Rom wird mitgethcilt, dem kaiserlichen Extrazuge sei eine Stafscttcn-Lokomotive v.raus- gcfahrcn, welche die.Kunde von der bevorstehenden Ankunft habe bringen sollen. Natürlich ist das lediglich eine Vorsichtsmaßregel, denn znni Melde» der Ankunft hat man ja den Telegraph. Auch das sehr eng gezogene Militärspali'cr bei der Einfahrt in die Stadt wird als Vvrkehrungsmaßnahme aufgcfaßt. Räthselhaft ist nur. von welcher Seite eine so große Gefahr gedroht haben soll, denn die Anarchisten verfügen doch nicht über einen so großen Heerbann, daß sie aller Orten sein können! Ob man etwa an fanatische Franzosen oder italienische Jrrcdentisten gedacht hat? Zuzutrauen ist diesen Schwarmgeistern Manches. Die auffallenden Massenverhaftungen auf der Insel Sizilien haben eine außerordent.iche Höhe erreicht. Gegen tausend Personen sind festgenommen. Nach den Kaisertageu wird die italienische Negierung wohl mit einer authentischen Darstellung hervortreten. — In dem sogenannten Goldgebiete in Südwestafrika beginnen de» neusten Berichten zufolge die Verhältnisse bereits eine festere Gestalt anzunehmen. Einzelne dort angclaugte Unternehmer, welche ans ihre bisherigen Funde Vertrauen setzen, richten sich zu dauerndem Aufenthalte ein; Andere, bei denen dies nicht der Fall, denken schon wieder an die Rückreise. Von der Ankunft von Goldsuchern aus Kapstadt wird noch nichts gemeldet. Bei der auf dem Gebiete ein gesetzten deutschen Bergbehörde sind bereits eine Anzahl von Anmeld ungen zur Schürfcrlaubniß gemacht; doch sollen nur diejenigen von Belang sein, welche vom Ingenieur vr. Fleck, dem Vertreter des Herrn von Lilicuthal, eingegangeu sind. Derselbe hat außer Gold auch Silber und Schcclit (wolframsaures Kali) aufgcfunden; dem letzteren Metall wird auch ein ziemlicher Werth beigelegt. Die vom Goldsyndikat abgesandte Expedition wird schon in den nächsten Monaten wieder nach Deutschland zurückreisen; cs werden nur der Leiter Or. Gürich nnd der Dortmunder Bergingenieur Mundscheid in Südwcstafrika Zurückbleiben. Die Expedition der Mincngesellschaft, deren Führung 1)o. B. Schwarz auvertrant war, droht sich aus Anlaß von Zerwürfnissen und anderen mißlichen Umständen von selbst aufzulöscn. — Von den Erfolgen der Schlächterei unv des Handelsbetriebes der wcstafrikanischen Kompagnie war noch nichts zu bemerken. Man hatte zwar die mitgcbrachtcn Gebäude aufgestellt, aber an einen Beginn der Handclsschlächterci dachte Niemand. Vor Allem fehlte es an Kohlen; auf dem Schiffe „Mols" waren zwar noch einige Tonnen, aber diese brauchte die Mannschaft der Expeditvn für sich selbst, ebenso hatten die Leute nur für ihre» eigenen Bedarf einiges Vieh geschlachtet. — Die neuerdings gemachten Mctallfundc in Damaraland lassen die Hoffnungen auf einen gewinnbringenden Abbau wachsen. Ein deutliches Zeichen dafür ist es, daß Or. Fleck sich auf dauernden Aufenthalt in Afrika einrichtet und seine Frau Nachkommen läßt. — Der vielgenannte Hottentotten-Häuptling Hendrik Witboi soll seinen Hauptrivalcn Paul Visscr, den Häuptling eines anderen Stammes, besiegt und getödtet haben; man hofft nun in Damaraland auf einige Ruhe. Oesterreich-Ungarn. Der nicdcrösterreichische Landtag nahm mit überwältigender Mehrheit eine Resolution für den unveränderten Fortbestand des Neichsvolksschulgesetzes an und sprach sich für Anf- rcchterhaltung des Aufsichtsrechtes des Staates in der Schule und gegen die Unterwühlung der bewährten Schulgesetze aus. Italien. Der Bürgermeister von Rom hat gleich nach der Ankunft Kaiser Wilhelms eine Bekanntmachung erlassen, in welcher er der Einwohnerschaft mittheilt, daß der deutsche Kaiser tief gerührt sei von den Zeichen der Zuneigung und Sympathie, die ihm bei seiner Ankunft in der italienischen Hauptstadt zu Theil geworden seien, und daß der Kaiser ihn beaustragt habe, der gesammten Be völkerung seinen Dank für die ihm dargcbrachten imposanten Huldig ungen auszusprechen. Die Stadt war glänzend illuminirt. Vor dem Qnirinalpalaste drängten sich bis in die späten Abendstunden immer neue, festlich bewegte Meuschcnmassen. — In Rom sind mehrere Franzosen und Italiener, letztere Mitarbeiter republikanischer Journale, verhaftet worden, weil sie beim Einzuge des Kaisers rothe Zettel mit der Inschrift: „Hoch Frankreich, nieder mit dem Dreibund!" vertheilt haben. Kindische Leute! England. Die meisten Londoner Morgenblätter betrachten den Besuch Kaiser Wilhelms II. in Rom als ein sehr hochwichtiges Ereigniß, das ganz dazu angcthan sei, den Bund der drei mittel europäischen Mächte im Interesse des Friedens zu befestigen. Die „Morgeupost" betont, daß Großbritannien, obwohl cs nicht ein förmliches Glied dieses Bundes bilde, doch mit dessen Zwecken sym pathisier und sicherlich demselben nöthigenfalls thätige Unterstützung gewähren würde. „Standard" lenkt die Aufmerksamkeit auf die absolute Politische und diplomatische Jsolirung Frankreichs, welche dnrch die Besuche Kaiser Wilhelms in Petersburg, Wien und Nonl »och sichtbarer hervorgetreten, Frankresth müsse isvlirt bleiben, bis es die Situation, die cs selber geschaffen, acceptire. Die ganze Sache hat nur einen Fehler, cs glaubt nämlich kein Mensch mehr an das mit Deutschland sympathisirende Zeitungsgeschwätz der Eng länder. Man weiß recht gut, daß die Engländer gar nicht so unge halten sein würden, wenn auf dem Conlineut sich ein paar Gcoß- staateu in die Haare gericthcn; könnten jene dann doch in ihrer alt gewohnten Weise im Trüben fischen. Der Engländer persönlich ist meist zuverlässig und treu, wenn er einmal Freundschaft mit Jemand geschlossen hat, die englische Politik im Allgemeinen hat sich aber schon so oft perfid gezeigt, daß das Vertrauen darauf sehr ge- gesuuken ist. — In Afghanistan haben sich die kriegerischen Ghuzni- Stümnie, die dem Emir schon soviel zu schaffen gemacht hatten, von Neuem erhoben. — Die Schwarzen Berge, deren Bewohner den eng lischen Behörden in Indien so große Besorgnis; einflößen, daß sie cs für nöthig erachtet haben, eine nahezu 10000 Mann starke Truppe zu ihrer Züchtigung für einen begangenen Ucbcrfall auszu- seudcn, dienen nicht zum ersten Male dein englisch-indischen Heere zum Kriegsschauplatz. Bereits in den Jahren 1852—53 und 1863 mußten Truppen gegen die dort hausenden, dem Afghancnstamme der Panthans angchörenden halbwilden Räubcrstämme entsendet werden. Nur auf kurze Zeit hat die Erinuernng an die damals erhaltenen Züchtigungen vorgehaltcn. Der Ilcberfall einer englischen Truppe, die auf einer Necognoscirung von dem vorgeschobenen Grenz posten Oghi aus begriffen war, ist jetzt die unmittelbare Veranlass ung zu dem vom General Mac Queen befehligten gegenwärtigen Feldzüge gewesen. Die Schwarzen Berge sind eine etwa 30 englische Meilen lauge und 10 Meilen breite, bis zu 8000 Fuß aussteigende Bergkette, die sich zwischen der indischen und afghanische» Grenze östlich vom Flusse Indus von Süden nach Norden erstreckt. Der Indus bricht sich hier Bahn durch eine tiefe Schlucht, die durch mächtige, bis zu 1000 Fuß ansteigende Quer wände außerordentlich schwer gangbar gemacht wird. Die afghanischen Panthans, welche in den rauhen Seiteuthälern der schwarzen Berge Hausen, zerfallen in mehrere Stämme; die Hassansais, an beiden Ufern des Indus, sind die südlichsten; sie können etwa 1500 Krieger mustern, deren Waffen aus Schild, Schwert und Schloßflinten be stehen. Nördlich und östlich von ihnen wohnen die Akasanis, die 500 Krieger stark sind, und nördlich von ihnen haust der verwandte Stamm der Tschagarsais, die es auf 2300 Mann bringen. Die Streitmacht aller dieser Räuberstämme ist also geringfügig genug, um einem englisch-indischen, noch dazu besser bewaffneten Heere von 10,000 Mann zur leichten Beute zu fallen. Mau hat die Zahl dieser Straftruppen von vornherein so hoch gegriffen, damit jedwede Mög lichkeit eines auch nur vorübergehenden Mißerfolges ausgeschlossen erscheint. Da die Engländer sehr energisch Vorgehen, werden sich die aufrührerischen Stämme bald ergeben, um »ach dem Rückzuge der Engländer innerhalb einer kurzen Frist das alte Räuber-Handwerk von Neuem zu beginnen. Nuhland. In Tiflis haben zu Ehren des Zaren großartige Festlichkeiten stattgcfunden. Der Aufenthalt dort wird etwa eine Woche dauern. Tiflis ist der Endpunkt der Kaukasusrcise, von dort erfolgt die Rückkehr nach Petersburg. — In Moskau ist eine Ent deckung von Dynamit gemacht worden, welches angeblich zu Atten tats-Zwecken dienen sollte. Amerika» In Chicago in Nordamerika hat es einen neuen Strcikjkaudal gegeben: Zwischen streikenden Angestelltcn der Pferde« bahugcscllschafte» und der Polizei kam cs zu einem Zusammenstoß, bei welchem aus der Menge mit Steinen auf die Polizei geworfen wurde. Letztere machten von ihren Knüppeln Gebrauch, an hundert Personen wurden dadurch leicht verwundet. Der Chef der Polizei befahl, alle Ansammlungen in den Straßen alsbald energisch zu zer streuen. Von Seiten des Bürgermeisters wurden die Einwohner ermahnt, sich jeder Zusammenrottung auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu enthalten. Man erwartet eine baldige Wiederherstellung der Ruhe. — Die Meldungen über die Zahl der Verwundeten und Gelödletcn bei einem Eiseubahnuufall in Pcunsylvani'c» sind weit über trieben. 49 Personen sind getödtet nnd 22 verwundet. ChenmiLM Stadt-Anzeiger. Di-izremidc »»leitö vlaltri werd-tt ersucht. uuS wichtige Le,,ebe»heUen giM^e »,ttl'lt-et!«». Cbemnitz, den 13. Oetober. — Ein Ehrend iplom wurde dem Scheermeistcr Herrn Anton Julius Kanlvcrs hier i» Anerkennung sünsu »dz wa nzigjü hri g e r uuiinter- brochcncr treuer Thätigkei! in dem Fabrikgeschäste der Firma R. Hösel u. Co. hier seitens des Nmhcs verliehen und am Donnerstag an Rathsstelle feierlich überreicht. — Im Kaufmännischen Verein ist nächsten Donnerstag, den 18. Oktober, der zweite Frauen-Abend, an welchem Herr Professor I. G. Vogt ans Leipzig einen Vortrag über: „Volks- und Straßen leben in China" halte» wird. Die Versammlung findet nicht, wie cs in der Vor tragsliste vorgesehen ist, in der Linde, sondern im Elysium statt. Diese Abänderung wurde zu Gunsten der St. Petri-Gcmcüide getroffen, welche an diesem Tage, dem Tag der Einweihung ibrcr neue» Kirche, den Lindcnsaal zur Verfügung zu haben wünschte. — Herr Prof. Vogt hielt im vorigen Jahre bereits eine» Vortrag im Verein nnd erzielte dnrch seine Ab handlung über: „China und seine Bedeutung für den deutschen Handel und die deutsche Schifffahrt" eine so begeisterte Anfnahmc, das; gewiß Alle, die ihn damals gehört, mit Freuden die Gelegenheit begrüßen werden, ihn noch mals hören zn können. Der Vorstand hielt es für angebracht, auch den Frauen des Vereins einen solchen Genuß nicht vorzuenthalten. —ü>. Der hiesige Deutsche Frauenbund, Zweigverein des allge meine» Deutsche» Fraucnbnndes, hielt kürzlich seine Hanpwerscmunlnng ab» bei welcher Frau Laudgerichispräsidcnt Brückner den Vorsitz führte. Der Schriftführer, Herr Bezirksassessor ilr. Blase, erstattete znerst Bericht über die Thätigkeit des Bnndes, welche sich eincsthcils auf die Pflege des Deutsch- thnins in der.hcimaih, andernlheils aus die Erhaltung desselben in der Fremde nnd namentlich ans die Krankenpflege in den Kolonien erstreckt. Nachdem Herr vr. Blase das Wirken des Franenbnndcs im großen Ganzen geschildert, kam er des Näheren auf den hiesigen Verein zn spreche». Derselbe zählt zur Zeit 68 Mitglieder; neue sind angcmeldet. Im letzten Minier wurde» im Frauenbund vier Borträge gehalten. Herr Diacoinis Ilr. Sleizel ivrach über: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", Herr Referendar Sicbdrat über: „Ein Familienbild ans der deutschen Geschichte", Herr Kaufmann Schubert über: „Vorkämpfer für deutsche Machtstellung im alten und im neue» Reiche", und Herr Gym nasiallehrer l>r. LIedloff über: „Ein deutscher Minnesänger. Auch für den zu erwartenden Winter find Vortrags- nnd Untcrhaltuiias- abende in Aussicht genommen. Trotzdem der hiesige Zweigverein nicht
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