Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-20
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
iwzuerkennen, während das deutsche Reich hiervon abrathe, isl in allen Theilen unbegründet. — Das ungarische Regierungsblatt »Nemzet" bespricht die Chancen des Friedens und bemerkt, daß die allgemeine Ueberzeugnng, daß der deutsche Kaiser, wenn er provozirt werde, bereitwilliger als seine Vorgänger in den Kampf ziehen würde, dem Frieden eine feste Stütze gebe. Es sei ja auch beruhigend, daß man seit vier Monaten von den in Russisch-Polen an der Grenze konzcntrirtcu Truppen nichts zu hören bekomme. Wahr'cheinlich sei das Gros der Truppen in aller Stille zurückgezogen worden. Tie Verbündeten Machte müßten aber gleichwohl gerüstet bleiben, und wer könne wissen, ob diele Rüstung nicht noch zu verstärken sein werde? Italien. Kaiser Wilhelm hat dem Bürgermeister von Rom offiziell mitthcilen lassen, daß er einer Galavorstellung im Theater wegen der Trauer um seinen Vater und Großvater nicht beiwohnen könne. Diese Nummer ist daher aus dem Festprogramm gestrichen worden. — Für das in San Remo zu errichtende deutsche Kranken haus hat die deutsche Kaiscrsamilie eine namhafte Summe gespendet. Dasselbe wird dem verewigten Kaiser Friedrich zu Ehren den Namen »Imperators Federigo" erhalten. — Um den stockenden Wcinnmlatz zu heben, hat sich eine große Wcincompagnie gebildet, die denWcin- export betreiben will. Tie Gesellschaft verfügt über 30 Mill. Lire. Frankreich. Die französische Regierung läßt eine Erklärung publizircn, in welcher bestritten wird, daß die Großmächte das Ver halten Italiens in der Massauah-Angelegenhcit vollinhaltlich ge billigt haben. Crispi wird anfgcforderr, doch die Antworten zu ver öffentlichen. — Tie in einigen Pariser Vororten zwischen Behörden und Bäckern wegen Einführung der Brodtaxe ausgebrochenen Streitereien sind beendet. Die Bäcker haben sich den Anordnungen der Behörden unterworfen. Holland. Tie—niederländischen Gcneralstaaten sind Dienstag im Haag vom Minister Mackay mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Beziehungen zum Auslande und die Finanzen werden befriedigende genannt, neue Steuern sind nicht von Nöthen. Angckündigt werden eine Anzahl lokaler Gesetze, darunter ein solches über die Kinder arbeit. Zur Komplctirung der Kriegsmarine wird ein Kredit ge fordert. Sowohl in Java, wie auf Atchin seien die Unruhen unter drückt, es herrscht jetzt völlige Ruhe in beiden Kolonialgebietcn. England. Vor der vom Parlament nicdcrgesetztcn Nichter- kommission hat jetzt die Untersuchung der von der „Times" wider die irischen Abgeordneten erhobenen Anklage, nach welcher Parncll und Genossen in dem Dnbliner Phönixparkmord verwickelt sein sollten, begonnen. Die Untersuchung wird sich wohl sehr in die Länge ziehen. — Englische Blätter befürworten jetzt die Theilung von Afghanistan zwischen England und Rußland, um den dortigen Wirren endlich ein Ende zn machen. Die Theilung ist auch leichter borgc- schlagen, als durchgcführt. Nutzland. Wie ans Petersburg mitgetheilt wird, wird die Reise des Großfürsten Sergius von Rußland nach Jerusalem auch mit einem politischen Aufträge verknüpft sein. Der Großfürst ist nämlich beauftragt, dem Sultan die persönlichen Ansichten des Zaren über die bulgarische Frage ausznsprcchen und zwar in der wohl wollendsten Weise behufs Förderung des guten Verhältnisses zwischen Rußland und der Türkei. Man glaubt, daß eine derartige Ans sprache durch den Bruder des Zaren auf den Sultan einen weit größeren Eindruck machen wird, als alle Verhandlungen durch den Botschafter. — In Krasnoje, Gouvernement Woronesch, haben dieser Tage während des daselbst abgehaltencn Jahrmarktes größere Un ruhen stattgesnndcn. Die revoltirende Menge stürmte aus bisher nicht aufgeklärten Gründen die mit verschiedenen Waaren gefüllten Niederlagen, das Comptoir und die Kasse der Moskauer Händler. DerKassirer und ein Unterbeamtcr des Comptoirs wurden erschlagen; außerdem haben viele Unbetheiligte Schaden erlitten. Der Chef des Comptoirs hat sich nur mit Mühe retten können. Die Verluste sind groß, an baarem Gelbe sind allein 75,000 Rubel geraubt worden. Aus Woronesch haben sich höhere Beamte zur Untersuchung nach Krasnoje begeben. Nach zahlreichen Verhaftungen ist die Ruhe Wiedcrhergestcllt worden. Orient. In Rumänien spukt der agrarrevolutionäre Geist, welcher vor nicht langer Zeit blutige Ausschreitungen vcranlaßte, trotz deren energischer Niederwerfung noch fort unter dem Landvolke. So wird aus Bukarest gemeldet: Unter den Bauern der Ortschaft Dobroveui im Bezirk Botnschani, welche die Ueberlassnng von Län dereien fordern, zeigte sich eine gewisse Gährung; cs ist deshalb eine Abtheilung Militär dorthin entsendet worden, um die Ordnung auf recht zu erhalten und bei der Vornahme von Verhaftungen Beistand zn leisten. Afrika. Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg." über die Frage: „Wer ist der weiße Pascha?" telcgraphirt: „Hauptmann von Gele, welcher soeben eine Expedition ins Innere Afrikas beendet hat, scheint der vielbesprochene „weiße Pascha" zu sein, in welchem man verschie dentlich Stanley erkennen wollte; er hatte im Beginn dieses Jahres an der Mündung des Bowan, welcher an der Grenze des Bar-cl- Ghazal entspringt, Kämpfe zu bestehen und trug eine der Schilderung des weißen Pascha entsprechende Kleidung." Dame errang, kam noch die Eitelkeit. Durch die Kunst Ihres Pinsels sah sie ihr viclbcwnndertes Ich in einer Vollendung und Wärme nachgebildct, die alle ihr bisher dargebrachtcn Huldigungen in den Schatten stellte. Nun war Ihr Glück eine beschlossene Sache. Die „Ophelia", die Sic kleinmüthig in Ihr Atelier verschlossen, ward aus dem Dunkel hervorgezogen, die einflußreichsten Kunstkritiker, die sämmtlich im Nothcnhaag'schcn Salon verkehrten, gehorchten Leo- poldinens Winken und erhoben das Bild zu einem Meisterwerke ersten Ranges, das es ja auch in Wirklichkeit ist. Ihr Ruf war gegründet. Auch hinter der Ihnen angctrageucn Professur stand Ihre allmächtige Göuucriu! Ja, noch mehr: ein süßes Schmcichcl- wort, das sie zu Gunsten Ihres Bildes bei einem der reichen Kavaliere anzubriugeu wußte —" „Verschaffte meinem Werke vollends auch den fürstlich zahlenden Käufer", ergänzte Heinrich in düsterer Ahnung. „Ich war Ihnen diese Enthüllungen schuldig," nahm Klairissc »ach einer Panse, während welcher der Maler schweigend vor sich hingestarrt hatte, ihre Rede wieder auf. „Ich mußte Ihnen das sagen, damit Sic die trübe Quelle kennen lernen, die ihren Schlamm über Ihr neuestes Werk ergossen hat, und nicht etwa Sclbftzweifel und Mnthlosigkeit die Oberhand gewinnen lassen." „Dann habe ich jetzt nur meinen verdienten Lohn empfangen," ries der Maler. „Wenn es die Gunst eines Weibes war, die mich so hoch erhob, so bin ich nichts anderes Werth, als daß ein Weib mich auch wieder stürzt. Ich danke Ihnen, Klairissc, daß Sie mir die Binde von den Augen genommen haben, und segne den Augen blick, wo Sie sich jenem eitlen Mädchen als Ophelia zu erkennen gaben. Die glühende Eifersucht, die Sie damit entzündet, könnte mich stolz machen, denn die Liebe eines Weibes, das so hassen kann, muß groß gewesen sein. Aber mein Herz ist ruhig und diesen Frieden ver dankt cs Ihnen, Klairissc. Die Stunde ist günstig. Ei» Weib hat mich gestürzt, ein Weib kann mich wieder erheben, und dieses Weib sind Sie!" Die Hände bittend ausgestreckt, trat der Maler mit raschen Schritten auf Klairissc zu, die ihr erröthendes Antlitz verbarg, als es plötzlich an die Thür klopfte. Der Maler blieb mißmuthig über diese Störung auf halbem Wege stehen und schien geneigt, den Besuch abzuweisen. Fortsetzung folgt- Sächsisches. — Dresden, 19. September. Gestern Mittag trafen mittels Eisenbahn der Stab der königl. 1. Infanterie-Brigade Nr. 45, das königl. 1. Grenadier-Regiment Nr. 10«'«, das 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, sowie der Stab und die 1. Compagnie des königl. Pionier- Bataillons, aus den Herbslübungen kommend, in der hiesigen Gariwon wieder ein. Ter Einzug in die Kasernen erfolgte unter Trommelichlag und Musik. — Bekanntlich hat sich in allen Theilen Tentichlands und einigen Städten Oesterreichs eine Anzahl von Ver ehrern Ludwig Richters zn einem Comitee vereinigt, welches die Er richtung eines würdigen Denkmals für den Meister in Dresden anstrebt. Ter Rath hat sich demgegenüber jetzt dahin schlüssig ge macht, einen Beitrag von 5000 Mk. zu den Kosten des Denkmals unter der Voraussetzung zu zahlen, daß das letztere auf einem öffent lichen Platze Dresdens errichtet wird. — Die Iran Asten, gegen welche Ende Juli d. I. ein Mordversuch in ihrer Wohnung auf der Eliscnstraße durch einen arbeitslosen Ciseleur begangen worden war, ist vorgestern als genesen ans dem Carolahauss entlassen worden. — Hostcrwitz. In eine recht traurige Lage ist die Familie des Kunst- und Handelsgärtncrs Sch. allhier gerathen. Am 30. Ang. verreiste der Mann, um — weil er hier nur in einem Pachtver hältnis; sich befindet — nach einem anderweiten Platz für sein Ge schäft sich umzusehen. Seinen Angaben gemäß wollte er zunächst nach Erfurt reisen und hatte etwa 6 bis 8 Tage für seine Abwesen heit in Aussicht genommen. Von Tag zn Tag warteten die Seinen, doch ist seine zahlreiche Familie bis heute ohne jedwede Nachricht geblieben. Räthselhaft ist sein Verschwinden besonders um deswillen, als der Mann als ein treuliebender und rastlos für seine Familie schaffender Gatte und Vater bekannt und geschätzt ist. — Pirna. Ein bemcrkenswerthes Jubiläum konnte man in unserer Herberge zur Heimath begehen, da während des 50jährige» Bestehens dieser segensreich wirkenden Beherbergung»- und Ver- pflcgnngsstättc nunmehr 25,000 Fremde Aufnahmen und Unterkommen gesunden haben. Man weiß, daß gleich bei Begründung der Anstalt die besten Hoffnungen für die Weiterentwickelnng gehegt wurden; diese zuversichtlichen Erwartungen sind im Laufe der Jahre durch das stete Anwachsen der Frequenz aber nun doch noch ganz wesentlich üüerlroffcn worden. — Bautzen. Als am Sonnabend gegen 11 Uhr Vormittags der Gutsbesitzer L. aus Niedergurig sich mit seinem Geschirr nach Hanse begeben wollte und zn diesem Zwecke die Mnskancrstraße hier passirtc, scheute plötzlich das Pferd vor einem dortsclbst ruhig stehende» Möbelwagen und war trotz aller Anstrengung nicht zn bewegen, an diesem vorüberzugchen. Hm L. sah sich infolgedessen genöthigt, abznsteige», um das aufgeregte Thier an dem Möbelwagen vornüer- zusührcn. Leider kam derselbe hierbei zum Fall und die Räder seines Wagens gingen ihm über die Brust. Der Schwerverletzte wurde sofort in das städtische Krankenhaus gebracht, woselbst er gegen 2 Uhr Äiachmitlags seinen Geist aufgab. — Lübau, 17. August. Mit heute haben die Divisivns- manöver in unserer Gegend und der damit yerbundcn gewesene hohe Besuch aus unserem Königshause ihr Ende erreicht. Am Sonnabend hat als letztes Cantonncmcntsqnartier Prinz Friedrich August die Villa des Fabrikbesitzers Gustav Römer hiersclbst bezogen, ans welchem Grunde die Stadt festlich geschmückt war. — Leipzig, 18. September. Anläßlich der von den Glasern ins Leben gerufenen Lohnbewegung wurde gestern Abend in dem Saale zur „Flora" eine öffentliche Glasergchilfcnversammlung abge halten, die von etwa 170 Personen besucht war. Stach dem der Versammlung bekannt gegebenen Stand des Streikes haben in der vergangenen Woche 120 Gehilfen die Arbeit nicdergclcgt; von diesen sind 50 abgercist, 25 haben durch den Arbeitsnachweis der Gehilfen Arbeit erhalten und arbeiten nach dem Lohnsatz des Geselleutarifs, während 25 nach auswärts untcrgebracht worden sind, so daß noch 45 Gehilfen streiken. Andererseits haben nach diesem Berichte 20 Arbeitgeber, bei denen gegen 100 Gehilfen in Arbeit stehen, den Tarif der Gehilfen angenommen. Die Versammlung faßte daun einstimmig einen Beschluß, nach welchem die Gehilfen alles Mögliche zn thun versprechen, um die „Humanität", die sie bis jetzt bei der Lohnbewegung gegen die Arbeitgeber an den Tag gelegt haben, auch fernerhin zu beobachten und nochmals mit der Innung wegen der Annahme des Geselleutarifs in Verhandlung treten zn wollen, damit die gute Meinung, welche in weiteren Kreisen der bisherigen Haltung der Gehilfen entgegcngcbracht worden sei, auch fernerhin erhalten bleibe. Die Versammlung beauftragte hierauf den Gcsellcnansschuß, in diesem Sinne mit der Innung weiter zn verhandeln. Weiter wurde noch beschlossen, eine Liste in Umlauf zu setzen, durch welche eine genaue Ucbersicht erlangt werden soll über die Zahl der Gehilfen, die nach dem Mciftertarif, beziehentlich über die Zahl, die nach dem Gchilfentarif arbeiten, sowie über die Anzahl der noch Streikenden. An die noch nach dem Mciftertarif arbeitenden Gehilfen wurde die dringende Mahnung gerichtet, sich der Bewegung anznschlicßen, was von diesen mit der Erklärung ausgenommen wurde, daß sie erst die begonnenen Arbeiten fertigstcllen wollten und dann der Aufforder ung Nachkommen würden. — Plauen, 16. September. Gestern Abend i/»8 Uhr fuhr König Albert unter dem Jubel vieler Tausender aus dem oberen Bahnhöfe in unsere Stadt ein. Nach dem dienstlichen Eiupfange des Königs daselbst fuhr derselbe im offenen Wagen durch die von Men schen fast überfüllte, reich geschmückte Bahnhofstraße nach dem Nen- stadtplatz zum Absteigequartier „Hotel blauer Engel". Ter Mcnschcn- andrang auf diesem Platze spottete jeder Beschreibung. Nachdem Se. Majestät die hier ausgestellte Ehrenkompagnie, bei der sich auch Prinz Johann Georg befand, abgcschrittcn hatte, nahm derselbe die feier liche Begrüßung durch die städtischen Behörden entgegen. Hieraus brachte der Plancusche Sängerbund dem verehrten Landesherrn ein Ständchen. Hiesige und auswärtige Militcirvcreiue hatten Parade- Aufstellung auf dem Nenstadtplahe genommen. Ganz Plauen war festlich beleuchtet. Außer der Illumination der öffentlichen Plätze und der benachbarten Alberthöhc von Seiten der Stadt war auf dein ganzen Weg bis zum Ncnstadtplutz kaum ein Haus zu erblicken, welches nicht im vollsten Lichlcrglauze prangte. Heute srüh brachte das Stadtorchcstcr dem König ein Ständchen. Ter Zufluß von Fremden ist ganz bedeutend, und nach dem Manövcrgebict, zwischen Thcnma und Oelsnitz, strömten Tausende. Ter König und Prinz Georg trafen kurz vor 9 Uhr in Untermarxgrün zn Wagen ein und bestiegen am Krcuzungspnnkie der Straße Plancn-Oelsnitz, Untcr- marxgrün-Bogtsberg die Pferde, sich zu der 63. Brigade begebend, welche sich in unmittelbarer Nähe versammelt hatte. Im Gefolge befanden, sich der Kriegsminister General der Cavallerie Graf von Fabrice, Gencraladjutant Generalleutnant v. Carlowitz, der Chef des Gcncralstabes Generalmajor Eolcr v. d. Planitz, der Intendant der Armee Generalmajor Schnrig und andere hohe Offiziere. Das heu tige Manöver der 32. Division war eine Fortsetzung des gestrige» Divisionsmanövers. Tie vom Nord- und Südkorps vorgeschobenen Abthciluugcn hatten die Ausgabe, um den Besitz der Oclsnitzcr Elster übergänge zu kämpfen. Tic Abtheilungcn de» Nordkorps (64. Bri gade) hielten sich in unmittelbarer Nähe von Theuma an der Kunst straße Neuensalz-Oelsnitz, die Abthcilungen des Südkorps (63. Bri gade), wie schon erwähnt, zwischen Untcrmarxgrün und Vogtsberg. Um 9 Uhr wurden von beiden Abtheilungen Bortruppen vorgcschickt, das Gros rückte bei ziemlich starkem Nebel nach. Die Abtheilungen oeS Nordkorps besetzten die Höhen von Oberschloditz und bcz. das Dorf Oberschloditz. Ivo sie etwa halb 10 Uhr von Vortruppen des Südkorps angegriffen wurden. Es entwickelte sich nun ein lebhafte Geschütz- und Gewehrfeuer, der Nebel begann freundlichem Sonnen schein zu weichen, und man hatte ein anziehendes kriegerische» Bit) vor sich. Tie Südpartei führte zwar wiederholt kräftige Vorstöße gegen die Nordpartei aus, namentlich gegen deren rechten Finget, letztere behauptete indeß ihre Stellung, und es zog die Südpartci in der Richtung ans Lottcngrün ab. »/ill Uhr erfolgte „das Ganze Halt!", darauf schließlich die Bcurtheilung des Gefechts gegenüber den Stabsoffizieren. Etwa halb 12 Uhr wurde das Gefecht mit nochmaligem Vorgehen des Südkorps fortgesetzt. Die Cavallerie des Nordkorps deckte den Rückzug der Abthcilungen dieses Korps, welche Droßdorf und den angrenzenden Wald besetzt hatten. Kurz nach 12 Uhr wurde das Gefecht abgebrochen. Ter König, sowie Gencralseld- marschall Prinz Georg wohnten dem Gefechte in der Hauptsache ans Seile der Nordpartci bei. — Zwickau. Als Nachfolger des im Monat Juli d. I. verstorbenen ersten technischen Beamten für das Bauwesen hiesiger Stadt, Stadibaurath Schramm, ist der Bauingenieur-Assistent und geprüfte Civilingcnienr Herr Karl Julius Krctzschmar, z. Z. bei den Sectionsburcau in Schwarzenberg, als Stadlbaumeister gewähl« worden. — In Stollberg wird seit dem 11. September der an der Realschule angestellte Hilfslehrer Rudolph Kneschke vermißt. Derselbe hat sich am gedachten Tage über Niederdorf, Lenkersdorf und Ncu- kirchen »ach Chemnitz begeben wollen und ist seitdem verschwunden. Von Ncukirchcn aber verliert sich dessen Spur. Der Vermißte war gut gekleidet und trug einen Klemmer. 0—. Gornsdorf. Auch dieses Jahr ist die Baulnst im hiesigen Orte gegen das vorige Jahr nicht zurückgeblieben; denn außer ver schiedenen nenerbauten Wohnhäusern sind namentlich zwei Gebäude yervorzuheben, die in nächster Zeit ihrer öffentlichen Bestimmung zugänglich gemacht werden. Es ist dies das neue Gasthofsgebäude mit Tanzsaal, welches, wie wir hören, bereits in acht Tagen eröffnet werden soll, sowie der von Herrn Restaurateur Förster ausgesührie Neubau, welcher gleichfalls zu Restaurationszwscken eingerichtet ist. -s-- Hartha». Anfangs voriger Woche wurden in einer hie sigen Spinnerei die Welle und Scheiben an der Transmission in nicht recht erklärlicher Weise so demolirt, daß fast eine ganze Woche hin durch sämmtliche Maschinen nicht arbeiten konnten. Dieser Umstand verursacht dem Besitzer ganz enormen Schaden. Immerhin ist noch von Glück zu reden, daß bei dem Unfall Niemand verletzt worden ist, was sehr leicht möglich war, indem Eiscnstücke von gewaltiger Schwere nach allen Richtungen stoben. — Vergangenen Sonntag hielt hier Herr Pastor vr. Kober mit den Jünglingen und Jung frauen bcz. deren Eltern einen Familienabend ab, zn dem auch der Jünglings- und Männcrverein von Chemnitz mit ihrem rührigen Leiter, Herrn Kaufmann Wehle, eingeladcn und auch erschienen waren. Das Programm war sehr abwechslungsreich und bot unter anderem prächtige Gesänge, Ansprachen und Declamationen. Ter Abend ver lief in der angenehmsten Weise. —t. Altchcmnitz. Hiesigen Ortes soll bekanntlich ein Cen- tralschnlhanS erbaut werden. In der Sitzung des Schulvorstandes am 17. d. M. beschloß man über Vergebung des Baues. Es waren 9 Bewerbungen darum cingegangcn. Ten Vorzug erhielt diejenige des Herrn Bangewcrken K. G. Wenzel hier. Die Baukosten find auf 116,000 Mk. veranschlagt. Mit dem Bau soll sofort begonnen werden. Man hofft, denselben bis zum Herbste nächsten Jahres be enden zn können. Das Gebäude, welches in Rohbau ausgeführt wird, soll 14 Lehrzimmcr, 1 Dircctorial-Zimmcr, 1 Lehrer-Zimmer, 1 Lehr mittel- und 1 Bibliothek-Zimmer, sowie 1 Karzer enthalten. —1i. Neukirchen. Vergangenen Sonntag, den 16. Scptbr, hielt der hiesige Männer-Unlcrhaltnngsverein ein gesellschaftliches Vergnügen im Gasthaus des Herrn Erth ab. Das kleine Fest nahm Nachm. 6 Uhr seinen Anfang und bestand ans einem gemeinschaft lichen Abendessen nebst einem kleinen Tanzvergnügen. Trotzdem die Tanzmusik nur von einem von Herrn Erlh zur Verfügung gestellten Instrument ansgcführt wurde, befanden sich doch die bethcitigten Mitglieder nebst ihren wertsten Frauen recht wohl dabei uns friedlich verblieb man in größter Heiterkeit bis in die Mitternachtsstnnden beisammen. Somit ist das Vergnügen zn allgemeiner Zufriedenheit ausgefallen. Ans Nah und Fern. — Darmstadt, 17. Sept. Ei» schändlicher Raubmord ist in der Nacht auf Sonntag an dem Schuhmachergejellen Heinrich Opper mann aus Ohrum verübt worden. Oppermann befand sich am Sonn- ab.nd Abend in der Wirthschaft von Bnrgi dahier und soll vor seinem Weggang einen in der Hinkelsgasse wohnhaften Mann gebeten haben, ihn nach seiner, Bcssnngcr Weinbergstraße 1 gelegenen Wohnung zu begleiten, da er befürchte, daß ihn sein Nebengcselle, der Schuhmacher Welcher, und ein anderer Mann umbringcn würden. Nachdem Opper mann in ziemlich später Stunde in seine im Hintcrhause der Hof- raithc Weinbcrgstraßc 1 gelegene Wohnung znrückgckehrt war, wurde eine Nachbarsfrau durch das Bellen des Hofhundes aufgeweckt, sie sah durch das Fenster in den Nachbarhof und beobachtete, wie ein hell gekleideter schlanker Mann den Hund beruhigte, sich dann in die Wohnung des Oppermann begab. Kurz nachher hörte die Frau ein entsetzliches Acchzen und Stöhnen, sic machte Lärm und weckte die HanSlcntc, worauf man in die Wohnung dc-s Oppermann cindrang und denselben blutüberströmt, durch etwa 12—15 Messerstiche schwer verletzt vorfand. Plan setzte Oppermann, der wohl noch athmete aber nicht mehr sprechen konnte, auf einen Stuhl, schickte nach de» Arzt und der Polizei. Als der Arzt cintraf, war Oppermann, de inzwischen zu Bett gebracht worden war, bereits eine Leiche. E wurde alsbald constalirt, daß der Mörder auch eine silberne Taschen uhr und circa 60 Mark an baarem Geld geraubt hatte. Ter Ver dacht lenkte sich alsbald auf den 29 Jahre alten Schnhmachergcselleu Nicolans Wchncr von Dammersbach, der eine Zeit lang mit dem Er mordeten das gleiche Zimmer bewohnt hatte, dann in Differenzen mit Oppermann gerathen war und vor zwei Tagen eine andcrc Wohnung in der Ludwigshöhstraße bezogen hatte. Es wurde constatirt, daß Wchncr am Samstag seinen Hellen Anzug angelegt und gesagt hatte, er wolle nach Frankfurt fahre», wogegen derselbe gegen Abend noch in Bessungcn gesehen worden war. Weiter lagen Bcrdachtsgründe vor gegen einen Schuhmacher Lorenz Ulrich ans Tonncnlosc in Bayern Ulrich wurde früh morgens in einer hiesigen Herberge verhaftet, lehnt« aber jede Schuld ab und behauptete, daß er von nichts wisse. Tc> Mörder Wchncr ist im Lause des Sonntag in Bürgel verhaftet worden und ist heute hierher verbracht worden. Hunderte von Leuten drohten den Mörder zu lynchen. Die Schutzmannschaft hatte zu thun, den Verhafteten zu schützen. Nach der Art der Wunden zn schließen muß zwi'che» dem Mörder und seinem Opfer ein verzweifelter Kampf statt- , gefunden haben und Oppermann, der wohl vorher schon schwer ver wundet war, hat, wie die zerschnittenen Hände beweisen, vergeblich versucht, dem Mörder das Messer zu entreißen. — Wie erzählt wird, soll die Feindschaft zwischen Beiden dadurch entstanden sein, daß Wehner zu einem Streik in der Schuhfabrik, in welcher Beide be schäftigt waren, anfreizte, Oppermann dagegen von dem Streik abrieth
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)