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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-20
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
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Nr. 22V. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden TaacS) zur Versendung gelangende „Sächsische LandcS-Anzelger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. «leine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler ö. Sächsische Grrichtözeitiing 4. Sächsisches Allerlei b. JllustrirteS UnterhaltnngSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Plg., let »en Post-Anstalten 75 Pfg. (Post-Zeitung, Preisliste Nr. 6035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bttchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Rr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Donnerstag, 20. September 1888. Von den Hauptblättcrn des „Sächsischen Landcs-Anzcigcrs" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billiger« Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich »nr 60 Pfg. mit Znlragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. in. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr- Nr. 1250s.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Iah« Eonmirr-Eisrnbahnfahrplan! esr für Sachsen. Winler-Eisknbahnsahrplaiihest für Sachsen. Jllustr. Kalender des Sächsische» Landbotrn. JllllsirirlkSJahrrsbiichdeeLandeS-Anztigers. Anzeigenpreis^ einer schmalen Corpttszcile lö Pfg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzcile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den EinrückungSbc»ng (in Briefmarken) beifügen ljc 8 Silben Corpnsschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» »nr bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit ersordern. — Die Anzeige» finden ohne Peeisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) ). Amtsnerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts tvurde heute ans Folium 3155 die am 1. September 1888 errichtete Firma Hug u. Lätzsch in Chemnitz (Fricdrichstraße Nr. 7 b) eingetragen und zugleich vcrlautbart, daß die Fabrikanten Herr Johannes Hug, He« Heinrich Hug und Herr Huldreich Lätzsch, fämmtlich in Chemnitz und Besitzer eines Fabrikations- geschäfts »ledicinischer Verbandwatte, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 14. September 1888. Königliches Amtsgericht. Die zum Armcnrecht zngelassenen Personen: 1. Karl Otto Schneider, Spinnereiarbeitcr, in Chemnitz, 2. Ernst Fürchtegott Moritz Schicketanz, Packer, in Waldheim, vertreten durch: zu I. Rechtsanwalt Hösel in Chemnitz, zu 2. Rechtsanwalt Hnth in Waldhcim, klage» gegen ihre Ehefrauen: zu 1- Amalie Theresic Schneider, geb. Otto, bisher in Chemnitz, jetzt nnbekanntcn Aufent halts, zu 2. Marie Hedwig Schicketanz, geb. Jähner, früher in Waldhcim, jetzt unbekannte» Aufenthalts, wegen: zn 1. Ehebruchs, zu 2. böslicher Vcr- lassung, mit dem Anträge ans: zn 1. Ehescheidung, zn 2. Vernrtheilung zur Herstellung des ehelichen Lebens, eventuell Ehescheidung, und laden die Be- klagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites vor die dritte Civil- kaiiimcr des Königlichen Landgerichts zn Chemnitz auf den 4. Dcccmbcr 1888 Vormittags 9 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zngclasscncn Anwalt zn bestellen. Zum Zwecke der vom Gerichte bewilligten öffentliche» Zustellung wird dieser Auszug der Klagen bekannt gemacht. Königliches Landgericht, Fericncivilkammer. Die zum Armenrccht zngelassenen Ehefrauen: 1. Jda Lange, geb. Ahner, In Zwönitz, 2. Agnes Auguste Grübling, geb. Eberlei», in Hormcrsdorf, beide vertreten durch Rechtsanwalt Th. Müller in Chemnitz, klagen gegen ihre Ehemänner: zn 1. den Kaufmann Max Oswald Lange, früher in Chemnitz, jetzt unbekannten Aufenthalts, zu 2. den Handelsmann Karl August Grübling, bisher in Hormcrsdorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen böslicher Ver- lassnng, mit den: Anträge auf Vernrtheilung zur Herstellung des ehelichen Lebens evcnt. Ehescheidung, und laden die Beklagten zur mündlichen Ver handlung des Rechtsstreits vor die dritte Ciwilkammer des Königliche» Land gerichts zn Chemnitz auf den 4. Dcccmber 1883 Vormittags 8 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zngelassenen Anwalt zu be stellen. Zum Zwecke der vom Gericht bewilligten öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage» bekannt gemacht. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 18. September. Berlin. Der ^ „Börsenknricr" bringt die befremdliche Mil thcilung, daß cs sich nach seinen zuverlässigen Informationen bei der durch die „Norddeutsche Allg. Ztg." eröffnet«:» bekannten Diskussion um die Ueberleituug zum Rücktritt Bismarck's handle. Die„N. Znrch. Ztg." bringt folgende Nachricht: „Berlin, 16. September. In politischen Kreisen erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler Erwägungen im Gange seien, in welcher Form letzterer sich vom größeren Theile seiner politischen Geschäfte ähnlich wie Mvltke zurückziehen könne." Hamburg. Der Kaiser wird am 20. Oktober zur Schluß- stcinlegung der Zollbauten mit dem Bundesrath und Reichstag hierher kommen. I» der Mitternacht vom 21. zum 22. Oktober erfolgt der Zollanschluß. London. Dem „Standard" wird aus Athen gemeldet: Die griechische Flotte hat den Befehl erhalten, nach den griechischen Inseln unter türkischer Oberhoheit im Aegäischen Meer abzusegcln. Zweck der Demonstration ist ein Protest gegen das willkürliche Verfahren Kcmal Bcys gegenüber den griechischen Schwammfischern. Vom 19. September. M ü n ch e n. Gestern Vormittag ist in Schloß Gerach bei Eßlingen Freiherr Carl von Cotta, Vorstand der Cotta'schcn Verlagsbuchhandlung, gestorben. Politische Nrmdschan. Chemnitz, den 19. September. Deutsches Reich. Von den Kaiscrmanövern. Am Dienstag begannen die Manöver schon um fünf Uhr Morgens. Der Kaiser führte in Person das brandenburgische Armeekorps, mit der Leitung des ganzen Manövers war der Chef des Großen Gcneralstabcs, Graf Der Geistersee. Original-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». „Ihr Künstlerruf ist ein zu fest begründeter," sagte sie stolz, „als daß diese giftigen Schmähungen, die den Stempel persönlicher Gehässigkeit an der Stirn tragen, ihn wieder verdunkeln könnten. Ver trauen Sie getrost dem gesunden Urtheile des Publikums." „Wenn nur nicht dieselben Federn, die meinen Künstlerruf be gründeten, cs wären, die jetzt mein Tvdesnrthcil unterzeichnet haben," cntgcgnetc Heinrich bitter. „Das ist das gefährliche dabei. Und was das Publikum betrifft, sv steht das Urtheil desselben unter der Vor mundschaft der Presse. Die Macht des gedruckten Wortes reicht un endlich Weiler, als Sie ahnen, Klairisse. Es beherrscht nicht nur die große nrtheilslose Menge, sondern auch die Gebildeteren werden an der Wahrheit irre, wenn ihr mit solcher Kühnheit ins Gesicht geschlagen wird. Der Beweis davon liegt zu meinen Füßen," fuhr Heinrich fort, indem er die am Boden liegende Papierkugcl mit der Stiefel- spitze fortstieß, „es ist ein Absagebrief von dem Vorstand der Malcr- akadcmic, an der mir eine Professur in Aussicht gestellt war. Sach verständige Männer sind es, welche an der Spitze dieses Kunstinstitulcs stehen, und doch beugen sie ihr Urtheil unter das Joch dieser Kritiken! Bi» ich doch fast an mir selbst irre! Vielleicht ist der Tadel gerechtfertigt!" „Nein, das ist er nicht!" versetzte Klairisse, die sehr nachdenklich geworden war. „Wenn ich mir die Ursachen und Wirkungen zurecht lege, so komme ich zu dem Schlüsse, daß das ganze ein Werk der Rache ist. Und ich fürchte, ich bin die unschuldige Ursache." „Sic, Fräulein Klairisse?" fragte Heinrich ungläubig. „Das ist unmöglich!" „Während Sic mich als Ophelia malten," fuhr Klairisse fort, „»ahm ich Ihnen das Versprechen ab, das bescheidene Urbild ans dem Spiele zn lassen. Meine Persönlichkeit hatte Ihne» die An regung zu dem Bilde gegeben, und ich wollte dem Künstler das nicht entziehen, welches ihm zur Ausführung seiner Idee »n er." et,".'!ich erschien. Ich fürchtete aber das Vornrthcil der Well !',Pe» ein Mädchen, welches sich als Modell hcrgicbt. Eitelkeit ist wohl „och das Glimpflichste, was man ihr zum Vorwürfe macht. Daher bat ich Sie um Verschwiegenheit." Waldersee, betraut. Heute Mittwoch erfolgt das Schlußmanöver. Am Nachmittag wird die gesammte Infanterie der beiden Armee korps auf dem vom Eiscnbahnrcgimcnt in Ahnitz, mitten im Manöver felde, eingerichteten Militärbahnhof verladen und mit der Bahn in ihre Garnisonen zurückbcfördcrt werden. Es wird dies eine Probe des Eisenbahiiregi'mentes auf seine Leistungsfähigkeit sein. — Die deutschen Kaisermanöver werden in der Presse aller Länder auf das Eingehendste erörtert und namentlich sind es die großen Kavalleriemanöver vom Sonnabend, welche des ungetheiltesten Beifalls sich erfreuen. Es ist das erste Mal, daß seit dem sieben jährigen Kriege so große Ncitermassen, wie sie am Sonnabend auf- traten, einheitlich geführt wurden. 66 Schwadronen Kavallerie zu führen und richtig zu führen, so, daß die kolossale Masse von sieben tausend Reitern wirklich zur Praktischen Verwendung gelangt, daß keine Zwischenfälle und Stockungen eintrcten, das ist ein Meisterstück, welches einem ergrauten Kavalleriegencral alle Ehre machen würde, um wieviel mehr nicht also erst dem jungen Kaiser! Wilhelm II. hat bei diesen Manövern gezeigt, daß er die zwei Hanpttugenden jedes großen Generals besitzt: Kaltblütigkeit und schnelle Entschlossen heit. Mancher Kavallerist wird sich gesagt haben: „Schade, daß der Kaiser gerade der Kaiser ist; er würde einen Kaballeriegeneral abge geben haben, wie er im Buche steht." — Die Ankunft des Grafen Kalnoky in Fricdrichsruhe ist am Dienstag Mittag »m 12 Uhr 10 Minuten erfolgt. Fürst Bismarck empfing in Begleitung des Grasen Rantzau seinen Gast am Bahn hof. Fürst Bismarck und Graf Kalnoky begrüßten sich auf das Herzlichste, unterhielten sich einige Minuten auf dem Bahnhof- Perron und begaben sich sodann zn Wagen nach dem Schlosse. — Wie verlautet, wird nach den Kaiscrmanövern General der Infanterie von Pape zum General-Oberst und zum Höchstkomman- direnden in den Marken ernannt werde». Als sein Nachfolger im Commando des Gardccorps wird General von Caprivi ernannt. * — Der Kaiser hat folgende Ordres unter dem 6. September an den Chef der Admiralität erlassen: „Ich ermächtige Sie, vom 1. Oktober ab bei den Stationen Kiel und Wilhelmshaven je eine weitere Reserve-Division, bestehend aus dem betreffenden Wachschiffe mit zugehörigem Schwestcrschifse und je einem Aviso, zn formiren. — Auf den mir gehaltenen Vortrag bestimme ich, daß an Stelle des ersten Adjutanten der Mnrinestations - Cvmmandvs ein Capitän zur See als Chef des Stabes mit den allgemeinen Befugnissen des Chefs des Stabes eines Gcneralcommandos zu treten hat. Sie haben danach das Weitere zu veranlassen." — Der Gesammtschodcn, welcher durch das Hochwasser vom 3. August im Hirschbcrgcr Kreise angerichtet worden ist, beträgt nach amtlicher Schätzung 546,013 Mark; der Schaden Privater beläuft sich auf 392,221 Mark. — Nach einer Berliner Meldung Pariser Blätter sollen alle Bemühungen der Familie Hohenlohe in Rußland um Erlangung des der Fürstin Hohenlohe durch Erbschaft zngefallencn Grundbesitzes an dem Widerstande des Kaisers von Rußland gescheitert sein. Der Kaiser habe erklärt, daß das Gesetz» welches den Fremden die Er langung von Grundbesitz in den westlichen Provinzen verbiete, in seiner ganzen Ausdehnung angewendet werden müsse. — Die konservative „Schles. Ztg." theilt mit, daß seitens einiger nationalliberaler Führer der Plan gefaßt worden sei, beim Reichstage die nöthigen Geldmittel für die projcctirte Emin-Pascha-Expedition zu beantragen. Weiter behauptet das Blatt, dem wir die Verant wortung dafür überlassen müssen, die ganze Expedition habe nur den Zweck, den Zusammenbruch der ostafrikanischen Gesellschaft aufzuhalteu. „Daß ei» solcher bevvrsteht, kann Niemandem entgehen, der die Ge schäfte derselben verfolgt hat. Das ohnehin geringe Kapital dürfte durch die von Peters mit großen Kosten errichteten und mit meist ungeeigneten Personen besetzten Stationen, Welche keinen Heller Ge winn abgcworfen haben, ziemlich aufgebraucht sein." Die „Krcnzztg." „Und ich habe mein Wort gehalten," betheucrte Heinrich Zelter- „Aber ich ließ mich zu einem Selbstvcrrath hinreißcn," bekannte Klairisse, „ich wollte die Anmaßung und die übcrmüthigen Koketterien Fräulein Rothenhaags züchtigen und gab mich ihr in einer für ihre Eitelkeit sehr empfindlichen Weise zn erkenne»." „Wann und wo geschah das?" fragte Heinrich gleichmüthig. „Wann und wo?" wiederholte Klairisse vorwurfsvoll. „Wollen Sie jene Täuschung, die ich auf dem Kasinoball für Scherz nahm, fortsctzen? Wollen Sie jetzt noch leugnen, daß Sie der rothe Domino waren, wie der rothe Domino leugnete, daß er Heinrich Zelter sei?" „Wie?" fragte der Maler erstaunt. „Wenn ich Sie recht ver stehe, so soll ich in der Maske eines rothe» Dominos auf dem Kasinoballe gewesen sein? Nicht im Traume ist es mir eingefallen! Gerade an jenem Abend hätten mich alle Schätze der Welt nicht ver mocht, den Maskenball zu besuchen." „Sie werden den Sieg, den Fräulein Nothcnhaag über Sie feierte, durch Leugnen nicht aus der Welt schaffen!" widersprach Klairisse mit ironischem Lächeln. Heinrich schüttelte, wie über etwas Unbegreifliches, den Kopf. „Welche Täuschung hierbei auch im Spiele sein mag," cntgcg- »cte er, „so dürfen Sie mir doch das eine glauben, daß ich von Leopoldine Rothenhaag nicht besiegt bin. Ich war eine Zeitlang berauscht von ihr, das leugne ich nicht. Lcopoldine war es, die de» Schlag meines Herzens in ein schnelleres Tempo versetzte und in mir die Erkcnntniß weckte, daß cs neben dem künstlerischen Streben noch ein anderes edles Lebensziel gebe. Aber cs kamen Augenblicke, wo ich mir gestehen mußte, daß in diesem Mädchen etwas Dämonisches steckt, und nicht selten erschreckte mich ein Etwas in ihren Augen, als blitzte jählings List und Falschheit daraus Herbor. Bald fing ich an, zwischen Lcopoldinen und Ihnen Vergleiche anznstcllen, Klairisse. Ich fand, daß jene nur für die Sinne geschaffen sei, — Sic aber für das Herz. Dort Koketterie und das stets rege Selbst bewusstsein der eigenen Schönheit und Unwiderstehlichkeit — hier sitt same Bescheidenheit, die ihren eigenen Werth nicht ahnt. Lcopoldine lanncnhast und reizbar — Sic sclbstverlcugnend und beständig, wie ewiger Sonnenschein. Klairisse! ich muß es Ihnen endlich gestehen," suhr der Maler mit großer Wärme fort, „Lcopoldine hat allerdings meine» Pillsschlag beflügelt, aber für andere. Die Persönlichkeiten haben gewech'clt und jetzt bete ich in Ihnen den schützenden Engel an, der mich vor jenem gefährliche» Weibe bewahrt hat!" empfiehlt eine außerordentlich umsichtige Ausrüstung der Emin- Expedition, denn dieselbe müsse darauf rechnen, ihre schlimmsten Geg- »er in den Engländern in Centralafrika zu finden, die vor nichts zurückschrecken würden, die deutsche Expedition zum Scheitern zu bringen, nm bann selbst die Hände frei zu haben. Außerdem sind auch noch die arabische» Sklavenhändler in Betracht zu ziehe», welche, wie die traurigen Ereignisse am Kongo gelehrt haben, allen Weiße» feindlich gegenüberstehen und Centralafrika sich selbst sichern wollen. Die Kosten des deutschen Unternehmens werden auf 600,000 Mark veranschlagt; cs wird aber vielfach bezweifelt, daß diese Summe ge nügen wird. — Neuter's Bureau berichtet über Auckland aus Samoa, es sei dort ein Aufstand ansgebrochen; den Anlaß gab ein Versuch, die Eingeborenen zu bewegen, auf den gegenwärtigen König Tnmcisese den Namen Malietoa zu übertragen. Eine weitere Ursache des Aufstande» war die außergewöhnlich hohe Besteuerung, welcher das Volk von der gegenwärtigen Regierung unterworfen wird. Der deutsche Nathgeber des Königs Tamascse, Branders, zog mit 1400 Mann gegen die Auf ständischen und cs kam zu einem blutigen Treffen, das aber unent schieden blieb. Die Macht der Aufständische» hat sich seitdem be deutend vermehrt, sodaß die Absetzung Tamascse's unvermeidlich zu sein scheint. Außer dieser englischen Meldung liegen keine anderen Nachrichten vor, man muß daher die nächste Südseepost abivarteu. — Am 1. Oktober tritt das Gesetz über den Bleigehalt in Ge schirren und Flüssigkeitsmaßen in Kraft. Die Hauplparagraphen lauten: „8 1. Eß-, Trink- und Kochgeschirre dürfen nicht 1. ganz oder theilweise aus Blei oder einer in 100 Gewichtstheilen mehr als 10 Gewichistheile Blei enthaltenden Metalllegierung hergestellt, 2. an der Innenseite mit einer in 100 Gewichtstheilen mehr als einen Gewichtstheil Blei enthaltende» Metalllegierung verzinnt, oder mit einer in 100 Gewichtstheilen mehr als 10 Gewichistheile Blei enthaltenden Metalllegierung gelöthet, 3. mit Email oder Glasur ver sehen sein, welche bei halbstündigem Kochen mit einem in 100 Ge- wichtsthcile» 4 Gewichistheile Essigsäure enthaltenden Essig Blei an den letzteren abgebcn. Auf Geschirre und Flüssigkeitsmaße aus blei freiem Britannia-Metall findet die Vorschrift in Ziffer 2 betreff» des Lothes nicht Anwendung. Zur Herstellung von Drückvorricht ungen zum Ausschank von Bier, sowie von Siphons für kohlensäure haltige Getränke und von Metalltheileu für Kindersaiigflaschen dürfen nur Metalllegierungen verwendet werden, welche in 100 Gewichts theilen nicht mehr als einen Gewichtstheil Blei enthalten. 8 2. Zur Herstellung von Mundstücken für Sangflaschen, Saugringen und Warzcnhütcheii darst blei- oder zinkhattiger Kautschuk nicht verwendet sein. Zur Herstellung von Trinkbechern »nd Spielivaarcn, mit Aus nahme der massiven Bälle, darf bleihaltiger Kautschuk nicht verwendet sein. Zu Leitungen für Bier, Wein oder Essig dürfen bleihaltige Kautschukjchläuche nicht verwendet werden. 8 3. Geschirre und Ge fäße zur Verfertigung von Getränken und Fruchtsäften dürfen in den jenigen Theilcn, welche bei dem bestimmungsgemäßen oder voraus- znschenden Gebrauche mit dem Inhalt in unmittelbare Berührung kommen, nicht den Vorschriften des 8 1 zuwider hergestcllt sein. Konservenbüchsen müssen auf der Innenseite den Bedingungen des 8 I entsprechend hergestellt sein. Zur Aufbewahrung vvn Getränken dürfen Gesäße nicht verwendet werde», in welchen sich Rückstände von bleihaltigem Schrot befinde». Zur Packung von Schnupf- und Kautabak, sowie von Käse dürfen Metallfolien nicht verwendet sein, welche in 100 Gewichtstheilen wehr als einen Gewichtstheil Blei enthalten." Die übrige» Paragraphen enthalten die Strafbestimmungen. Oesterreich-Ungarn. Ministerpräsident Tisza hielt in Papa in Ungarn eine Rede über die Maßregelung des panslawistisch ge sinnten Mschvfs Slroßmayer und feierte darin den Kaiser Franz Joseph unter lautem Beifall in enthusiastischen Worten. — Die aus London stammende Nachricht, daß Oesterreich und Italien dem Sultan empfohlen hätten, den Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien „Neimen Sic mich nicht so!" rief Klairisse, deren Antlitz bei dem überraschenden Gcständniß des Malers von einer vcrrätherischen Rothe überflogen ward. „Im Gcgcntheil, ich habe die Rachsucht jenes Weibes herausgcfordert »nd Ihnen dadurch nur geschadet. Ich habe unbedacht gehandelt, indem ich vergaß, daß jenes gefährliche Mädchen auch über das Wohl und Wehe Ihres künstlerischen An sehens eine beherrschende Macht übt." „Sie sprechen in Räthseln, Klairisse," versetzte der Maler. „Ich habe mir wohl gedacht, daß Sie die Schicksalsmächte des Rothenhaag'schen Salons nicht kennen." „Was soll ich denn unter Schicksalsmächten verstehen? E- komnien in diesen geselligen Abeiidzirkcln Künstler und Schriftsteller zusammen, auch viele Persönlichkeiten aus den Kreisen der Aristokratie finden sich ein." „Diese Zirkel sind das Heerlager einer Kotcric, einer Clique von der schlimmsten Gattung," erklärte Klairisse. „Dort wird für den einflußreichsten Theil der hiesigen Presse das Losungswort a»s- gegcben. Dort fallen die Würfel, ob ein Erzengniß der Littemtur oder der Kunst in de» Himmel gehoben oder in den Staub getreten werden soll, und de» Mittelpunkt, die Seele des Ganzen bildet, als vielumworbene Königin, Fräulein Lcopoldine, von den einen ver göttert wegen der Schönheit, von den anderen gefürchtet wegen ihrer Jiitrigneiiknnste." „Woher wissen Sie das, Klairisse?" fragte der Maler überrascht, Pinsel und Palette bei Seite legend. „Ich weiß cs vo» der Baronin. Durch ihr befreundete Damen, welche in den Rothcnhaag'schcn Abcndzirkeln verkehren, ist sie über alles unterrichtet worden. Wolle» Sie hören, wie man sich dort Ihre eigene Geschichte erzählt?" „Sagen Sic mir alles. Ich bitte darum!" „Sie kamen fremd in diese Stadt, kümmerten sich um Niemand, lebten ganz für sich und Ihre Kunst. Aber in jenem Zirkel blieb Ihr Name nicht »»genannt. Muthwillige Fachgcnossen machten sich lustig über Sie, schilderten Ihr Leben, Ihre Neigungen, Ihre Persön lichkeit in den abenteuerlichsten Farben, bis diese Spöttereien Leo- poldincns Neugier weckten, Sie kennen zu lernen. Sie wußte sich in Ihr Atelier cinzuführcn, wo sie über ihre Vorurthcile angenehm enttäuscht ward. Sie würdigte Sic der Ehre, ihr Porträt zn malen, eine Auszeichnung, nach welcher viele vergebens strebten. Zu dem Siege, den Ihre Persönlichkeit über das launenhafte Herz jene?
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