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-EWWMWWWWWWWWW Nr. 207. — 8. Jahrgang. Sächsischer ... - n- Mittwoch, 5. September 1888 MiirlsittivreisdeS„Si>chs.ÄaiideS-?l»ieiMS' Nanm einer schmalen Corpnszeile 15 Psi Vevonngte Slelle (Isvalt.Pct!^cilc)3!>P BeiWiederliolniiggloverNnnonecuNabatt. Bei Bestcllniigc» von Auswärts wolle man Jnserttonsbctrag (in Vriefniarke») beifügen lie KSilbe» Corpusichrift bilden ca. IZeile.) Annonccnannahme nnr bis Vonnittag. Vtcki!'. Almiillkk Niklit, Buchdrnckcrci. Clicmnttz. Thcatcrstrabc 5 (Fernsvrcchstclle 2!r. 156). Telegr -Ädr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich eimm l'csondercn Untcrhaltr.ngsblatt: i. kleine Botschaft — 2. Sächsischer Crzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitnng 4 Sächsisches Allerlei — 5 Ikttstrirtes Nnterkaltmr^cblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Der jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende „Lächsischc LnndcS-Anzctgcr" mit täglich einem besonderen Unter- halttingsblatte und mit dem Extrabciblatt Litsligcs Vildcrbnch lostet bei den Ausgabe stellen inonatlich70Pig., bei denPost-Anst. 75 Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) Für Abonnentcn erscheint je einmal i»> Jahr: Eoiiinier-Ctskiibahiifghrplaiiheft für Lachsen. Winttr-Eisr»bal>»fnl>rvla»l>cst für Lachsen. Illnstr. Kalender des Sächsische» Unttdbokcn. Ill»strirtcsJahrcsbuchbeösjai,des>rlitzctgers. mit „Ehemrritzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Znsolge Rücknahme des Verstcigcrungsantrags ist der auf den 1. Sep tember 1888 zur Zwangsvcrsteigcrnng des Emil Hugo Mnstcr'schcii Grund stücks, Folinm 193 des GrnndbnchS für Altchemnitz, sowie der aus den 10. September 1888 zur Verkündung des Vcrtheilungsplans anbcrauinte Termin wieder aufgehoben worden. Königliches Amtsgericht Chemnitz, am 3l. August 1888. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 652 vcrlautbart, dag dem Jugenienr Herrn August Wilhelm Rudorf in Chemnitz für die Firma Rudolph Voigt daselbst Procura crtheilt worden ist. Chemnitz, am 3. September 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 3118 die Firma Dignns Uhtich i» Chemnitz (Bram hausstrasje Nr. 12) und als deren Inhaber der Kaustnann Herr Hugo Dignus Ilhlich daselbst, Besitzer eines Handschuh-, Struinpfwaarcn- und Tricotagcn- labrikationsgcschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 3. September 1883. Königliches Amtsgericht. Jiti Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folint» 3149 die Firma C. Schönfeld n. Co., vormals in Berlin, jetzt in Chemnitz (Kaserncnstrabe Nr. 13), und als deren Inhaberin Frau Clara Schönfcld, geb. Waldman», i» Berlin, Besitzerin cincs Strumpf-, Handschuh- und Tricolagcugeschnfts, eingetragen. Chemnitz, am 3. September 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folinm 3150 die Firma Paul Dictzsch in Chemnitz (Knrzc- strnße Nr. 9) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Paul Eduard Dietzsch daselbst, Besitzer eines Möbelstoff-Fabrikationsgcschüfts, eingetragen. Chemnitz, am 3. September 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 3. Seplembcr. Wien. In maßgebenden Kreisen wird entgegen den offiziösen Versicherniigen bezüglich des Besuchs Crispi's in Fricdrichsrnhc die Behauptung, derselbe bedeute eine Verschärfung der Allianz, als der thatsächlichen Situation entsprechend bezeichnet und betont, daß Herrn Crispi in erster Reihe die Absicht zu dem deutschen Reichskanzler führte, die den Alliirten im Gefahrssalle gegen einander erwachsenden Pflichten genau präzisirt zu wissen. Paris. Französische Blätter heben als besonders bemerkens wert!) hervor, daß in Nizza Ladungen von Mclinitgeschossen einge- lrvffcn sind, die sofort nach den Grenzforts wcitcrgcschasst wurden; berittene Gendarmen begleiteten den Transport, um jede Annäherung Unbefugter zu verhindern. London. Der „Standard" enthält einen scharfen Artikel in Sachen des amerikanischen Fischerei-Vertrages. Das Blatt erinnert die Vereinigten Staaten daran, daß Canada, wenn es unglücklicher Weise nölhig werden sollte, die Kanonen und Panzerschiffe Englands hinter sich hätte, und sagt dann: „Wir sagen nnsern amerikanische» Vettern offen: wir haben uns dem Ideale des Christcnthums noch nicht so sehr genähert, daß wir bereit wären, unsere Wangen einem transatlantischen Fanstschlag darznbieten." in der Organisation von Reichsämtcrn geplant werde. Die Er-1 Hagen und Schweden und blieb dort einen Tag. Aus der Reiseroute ncnnung des Herrn von Bennigsen znm Obcrpräsidcnten der Provinz über Hamburg entstand auch in Paris das Gerücht, Boulanger wolle Hannover ist zwar nicht gerade geeignet, dieses Gerücht wahrschein licher zu »lachen, doch werden auch jetzt noch von unterrichteten Personen ganz ohne Zusammenhang mit der Person des Herrn von Politische Nnndschau. Chemnitz, den 4. September. Deutsches Reich. Die „Norddeutsche Allgemeine" erwähnt die Gerüchte von einer bevorstehenden anderweitigen Organisation der Ncichsämter, aber nur, um lakonisch zu bemerken: „Wir sind nicht in der Lage, die Richtigkeit dieser Meldungen zu beurtheilen." Darnach scheint gerade etwas daran zu sein. — Die „Franks. Ztg." schreibt dazu: „Bei Erörterung der Friedrichsruher Reise des Herrn von Bennigsen wurde mehrfach erwähnt, daß, um Letzteren: eine geeignete Verwendung im Rcichsdienste zu gewähren, eine Acndcrnng Es Hai nicht sollen sein. Eine Erzählung aus dem Schauspielerleben von Heinrich Grans. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ich stelle im Ganzen keine große» Ansprüche au eine Provinzial- bühne," sagte mit ruhiger und tiefer Baßstimme die Frau Majvrin, „mich haben nnr die beiden Kvhlköpfe gestört, welche uns der Tobten- gväber als — Todtenküpfe präsentirtc, indem er an Stelle der Augen und dcS Mundes schwarze Steinkohlen eingesetzt halte." Alle brachen in Lachen ans. „Aber das Beste war doch der „Geist von Hamlets Vater", ent schied die Frau Oberst. „Der kleine, dicke Mann tappte in seinem .vc!n: umher, als ob er blind wäre. Er hatte endlich die Bühne ver lassen, aber der lange, graue Schleier blieb an dem Noscnbusch hangen, und während er nun immer wüthcnder daran zerrte, ries er dabei hinter den Kvnlissen „ade!" — „ade!" — „ade!" — Beim dritten „ade" war auch der Schleier ade, denn er riß in zwei Hälften!" Während dieser allgemeinen Heiterkeit erschien in der Haupt- Allee des Gartens der Held des Tages, Richard Werner, im Gespräch inii Lenlnant Sch. Major L. machte die Damen auf ihn aufmerksam, und bald wendeten sich ihm die bewaffneten und unbewaffneten Augen Aller mit neugierigem Interesse zu. „Schade,-daß man ihn nicht einmal in der Nähe sehen kann!" sagte bedauernd die Frau Oberst, indem sie die Gläser ihrer Lorg nette Putzte. „O, dazu wäre ja jetzt die günstigste Gelegenheit," entgcgncte L. . „Wenn die Damen gestatten, so veranlasse ich Leutenant Sch., ihn uns vorznstcllcn?" Alle Blicke wendeten sich der Frau Oberst zu, die in diesem Punkt schr cxkuisiv war. — Aber zu aller Ueberraschung gab sie ihre Zu stimmung. Die stolze Frau kvmbinirte, daß man sich ja zu nichts verpflichte, indem man hier, auf einem neutralen Terrain, den künftigen „i)o>scha»spieler" kennen lerne. — Nach einer erwartungsvollen Pause kam Major L. zurück, ge folgt vom Leutnant Sch., der um die Erlaubniß bat, „seinen Freund", Herrn Richard Werner, d.r ibni zur Leite stand, vorstellen zu dürfe». Bennigsen Andeutungen gemacht, nach denen eine Scheidung der in der Person des Reichskanzlers vereinigten Funktionen diskntirt worden ist, und zwar der Geschäfte des auswärtigen Dienstes von denen der inneren Ncichsvcrwaltnng durch Uebcrtragung der betreffenden Funk tionen an zwei covrdinirte Beamte, wobei die Möglichkeit der Ab zweigung eines selbständigen Landesvcrtheidigungsministeriums (Heer und Marine) und eines Neichsfinanzniinisteriums erwogen worden sei." — Herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung hat König Oskar von Schweden dem deutschen Kaiser gewidmet. Auf einem ihm von der Stadt Malmö, wo er begeistert empfangen wurde, ge gebenen Festmahl brachte der König einen Toast auf den deutschen Kaiser ans, in welchem er sagte: „Im Schwedcnlande, wo die Gast freundschaft von jeher in jeder Heimstätte Sitte gewesen, könne man am besten die Gefühle würdigen, von denen er bei der Heimkehr in sein Land beseelt sei. nachdem er im Schlosse des deutschen Kaisers und in der Hauptstadt Deutschlands die herzlichste Gastfreundschaft genossen. Alle Anwesenden seien sicherlich im Stande, die Dankbarkeit zu ver stehen und mitznfühlen für den ihn, gewordenen, so überaus herz lichen Empfang, dein er in einem Toast auf den deutsche» Kaiser recht warm Ausdruck geben möchte. Der Kaiser habe dadurch, daß er dem jüngstgcborencn Prinzen nicht nnr seinen Namen beige- legt, sondern demselben auch ausschließlich in Schweden wohlbekannte Namen gegeben habe, ganz Schweden und Norwegen einen theucren und hochschätzbaren Beweis seiner freundschaftlichen Gesinnung ge geben. Er sei überzeugt, daß alle Anwesenden seinem Toast auf den mächtige» Herrscher des deutschen Reiches, der jetzt auch dem Verbände der schwedischen Streitmacht angehöre, in solcher Weise zn- stiinmen würden, daß der Toast auf der anderen Seite der Ostsee lebhaften Widerhall finde." Alle Anwesenden stimmten jubelnd in das Hoch des Königs ein. Am Montag ist König Oskar in Stock holm angckvmmen und festlich begrüßt worden. — Feldmarschall Graf Blnmcnthal besichtigte am Montag die bayrische Garnison von Würzburg. Damit hat die Jnjpcctionsrcisc des Feldmarschalls in Süddcutschland ihren Abschluß gesunden. — Die deutsche Manövcrflotte hat am Montag unter dem Commando des Admirals Knorr den Hasen von Kiel verlassen und ist in die Nordsee abgedampst. Den dortigen Manövern wohnt auchdcr Kaiser bei. -- Das amtliche Resultat der Ncichstngsersatzwahl im 6. Ber liner Wahlkreise lautet folgendermaßen: Abgegeben sind 41,759 gütige Stimmen (bei 93,480 Wählern). Es erhielten Liebknecht (Soz.) 26,067, Knörcke (freis.) 7496, Holz (Kartell) 3849, Förster (Anti scmit) 4331, zersplittert 16 Stimmen. Mithin ist Liebknecht gewählt. — In Freiburg in Baden ist der 35. deutsche Katholikentag eröffnet. Die Versammlung ist sehr zahlreich besucht, viele Abge ordneten der Ccntrumspartei sind anwesend. Windthorst ergriff schon am Bcgrüßnngsabend das Wort und bemerkte, Frcibnrg habe be sonders de» Ruf, katholische Interessen zu vertreten, aber es sei die Frage, ob dieser Beruf immer erfüllt worden. „Wir wollen uns nicht in badische Verhältnisse mischen, sondern auch hier nur offen das katholische Bekennlniß abgebcn, aber ohne ängstliches Umhcr- schaucn. Wir greifen keinen an und begehren keine Schimpfsreiheit, aber wir wollen nicht blos geduldet sein. Wir geben das, was wir für uns verlangen, auch dem Gegner." Znm Schluß stellte Windthorst in Aussicht, daß sich die Versammlung in hervorragendem Maße mit der Lage des heiligen Stuhles zu beschäftigen haben werde. Am Montag wurde über die badische Ordensfrage verhandelt. Es sprachen Windthorst, Lingcns, Graf Galen, Racko. — Der famose General Boulanger hat 24 Stunden auf deutschem Boden geweilt. Er passirte Hamburg auf der Durchreise nach Kopcn- Mit ausgesuchtester Höflichkeit verbeugte sich dieser und nahm auf Ein ladung der Frau Oberst an deren Seite Platz. Nun hatte inan Gelegenheit, den Helden, in dem wir Alexander Menari wieder begegne», in nächster Nähe zu betrachten. Fast drei Jahre lagen zwischen jener Katastrophe, die ihn aus dem väterlichen Hanse trieb, und kaum würde man ihn wiedererkannt haben. Das schöne, von einem dunkelbraunen Lockcnwald umgebene, etwas bleiche Gesicht wurde von zwei Augen erhellt, die zwar de» irüheren kindlichen Ausdruck verloren halten, die aber in dieser Zeit größer, man möchte sagen intelligenter geworden und die Seele widerspiegeltcn. Die ganze Erscheinung machte, zumal in der dunklen Kleidung, den Eindruck höchster Noblesse. Nachdem die Vorstellungen beendet und die Musterung günstig ausgefallen, begann die Frau Oberst überaus freundlich: „Wir Alle haben eine Gelegenheit herbcigcwünscht, Ihnen per sönlich ausznsprechen, wie sehr uns am Montag die Darstellung Ihres „Hamlet" entzückt hat." Richard verbeugte sich. „Sie sind sehr gütig, gnädige Frau, und ich würde stolz auf dieses Lob sein, wenn ich mich nicht über zeugt hätte, daß man mir gegenüber hier sehr — nachsichtig ist. — Aber nehmen Sie die Versicherung, daß diese Nachsicht mir ein Sporn sein wird, in meinem Streben nicht zu ermatten." „Leider werden Sie uns, wie ich höre, bald verlassen?" fragte Frau D. mit weicher Stimme. „Bereits übermorgen," entgcgncte Richard. „Nachdem ich fast drei Jahre, und von der Pieke an, gedient, mich ans kleinen Provinz bühnen unter oft recht traurigen Verhältnissen hcrumgetummelt, um mir das anzneignen, was wir „Routine" und „Repertoire" nennen, ist mir endlich das Glück eines dreimaligen Gastspieles im König lichen Hofthcater in Berlin zu Theil geworden, von dessen Erfolg mein Engagement abhängig sein wird." „Und dieser Erfolg wird nicht fehlen!" rief verbindlich lächelnd die Frau Oberst. Richard verbeugte sich. „Aber warum reisen Sie schon so bald? In Berlin sind, so viel ich weiß, die Königlichen Theater jetzt geschlossen." „Ich möchte vorher noch eine kurze, ernste Schule durchmache» und meine Proberollen bei Direktor H., der mich „entdeck:" hat, wi° cs in der Kunstsprache heißt, gründlich nachstnsircn." Fürst Bismarck in Fricdrichsruhe besuchen. — Wie die „Nat.-Ztg." miltheilt, intcressiren sich auch der Groß- hcrzog von Sachsen-Weimar und Prinz Wilhelm von Württemberg lebhaft für die projcctirte deutsche Emin-Pascha-Expedition und haben ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph ist zu den Kaiser manövern in Pisek angckommen und von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen worden. — In Wien hat das aus Anlaß des 40jährigeu Regicrungsjnbiläums des Kaisers veranstaltete Schützenfest am Sonntag mit einem großen Festzuge begonnen. Kronprinz Rudolf sprach dem Komitee den Dank seines Vaters für die Veranstaltung aus. — Die jungtschechischc Partei in Böhmen, welche bei den letzten Wahle» große Eifolgc errungen, wird der österreichischen Regierung »och viel zu schaffen machen. In ihren Versammlungen fordert sie jetzt offen die Gleichstellung Böhmens mit Ungarn, also die Errichtung eines eigenen Königreiches Böhmen. — Dem ungarischen Reichstage wird sofort nach seinem Wiederzusammcntritt ein Gesetzentwurf zn- gchen, welcher die Herstellung einer direkten Bahnverbindung mit der Herzegowina und den Ausbau des bosnisch-hcrzcgowinischen Eisen bahnnetzes bezweckt. Italien. König Humbert und Kronprinz Viktor Emanuel begegnen bei ihren Manöverrundreiscn durch die Nomagna einer außerordentlich enthusiastischen Begrüßung durch die Bevölkerung, di« sonst als sehr republikanisch verschrieen ist. Der König hat sein« höchste Gcnugthuung über diese herzliche Begrüßung kundgegcben. — Graf Kalnvky soll dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi eröffnet habe», Kaiser Franz Joseph hätte im Prinzip beschlossen, dem König Hnmbert in Rom eine» Gegenbesuch abzustatten, welcher vcrmuthlich »ach der Abreise des Kaisers Wilhelm aus Rom erfolgen werde. Frankreich. Die Pariser Aerzte haben den Attentäter Garnier, welcher in der deutschen Botschaft mehrere Schüsse abfenertc, für total verrückt erklärt Damit füllt auch ein gerichtliches Verfahren fort. — 3000 Bahnarbeiter bei Limoges, welche an einer neuen Strecke arbeiten, haben ihre Thätigkeit eingestellt. Die Regierung hat Militär hinbeordert. — Heute findet in Paris großer Ministcr- rath statt, in welchem über die Berufung der Kammer bcrathen werden wird. — Die Journale machen viel Wesens von der angeb lichen Erwerbung der normannischen Insel Herm bei Jersey durch zwei Deutsche und wittern dahinter Deutschlands Absicht, der fran zösischen Küste gegenüber eine Art Gibraltar zu schaffen. Natürlich ist das Unsinn. Rufjland. Zu der vom Schah von Persic» beabsichtigten Reise nach Rußland werden in Teheran große Vorbereitungen ge troffen. Der Schah trifft in wenigen Wochen in Baku ein, er übcr- bringt zahlreiche Geschenke für den Zaren, darunter 16 prächtige Pferde reinster arabischer Abstammung. — 150 Industrielle in Polen haben ihre Thcilnahme an der nächstjährigen Pariser Weltausstellung angezcigt. In Warschau wird sich ein Komitee bilden, welches weitere Anmeldungen entgcgenniinmt. — Kaiser Alexander von Ruß land ist aus Moskau, die Zarin aus Gmunden wieder in Petersburg angckommen. Sächsisches. — Dresden, 4. Scptbr. König Albert begab sich gestern früh 7 Uhr mit Extrazug nach den bei Zittau stattfindenden Manövern und kehrte von dort nach 3 Uhr Nachmittags »ach Pillnitz zurück. — Gestern Mittag traf die Frau Großherzvgin Alice von Toskana zum Besuche unsres Königshauses in Pillnitz ein. — Während dcS gestrigen Tages gab es hier sehr starke Regengüsse. Noch schlimmer muß es in Schlesien gewesen sein. Ans Hirschberg und Warmbrunn wird Hochwasser gemeldet. — Von kgl. preuß. Ordensdecorationen „Was sind Sie für ein Landsmann?" fiel Plötzlich Major L. dazwischen ein. „Ein — Schlesier," versetzte zögernd Richard, dem diese Frage unerwartet kam. „Ei, dann sind wir ja Landsleute!" rief die Frau Stabsarzt. „Und am Ende wohl auch, wie ich, aus Breslau?" „Nein," entgegnete Richard rasch und bückte sich, eine kleine Handarbeit, die ihr entfallen war, der Frau Oberst wieder aufzu- hebcn. Dem Gespräch dann eine andere Wendung gebend, fuhr er fort: „Morgen werde ich die Ehre haben, zum letzten Male vor Ihnen anfzntrete», und Direktor Töldte hat mir die seltene Vergün stigung erwiesen, diese Vorstellung als Benefiz zu bewilligen." In diesem Augenblick erschien, wie auf sein Stichwort, der Zcttelträger und legte mehrere Theaterzettel ans den Tisch, die von den Herrschaften mit großem Eifer sofort in Beschlag genommen wurden, während Leutnant Sch. den Umstehenden vorlas: „Zum Benefiz und letzten Auftreten des Herrn Richard Werner vor seinem Abgang an das Königliche Hofthcater in Berlin: „Kcan, oder: Des Schauspielers letzte Rolle." Dieser zweite Titel war eine von den Erfindungen Töldtes, der darin groß war. Noch vor wenige» Tagen erschienen bei ihm z. B. Laubes „Karlsschüler" mit dem neuen „oder" „Der Rcgimcntsfeld- schecr". — Ich habe bei ihm ein Stück gesehen unter dem Titel: „Der Sturz vom Felsen Pansilippo bei Neapel in's Meer!" welches sich einfach als das bekannte Drama „Sie ist wahnsinnig" entpuppte. Als ich ihn auf die Lächerlichkeit dieses Titels anfmerksam machte, entgegncte er schlankweg: „Das nimmt das Publikum nicht so genau und auf diesen Titel „beißt es an", auf den andern nicht." — Richard Werner hatte sich indcß erhoben und empfahl sich in verbindlichster Weise von den Dame», welche, entzückt von dem jugend lichen Künstler, versprachen, an seinem Ehrcnabcnd nicht zu fehlen, und verließ in Begleitung des Leutnant Sch. den Garten. Am Eingang desselben saß das gcsammte Personal der Töldtc- schcn Gesellschaft beim Bicrglas, und wie drüben am Hvnorativrcn- tisch, so bildete auch hier Richard Werner de» Gesprächsstoff, aber in weniger wohlwollender Weise, wie dort. Er halte es nicht verstanden, sich bei seinen Kollegen, dieser empfindlichen Künstlerschaar, beliebt zu mache». Sein isolirtcs, abgeschlossenes Wesen wurde ihm als Stolz und Dünkel ansgclcgt, die viel beneidete Protektion des Direktors, Der licutiaen Rümmer des Sächsischen Landes-Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Sächsisches Allerlei".