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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188707287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-28
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1887
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er'scdv plen »ns, «sgift. opfsvlims^ SvKIvIMUNL aslrlvbsm.. Ski-ooli. L ^ li-tlsidigW 1 ichmerzl-offm. et i t. Zu Hab. i-Chemnih: potkvltv, w tz: bei Hem, 50 u. 80 Pf. Ilksr,, °it und sei»« ^ Erricht. SWU«, «i-, S»»»,^. ank! »m Grabe len, treu- Mutter, >nd SchwL- SW, lehmann, gedrungen, weise auf- ühellnahme chstenPank z besonder- Päutz fllr gehenden >e, sowie e Tragen Redlichkeit" r aber auch menschmuck m Gedenk eins, sowie lienbund", ceundcn im id Bekann tem in der von Ernst f. Gros rzienräthin die Theil- inierzlichen >u, Colditz, d Erlbach ilo Lstts cn. ielen Beweise le beim Be- !N Schwester lmam ndeten reichen »errn Lehrer Gesang-chor sänge vor der irabe sprechen l herzlichsten die erhebende abe und sür e des Herrn »chönau. >. Juli 1887. tömer ierlassenen. Zaveiss äer ms bei äsm beuren Lud en berriiok- iv. 8s^ssrt rlassonsn. > Uhr endete urzem Krank guten Gatten, Pflegevater-, cS, desWebcr- tl.Zschache, Die Beerdig» ! Nachmittag-- lieben Ber eu zur schul» interlaffenen. verschied saust unser guter n, dcrSchloffer - >ie Beerdigung l 27. d. M. >on der Halle aus. Um stille e trauernden mstraße 2. heater. etzten Male: M, v. H. Zumpe. !I Ack lanz inäAbth. üschaft." Nr. 172. — 7. Jahrgang. jeden Wochentag Mend (mit Datum ^folgenden Laaer) zur «ersendung saugende..SSchststhe Landes.««,üger« o>. einem besonderen Unter- Süchsischer Donnerstag. 28. Juli 1887. vei «eircuungrn von «uvivnri» wollt AnsertlonSbetrag (in Briefmarken) beifügen §e 8 Silben EorpuSschrift bilden ea. 1 Zelle). RlrAbonnenten erscheint ie einmal im Jahr: Lmmtr EiskubahnfahrvIanheft für Sachsen. «inttr-Eisenbahnfahrplanheft für Sachsen. Zllustr. «aleudtt de« Sächsischen Landboten. MftritteS Jahre-buch de« LavdeS-Anzeigers. llnnoncenannahme nur bis Vormittag. 8erl«i: AM» Me. Buchdruckeret. Chemnitz. Theaterstratze 8 (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Crzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5 Jllusirirtes Unterhaltungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Telegraphische Nachrichten. ' " Vom 26. Juli. Hamburg. In hiesiger Stadt ist ein allgemeiner Tischlerstreik auSgcbrochen. Wien. Der Verzicht des Prinzen Ferdinand von Coburg auf die bulgarische Krone wird nach Verlautbarungen aus Hofkreisen schon nächstens erwartet. Wien. In einer Meldung der „Pol. Korr." aus Konstantinopel wird es als möglich bezeichnet, daß die Türkei in der bulgarischen Frage nach Abschluß des gegenwärtigen eifrigen Verkehrs der Pforte mit einigen Kabineten eine neue Note versenden wird. Bukarest. Entgegen den die Haltung des russischen und ftaitzösischen Botschafters bei der Pforte in Sachen der egyptischen Konvention beschönigenden Journalstimmen versichert ein von autimtativer Seite stammender Bericht aus Konstantinopel, daß die Vertreter der beiden Großmächte dem Sultan erklärten, daß ihre Regierungen die Unterzeichnung der Konvention als eine Heraus forderung betrachten müßten, deren erste Konsequenz die Forderung der Paste seitens der Botschafter sein würde. Paris. Man stellt sich hier sehr beunruhigt und einige Blätter bezeichnen cs als Provokation, daß eine Abtheilung des 112. in Mühlhausen in Elsaß garnisonirenden Infanterie-Regiments, (man glaubt, es handelt sich im Ganzen um eine Kompagnie) mittelst Extrazugcs an die Grenze dirigirt wurde, wo sie in kleinen Patrouillen an der Grenze in der offenbaren Absicht echelonnirt sei, m womöglich einen Streit mit den an der Bogesen-Grenze mmövrirenden französischen Jägern herbeizuführen. Es existirt kein noch so großer Blödsinn, der hier nicht geschrieben und, was schlimmer, auch geglaubt wird. London. Die bulgarische Regentschaft hat, einer diplomatischen Meldung aus Sofia zufolge, an den Prinzen Ferdinand von Coburg telegraphisch das dringende Ansuchen gerichtet, den zu seiner definitiven Entscheidung betreffs Uebernahme der Negierung festgesetzten Termin von vierzehn Tagen abzukürzen, da die Ungewißheit über die Ent schließung des Prinzen die allgemeine gedrückte Stimmung zu einer bedenklichen Erregung zu steigern drohe. Die hiesigen offiziellen Kreise bezweifeln die Möglichkeit der Aufrechterhaltung der Ruhe in Bulgarien. Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. Juli. Deutsches Reich. Der Kaiser wohnte am Montag Abend, wie.M-.-Gastein gemeldet wird, Lm. Kreise., einer kleinen Gesellschaft 4er Theatervorstellung in der Billa Solitude bei und amüsirte sich vortrefflich. Am Dienstag nahm der Kaiser wieder ein Bad, das am Montag ausgefallen war. — Aus London wird gemeldet, daß die am Kehlkopfe des Kron prinzen noch vorhandene kleine Unebenheit ihm zwar keine Schmerzen, wohl aber Unbequemlichkeiten beim Schlucken verursacht. Durch täg liche sechsmalige Gurgelungcn soll der Rest des Leidens beseitigt werden. Der Kronprinz nimmt auch nur lauwarme, keine heißen Speisen zu sich. — Fürst Bismarck wird am 1. August Varzin verkästen und über Berlin am 2. in Kissingen eintreffen, wo er drei Wochen ver weilen nnd zwischen dem 10. und 13. mit dem Grafen Kalnvky Zu sammentreffen will. Auch darf mit Bestimmtheit angenommen werden, daß Fürst Bismarck wahrend seines Aufenthaltes in Kissingen die bayrischen Minister von Lutz und von Crailsheim empfangen wird. Bon Kissingen begicbt sich der Fürst wieder nach Varzin. — Am 25. September d. I. sind es übrigens 25 Jahre, daß Fürst Bismarck zur provisorischen Leitung der preußischen Regierung berufen wurde. 8m 6. Oktober 1862 folgte dann die definitive Ernennung zuni Die Erbin von Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Meine Tochter!" stammelte endlich der Freiherr. Cäcilia richtete ihr Köpfchen auf. Es war ein beseligender Blick, der in seiner unschuldsvollen Klarheit dem glänzenden Auge des EdelmanneS begegnete. Sie streckte ihre Rechte aus und erfaßte Paolo's Hand. „Mein Gatte," hauchte sie, den Blick zu dem Freiherrn gewendet. Herr von Erlenburg lächelte, dann behielt er Cäcilia nur in der halben Umarmung und ließ die nun freie Hand auf Pavlo's Schulter ruhen. „Meine Kinder," sagte er in vor Rührung kaum verständlichem Ton. „Möge der Herr, der in seiner Gnade Euer Glück so schön zusammensührte, Euer Leben bis zum Ende in diesem Sonnenglanz Schalten, möge er Euch bis zum Tode eine Glückseligkeit genießen lasten, welche schon das Erdenlebcn zum himmlische» Paradiese macht!" „Amen," tönte es sanft durch den friedlichen Raum. Es war eine nach jeder Richtung hin beglückende Stunde, welche diesem Augenblick folgte. Auf wie absonderliche Weise auch das Schicksal die kleine Familie zusammcngeworfen, wie energisch sich der junge Ehemann gegen eine Verbindung seiner Gattin mit der Außen welt gesträubt hatte, die Verwandtschaft des Blutes brachte ihre diechte zur Geltung und die Biederkeit, die in Aller Herzen wohnte, dergaß die Leiden, die einem Jeden von Allen durch die Vergangen heit zugetheilt worden; die Macht des Glücks, welches in diesem Augenblick verborgen war, goß ihren Zauber ans alle Herzen aus. Es währte nicht lange, bis ein Jeder von ihnen mit den Haupt- «omenten im Schicksal des Anderen vertraut gemacht war; Herr von Alenburg kannte nun Cäcilia, kannte Paolo, Meister Barlo hatte m Charakter des so glücklich wiedergefundenen BaterS seiner Gattin »ar Herzgewinnende gelesen und Cäcilia, das unschuldsvolle junge Aesen, wußte ihre Rolle als Vermittlerin der so frisch entstandenen Verwandtschaft von keiner besseren Seite zu pflegen, als dadurch, daß sie die steine Einmy aus ihrer Mittagsruhe störte, um dem Großpapa das liebreizende Lächeln seiner kleinen Enkeltochter vor die Augen zu «mm. . - Er war spät geworden, ehe Herr von Erlenburg sich aus dem Kreise^ dem er heut« zum ersten Male angehörte, wieder entfernte; Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen. Vorher Herr von Bismarck bekanntlich Botschafter in Paris gewesen. — Die Grundzüge der Alters- und Jnvalidenversorgung sind be reits seit drei Wochen im Besitze der Bundesregierungen, deren Gutachten bei Wiederbeginn der Verhandlungen des BundeSrathes gegen Anfang September eingehen dürften. — Der Papst, hat einem römischen Blatte zufolge, Kaiser Wilhelm und der Königin-Reaentin von Spanien zwei der goldenen Medaillen zugeschickt, die zur Erinnerung an die päpstliche Vermitte lung im Karolinenstreit vor Kurzem geprägt wurden. Wie es ferner heißt, hätten auch Fürst Bismarck und der spanische Exminister- präsideut Canovas del Castillo derartige Medaillen zugeschickt erhalten. — In dem schon bekannten Schreiben des PapsteS an den Cardinalstaatssceretär Rampolla, in welchem er die Ansprüche auf die Stadt Rom im Interesse der Würde des heiligen Stuhles aufrecht erhält, befindet sich auch eine sehr schätzenswerthe und deutliche Aus lastung über die Beziehungen des Vatikans zu den deutschen Staaten. Man nahm im Allgemeinen an, die Kirchengesetzgebung sei zum Ab schluß gelangt. Das ist aber die Ansicht des Papstes nicht. Leo XIII. spricht es ausdrücklich aus, in Preußen müsse das Werk des kirchlichen Friedens bis zur Vollendung fortgesetzt und den gerechten Wünschen der katholischen Bevölkerung noch mehr Rechnung getragen werde». Dasselbe gilt auch von anderen deutschen Bundesstaaten und speciell von dem katholischen Bayern. Der Papst hat also noch weitere Wünsche mit Bezug auf die Kirchengesetzgebung, und da diese bestehen, werden auch wohl die Verhandlungen darüber nicht ausbleiben. Man weiß, daß verschiedentlich, namentlich von Herrn Windthorst auf dem Katholikcncongreß, auch die Rückberufung der Jesuiten nach Deutschland verlangt wurde. Daß diese Frage noch am kirchen politischen Himmel aultaucht, ist gar nicht so unmöglich; aber diese Angelegenheit ist nicht Sache eines einzelnen Bundesstaates, sondern des Reiches. Und wir glauben kaum, daß ein deutscher Reichstag die Rückkehr der Jesuiten beschließen wird. Dazu liegen die Ver hältnisse in Deutschland denn doch zu eigenartig. — In dem Gutachten, welches von dem General-Comitee des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern zur Annahme des Reichs- Branntwcinsteucrgesetzes abgegeben worden ist, ist der Wunsch aus gesprochen, daß die zur Zeit außer der Maischraumsteuer von den Branntweinbrennereien in Bayern noch zu zahlende Gewerbesteuer in Wegfall komme. Es besteht Aussicht, daß die Regierung diese Con- cession zur Annahme des Gesetzes zugestehen wird. — Der vor Kurzem begnadigte dänische Kapitän Sarauw (wegen Landesverrathes in Deutschland bekanntlich verurtheilt) erklärt, daß die Begnadigung erfolgt sei, weil seine Gesundheit auf das Schlimmste erschüttert und seine Familie in die größte Noth gerathen war. Die Behauptung, Sarauw habe in Spionage-Angelegenheiten weitere Eröffnungen gemacht, ist also unrichtig. — In Folge des Zvllaiischlusses von Hamburg an das Reichs Zollgebiet wird zum 1. Oktober 1888 eine Personalvermehrung von mindestens 300 Zollbeamten nothwendig werden. — Wie aus Zanzibar gemeldet wird, sind die Beziehungen der deutschen Regierung zum Sultan recht freundliche. Es hat sich das namentlich bei Gelegenheit des Conflictes zwischen Zanzibar und Portugal herausgestellt, in dem Deutschland mit gutem Erfolge ver mittelte. Um so unangenehmer berühren in Berlin die Zwistigkeiten zwischen der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft und dem Sultan Es sind mit diesem wiederholte Streitigkeiten vorgekommen, welche das Einschreiten des deutschen Generalkonsuls erforderlich machten Wenn auch die Nachrichten aus den ostafrikanischen Kolonien ziem lich unklar lauten, so steht soviel fest, daß die Witu-Gescllschaft und die deutsche ostafrikanische Gesellschaft durchaus nicht auf dem freund schaftlichen Fuße zu einander stehen, auf welchem sie stehen sollten Dazu kommt, daß die hartnäckig aufrecht erhaltene Meldung von der bevorstehenden Rückkehr des vr. Peters die Verwirrung nicht ver- der Mond stand schon am Himmel, als er von der Traulichkeit des kleinen Cirkels Abschied nahm. XVII. Kaum zwei Tage waren vorüber, seit Cäcilia und Paolo mit Allem vertraut gemacht waren, was die einst so unglücklich verlassene Waise mit dem Leben verknüpfte; in Vereinigung mit dem Freiherrn hatten die beiden Gatten Erovigno besucht und aus dem Munde der dort Lebenden vernommen, welches Schicksal vor zwanzig Jahren der so viel besprochenen und bedauerten Amalia Monti zu Theil geworden war. Cäcilia hatte die Stätte gesehen, wo unter verwildertem Rasen ihre von ihr nie gekannte Mutter schlummerte; sie hatte in kindlicher Pietät für den verwahrlosten Hügel Sorge getragen, hatte ein Kreuz darauf errichtet nnd durch späte Herbstblumen, die sie Pflanzte, das Andenken derjenigen in Ehren gehalten, deren Herz im Jainmcr gebrochen, durch deren unverschuldetes Elend sie der Fürsorge des Findelhauses anvcrtraut worden war. Wie sehr bedauerte Herr von Erlenburg, daß eine Uebcrtragung der Leiche an einen ihr gebührenderen Platz nicht möglich war! Aber die Verwaltung des Friedhofs konnte zu einer derartigen Operation ihre Einwilligung nicht geben, da zahlreiche Särge unter dem nämlichen Hügel cingcscharrt waren und es jetzt, nach zwanzig Jahren, unmöglich war, festzustellen, welches die Uebcr reste der Amalia Monti, resp. von Erlenburg, seien. Auch über die Verhältnisse des Freiherrn waren die jungen Gatten zur Genüge in Kenntniß gesetzt. Sie wußten, daß Cäcilia einer angesehenen Adelsfamilie Oesterreichs entstammte, daß Herr von Erlenburg reich war, daß eine der glänzendsten Besitzungen der Steycrmark ihm gehörte, daß er niemals andere Kinder besessen hatte und sonnt Cäcilia, des Zimmermeisters Gattin, als einstmalige Erbin aller der von .Herrn von Erlenburg beschriebenen Herrlichkeit zu betrachten war. Und sie hatten auch verstanden, daß der Freiherr mit väterlicher Liebe um da- Wohl seiner Tochter bemüht war, daß »er Zufall, sein Kind wiedergefunden zu haben, vielleicht der beglückendste Moment seines Lebens gewesen war. Dennoch fühlte sich Paolo nicht zufrieden in dem Bewußtsein, Schwiegersohn dieses reichen und noblen Edelmannes zu sein. Nicht etwa, daß der Unterschied des Ranges dieses Mißbehagen hervor gebracht hatte; es war Eifersucht, die mit jäher Gewalt das bis jetzt unbekümmerte Herz des jungen Schwärmers gefangen nahm. Seine überschwängliche Liebe zu Cäcilia, deren Himmel bis jetzt kein Wölk- chen trübte, hielt ihm nun so plötzlich das Phantasiegebilde vor Augen, die Anhänglichkeit an den Vater, die ollmählig zunehmen mindert, sondern nur erhöht. Ganz ander- steht es in dieser Be ziehung doch in Kamerun und in Neu-Guinea. Große Erfolge find zwar auch dort bei der Kürze der Zeit nicht errungen worden, aber es herrscht doch eine ruhige und stramme Verwaltung seiten» de» Gouverneurs von Soden und deS Landeshauptmanns von Schleinitz, und von irgend welchen Zerwürfnissen mit benachbarten Staaten ist keine Rede mehr. Es scheint, als ob das Reichsamt des Auswärtigen sich jetzt eingehend mit den ostafrikanischen Verhältnissen beschäftigen wollte, und das wird sehr gut sein. Oesterreich-Ungarn. Prinz Ferdinand von Kvburg unter handelt nach allen Seiten hin wegen Anerkennung seiner Wahl als Fürst von Bulgarien. Es giebt immer noch Stimmen, welche glauben, der Zar könne einwilligen. Dem gegenüber steht aber die Nach richt, daß Rußland der Türkei erklärt hat, es betrachte nach wie vor Regentschaft und Nationalversammlung von Bulgarien als ungesetz lich, dieselben hätten also auch kein Recht zur Fürstenwahl! — Der Befähigungsnachweis, der in Oesterreich eingeführt ist, hat in seiner Durchführung den Anhängern desselben selbst so wenig gefallen, daß auf dem oberösterreichischen Gewerbetage in Linz über die Wieder aufhebung in Berathnng getreten werden soll. ; Frankreich. Alles hält jetzt in Frankreich Reden. Minister, Abgeordnete und solche, die es werden wollen. Nur Boulanger muß stillschweigen, weil ihn die Gicht zwickt. Die letzten Reden mehrerer Minister, welche eine feste Einigung aller gemäßigten republikanischen Elemente empfahlen, haben durch den eigentlichen Führer der Gam- bcttisten, Jules Ferry, eine kräftige Unterstützung erhalten. Ferry ist vor Allen: der radikalen Forderung einer Volksarmee L la 1791 ent- gegengetpeten. Er verlangt eine kräftige Armee zur Vertheidigung des Landes. Bitter tadelt er die inneren Spaltungen und Zerwürf nisse, welche Frankreich in den Augen des Auslandes am meisten schadeten. Wenn die Franzosen nur darauf hören wollten! — Der, Stern des Revanche-Apostels Dsroulsde ist wie der seines Meisters Boulanger im Sinken. Seine Reise in die Provinz hat wenig Er folg gehabt, es hat sich im Gegentheil eine Anzahl weiterer Vereine wegen der Kundgebung gegen Präsident Grsvy von der Patriotenliga losgesagt. — Der Bischof von Grenoble hatte einen wegen Wider standes gegen die Staatsgewalt verurtheilten Pfarrer befördert und sich geweigert, diese Beförderung rückgängig zu machen. ES wird jetzt über ihn eine Gehaltssperre verhängt werden. — Der Minister rath beschloß, den Kammern eine Vorlage betr. Meliorationsarbeiten an der unteren Seine und in Havre zu machen, die eine Ausgabe von 100 Millionen Franken beanspruchen. — General Boulanger schenkte zwei Polizisten, dem Lokomotivführer und dem Heizer, die seine Abreise von Paris ermöglichten, silberne Uhren mit gravirter Inschrift. -- Professor Potain reiste, angeblich auf Wunsch de- Zaren, zur Behandlung Katkows nach Moskau. Italien. In dem Schreiben des Papstes an den Kardinal- staatssecretär Rampolla heißt es bezüglich Oesterreich-UngarnS, die Frömmigkeit des Kiffer- und seine Ergebenheit an den heil. Stuhl machten die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Monarchie zu den bestmöglichen. Hierdurch und durch die Weisheit der Minister werde es möglich sein, die religiösen Interessen in Oesterreich-Ungarn zu fördern, oder Hindernisse zu beseitigen und Schwierigkeiten in vollen: Einvernehmen zu regeln. Sodann beschäftigt sich der Papst mit Frankreich, bezüglich dessen er Eintracht wünscht ferner mit Spanien, Portugal und Belgien. Der Papst wünscht auch die eng lischen Kolonieen und Rußland dem guten Einfluß der Kirche zu gänglich zu machen, und betont schließlich, eS sei Pflicht des päpst lichen Stuhles, die Religion dort, wo sie auf breiter Grundlage be ruhe, wie in vielen Staaten Amerikas, zu Pflegen und zn stärken, die Missionen in den uncivilisirten Ländern zu begünstigen und die jenigen Völker zur Einheit zurückzusühren, die sich getrennt haben, wie im Orient und namentlich in Griechenland, von dem der Papst lebhaft wünscht, daß es wieder zum Ccntrum der katholischen Ein- konnte, werde mit dem Lauf der Zeit nur ein Hinderniß für die Verehrung, die hingebende Liebe zu ihm, ihrem Gatten, sein. Fast bedauerte er, die Denkzeichm aus dem Findelhaufe nicht, bevor sie Jemand in Augenschein nehmen konnte, vernichtet zu haben; Cäcilia, o lange sie in jener Anstalt wellte, hatte niemals irgend Jemanden gekannt, der sie liebte; er, Paolo, der sie in blinder Verehrung von, Altar der St. Marienkirche in sein Haus geführt hatte, war der Erste gewesen, der überhaupt das heilige Gefühl, zu lieben und Jemandem auf der Welt anzugehören, bei ihr berührte; die ganze Fülle reiner Neigung, deren ihre junge Seele fähig war, hatte sie hm als Dank für die ihr entgegengebrachte Liebe zu eigen gegeben und nun kam ein Anderer, dessen Anrecht auf ihr besseres Fühlen er nicht verhehlen konnte, um Theilnehmer des bis dahin nur von ihm allein besessenen Glücks zu sein. Mußte er dem Himmel für ein Zusainmenführen des Vaters und der Tochter, die nichts bis dahin von einander wußten, jetzt, nachdem er im Besitz seines jungen Weibes so glücklich war und ewig glücklich zu bleiben hoffte, wohl dankbar sein? Je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr folterte die Qual der Eifersucht den jungen Ehemann. Zehn Tage waren nun vergangen, seitdem Herr von Erlenburg zum erste» Male die Schwelle des Barlo'schen Hauses betreten hatte, Tage, in denen er seine Kinder mit Liebes- und Freundschaft'be- bczeugungen überschüttete, eine kurze Spanne Zeit, während welcher er die sprechendsten Beweise von der Reinheit seiner Absichten gegeben; dennoch umdüsterte die Wolle, die Paolo's Glück beschattete, die allgemeine Fröhlichkeit, deren Zauber sonst wie heiterer Sonnenglanz über dem kleinen Cirkel lag. Auch Herr von Erlenburg, obgleich er vordem niemals Zeuge »er ruhigen Glückseligkeit gewesen war, empfand, daß ein Schatten tber dem Horizont des Barlo'schen Paradieses lag. Er wußte sich lbcr die Ursache keine Aufklärung zu geben. Man hatte ihm der Wahrheit gemäß mitgetheilt, daß die Thätigkeit des jungen Zimmer meisters von Monat zu Monat bessere Früchte trage, er sah, daß nnige Liebe die beiden Gatten vereinte, daß der Liebreiz der kleinen Emmy das junge Paar beglückte, und dennoch fühlte er das Unbe hagen, welches seinen dunkeln Schatten warf, sobald er Paolo gegen übertrat. Nur in der Absicht, das wirkliche oder imaginäre Unge mach, soweit eS ihm möglich sein würde, au» dem Wege zu räumen» tastet« er daher, sobald sich die Gelegenheit zeigte, der Ursache nach «Ich bin reich, wie ich schon mehrmals erwähnte", begann er
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