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tun- der Staat-rechte gegenüber den kirchlichem Uebergriffen ger». fordert wird. . Italien/ Ess wird nach den liberalen römischen Zei tungen auf dass bestimmteste versichert, daß die Kommission zur Prüfung de- Gesetzentwurf- über die religiösen Körperschaften die Abschaffung der GeneralatShäuser definitiv be schlossen habe. Die OrdenSgenerale sollen jedoch belassen werden, dieselben eine Entschädigung erhalten und im Genüsse eine- Theil- der Klöster verbleiben, die sie gegenwärtig innehaben. Der ge faßte Beschluß wird übrigen- von vielen Seiten al- eine halbe Maßregel angesehen, dem wir allerdings au- naheliegenden Grün den zustimmen müssen. Frankreich. Die spanischen Ereignisse beschäftigen na türlich alle Parteien in einer Weise, daß dadurch den eigenen Wirren Konkurrenz gemacht wird. Lhatsache ist, daß der politische Wechsel in Madrid Herrn Thier- im ersten Augen blicke Furcht und Besorgniß ernflößte, weil 4ie Proklamirung ihm, wie vielen seiner Anhänger nicht sofort möglich erschien und der alte Herr erst dann freier aufathmete, als die Proklamirung der spanischen Republik gesichert war. Die Hast, mit welcher Thier- die Anerkennung der Schwesterrepublik folgen ließ, zeigt deutlich genug, wie gelegen ihm jene Proklamation kam und was er davon für seine eigene Sache erhoffte. Auf der anderen Seite flößen die verzweifelten Anstrengungen, welche in diesem Augenblicke gemacht werden, um die „Fusion" zu ermöglichen, Hetrn LhierS sichtlich Besorgniß ein. ES ist daS sehr erklärlich, denn die Aussöhnung der beiden großen monarchischen Parteien würde ohne allen Zweifel sofort zur Folge haben, daß eine kom pakte Majorität in der Nationalversammlung gegen den Präsi denten und seine auf Gründung einer konservativen Republik ge richteten Bemühungen mit Entschiedenheit Front macht. Es würde damit eine ganz neue Situation geschaffen und das Werk der Dreißigerkommisflon dann sicher müßte mit einer großen Majorität zur Annahme kommen. Damit wären wir aber bei der entscheidenden Krisi- angelangt. Die verschiedenen Versionen über den Stand der FufionSfrage, welche in Paris und in Ver sailles umlaufen, sind nur mit großer Vorsicht aufzunehmen, aber eS darf als unzweifelhaft betrachtet werden, daß diesmal die Unterhandlungen zu einem Resultat führen oder einen voll ständigen absoluten Bruch -wischen den beiden Zweigen der Bour bon- zur Folge haben werden. — Für den niedrigen Bildungsgrad des französischen Volkes spricht wohl nichts deutlicher als der Bericht deS Kriegsministeriums, nach welchem von den 305,000 Rekruten, die vor der Aushebungskommission erschienen waren, _ nur 7700 lesen und 69,900 weder lesen noch schreiben konnten. 25 Proz. oder der vierte Theil befinden sich somit in der gröbsten Un wissenheit. Wir geben dem „Rappel" Recht, wenn er einer solchen Statistik gegenüber die Verweigerung des unentgeltlichen und obligatorischen LaienunterrichtS scharf tadelt. Großbritannien. Nach der „Times" sind die Ver sicherungen, welche man von Rußland in der centralasiatischen Frage erhalten hat, durchaus zufriedenstellend. „Wir können nichts Bessere- thun," meint dieses Organ, „als die Hilfsquellen un sere- Reiche- in Asien entwickeln und uns die Neigungen de- dortigen Volkes gewinnen. Dies geschehen, können wir keinen gefürchteten Gegner haben. Britisch-Jndien wird außerhalb je de- Angriffes liegen und in der Lage sein, einen überwiegenden Einfluß auf die Politik im Oriente auSzuüben." DaS Erste «ollen wir gern zugeben, daS Letztere jedoch nach den von uns ausgesprochenen Ansichten vorläufig noch bezweifeln. — Der Dampfer „Murillo" ist einem Telegramme au- Madrid zufolge frei^geben. Da die Untersuchungscommission erklärt hat, daß der „Murillo" die „Northfleet" nicht niedergebohrt habe, so fragt eS sich nun, ob der Kapitain de- ersteren nicht doch noch auf Schadenersatz — man sprach von 50,000 FrcS. — für Schädigung seine- guten Rufe- antragen wird. Man muß eS eben nur verstehen, au- den Umständen Kapital zu schlagen. In SüdwaleS ist eS endlich zu einem Einverständnisse ge kommen, durch welche- wenigsten- ein Theil der Kohlengruben arbeiter, etwa 4000 an der Zahl, ihre Arbeit wieder aufnimmt. Die Arbeiter von Llynvi, Ogmore, Londu und Ma steg erklären Ach mit der halben Deduktion — nämlich von 5 Prozent einverstanden^ Haven retzoch Vie Aussicht au^mle baldige Lohn erhöhung, unter der Bedingung, daß sie mehr Kohlen au- der Erde schaffen. Man hofft, daß die übrigen Kohlengrubenarbeiter mit dieser Lösung sich ebenfalls zufrieden geben und die Arbeit wieder aufnehmen. Spanien. Von Bsorgniß erregenden Ruhestörungen ist vorläufig im Lande nirgend die Rede, da weder Lie in Bar- cellona von den Studenten kundgegebenen Manifestationen zur Erlangung der Lehrfreiheit und Unentgeltlichkeit de- akade mischen Unterrichts, noch die von 4000 Arbeitern abgehaltene Massenversammlung zur Herabsetzung der Arbeitszeit, Lohn erhöhung und Anerkennung einer Föderativ-Republik, ernstere Maßregeln bewirkt haben. Den Karlisten, die sich seit den letzten Tagen auffällig ruhig verhalten, will man volle Am nestie ertheilen, wenn sie sich den Lhatsachen fügen, gegen sie jedoch mit der ganzen Strenge des Gesetze- vorgehen, wenn sie nicht binnen 15 Tagen ihre die Republik gefährdenden Ruhe störungen einstellen. Don Karlo- soll übrigen- in St. Jean de Luz eingetroffen sein und sich als Prätendent proclamirt haben, so daß eS also noch sehr fraglich erscheint, ob seine An hänger von der gebotenen Amnestie Gebrauch machen werden.— Castelar hat den Vertretern Spaniens im Auslande die Procla- mirung der Republik mitgetheilt und ihnen aufgegeben, vor Allem etwa vorhandenen Vocurtheilen gegen republikanische Garantien für Friede und Ordnung entgegenzutreten. Ebenso könnten sie über die Haltung der Armee die zufriedenstellendste Auskunft geben. Da die officiösen Organe von Paris und Wien erklärt haben, daß man nur diese officielle Ratification abwarte, um die spanische Republik anzuerkennen, so kann diesem Acte nunmehr wohl stündlich entgegengesehen werden. Franzö sische Blätter verzeichnen ferner einen Brief Castelar's an den Redacteur des El Americano, in welchem er sich mit warmer Begeisterung für die Einigkeit der Republik in der alten und neuen Welt ausspricht. Auch erhält die „Frankfurter" Zeitung eine Pariser Privatdepesche, derzufolge der gefeierte Republikaner an einen Freund in der französischen Hauptstadt einen Brief gerichtet, in welchem er erklärt, die Regierung habe den festen Willen, Cuba für Spanien zu erhalten. Auf Cuba erwachsen ihr indessen, außer dem Kampfe mit den Aufständischen, noch andere Schwierigkeiten in Folge der entschiedenen Antipathie der Sclavenhalter-Partei gegen die neue spanische Regierung, von welcher sie eine Schädigung ihres brutalen Monopols ge wärtigen. Portugal. Die nachbarlichen Verhältnisse haben die Regierung denn doch zu einem als sehr „dringend" bezeichneten Gesetzentwurf veranlaßt, wonach Reservemannschaften in einer Höhe von 0000 zur Fahne einberufen werden sollen. Nicht ohne Zusammenhang scheint die Einbringung dieser Vorlage mit einer auf Veranlassung deö Ministeriums stattgehabten Versamm lung von Deputaten der zweiten Kammer zu sein, in welcher die Oppositionspartei erklärte, daß bei den gegenwärtigen schwie rigen Verhältnissen daS augenblickliche Ministerium nicht da- Vertrauen besitze, daS es besitzen müsse, um den Lhatsachen im vollsten Maße Rechnung tragen zu können. Eine Ministerkrisi- dürfte denn auch im Lissaboner Kabinet in nicht zu ferner Aussicht stehen und die Opposition insofern daraus Nutzen ziehen, als die Regierung im Augenblicke mehr als jemals der Mitwir kung dieser nicht ganz geringen Partei bedarf. — Exkönig Ama deus und dessen Gemahlin befinden sich noch immer in Lissa bon, daS italienische Geschwader erwartend, daS fie in-Heimath- land zurückführen soll. Die Königin ist übrigens sehr leidend und soll es noch fraglich sein, ob sie die Reise nach der Ankunft deS Geschwaders unverzüglich werde antreten können. Amerika. Der spanische General-Kapitän hat der Be völkerung in der Havanna die in Spanien vorgefallenen politi schen Veränderungen angezeigt und zum Gehorsam aufgefor- dert. Die Aufregung soll demzufolge groß, die Geschäfte in- Stocken gerathen sein und die Sklavenbesitzer über die PMa- mation der Republik sich sehr mißgestimmt zeigen.