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Nr. 76 27. September 1872 Ireitag, Sächsische DschMmg Austalt«. Skeuftadt- Dre» de«, tn der Expedi tion, kl. Meißn. Gaffe Nr. S, § zu haben. Vreetst vierlrljdhrlich IS Rgr. Zu beziehen durch 4 alle kais. Post- Deutschlands die Erklärung abgiebt, daß seine Stellung im Pariser Leben unerträglich geworden und sein ferneres Verbleiben in Paris mit der Ehre des deutschen Reiches und seines Ober hauptes nicht mehr vereinbar sei. Man kann nicht einwenden daß die Regierung für die Gesinnung der Pariser Bevölkerung nicht verantwortlich gemacht werden könne; denn sie weiß den Belagerungszustand mit Rücksicht auf die innere Politik sehr energisch zu handhaben. In dieser Beziehung werden alle unlieb samen Kundgebungen ohne Weiteres unterdrückt. Aber Deutsch land gegenüber läßt sie den Leidenschaften voll die Zügel schießen. Käme es wirklich zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen, waS wir im politischen Interesse Europa's nicht wünschen wollen, so würde Frankreich vor Allem die Nachtheile empfinden. Wie das oben genannte Brüsseler Blatt seiner Meldung hinzufügt, scheint Fürst Bismarck geneigt zu sein, nur einen Konsul in Paris zu belassen, der die laufenden Geschäfte zu besorgen hätte. Nachschrift. Kaum, daß wir Vorstehendes niederge schrieben, so kommt schon der hinkende Bote eines Dementis hinterdrein. Die Nachricht des „Echo du Parlament" soll un begründet, mithin das Entlassungsgesuch des Grafen von Arnim thatsächlich unrichtig sein. Nichtsdestoweniger hält selbst die amtliche „Spener'sche Ztg", welche daS Dementi bringt, die Klagen über die Ungezogenheiten der Franzosen gegen den deutschen Botschafter aufrecht. Sie citirt bebufS dessen die Stimme einer englischen Zeitung, welche sagt: „Das Leben deS deutschen Botschafters ist ohne Zweifel kein angenehmes. Die Häuser, in welchen er sonst ein gern gesehener Gast war, sind ihm und anderen Deutschen verschlossen; seine Einladungen werden mit eisiger Kälte abgelehnt; keine Zeitung kann er öffnen oder einer Debatte in der Kammer zuhören, noch einem Empfangsabend bei einem Minister beiwohnen, ohne zu ver nehmen, wie man von seinen Landsleuten als gedrillten Tyrannen spricht, seine Regierung als eine Bande von Räubern schildert, welche von Bayonnetten und religiöser Heuchelei aufrecht erhalten wird. Die Pariser Gesellschaft haßt Deutschland mehr, alS die TedeSchi von der Bevölkerung Venedigs aehaßt wurden. Kemem Deutschen öffnen sich die Salons der Faubourgs St. Honorö und St. Germain. Selbst gebildete Pariser soll.n geäußert haben, daß sie ein Gesellschaftszimmer sofort verlassen werten, sobald ein Deutscher dasselbe betrete. ES kümmert die Pariser Politische Weltschau. Deutsches Reich. Unsere feingebildeten Nachbarn im Westen, die so lange an der Spitze der Civilisation marschirten, bis ihnen bei Sedan und Paris die Maske vom Gesicht gerissen wurde, gebehrden'stch jetzt wie Knaben in den Flegeljahren, so daß der deutsche Botschafter Graf Arnim, um den Pariser Un gezogenheiten zu entgehen, seine Abberufung beantragt haben soll. Nach einer Depesche des Brüsseler „Echo du Parlament" moN- virt der Graf sein Gesuch damit, daß der dortige Botschafter- Posten ihm keine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten biete, denen er im Verkehr mit der Pariser Gesellschaft begegne. Ein stets gut oriemirter Korrespondent der National-Zeitung versichert, daß diese Nachricht in Paris, namentlich in den diplomatischen Kreisen durchaus nicht unerwartet gekommen sei. „Die Stellung deS Grafen Arnim", fährt derselbe fort, war in der That nicht allein unangenehm, sondern geradezu peinlich. Ein Botschaft ter ist nicht nur der Vertreter seiner Regierung, er ist besonders der Vertreter seines Souveräns; in dieser Eigenschaft genießt er bekanntlich ganz besondere Vorrechte, muß aber auch eine dieser Stellung angemessene Rücksichtsnahme verlangen. Es kann nun nicht behauptet werden, daß Herr ThierS in seinen Bezie hungen zu dem Grafen von Arnim gegen diese Regeln gefehlt hat, allein es muß Jedem, der Gelegenheit hatte, die hiesige offizielle Gesellschaft seit einem Jahre zu beobachten, durch aus natürlich erscheinen, daß der Vertreter deS Kaisers von Deutschland der Ansicht ist, die ihm gebührende Aufnahme nicht gefunden zu haben. Dazu kommt nun noch ein anderer Umstand, welcher vielleicht noch mehr als die gesellschaftliche Stellung de- Trafen Arnim den Fürsten Bismarck veranlassen könnte, die Botschaft in Paris wieder auszuheben. Der Botschafter d h der Vertreter teines Souveräns kann eS doch unmöglich dulden daß in seiner Gegenwart sein Souverän beschimpft wird^ Die Panser Blätter und die Schaufenster der Pariser Bilder händler sind in ihren Leistungen zu bekannt, alS daß man nöthlg hätte, auf diesen Punkt näher einzugehen. Die letzten Ostungen der Berichterstatter, welche gewisse Blätter nach «erlm gesandt hatten, könnten vielleicht dazu b igetraaen haben, den angekündigten Beschluß, zu beschleunigen " In der That muß eS weit gekommen sein, wenn der Vertreter Vierunddreißigstcr Lahrgang. M Quartal. Abonnements-Einladung. Auf da« mit nächster Nummer beginnende vierte Quartal der Sächsische» Dt>rsM««g, „Vierunddreißigster Jahrgangs nebmen alle K-Iserl Postämter und Posterpeditionm gegen Vorau«d«jahlung von 15 Ngr. Bestellungen ans auch kann da« Blatt, wen» e« verlangt wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstalten gegm Botenlohn von nm » Ngr. pro Quartal jeden Dienstag und Freitag pünktlich In'« Hau« gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dre«d-n und Umgegend, welch» ihr« Bestellungen direkt bei un« (Neustadt, kl. Meißner Gaffe Nr. S), «der bei dm von un« ar gestellten Boten macken, erhalten di. Zeitung jeden Dienstag und Freitag ohne jede Preiserhöhung jugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, di« Abonnement« - Bestellungen gefälligst sofort machm zu wollen, indem wir dei späteren Aufträgen für die Nachlieferung der bereit« erschienenen Nummern nicht einstehm können. . Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorsjeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden und dtffm Umgegend al« auch im ganzen Land« die ausgedehnteste Verbreitung. Die Verlags - bxvedittvN. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. 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