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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.12.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188512225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-12
- Tag 1885-12-22
-
Monat
1885-12
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.12.1885
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— ^ LS7. — 5. JlchrglMk- WS rr -is- L.b0 ^ Königfi'- en^ u-gewoge« lbf 86 2^. ilötall. 86 24. ,s. so>°i« Hs) nver- ktz) in irg e. r«l. AbonuemeutspreiS: Der «nparteitsche — jede» Wochentag «Send (mit dem Datum de» folgenden Lage«) zur Versendung gelangend« — LundeS-Anzetner mit Beiblättern kostet «ouatli h «0 Pfg- bei den Ausgabestellen ln Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) gm 4- Quartal erscheint für Abonnenten ZehresbllchlKeihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, vuchdruckerei, Chemnitz. Sächsischer Dienstag, 22. December 188S. jM-rs-A>rril>kr JnsertionspreiS: Raum einer schmalen KorpuSzclle 15 Pfg.; —Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg.— Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Expedttioir und Redaktion: Ehemnih, Theaterstraße Ar. 48. Lelegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. 136- >- mit „Chemnitzer Gtadt-Anreiger" Mütter: „Tägliches UnterhsitungsblaU" mil hlimristiH Wrirtes SmmtiPdlitt „Lustiges Bilderbuchs. Die geehrten Moft-Hkbonnenten «suchen wir, das Abonnement für das am 1. Januar beginnende neue Quartal baldmöglichst erneuern zu wollen, damit in der Zu sendung der Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Bei verspätet hier eiutleffeoder Bestellung erhebt die Post für Nachlieferung bereits erschienener Nummern eine Extragebühr von 10 Pfg.; es empfiehlt sich daher, die Einzahlungen bei der Post für das neue Quartal bis zum 27. December zu bewirken. Die Verlags-Expedition des „Sächsischen L»udeS-«nzeiarrS". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das im Grundbuche aus den Namen Sophie Wilhelmine Dreher geb. Fiedler eingetragene Haus- und Gartengrundstück, Nr- 243 des Flurbuchs, Nr. lOO des Brandkatasters, Folium 78 des Grundbuchs für Grüna vorm. Rilterguts-Anth, geschätzt aus 5700 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangs weise versteigert werden und ist der 20. Januar >886 Vormittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 5. Februar 1886 Vormittags 10 Uhr als Berfteigerungstermiu, sowie der 15. Februar 1886 Vormittags 10 Uhr als Termin zur Verkündung des Bertheilungsplans anberaumt worden- Die Realbeiechtiglen werden ausgesordert, die aus dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungcn spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Sine Ucbersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmelde termine in der GerichiSschrelberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am >5. December 1885. Königliches Amtsgericht. »elegrav-tsche Nachrichten. Vom 20. December. Aachen. Gestern Morgen fand ei« großes Unglück durch schlagende Wetter aus der Grube Gouley bei MoSbach statt. Von der Belegschaft find 19 Mann todt und verwundet. Wien. Man spricht davon, daß Italien eine veränderte Grund lage für neue Konferenzen in Koustantinopel beantragen werde. Dem Fürsten von Bulgarien find von hier aus beruhigende Versichernngen gemacht worden, daß man eine Erneuerung des serbischen Angriffs nicht dulden werde. London. Der „Standard" meldet: Fürst Alexander vonBul- gvrien beabsichtige eine Reise nach Petersburg, um eine Versöhnung mit dem Zaren herbeizusühren. Belgrad. Die internationale Militär-Kommission konstituirte sich gestern in Nisch. Der italienische Bevollmächtigte, Oberstleutnant Cerranti, wurde mit der Präsidentschaft betraut, da Italien die Initiative in der Frage der Entsendung der Kommission ergriffen hatte. König Milan empfing die Kommission in Audienz. General- stabSchrs Topalovic ist bevollmächtigt, eineu sechswöchentlichen Waffen stillstand abzuschließen. Die Kommission war Nachts in Ak-Palauka und trifft heute ii» Pirot »in. ^—Steifend« Risch «, Ausbruche einer Typhus- und Blatteru-Epidemie in dieser Stadt. Sofia. Auf eine gemeinsame Anfrage der diplomatischen Ver treter hat der Minister des Auswärtigen erklärt, daß Bulgarien sich, gleich Serbien, den Entscheidungen der Militärcommisfiou unterwirft. Dieser Erklärung sind zwar keine Bedingungen, aber Wünsche beigesügt. Cattaro. Nach hier eingegangener Nachricht hat Montenegro in Folge der Zusammenziehung türkischer Truppen in der türkischen Krajna drei Bataillone an die Grenze bei Antivari abgehen lassen. Die Volkszählung Im deutsche« Reiche. Die Ergebnisse der Volkszählung find jetzt so weit bekannt, daß mau sie für die Stadtgemeindeu nach einigen allgemeinen Gesichts punkten zusammenslelstn kann. Am vollständigsten liegen die Zähl» «sultate auS den Haupt« und Residenzstädten vor. In dem Zeiträume der letzten süuf Jahre (vom 1. December 1880 bis 188b) haben sich vermehrt: Berlin uw 16,27 pEt. 1,316,382 Einwohner), Straßburg b,7b, München 13,37, Schwerin 6, Dresden 11,49, Darmstadt 6,55 Stuttgart 7,26, Braunschweig 13,75, Weimar 6,37, Meiningen 1,52 Dessau 18,92, Gotha 5,74, Coburg 2,59, Altenburg 12,14, Rudol stadt 20,21, Gera 25,40 pEt. Gera, Rudolstadt, Dessau und Berlin zeigen die stärkste, Meiningen, Coburg, Gotha und Straßburg die geringste prozentuale Bevölkerungs-Zunahme. Dresden, das 1875 über 4000 Einwohner mehr hatte als München, 1880 aber hinter dieser Stadt schon um mehr als 9000 Seelen zurückblieb, ist diesmal um weitere 5500 zurückgeblieben. München hatte bei der Volkszählung am 1. December 260,000, Dresden 245,515 Einwohner. Noch ein größere- Interesse als die Vergrößerungen der Residenzen hat das WachSthum der Großstädte. Zu ihnen gehörte», wenn man als untere Grenze 100,000 Einwohner annimmt, 1875 folgende 12 Städte: Berlin, Hamburg, BreSlau, Dresden, München, Köln, Leipzig, Königsberg, Stuttgart, Hannover, Frankfurt a. M. und Bremen. BIS 1880 rückten nur zwei Städte: Danzig und Straßburg, in diese Reihe ein. In den verflossenen fünf Jahren dagegen über schritten nicht weniger als acht Orte die Zabl von 100,000 Be wohnern, nämlich: Nürnberg, Chemnitz, Altona, Barmen, Elberfeld. Düsseldorf, Magdeburg (ohne Neustadt und Buckau) und Stettin (ohne die Vororte). Deutschland zählt also jetzt 22 Großstädte, 1880 deren 14, 1875 12 und 1870 nur 8. Am stärksten wächst di« Ein wohnerzahl in den Vororten der großen Städte. So vermehrte sich Ludwigshafen (Mannheim) um 41,66 pCt., Charlottenburg um 39,56 pCt., Ottensen (Hamburg) «m 31,58 pCt., Lindenau (Leipzig) um 26,25 pCt. Die kleinsten WachSthumSzahleu kommen aus Bayer», besonders aus dem Maingebiet. Hier wuchsen Schweiusurt «m 0,45 pCt., Kempten um 3,15 pCt. AnSbach verlor 0,15 pCt. seiner Bewohner. Ulm wuchs um 2,59 pCt. Im Gegensätze dazu haben die meisten mitteldeutschen Industriestädte ganz bedeutend an Einwohnern zogenomme«, zum Beispiel Gera 25,40, Plauen i. V. 21,90, Sonneberg 21,43, Rudolstadt 20,21, Chemnitz 16,64, Apolda 15,32, Halle 14,52 pCt. u. s. w. Im Rheinthale zwischen Karlsruhe und WormS und in der nächsten Umgebung gewannen LudwigShafen 41,66, Fraukeuthal 20,91, Kaiserslautern 19, Mann heim 16,76, Worm» 15,3, Pforzheim 14,34 pCt. Ein Rückgang in der BevölkerungSzahl wird wohl nur in sehr wenigen Städten zu verzeichnen sein. Da» einzige Beispiel dafür bietet bi» jetzt AnSbach, wo ein« Abnahme von 0,15 p«t. stattsand. Da» größte bi» jetzt veröfftntlichte Wachsthum zeigt das Städtchen Kulmsee mit 45,30 PCt. Hätte sich Berlin in derselbvr Zeit ebenso stark vermehrt, so zählte es heute 1,630,825 Einwohner. Aber auch beim Jnuehalten kr jetzigen VermehnmgSziffe, würde Berlin bei der nächsten Volks- Muug (1890) schon etwa- über IV, Millionen hinauSgrhen, im Jahre 1900 aber 2 Millionen bedeutend überschreiten. ti. »»klärt neueren agrarische» Politische Rundschau. Chemnitz, den 2l. December. Deutsches Reich. Der Kaiser gedenkt an den bei Ohlau in Schefien abzuhaltenden größeren Jagden Theil zu nehmen, vor- auSgesetzt, daß die Witterung eS erlaubt. Die Jagden waren für December angesetzt, find nunmehr aber auf den Januar verlegt. — Der Kaiser empfing am Sonnabend Vormittag den Admiral Grafen von MontS und arbeitete später mit dem Ches des Militär kabinetS, General von Albedyll. Nachmittags ertheilte der Monarch dem auS Madrid heimgekehrten Statthalter Fürsten Hohenlohe Audienz nnd unternahm eine Spazierfahrt. Um 5 Uhr fand zu Ehren der fremden Botschafter ein größeres Diner statt, zu dem auch Fürst Hohenlohe und Gras Moltke geladen waren. Sonntag fand im Palais Familientasel statt. Zu den Festtagen wird die ganze kaiserliche Familie in Berlin vereint sein. — Die Feier des Regierungsjubiläums des Kaisers wird am 3. Januar in Berlin durch einen Gottesdienst im Dome unter AuS schluß aller größeren Festlichkeiten begangen werden. Nach dem Gottesdienst wird eine Defilircour der dazu aufzufordernden Spitzen der Armee und der Staatsbeamten stattfinden. Fremde Souveräne werden auf besondere« Wunsch deS Kaisers, welcher jede Festlichkeit mit Gepränge an diesem Tage vermieden sehen möchte, nicht er scheinen ; dafür werden die regierenden Fürsten durch besondere Hand schreiben, welche durch Botschafter und Gesandte überreicht werden, ihre Glückwünsche dem Kaiser übermitteln. Die Neujahrsgratulation wird so weit eingeschränkt, als das Programm deS 3. Januar eS möglich macht. Der Kaiser wird deshalb nur seitens der Mitglieder des Königlichen Hanse», der Hofcharzen und der persönlichen Umgebung die Glückwünsche eutgegeunehmen — Durch Regierungs-Verfügung ist bestimmt worden, daß in de« Volksschulen das Regieruugsjubiläum deS Kaisers am 4. Januar in der ersten Schulstunde mit einer Feier begangen werden soll. — Prinz Albrecht von Preußen, der Regent von Braunschweig, wird die Weihnachtszeit in Brauoschweig verbringen, zur Feier des RegieruugSjubiläums de» Kaisers aber nach Berlin kommen. Nach dem 3. Januar wird das prinzliche Paar einige Zeit in Hannover refidiren. — Die Prinzessin Friedrich Karl von Preußen ist von ihrer Reise durch Italien jetzt wieder in Rom eingetroffen und wird daselbst mehrere Monate verweile«. — Das Befinden de» Reichskanzlers Fürsten Bismarck soll besser sein, Fußschmerzen nöthigen ihn aber, auf dem Sofa liegend zu arbeiten. „-M^gcgen Wovzoll u «träge über Branntwein- und Getreidezvlle. — Der B««dr»rath nahm am Sonnabend die Zuckersteuer- Rovtlle Mtd die Unfallversicherung für Arbeiter der Land- und Forst- wirthschast an, letztere mit der wichtigen Aeuderung, daß die Ver sicherung sich nicht auf die im Betriebe beschäftigten Familienglieder erstreit«. Segen diese Einschränkung stimmte »nter andere« Preuße«. — Betreffs der internationalen Militär-Commission wird der „Rational-Zeltuug" aus Wien nach Mittheilung«« eines Mitgliedes derselben berichtet, die Commission bezweck« eine definitiv« Lösung und die Vorbereitung von Frieden-Verhandlungen. — Die neue Börsensteuer, welch« seit zwei Monaten in Geltung ist, hat, nach der „Freis. Ztg.", bisher erst 1,484.229 Mk. eingebracht. In diese Summe sind noch inbegriffen die Vorräthe an Marken und Formularen, welche sich i« Privatbesitz befinde», aber erst später zur wirklichen Verwendung gelangen. — In Betreff deS BrauntweinverkaufS-MovopolS wird von wohlinformirter Seite bestätigt, daß die Südstaaten die Wahrung ihrer staatsrechtlichen Stellung in der beabsichtigten Verwaltung de» Monopols verlangen; doch sind die Meldungen von bereits erfolgten Abmachungen verfrüht, da dis Form der Verwaltung im Entwürfe noch nicht feststehen soll. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt heute eine Notiz über erneute Klagen der Landwirthe wegen Rückgangs der Preise, namentlich in der Spiritus- und Stärke Industrie. — Die „Politischen Nachrichten" verweisen auf die Pariser Wahlagitation für Deronlcde. Die Thatsache, daß diese« am Sonntag 102,000 Stimmen erhielt, sei «Ine Mahnung für Deutschland, daß die Revanche-Idee in Frankreich fortbestehe. Daß Deutschlands osfieielle Beziehungen zn der französischen Nation und Regierung die besten find, ändere nichts an der symptomatischen Bedeutung der Popularität Deroulsdes. Die französischen Regierungen wechseln, hätten auch nicht zweifellosen Einfluß auf das Volk; dieses bleibe aber mit seinen nationalen Vornrtheilen und Leidenschaften. — Mit dem Bau des Nord-Ostsee Canals soll auch die Vev theidigung der Ostseerüste verbessert werden. Danzig soll eia großes Marine-Etablissement und Rügen eine Befestigung erhalten. — Die„Conservativr Correspondenz" schreibt heute, ihre gestrige Erklärung über die Kreuzzeitung sei nicht so zu verstehen, als wolle die conservative Partei eine Action gegen da» allgemeine Stimmrecht eiuleiten. Die Kreuzzeitung wiederholt, daß solche ein schwerer Fehler wäre Die National-Ztg. hält gegenüber der Freistnnigeu Zeitung daran fest, daß innerhalb der freisinnigen Partei gegen den Antrag, betreffend die Ausweisungen, Einspruch erhoben werde. — Das Comitee für die Hinterbliebenen der Mannschaften der „Augusta" hat jetzt über die Verwendung der eingegangeneu 187,000 Mark Beschluß gefaßt. Davon wurden vertheilt an 8 Wittwen mit 9 Kindern, und zwar an die Wittwen lebenslängliche Pensionen zu je 300 Mark, an die Kinder von 17—21 Jahren UnterfiützungS- beträge von jährlich 150 Mark. Letztere erhalten bei «intretender Großjährigkeit noch eine einmalige Abfindungssumme von je 4000 M. 14 Hinterbliebene wurden besonders bedacht mit einmaligen Zahlungen im Gesammtbetrage von 16,700 Mark. Ferner wurden wegen be- sondere« Verhältnisse einmalige Unterstützungen in verschiedenartiger Höhe ausgeworfen, je nachdem der Vernnglückte einziger Sohn, je nachdem er noch mehrere kleinere Geschwister, je nachdem er erwachsene Geschwister hinterlaffen hatte. In 32 Fällen der ersten Kategorie beträgt die einmalige Unterstützung je 300 Mark, in 78 der zweiten je 450, in 51 der dritte» je 600 Mark. — Kanonenfutter. I» der Nähe von Metz ist rin Agent NamenS Bailly verhaftet worden, als er im Begriff war, einem Soldaten vom 12. Fußartillerl« Regiment zur Desertion zu verhelfen. Der saubere Knmpan betrieb dieses Geschäft gewerbsmäßig. Er wiegelte erst einige Soldaten auf, half ihnen daun bei der Desertion und überredet« sie endlich, nach — Toukin zu gehen, um natürlich sür Lieferung diese» Kauonrufntter» eine entsprechende Prämie ein- zuheimscn. ES ist seltsam, daß mau in Amerika, sowie unter Fremden legionen, Mattschappy-Truppen u. s. w. so auffallend viele Deutsche trifft, di« dem deutschen Heeresdienst entgehen wollte». Eine eigen- thümliche Ironie deS Schicksals will es, daß gerade diese Unglück lichen, die um irgend einer Kleinigkeit willen, von Uebelwollende» aufgehetzt, ihr Vaterland verließen, in die traurige Knechtschaft und unter militärische Bkrhältniffe gerathen, im Vergleich zu denen der deutsche Heeresdienst, selbst unter dem brummigsten Unterosficier, «och ein paradiesisches Leben ist. — Weitere Resultate der Volkszählung. Wiesbaden 55.460, mehr 5230, Oldenburg 20,000, mehr 1117, Quedlinburg 19,324, mehr 887, Hamm 22.501, mehr 1779, Langensalza 10,900, mehr 362, GoSlar 11,639, mehr 848. Oesterreich-Ungarn. Ministerpräsident Graf Taaff« ist seit vorgestern ierkrankt; mau befürchtete Blattern, Professor Nothnagel stellte jedoch eine HalSaffection fest. Gestern war das Fieber mäßig, das Allgemeinbefinden besser. — Der UuterrichtSmiuister hat über die Lehrbücher und sonstigen Lehrmittel für Schulen, sowie über die Schülerbibliotheke« Erlasse an sämmtliche Landesschulbehörden gerichtet, von denen ersterer darauf abzielt, unnöthigen Wechsel der Lehrbücher namentlich an den Mittel schulen zu verhindern. — Im Proceß wegen der Vorgänge in der kroatischen Land- tagssitzung vom 6. Oktober wurden die Abgeordneten Staresevic» und GrzanieS der öffentlichen Grwaltthätigkeit schuldig erkannt und beide zu dreimonatlichem Kerker verurtheilt, StarcsevicS außerdem de» Doktorgrades und der Ausübung der Advokatur verlustig erklärt. Der Abgeordnete Kumienic» wurde freigesprochen. Der Staatsanwalt und beide Angeklagte haben appellirt. Während der Uitheilsver- küudignng ereignete sich ein Aufregung hervorrnfender Zwischenfall. Ein junger Mann in der ersten Reihe hinter der Barriöre, sichtlich vor Erregung bleich, schreit: „Das find die ersten zwei Opfer! Der Präsident wird da» dritte sein, die anderen werden folgen. Zuerst Kerker, dann Galgen i" Nach diesen Worten sprang verjünge Manu über die Barriör« vor den Bericht-seuat und rief: „Da habt Ihr mich! Ihr habt keine Ehre im Leibei Ihr seid keine Men schen, Ihr seid ärger als Thierei* (Auf den Präsidenten weisend): Sie werden der Erste hängen!" Ungeheure Aufregung bemächtigt« sich nach dieser Scene aller Anwesenden, Die „weitere Mhljkatku vr» t^klprnegruiivc uiuior nrnrrorochrn dno vom Prästormen utker de» Zwischenfall ei« Protokoll ausgenommen. Der Staatsanwalt verlangte die sofortige Abnrtheilnng de» junge» Mannes und derselbe wurde zu 4 Monaten Kerker oermtheikt. Bei der Einvernehmung sagte er: „Ich heiße LeSkovac, bin meinem Berufe nach ein Bolksmaun, übrigens ei« Bäcker. Ich möchte aber auch Scharfrichter sein." Sowohl der Staatsanwalt als auch di« Angeklagten meldete« die Nichtigkeitsbeschwerde an. Die nach Tausende« zählende Menschenmenge veranstaltete hierauf hen Angeklagten eine Ovation. Vom GerichtSgebäude ans durch die Straßen ziehend, rief die Menge ununterbrochen: rsivio StarcsevicS! ssivio GrzauicS! Hoch Rechtspartei! Auch Ausrufe gegen den Bauns wurden laut. Schweiz. In Basel ist wieder einmal ein Polizeispitzel, «in sxent provocateur der schlimmste» Sorte, entlarvt worden. Wie aus Basel gemeldet wird, ist der Verfasser der anarchistischen Droh briefe wegen der Hinrichtung LieSke'S gefunden worden; er hat bloS «inen „schlechten Witz" machen wollen, der ihm aber schlecht bekomme» wird. Lr fitzt bereits „im Schatten kühler Denkungsart." Der Briesschreiber istjderPolizeibramte Waldmann, Actuar der kriminalistischen UeberweisungSbehörde. In der Thätigkeit Ehren-Waldmann's kann nur der findige Polizeikopf einen „Witz" finden, Anderen muß der Vorgang als ein niederträchtiger Versuch erscheine«, Material z» Anklagen gegen eine bestimmte politische Richtung zn liefern. Hoffent lich verstehen die Schweizer Behörden in solchen Fällen keinen Spaß — Menschen, wie der „Beamte" Waldmann, müssen unschädlich ge macht werden! Frankreich. Das Gelbbuch über China wurde am Sonnabend vertheilt. Dasselbe enthält alle vom Ministerium deS Auswärtige» der Tonkiug-Commission mitgetheilteu Schriftstücke vom 23. Juli 1884 bis zum 12. Februar 1885. Die meisten derselben berichten Bekannte». — Eine Depesche Cogordau'S au» Shanghai vom 1Ü. d. M. meldet, daß er am Tag« vorher Li-Huug-Tschang gesprochen nnd daß die Verhandlungen wegen de» chinesischen Handelsvertrages be gonnen haben. — Der „Monde" glaubt zu wissen, daß der Graf von Pari», wiewohl er die größte politische Reserve beobachte, persönlich gegen jeden Gedanken einer Räumung Tonkiug» sei und es bedauere, daß mehrere seiner Freunde sich in dieser Frage falsch ausgesprochen hätten. — Der Cougreß zur Wahl des Präsidenten der Republik wird am 28. December in Versailler znsammentreten. — Heute, Montag, beginnt in der Deputirtenkammer die ent scheidende Debatte über die neue Forderung für Tonkiu und Auam. Trotzdem der KammerauSschuß sich gegen die Forderung ausgesprochen, rechnet die Regierung doch bestimmt auf Annahme. Italien. Die Deputirtenkammer hat sich bis znm 18. Januar vertagt. — Der „Moniteur de Rome" erklärt einzelnen Zeitungen gegen über, daß der Papst sich vollkommen wohl befinde. Belgien. In der Kammerfitzuug am Sonnabend, in der die Müuzconvention zur Debatte stand, hielt Frtzre-Orban eine glänzende Rede, in welche» er die Regierung wegen deS Abschlusses der voll zogene» Convention heftig angriff. Große Sensation erregte der Ausruf des Redner»: Belgien werde durch seine fortgesetzte Abhängig- keit Frankreich gegenüber «och ein vollständiges Enklave desselben. Die Kammer nahm schließlich die Münzconvention mit 64 gegen 19 Stimmen an. Rußland. Der russischen „Petersburger Zeitung* zufolge oll der bisherige russische Generalkonsul in Sofia, StaatSrath Ko« ander, nicht auf seinen Posten in Sofia zurückkehren, sondem nach Athen versetzt werden. — Nach russischen Meldungen sind die Erdarbeiteu auf der Bahnstrecke von ASkabad b!» Merw beendigt, und kann die Strecke nach einem Vierteljahr eröffnet werden.
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