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ächsische Wchtilung 62. Jahrgang Donnerstag, dm 29. März ^900 werden bis Monir?^ Mittwoch u. Ferürq Mittag <mg^^»v a und toss /. sie 1 spalt. Zecke 1b P». Unter Eingesandt für das zweite Quartal bitten wir möglichst bald zu machen, da bei späteren Bestellungen für die Nach lieferung der schon erschienen Nummern keine Gewähr geleistet werden kann. Bei den Postanstalten beträgt der Bezugspreis L M 80 Pf. Geschäftsstelle der „Sächsischen Dorfjeitung". Poß «och eine Ge- sLhr von 2b Pf. W kaiserlichen Post- «-alten und durch unser« Boten. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die Sächsische Dorfzeitung" Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Budgetkommission deS Reichstags begann am Dienstag die Berathung der Flottenvorlage. Da die Regierungsvertretung strengstes Stillschweigen über die Verhandlungen verlangt, beschloß die Kommission, unter Ausschluß der Be richterstattung an die Presse zu verhandeln. Insbesondere sollen die Antworten auf die Fragen der Kommissionsmitglieder geheim gehalten werden. Im Reichstage sand am Montag die erste Lesung deS Entwurfs einer SeemannSordnung statt in Verbindung mit den dazu gehörigen Gesetz entwürfen über u) die Verpflichtung der Kauffahrtei schiffe zur Mitnahme heimzuschaffender Seeleute in Gegenüberstellung mit dem Gesetze über die Verpflichtung deutscher Kauffahrteischiffe zur Mitnahme hilfsbedürftiger Seeleute vom 27. December 1872; d) die Stellenver mittelung für Schiffsleute und o) Abänderung see- rechtlicher Vorschriften des Handelsgesetzbuches in Gegenüberstellung mit den entsprechenden Vorschriften des Handelsgesetzbuches vom 10. März 1894 — Der Abg. Frese (frs. Vg.) kennzeichnete in längerer aus führlicher Darstellung die Vorzüge der neuen See mannSordnung und stellte fest, daß die weitergehende Berücksichtigung der Musterung aus Zeit im Gegensätze zu den früheren gesetzlichen Bestimmungen eine wesent liche Verbesserung zu Gunsten der Mannschaft darstellt. Ebenso erblickte er in der Bestimmung, daß dem See- manne, während er im Krankenhause verpflegt wird, ein Viertel der Heuer (des Lohnes) bewilligt werden soll, ein wichtiges Zugeständniß. Daß das Züchtigungsrecht deS Schiffers (Kapitäns) auf keinen Anderen, also auch nicht auf den Osficter, übertragen werden darf, ist nach den Ausführungen Frese'S gleichfalls eine segensreiche Znseraten- Annahmestellen: Znvalidendank, Haasenstrin L Bögler, Rudolf Moffe, O. L. Daub« « ko. tn Dresden, Leipz g, Frankfurt a/M., S. Sohl, SesselSdorf, Hugo Müchler, Kötzschenbrod« Ikped. ». Redaktion Presset»-Neustadt I. Meißner Vass« 4. DU Zeitung erscheint Dtenstag, Gannersta, und «annasens früh. Nsaunements- Preis: Mrrteljährl. M. einer Gelassenheit ausgenommen werden, die keiner be ruhigenden Versicherungen bedarf. Ueber da- Schicksal der Kameruner Expe dition unter dem Hauptmann von Besser wird vom Sonntag auS Berlin berichtet: »Die Unglücktbotschaft aus Kamerun scheint sich doch in vollem Umfange zu bestätigen. Die gestrigen Mittheilungen der »Nordd. Allg. Ztg." beschönigen den wirklichen Thatbestand ... Dem hier eingelausenen Telegramm zufolge ist Haupt mann v. Besser nicht nur verwundet, sondern todt, ebenso höchstwahrscheinlich noch einer der Leutnants. Genauere Personalmeldungen find wegen Verstümmelung der Kameruner Depesche nicht angängig. Richtig ist, daß v. Gagern dem Hitzschlage erlegen ist. Auf jeden Fall ist kein Osficter mehr kampffähig. Auch viele von den Hauffa-Mannschasten find todt oder verwundet. Der Rest befindet sich auf dem Rückwege nach Kamerun. Der Schauplatz des Kampfe- kann wegen Verstümme lung der Depesche gleichfalls nicht mit Sicherheit ge. nannt werden. Wahrscheinlich befindet er sich im Gebiete der Bakundu und Bang. Der Gouverneur von Kamerun, v. Puttkamer, ist sofort von Karzin nach Berlin berufen worden. Die geschlagene Expedition sollte die Balistämme wegen der Ermordung deS Leut nants v. Queis und deS Faktor- Eonrau züchtigend — Im Kolonialamte ist dagegen von dem Tode deS Hauptmann- v. Besser nicht- bekannt; nach neuerer telegraphischer Erkundigung deS Kolonialamtes sollen sich die verwundeten Officiere verhältnißmäßtg zufrieden, stellend befinden. Erwähnt sei noch, daß der Gouver neur v. Puttkamer thatsächlich auS Karzin tn Berlin eingetroffen und am Montag Mittag beim Kolonial direktor 0r. v. Buchka war. In einem »Der deutsche Generalkonsul in Kapstadt- überschriebenen Artikel der »Deutschen Zeitung- vom 7. Januar war ein von den »Münchener Neuesten Nachrichten- veröffentlichter Brief abgedruckt worden, in dem behauptet wurde, die deutschen Zeitungen würden in Kapstadt nicht mehr ausgeliefert, weil sie zutresfende Berichte und Urtheile über den südafrikanischen Krieg brächten. Dabet wurde dem Generalkonsul Focke in Kapstadt Schuld gegeben, durch sein Ver halten dieses angebliche Verfahren der britischen Post- behörde möglich gemacht zu haben. ES wurde ihm sogar vorgeworfen, er habe geäußert: »Je eher die hiesigen Deutschen im Engländerthum aufgehen, desto besser.- — Generalkonsul Focke war daraufhin sofort zur Berichterstattung aufgefordert worden. Nach seiner nunmehr eingegangenen amtlichen Meldung entspricht die Behauptung über die Zurückhaltung der deutschen Zeitungen nicht den Thatsachen. Diese Zeitungen find Bestimmung. Er führte weiter auS, daß daS KoalttionS- recht auf See mit Recht den Mannschaften nicht be willigt wurde. Bezüglich der Koalitionsfreiheit auf dem Lande könne man eingehend in drr Kommlsno sprechen. In ähnlicher Weise sprachen sich die Abgg. Rettich (kor.s), Spahn (Etr.), Hah" " und Möller (ntl.) auS. »bg. Metzger (soc.) dagegen tadelte in erster Linie die Strafbestimmungen der Vorlage, die von drakonischer Strenge wären, sowie die Bestimmungen über die Sonntagsruhe und Arbeits zeit. Die Forderung einer nur achtstündigen Arbeitszeit sei bei der anstrengenden Arbeit auf See durchaus berechtigt. Vor allen Dingen aber verlangte er, daß man den Mannschaften nicht die KoalttwnSfrechett vorenthalten solle. Der Staatssekretär Graf Posa- dowsky bekämpfte diese Einwendungen in längeren Ausführungen. Er verglich den SeemannSberuf mit dem Soldatenleben und hielt da- Zugeständniß der Koalitionsfreiheit mit den unabweisbaren Forderungen der nöthigen straffen DiScipltn für unvereinbar. Der Staatssekretär gab zu, daß Akte großer Brutalität auf hoher See vorkämen, meinte aber, daß diese Er eignisse keine Gesetzgebung aus der Welt schaffen könne. Der Abg. Raab (antis.) aus Hamburg verlangte, daß man den Mannschaften das Koalition-recht als ein ihnen zustehendeS Naturrecht bewilligen müsse. Die Vorlage wurde schließlich an eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Bei Mittheilung der Verlobung deS Prinzen Max von Baden mit einer Tochter deS Herzogs von Cumberland wurde von Karlsruhe aus an verschiedene Zeitungen telegraphirt, diese Verlobung werde »als ein weiteres Zeichen der Annäherung deS WelfenhauseS an das deutsche Reich ge- deutet-; man erblicke hierin „die Thatsache, daß der Herzog von Cumberland, indem er seine Zustimmung zu der Verbindung mit dem bewährten reichstreuen Zähringer Hause gegeben habe, den aufrichtigen Wunsch nach völliger Aussöhnung mit den staatsrechtlichen Verhältnissen hegt.- — Ein triftiger Grund zu der artiger Auffassung läßt sich nur schwer oder gar nicht finden; wenn der Herzog von Cumberland diesen angeb lichen »aufrichtigen Wunsch- hegt, so hätte es ihm schon vor der Verlobung seiner Tochter nicht an Ge legenheiten gefehlt, ihn zu bethättgen. Der Herzog hat aber der unter beständiger Berufung auf ihn statt findenden welfischen Agitation in Hannover bis auf diesen Tag keinerlei Hinderniß bereitet. JedenfallS dars kein Zweifel darüber bleiben, daß auch über Karlsruhe nicht der Weg zum Braunschweiger Herzogs, throne führt. Im Uebrigen kann die in Rede stehende Verlobung selbstverständlich vom deutschen Volke mit Lin unterhaltendes Blatt für den Würger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altsta für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Fors ren m er re en Tharandt und Moritzburg- Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dre. Keuilleton. Ein Opfer. Roman von B. Saworra. Autonsirte Bearbeitung nach dem Englischen. (Nachdruck verboten.) (12. Fortsetzung.) Robert Mortlock zuckte lächelnd die Schulter». »Meine liebe Bertha, einem modernen Geist ist nichts so verlockend wie das Verbotene. Deine über- trßbene Aengstlichkeit reizt wich gerade. Ja — ich glaube sicher, daß ich mit Judith darüber sprechen Verde.- 9. Kapitel. ES war spät am Nachmittag de- nächsten Tage-. Georg kam von seinen Krankenbesuchen zurück und stieg langsam die Trrppe zu seinem Wohnzimmer hinauf, als Frau Ctet ihm geheiwnißvoll zartes: »Ich freue mich, daß Eie kommen, Herr Doktor! Da oben ist eine Dame und wartet. Sie ist schon über eive Stunde hier — dieselbe junge Dame von gestern, Herr Doktor.- »Sie «artet oben?- fragte Georg kurz und ging fort. Frau Llet bejahte mit schlauem Lächeln. Sie wiegte ihr weise- Haupt schmunzelnd hin und her: »Da giebt e- für mich ein neues Kleid und Hochzeit-- buhen!- sagte sie. Als Georg die Thür öffnete, sah er Judith am Fenster steheu. Sie wandte sich um — und er blickte d» ein so todtenblafse-, so hoffnungslose- und zugleich so ruhige- Antlitz, daß sich ihm daS Büd, so geister haft starr und doch so erbarmungswürdig, für lange Zett fest einprägte. Welche große, unbeschreibliche Veränderung war seit gestern mit ihr vorgegangen? Sestern war sie auch ruhig gewesen, aber die Ruhe hatte ihr sichtlich Anstrengung gekostet. Gestern hatten ihre Augen vor Erregung geleuchtet, ihre Lippen gezittert, ihre Hände sich rastlos bewegt. Heute war sie wie zu Stein er starrt. Weder Demuth noch Stolz, weder Schwäche noch Trotz sprachen sich in ihrer Haltung auS. Sie begegnete seinem Blicke, doch mit leeren, ausdruckslosen Augen. Nichts konnte ruhiger sein, als der Ton, in dem sie sagte: »Ich wünschte mit Ihnen zu sprechen und dachte, eS ist wohl am Besten, wenn ich Sie hier aussuche - »Bitt-, nehmen Sie Platz-, nöthigle er sie säst freundlich besorgt, »Sie sehen sehr angegriffen auS - Mechanisch setzte sie sich und fuhr fort: »Gestern habe ich Ihnen em Versprechen gemacht; ich kann di.s S Versprechen nicht erfüllen.- . »Sie können mir keine Erklärung geben?- fragte Georg ohne Erstaunen. " »Nein, trotzdem ich e- versprach. - »ES war kein Verspreche», Fräulein Berrell-, er innerte er. »Sie waten schon gestern im Zweifel ob Sie im Stande sein würden, e» zu thun.- »War ich im Zweifel- — Das war recht — da» war weise. Ich wußte e- nicht mehr. Ich kann mick vicht rechtfertigen. Ich kann nicht- erklären — nicht- leugnen. Sie müssen also Mark Alle- sagen, wa- Sie wissen.- Sie sprach ohne Leidenschaft, ohne jede- Zeichen von Erregung. Ruhig hielt sie die Hände im Schooß gefaltet und blickte bewegungslos vor sich nieder. »Eine Bitte habe ich noch an Sie, Herr Grä- vener. Sie werden sie mir vielleicht verweigern, aber —- »Wollen Sie sie mir nennen?- »Seit meiner gestrigen Unterredung mit Ihnen habe ich viel vachgedacht. Ich habe eS mir klar ge macht, daß nach Ihren Mittheilungen Mark unmöglich ferner Vertrauen zu mir haben könnte. Nein — ver stehen Sie mich nicht falsch, bitte —- al- Grävener sie unterbrechen wollte, »ich will Sie nicht ersuchen, auS Mitleid für mich, Mark etwas zu verschweigen, zu. gegeben, daß er mich heirathet, trotz diese- Geheimnisse-, da- auf meiner Vergangenheit lastet. Sie werden mir vicht zutrauen, daß rch so schwach bin, da- von Ihnen zu beanspruchen. Sie können nicht nachsichtig gegen mich und zugleich aufrichtig und ehrlich gegen Ihren Freund sein. Wenn meine Verlobung mit Mark fort- besteht, müsseo Sie ihm offen und ohne Rückhalt Alle- mittheüen; da- ist eine Pflicht, die Ihre Freundschaft von Ihnen sordert.- »E- ist gut, daß Sie da- eivsehen-, bemerkte Georg steif. — »Ich sehe sitzt mehr al- da--, fuhr da» junge Mädchen mit unbewußtem Patho- fort. »E- ist «rr klar geworden, — da diese- Geheimniß einen Schatten auf mein Lebe» wirft — diese- Gehetmatß, da- ich nicht aufklären kann — habe ich nicht daS Recht, Mark- Liebe zu empfangen, seine Frau za werde».- »Erst jetzr?- fragte Grävener ungläubig.