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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880415
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-15
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.04.1888
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X, Grab«! vergeh- 'üller, I an den! ?eas im I icrschie-1 >, allen iichenen I scheiden I eehrten, I ik aus-I ;eehrten! min für! und fiu- ützenzug I die z»! , für die I sühriing! seinen imücklen! it gaben. I : Herrn! die zu! Trostes-! ien Allen! sein und! sschlägen! kr, itwe. rinnedel,! >888. nden Be- e meinem > Galten rg von ,en Post- aven Col- Jirth und i, u. Ver- Blumen- ;en nebst ;u seiner )en, sage len Tank, ittwe >tind. Nr. 87. — 8. Jadraaii«. Sächsischer irr«- - Uhr merwartet rchwieger- rlkin, er, sjahre. >er theuren ;l Soun» b/.3 Uhr Friedhofes eicht zeiqt nuten nur ^ an iesa. ahn erlassenen. gs-Knrvigs. wcremLeiden M. Abends Gott ergeben unser lreu- ohn, Bruder icister Allmam und crsolgt aNachin.4 Uhr sriedhviS ab. hme halt sich mann iterblicbenen. um, Meerane, in Geschwister ydlrr ! vmmadsch. rüch erkolAts t eines icrük- trren sieh an- 3. ^pril 1888. t»1« Lvltli. healer. 15. April: HMm ct. v. Rosen. k UW. >g in 1 Act. Lee jeden Wochentag Abend (mit Datum der folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Lauveö-Aiizetgcr" mit täglich einem besonderen Unter- haltungSblatte und mit den» Extrabeiblatt Luftiges Vildttluich kostet bei den Au-gabe- stellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anst. 7'. Pf. (1888er Ltgs.-Preislist- Nr. KV8o.) Für Abonnenten erschelntje einmal im Jahr: Samuier-Eisenbahnfahriiiaahett für Saasen. «inter-LisenbahiifahrvI-nbeft für Sachsen. Zllnstr. Aalender de« Sächsischen Landboten. Jllnstrirter2ahresbuchdesLande»-«nze,gerr. Lm>-ks-Kiseihtt mit „Chemnitzer Stadt,Anzeiger". Unparteiiscke tägliebe Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonntag, IS. April 1888. >«,el,e„ni« de« „Sicht. «inde«-»n,eia«»', Raum «lner schmalen Torvulzelle ISPfa. Bevorzugte Stell« (lsvalt. Pctitzeile) S0 Pch LeiWiederholung großer Annoncen t Bei Bestellungen von AnSwärt» wolle man Jnsertion-betrag (in Briefmarken) beifügen he 8Silben Corpndschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahnie nur bi» Bormittag. Lnt«: MM Wett. Buchdruckerei. «licinnttz. Theaterstraße S (Fernsprechstelle Nr. ISS). Delegr -Adr.: Lander-Anzeiger, Lhemnitz. Mit täglich einem besonderen Uriterhaltimgsdlatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 6. Jllnftrirtes UnterhaltnngSblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch« Telegraphische Nachrichten. Vom 13. April. Würz bürg. Bei dem heutigen zweiten Wahlgang wurde von 69 abgegebenen Stimmen Regierungsrath Burkhard (liberal) mit 41 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Wien. Die heute eingebrachte Wehrnovelle hat den Titel: »Gesetz über die ausnahmsweise Beiziehung der Reservemannschaften und Ersatzreservisten zur aktiven Dienstleistung im Frieden." Paris. Auf der i i Tonrcoing von Laquerre auf gestern ein- bernfenen Versammlung konnte kein Redner zu Worte kommen. Nach cinstündigem höllischem Lärm hob der Präsident die Sitzung au». In Armentiörcs, wo Vergoin reden sollte, konnte nicht einmal das Bureau konstituirt werden. Die Agenten Bvulanger's reichten eine Klage ein wegen Beschränkung der Versammlungsfreiheit und be schwerten sich beim Präfectcn des Nord darüber, daß im ganzen Departement aus Paris eingetroffene Geheimpolizisten gegen Boulanger agitiren und die Versammlungen stören. London. Eine zahlreiche Versammlung von Anhängern Glad stones unter dem Vorsitze von Stansfeld beschloß die Ernennung eines Ausschusses, welcher Amendements zur Verwaltungsbill aufstellen und eine Verlängerung der Debatte veranlassen soll. Gladstone wird er sucht, die Sache durchznsetzen. Politische Rundschau. Cbemnitz, den 14. April. Deutsches Reich. Vom Kaiser. Am Donnerstag waren, wie ein gestern Nachmittag nach Schluß der Redaktion eingegangenes Telegramm meldete, Professor von Bergmann und Professor Krause in Charlottenburg und untersuchten gemeinsam mit Mackenzie den Kehlkopf des Kaisers. Eine Anschwellung der Stimmbänder und Drüsen wurde konstaiirt, sowie eine Veränderung in der Form des Athmungskanales, durch welche die hisherige Kanüle herausgedrängt und die Einlegung einer anderen, länger geformten Kanüle nothwendig wurde. Zur Ausführung dieser Operation wurden am Donnerstag Nachmittag die llür. von Bergmann und Bramann nach dem Char lottenburger Schloß gerufen. Nachdem die neue Kanüle eingelegt war, wurde die Athmung, die infolge des voraufgegangenen Zwischen falles etwas erschwert war, sofort wieder besser. Offiziell wird über diese Operation berichtet: Bei Sr. Majestät dem Kaiser ist infolge eingetretener Verengerung des Athmungsweges ein Wechsel der Ka- nülenfvrm nothwendig geworden. Die neue Kanüle ist durch Prof, von Bergmann eingesetzt worden. Das Allgemeinbefinden Sr. Maje stät ist durch dieses Vornehmen nicht affizirt worden, doch verblieb der hohe Patient wahrend de« Resw« des Taaes im Bette. Während 1)r. Bramann beim Kaiser verblieb, kehrte Professor von Bergmann am Abend nach Berlin zurück, um dem Kronprinzen und dem Kanzler Bericht zu erstatten. Die Nacht zum Freitag war gut und hat den hohen Patienten, welcher durch die früheren unruhigen Nächte ge schwächt war, gekräftigt. Freitag Morgen stand der Kaiser schon um 8 Uhr bei virhältnißmäßigem Wohlbefinden auf, hörte mehrere Borträge und arbeitete mit dem Geh. Rath von Wilmowski und dem Minister von Puttkamer. Mittags fühlte sich der Kaiser so wohl, daß er zusammen mit der Kaiserin eine Spazierfahrt nach Berlin unlernahm. Das kaiserliche Gefährt, eine geschlossene Stadtequipage, fuhr zunächst die Rampe zum ehemaligen kronprinzlichen Palais empor. Der Kaiser, welcher einen grauen Militärmantel trug und das Haupt mit der Mütze bedccki hatte, entstieg zuerst dem Wagen und begab sich in das Palais. Die Kaiserin und die Prinzessin Victoria folgten. Ein zweiter, ebenfalls geschlossener Wagen brachte Mackenzie, während in einer dritten offenen Equipage zwei Flügel- adjndanten des Kaisers cmgofahrcn kamen. Nach kurzem Verweilen im ehemaligen kronprinzlichen Palais begaben sich die Majestäten nach dem kaiserlichen Palais, um dort einen Besuch abzustatten. Gegen 1 Uhr wurde die Rückfahrt nach Charlottenburg angetreten. In Charlottenburg ruhte der Kaiser etwas und nahm sodann das Diner im Kreise seiner Familie ein. ^Als in Berlin die Wache am Freitag Mittag aufzvg, erschien Kaiser Friedrich, der, wie vorstehend erwähnt, gerade in seinem Palais anwesend war, Plötzlich am Fenster. Nim war für die unzählige Menschenmenge, welche erschienen war, um den kranken Liebling des Volkes zu begrüßen, kein Halten mehr. Die Schutzinannspvstcn wurden im Nu durchbrochen, die vor dem Palais liegende Rampe erklettert, ja sogar die Latcrnenpfähle wurden erstiege», und ein lang anhaltendes brausendes Hoch dem Kaiser dargebracht. Der Kaiser blieb wohl fünf Minntcn am Fenster und grüßte mit der Hand die Menge. Vor der Rückkehr nach Char- lottcnburg stattete das Kaiserpaar auch dem Kronprinzen noch einen Besuch ab. — Da Kaiser Friedrich dringend größerer Ruhe bedarf, so sind, wie schon kurz erwähnt, die Stellvertretungsgeschäfte des Kronprinzen Wilhelm nunmehr endgiltig geregelt worden. Die Stellvertretung betrifft so ziemlich alle kleineren Angelegenheiten. Gleichzeitig ist be stimmt worden, daß der Kricgsmiuister und die beiden Chefs des Militär- und Civilkabinets dem Kronprinzen regelmäßig Vortrag zu halten haben. — Zu den Gegenständen, über welche die Kaiserin Victoria im Aufträge des Kaisers in ihrer letzten Unlcrredung mit dem Fürsten Bismarck verhandelte, gehörte auch die Regulirung einer Anzahl zwischen dem Kronfideikommiß, dem Krontresor und dem Chatoullen- gut (Privatvermögen des Kaisers) schwebender Fragen. — Die Kaiserin Augusta empfing am Donnerstag Nachmittag 5 Uhr den Reichskanzler Fürsten Bismarck in längerer Audienz. — Zur Kanzlerkrisis tauchen immer mehr beruhigende Nach richten auf. Die „Nat.-Ztg." schreibt: „Der allgemeine Eindruck ist, daß mit der Battcnbergischen Heirath nicht weiter gerechnet zu werden braucht. Somit ist constatirt worden, daß von der vor vierzehn Tagen bereits erfolgten Entscheidung des Kaisers zu Gunsten der Auffassung des Kanzlers diejenige Wirkung erwartet werden darf, daß fortan Kanzlerkrisen nicht mehr zu Tage treten." — Die „Post" schreibt: „Daß die Kanzlerkrisis in einer den Interessen und dem Wohle Deutschlands entsprechenden Weise ihren Abschluß erlangt hat, unterliegt glücklicher Weise keinem Zweifel." Auch die „Kölnische" hat sich beruhigt: „Wenn wir gestern mittheilten, daß in der zwischen der Kaiserin und dem Reichskanzler gepflogenen Unterredung die schwebende Krisis zwar nicht beendet, indessen eine zeitweilige Ver tagung der Entscheidung herbeigeführt worden sei, so hat sich infolge des Vortrags, den der Reichskanzler seitdem dem Kaiser gehalten, die Ueberzeugung noch befestigt, daß ein Stillstand eingetrcten und eine Verschärfung der Krisis wenigstens für die nächste Zeit ausge schloffen ist. Bleibt auch noch Sorge bestehen, so gehört sie doch der Zukunft an, und für die nächste Zeit dürfen wir hoffen, daß unsere Politik Dank der hohen Einsicht unseres Kaiserpaares und dem Pflicht gefühl unseres Reichskanzlers in ihren ruhigen, sichern und bewährten Geleisen bleibtl" — Der hochofficiösen „Pol. Corr." wird aus Berlin das schon wiederholt aufgetauchte Gerücht bestätigt, daß die Königin von Eng land in der Heirathsfrage auf der Seite des Reichskanzlers stehe und die von demselben erhobenen politischen Bedenken theile. Ueberraschend wäre das allerdings, aber möglich ist ja am Ende Manches. — Im Reichsamt des Auswärtigen in Berlin hat die Arbeits last dermaßen zugenommen, daß die erst neuerdings vermehrten Be amten schon wieder nicht ausreichen. Es sollen abermals neue Stellen geschaffen werden. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Damen der Polnischen Aristokratie haben die Reise I. M. der Kaiserin nach Posen in einer Weise fructificirt, welche im ganzen Lande Unwille» erregt hat. Ihre Ma jestät empfing in Posen eine Deputation von Damen unter Führung der Gräfin Honorina Kwilecka. Die Gräfin, obwohl der deutschen Sprache völlig mächtig, richtete an die Kaiserin eine französische An sprache, in welcher, und auch dies ist charakteristisch, nicht von Preußinnen, sondern nur von Polinnen die Rede ist. Eine solche Demonstration verdient, zuinal unter den Umständen, unter denen sie in Scene gesetzt worden ist, in der That die schärfste Berurtheilung. Oesterreich-Ungarn. Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reich, hat Ungarn beleidigt, so sagen nämlich, wie wir schon gestern in einem Telegramm mittheilten, die Radikalen im ungari schen Abgeordnetenhaus. Die Herren sagen, Prinz Reuß habe die ungarische Nation dadurch'beleidigt, daß er in seiner Zuschrift über die Kenntnißnqhme des Beileides des österreichischen und ungarischen Parlamentes zum Hinscheiden Kaiser Wilhelms nur von der Haltung der „österreichischen/ Parlamente spricht und die Zuschrift an den österreichischen Minister des Auswärtigen richtete, womit Prinz Reuß die Existenz des ungarischen Parlamentes und der ungarischen Re gierung einfach negirte. Ministerpräsident Tisza hat indessen über diesen Schreibfehler die aufgeregten Herren beruhigt. — Beiden Parla menten in Wien und Pest sind jetzt die Gesetzentwürfe unterbreitet, welche das österreichisch-ungarische Wehrgesctz dahin abändcrn, daß die gemeinsame Regierung auch in Friedenszeiten das Recht erhält, Reser- visten und Ersatzreservisten zur Dienstleistung einzuberufen. In Rc- gierungskreisen wird der Maßregel keine b-snnkere Bedeutung beiae- visten zur Verstärkung ihrer Regimenter einzuberufcn; bisher stand dem nicht der Sinn, aber der Wortlaut des Gesetzes entgegen. Die Regierung beruhigt also eigentlich nur verfassungsmäßige Bedenken, ndem sie sich für solche Fälle Ermächtigung durch Gesetz ertheilen läßt. An eine nahe bevorstehende Einberufung der Reserven wird nicht gedacht. Frankreich. Mitte kommender Woche wird die Deputirten- kammcr wieder in Paris zusammentreten und Ministerpräsident Flo- quet dann bald genölhigt werden, in der großen Frage „Für oder wider Boulanger!" Farbe zu bekennen. Boulanger wird dann be reits im Nord-Departement gewählt sein und kann also sofort in die Kammer eintreten. Er wird geraden Wegs auf sein Ziel losgehen, die Kammer attackiren und die Verfafsungsrevision fordern. Seine Genossen, er hat wohl an 15—20 Anhänger im Parlament, die ihm unbedingt ergeben sind, werden diesen Angriff unterstützen und es kann also recht heitere Szenen geben. Es wird behauptet, Boulanger und seine Freunde würden sofort wieder ihre Mandate niederlcgen, um durch erneute Wahlen eine Machtverstärkung für sich hcrbcizn- sühren, aber das wird vielleicht gar nicht nöthig sein. Wenn Bvu- langer in der Kammer den Antrag auf sofortige Vcrfassungsrcvision stellt und damit ein Mißtrauensvotum für Floquet verbindet, werden ihm sofort Bonapartisten und Gambettisten zufallen, das Kabinet Floquet wird stürzen und Herr Boulanger wieder Kricgsniinister, möglicherweise noch mehr werden. — Im Norddepartement wüthet der Wahlkampf mit beispielloser Heftigkeit. Die Gegner und An hänger Boulangers verhindern gegenseitig gewaltsam ihre Ver sammlungen. Prügeleien und Herausforderungen sind tägliche Vorkommnisse. Boulangers Wahl-Comitee hat ein neues Manifest an die Wähler gerichtet, worin es gegen die Anwendung poli zeilicher Mittel Verwahrung einlegt, welche die Regierung ge brauche, um Bvulanger's Wahl zu verhindern. Boulanger sei Re publikaner und werde in das Parlament eintreten, um sich zu einem Programm aufrichtiger demokratischer Reformen zu bekennen. Er werde Frankreich und die Republik vertheidigen. — Die gambcttistische Republique fran-aise" fordert die Regierung zu Maßnahmen gegen Boulanger auf. Das Blatt schreibt, da Boulanger öffentlich erklärt habe, daß es sich um ein Duell zwischen ihm und dem Parlament handle, so müsse letzteres die Herausforderung annehmen. Da es sich ferner nunmehr herausgcstcllt habe, daß die Agitation keine oberfläch liche und vorübergehende sei, sich gegen die Institutionen des Landes richte, so müsse das Kabinet den Kammern Gesetzvorschläge machen, durch welche der Schutz und die Vertheidigung des Landes gesichert werden. Man hätte Boulanger längst zur Raison bringen sollen, jetzt ist's zu spät. — Ein anscheinend geistig gestörter Mensch schoß am Donnerstag wiederholt aus einem Revolver nach dem Gitter des Elysee-Palastes, der Wohnung des Präsidenten der Republik. Bei seiner Verhaftung gab er an, er habe Carnot's Aufmerksamkeit auf seine unglückliche Lage lenken wollen. — Boulangcr's Gegner über schwemmen das Nord-Departement mit Papierstreifcn, welche die groß gedruckten Worte enthalten: „Boulanger bedeutet den Krieg!" Bou langer protestirte dagegen und sagte einem Reporter, „sagen Sie ruhig, Boulanger ist der Friede. Ich will ebenso wenig Krieg, wie Deutschland." Auch über seine Ziele hat er sich offen ausgesprochen, er will Präsident der Republik werden. Es ist die Rede, Floquet wolle nochmals einen Versuch zur Zusammenbringung einer festen republikanischen Mehrheit in der Kammer machen, um Boulanger niederwerfen zu können. — Pariser Blätter melden gerüchtweise, der in Florenz gegenwärtig anwesende Kaiser von Brasilien wolle aus Gesundheitsrücksichten abdanken. Rutzland. Von weiteren russischen Militärmaßnahmen ist eS in der letzten Zeit stiller geworden. Wiener Blättern wurde sogar gemeldet, daß Aerzten, deren Heranziehung zum militärischen Sanitäts dienste in Aussicht genommen war, angezeigt worden, daß ihre Dienste nicht in Anspruch genommen werden, was in friedlichem Sinne ge deutet worden ist. Dagegen wird russischerseits eine lebhafte maritime Thätigkeit entwickelt, und ist neuestens eine Jnspicirung der in den Häfen der Schwarzen Meeres vor Anker liegenden Kriegs- und Transportschiffe angeordnet worden. Orient. Berichte aus Kreta melden eine Zunahme der GSH- ung unter der Bevölkerung. Die Absenkung von Kriegsschiffen, welche vor Candia kreuzen sollen, wird in Konstantinopel vorbereitet. —. In Monastir sind Griechen wegen Verbreitung revolutionärer Schriften in Makedonien verhaftet worden. Die Thätigkeit der dortigen russischen Konsularvertreter erregt Besvrgniß. — Königin Natalie von Serbien wird Anfang Mai ihre Winterresidenz Florenz verlassen. Nach Belgrad darf sie aber noch nicht kommen und bleibt deshalb vor läufig in Wien. Sächsisches. — Dresden, 14. April. Prinz Friedrich August, der zeit Hauptmann im 1. Grenadier-Regiment Nr. 100, ist vom König zum Compagnie-Chef in diesem Regiment ernannt worden. — Wegen Zolldefrandation wurden am Donnerstag die Getreide händler Hermann und Baruch, sowie Gebrüder Heller vom Dresdner Landgericht nach 12stündiger Sitzung zu je 168,390 M. Strafe und überdies noch zur Zahlung von je 130,837 Mark als Werth des zu confisciren gewesenen Getreides vemrtheilt. — Freiherr v. Hassten, welcher in der Künstlerwelt als ein vorzüglicher Maler bekannt ist, hatte an vergangenem Dienstag Nacht das Unglück, von einem Schlaganfall betroffen zu werden. Leider hat derselbe zwei Tage und zwei Nächte im hilflosen Zustande in seiner am Teraffen- ufer 5 pari, gelegenen Wohnung liegen müssen, bis am Dienstag Mittag unter Beisein der Behörde die Wohnung geöffnet wurde und dem durch Fall Schwerverwundeten die erste Hilfeleistung gebracht werden konnte. Sein Zustand ist bedenklich. Es mußte die sofortige Unterbringung im Stadlkrankenhause veranlaßt werden. — Oederan, 14. April. Die heutige Nr. des „Oed. Wochen- bl-" berichtet: „Wie wir erfahren, wurde gestern Nachmittag der Mühlen- und Bäckereibesitzer Sch. in Görbersdorf, wegen schwerbe lastender unzüchtiger Handlung mit einem Schulmädchen, durch Herrn Gendarm Berger verhaftet und vorläufig an das hiesige König!. Amtsgericht abgegeben." — Leipzig. In dem in letzter Nummer bereits erwähnten, Uehichsf?'Mg^'TheN'M,,>W°''hci7'^elta't ^ry«ki,c,r «cruNivirisg ' rauN:» das Urtheil für die Angeklagten: Eichhorn und Jacob auf je 4 Monate, Kolbe, Müller und Rauchfuß auf je 3 Monate, Rohrer und Wehmann auf je 2 Monate, Kind, Petermann, Hermann, Zimmermann und Jentzsch auf je 6 Wochen und Kluge, Beuchelt, Munckelt, Gentzsch, Kermes, Kötz, Neuer, Lingelbach, Schäfer, Hammer und Hartmann auf je 3 Wochen Gcfängniß, die Angeklagten Dathe, Pietzschke, Wagner, Steinbach und Kuntze wurden von der wider sie erhobenen Anklage freigesprochen, da ihnen eine direkte Theilnahme nicht nachzuweisen war. — Eine am 13. April abgehaltene, sehr stark besuchte öffentliche Maurer- und Zimmerer-Versammlung beschloß: endgiltige Trennung der Maurer von den Zimmeren» bezüglich der Unterstützungs-Kasse und Abfindung mit den Zimmerern im Verhältniß von 1 zu 8, wonach also die Maurer 8, die Zimmerer 1 Theil des Kassen-Bestandes erhalten. Die Gesammt-Einnahme der Unterstützungskasse für Maurer und Zimmerer in Leipzig und Um gegend im Jahre 1886 betrug einschließlich des Kaffenbestandes von 9119,82 Mk. vom Vorjahre 34553,91 Mk. Verausgabt wurden 10154,68 Mk. und zwar meistentheils Unterstützungen an streikende Corporationen (!) in Beträgen von 50 bis 900 Mk. Der Kassen bestand am Jahresschlüsse beträgt hiernach 14398,33 Mk. — Aus Leipzig schreibt man: Wie Obstzüchter versichern, steht dieses Jahr, wenn nicht noch besondere Störungen durch Wittr- rung oder Ungeziefer eintreten, eine vorzügliche Obsternte in Aussicht. Die Zweige der Fruchtbäume strotzen förmlich von Blütenansätzen. Die wenigen Sonnenstrahlen, welche in den letzten Tagen als Früh- lingsgruß erschienen, haben auf den Fortschritt der Vegetation so kräftig eingewirkt, daß vielsach schon das Blättergrün hervorqetreten ist. — In Altstadt-Waldenburg entstand in der Nacht zum 13. April im Hause des Klempnermeisters Finzel Feuer und brannte dasselbe nieder. Vom anstoßenden Körner'schen Hause mußte der Dachstuhl theilweise zerstört werden, um das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. — 27 Jahre lang hat der alte Br. in Walden burg die Kirchenglocken geläutet. Am 13. April befand er sich abermals aus dem Glockenboden und läutete; da verstummten ans einmal zum allgemeinen Erstaunen die Glocken, man sah nach und fand den alten Glöckner todt. Ein Schlagfluß hatte ihn mitten in seiner Thätigkeit ins bessere Jenseits abgerufen. X Limb ach. Die 5. ordentl. Generalversammlung des Kauf«, männischen Vereins vom 12. dss. wählte nach Vorlesung des JahrcS-- und Kassenberichts den seitherigen 2. Vorsteher (seit Gründung dcS Vereins, 15. März 1883), Herrn F. W. Rittberger, als 1. und Herrn Horst Ludwig als 2. Vorsitzenden. Dem Vorstände gehören weiter an die Herren Helmke, Hummitzsch, Mierisch, Schönherr,,' Tanck und Henkel. Auch der Ausschuß, bestehend aus de» Herren H. G. Paul, Knackfuß, Stelzmann, Raumann und Kluge, wurde einstimmig wiedergewählt. Der Kassenbericht bekundete einen günstigen Stand der Finanzen, während der Jahresbericht Zeugniß von reger Thätigkeit während 1887/88 ablegte. Eine Erweiterung des Pro gramms hat der Vorstand, auf Anregung aus Mitgliederkreise», für dieses Jahr geplant, es soll dem Begriffe: „geselliger Verkehr" mehr Rechnung getragen werden rc. — Greiz. 13. April. Vielfach hört man in ländlichen Kreisen Klagen über Futtermangel; aus der Magdeburger Gegend kommt viel Stroh bis Bahnhof Neumühle. Die späte Bestellzeit — sonst ist man um diese Zeit hier schon fertig auch mit dem Kartoffel» legen — dürfte auf die diesjährige Ernte Einfluß ausüben. Seit dem Jahre 1838, wo am 16. April der große Eisgang stattfand, ist kein so langer Winter dagewesen. — In Beiersdorf erhängte sich gestern der gutsituirte Gutsbesitzer Gläsel t» seiner Kammer. Motiv zur That ist bis jetzt unbekannt.
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