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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880414
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-14
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.04.1888
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«WWWMW »A»ffDWWMWWMWMsMW»WWMMW>MMWMWWW> WWW Nr. 86. — 8. Jahrgang. L« jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgende!. Tage») zur Versendung gelangende..Sächsische LaildeS-Anzeigrr" mit täglich einem besonderen Unter« haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Psg., bei denPost-Anst. 7b Pf. (1888er Ztgr.-PreiSliste Nr. 5035.) Für Abonnenten erscheint je eininal im Jahr: Sommer-Kisenbahnfuhrulauhefk fbr Sachsen. Sinter-EisenbahnfahrPlandest für Sachsen. Jlluftr. «ulender de« Sächsische» Lundboten. JsiusttirteS ZahreSbuch »eS LandeS-stiizeigerS. Sächsischer «onliaoeiid, 14. April 1888. iml-ks-Ailskiizer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tagli<t)e Zeitung für Sachsen und Thüringen. BeiWiederholung großer Ännoueen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Insert,onsbetrag (in Briefmarken) beifügen <>e 8 Silben Cvrpnsschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahiue nur bi» Vormittag. knl«: Alkliillilkt Weit. Bnchdruckerei. Clicmiiitz. Theaterstraße b (Fernsprech stelle Nr. ISS). Telegr-Ndr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einen« besonderen Uiiterhliltmigsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Grzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Illnstrirtes Uttterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Gustav Adolf Mattdäs, alleinigen Inhabers der Firma Grüß L Matthäs in Chemnitz, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 12. April 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 12. April. Wien. In der morgigen Sitzung des Abgeordnetenhauses soll die neue Wehrvorlage eingebracht werden, wonach, ähnlich wie im deutschen Reichstag beschlossen wurde, die theilweise Einberufung der Reservisten für einzelne Korpskommandos auch ohne eine vom Kaiser angeordnete allgemeine Mobilisirung durch die betreffenden Komman danten soll versügt werden können. Die Vorlage soll keinerlei aktuelle politische Bedeutung haben. — In Oedenburg und Umgebung fand heute Morgen ein heftiges Erdbeben statt, mehrere Häuser sind ein gestürzt. Pest. Apponyi interpellirte in der Nachtsitzung, warum der deutsche Botschafter in seinem Dankschreiben an die Parlamente den Grafen Kalnoky „österreichischen Minister" und nicht ungarischen Minister des kaiserlichen uud königlichen Hauses nannte und warum er von den österreichischen und nicht von den österreichisch-ungarischen Parlamenten sprach. Tisza hätte eine Korrektur der Zuschrift ver anlassen müssen im Sinne des ungarischen Staatsrcchts. Die Inter pellation wird hier als ein frivoler Mißbrauch des Jnterpellations- rechtes betrachtet. — Der „Pcster Lloyd" meldet aus Wien: Heute oder demnächst sollte im Abgeordnetenhaus die Wehrvvrlage eingc- bracht werden, welche die Fortsetzung der Bestimmungen über die fakultative Einberufung der Reservisten enthält. Rom. Die Ernennung des angeblich den Europäern freundlich gesinnten Ras Agos zum Nachfolger des in Ungnade gefallenen Ras Alula wird hier als Anzeichen der Versöhnlichkeit des Negus auf gefaßt; man hofft auf baldige Wiederaufnahme der Verhandlungen. -- General Baldissera wird als Oberkommandant in Massaua Zu rückbleiben, nachdem sich San Marzano nach Europa eingeschifft haben wird. Morgen geht der Dampfer „Bosforo" mit den ersten nach Europa sich einschiffenden Soldaten von Massaua ab. In der zweiten Hälfte des Monats werden mehrere weitere Dampfer mit Expeditionstruppen Massaua verlassen. Paris. Zn Cvnde sur l'Escaut wurde ein angesagtes Bvulaugisten-Meeting gestern in letzter Stunde abgesagt. Laguerre und Susini begaben sich deshalb von Valenciennes nach Fresnes, um dort eine Versammlung abzuhalten, fanden aber den einzigen Saal des Ortes bereits von Antiboulangistcn besetzt. Ihre Abge sandten, die den Saal miethen sollten, wurden furchtbar durchge prügelt. Sie richteten nun ein Protcstschreiben an die Wähler von Fresnes, worin sie die Opportunisten anklagen, die Versammlungs freiheit verletzt zu haben. London. Dem „isranoard" zufvige oeuvgcycige ^>. ——, einen Bevollmächtigten nach London zu senden, um die Unterhand lungen in Betreff Egyptens wieder aufzunehmen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. April. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg. Auch die Nacht zum Donnerstag war keine erquickende für den Kaiser. Der Schlaf war wiederholt gestört und demgemäß eine gewisse Müdigkeit am Tage vorhanden. Der Kaiser arbeitete mit dem General von Albedyll und dem Kncgsminister und empfing später den Besuch des Kronprinzen von Griechenland. Das Wetter war regnerisch und rauh uud deshalb zum Aufenthalt im Freien nicht geeignet. — Im Kreise der kaiserlichen Familie wurde am Donnerstag der Geburtstag der Prinzessin Victoria (geboren 12. April 1866), zweiten Tochter des Kaisers, begangen. Am Geburtstagsdiner nahmen die kaiserlichen Majestäten mit ihren Töchtern, der Kronprinz und die Kronprinzessin, die Prinzessin Friedrich Karl, Prinz Friedrich Leopold, die Erbprin zessin von Meiningen, der Kronprinz von Griechenland theil. Es bestätigt sich, daß sich die Geschwulst im Halse des Kaisers infolge der Anstrengungen und Aufregungen der letzten Tage vergrößert hat, wie das Uebcl überhaupt etwas vorznschreiten scheint. Der Kaiser klagt indessen nicht und bedarf vor Allem unbedingter Ruhe. — Die Kaiserin Augnsta empfing den Besuch der Kaiserin Victoria. — Der Hvfbericht meldet, die Hochzeit des Prinzen Heinrich werde am 24. Mai in aller Stille im Charlottenburger Schlosse stattfinden und das Brautpaar sofort abreisen. — Auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers wird die Kaiserin Victoria demnächst auch die Ueberschwemmungsgc- biete der Nogat und Elbe besuchen. — Die Kaiserin Augusta wird Anfang Mai nach Baden reisen, falls sich der Zustand des Kaisers nicht verschlimmert. — Die Kanzlerkrisis ist zu Ende! Nunmehr liegen be stimmte Beweise dafür vor. Zuerst berichtet der „Rcichsanzeigcr" aus drücklich über die letzte Audienz des Kanzlers beim Kaiser: „Se. Majestät der Kaiser arbeitete längere Zeit mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck." Damit ist gesagt, daß die regelmäßige Erledig ung der Rcgierungsgeschäfte wieder ihren Anfang genommen hat. Ferner bringt der „Reichsanzciger" keine der Adressen an den Kanzler zum Abdruck, der beste Beweis, daß sie unnütz sind. Außerdem wird der „Nordd. Allg. Ztg." aus Darmstadt gemeldet, daß die Reise des Battenbergers nach Berlin aus Veranlassung von dort aufgegeben ist für immer. Die „Post" schreibt: Aus vorzüglichster Quelle können wir mittheilen, daß die Kaiserin Victoria den Bedenken des Fürste» Bismarck bezüglich des bekannten Heirathsprojectes nachgegeben hat. Man erzählt, die hohe Frau habe beide Hände des Fürsten ergriffen und mit bewegter Stimme ansgernfen: „Ich opfere das Glück meiner Tochter auf dem Altar des Vaterlandes!" Und nun die Hauptsache, folgender Artikel der „N. A. Z ", der, wenn man ihn alles unnöthigen Beimcngsels entkleidet, außerordentlich deutlich sagt, daß Alles ge ordnet ist. Das Organ des Reichskanzlers schreibt: „Die fortschritt liche Presse knüpft an die dem Reichskanzler zugcschriebene Absicht, zurückzutreten, den Versuch, den Fürsten Bismarck der Muthlosigkeit dem Auslände uud der Unbotmäßigkeit dem Kaiser gegenüber anzu- klagcii. Als Rathgeber des Kaisers in Fragen der auswärtigen Politik ist der Kanzler amtlich verpflichtet, zu thun, was in seinen Kräften steht, um den Frieden des deutschen Reiches vor Störungen zu sichern. Wenn er darauf verzichten wollte, die Lösung dieser Aus gabe zu erstreben, so wären seine Dienste und die Diplomatie über haupt entbehrlich; wenn Verhütung unnöthiger Kriege auf dem Wege vorsorglicher Vermeidung internationaler Zwistigkeiten in den Verdacht der Feigheit bringen könnte, so würde die ganze Staatskunst nur noch im Drohen niit starken Heeren und energischem Einhauen be- 'tehen. Dazu bedarf cs allerdings weder der Erfahrung, noch des Geschickes in politischen Geschäften. Ebenso wenig wie mit Furcht- Hx Webende Frpge etwas mit Unbotmäßigkeit gegenüber mit dem „Hausmcicrthum" zeigt die Gedankenarmut!) der Partei, von der sie ausgcht. Auf Se. Majestät den regierenden Kaiser machen solche Verdächtigungen so wenig Eindruck, wie auf seinen ver ewigten Vater. Beide haben den Kanzler angestellt, uin sie nach einem besten Wissen und Gewissen verantwortlich zu berathcn, und haben niemals einen Zweifel daran gehabt, daß er bei Ausübung dieses Dienstes die Interessen der Dynastie ebenso ansmerksam im Auge behält, wie die des Landes. Zu diesem Dienst und zur Ve- thätigung der Treue in demselben gehört außer der Befähigung dazu auch das Maß von Ueberzeugungstreue und Ehrlichkeit, ohne welches das Vertrauen eines Monarchen zu dem Rathe seiner Minister auf die Dauer nicht Bestand haben kann. Dieses Vertrauen ist im vor liegenden Falle ganz unabhängig von der Frage, ob der gegenwärtige Kanzler Minister bleibt oder nicht. Es würde aber nicht vorhanden ei», wenn von ihm erwartet werden könnte, daß er, um im Amte zu bleiben, seine Ueberzeugung verleugne und unehrlich gegen den Kaiser werden würde. Einen derartigen Kanzler würde Kaiser Fried- Jn» unheimlichen Hanse. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ich sagte Ihnen bereits . . . ." entgegnete Paul, auf das Bett deutend. „Nein, nein, das meine ich nicht!" ries der Arzt lebhaft. „Hier unten, hier ist dieser Geruch! Sehen Sie nicht irgendwo eine Flasche?" Und indem er diese Frage an die Umstehenden richtete, tastete er eifrig an dem Kaftan des Ermordeten herum. Man fand keine Flasche. „Was muthmaßen Sie, Herr Doktor?" fragte der Justizrath. „Ich muthmaße nichts, ich verspüre aber hier einen bestimmte» Geruch, den ich schon zuweilen bei Fällen von Selbstvergiftung wahr genommen habe." „Danach sieht die Geschichte aber nicht aus," bemerkte Kamp Hoven. „Den Spuren nach zu urtheilen, hat hier eine tüchtige Balgerei stattgesunden." „Das ist mir nicht entgangen," entgegnete vr. Matthesius „Eine Balgerei ist aber noch keine Todesursache. Das Blut hier auf dem Teppich rührt nicht von diesem Manne her. Ich bin vor läufig nicht in der Lage, für den Tod desselben eine genügende Er klärung zu finden." „Haben Sie Ihre Untersuchung beendet, Herr Doktor?" fragte der Kommissar, der bisher im Hintergrund gestanden hatte. „Jawohl, ich bin zu Ende. Setzen Sie ohne Verzug Ihren Chef in Kenntnis, und verschließen Sic das Zimmer." „Ein? nach dem andern, lieber Herr Doktor," entgegnete der Beamte ruhig. „Wollen uns erst einmal etwas informiren. Die Thür war offen, als man den Mann hier fand, wie?" „Ja", sagte der Justizrath. „Das Fenster ebensalls?" „Ja." rich so wenig gebrauchen können, wie Kaiser Wilhelm. Die Herren von der freisinnigen Presse täuschen sich, wenn sie glauben, daß bei uns das Belügen des Kaisers ebenso zulässig sei, wie das eine- fortschrittlichen Wählers." — Wie verlautet, sind die Ausführungsbestimmungen zu der kaiserlichen Cabinetsordre betreffend die Stellvertretung des Kron prinzen erlassen. Es ist darin genau bestimmt, in welchen Angelegen heiten die Stellvertretung zu erfolgen hat. — Der Großhcrzog und die Großherzogin von Baden werden nunmehr nach Karlsruhe heimkehren. — Die Ankunft der Königin von England im Charlottenburger Schlöffe ist jetzt für den 24. April angemeldet worden. Der bevor stehende Besuch der Königin von England am Berliner Hofe gewinnt dadurch an besonderem Interesse, daß es seit dreißig Jahren der erste Besuch ist, den die Herrscherin des britischen Jnselreiches ihren preu ßische» Verwandten macht. Das letzte Mal erschien die Königin mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Albert, im Spätsommer 1856 bei ihren Kindern, dem Neuvermählten Paare, in Potsdam und wohnte einige Tags auf Babclsberg. Ein genauer Kenner jener Zeitverhältniffe er zählt über diesen Aufenthalt Folgendes im „Berl. Börs.-Courier": „Der Hof besifcrte sich, der englischen Königsfamilie die ausgesuch testen Ehren zu erweisen. Der Geburtstag des Prinzen Albert wurde glänzend gefeiert. Am Abend fand eine großartige Illumination der Höhen und Gärten um Potsdam, sowie der Brücke von Glienecke statt, welche durch ein Gemälde verewigt wurde, das in Babclsberg seinen Platz fand. Die Minister, die Generalität wurden vvrgestellt, wobei Marschall Wrangel sich der Königin durch seine Ungezwungen heit bemerkbar machte. In ihrem Tagebuche bezeichnete sie ihn als „einen großen Character". Der Marschall nannte die Monarchin: „Meine liebe Königin!" und meinte zu ihr: „Sie sehen aus, als ob Sie zum Tanze gingen." Mit großer Auszeichnung behandelten die Königin und ihr Gemahl Alexander von Humboldt. Sehr wenig ge fiel ihnen dagegen der Ministerpräsident Otto von Manteuffel. Die Königin hat seitdem wiederholt Deutschland besucht, insbesondere Co burg und Darmstadt. Berlin und Potsdam aber wurden geflissent lich vermieden. Sie soll sich durch die ihrem Gemahl gegenüber bei jenem ersten Besuche beobachtete Etiquctte verletzt gefühlt haben." — Preußisches Abgeordnetenhaus. Donnerstagsitzung. Ver schiedene kleine Localgcsctze wurden in erster und zweiter Lesung ge nehmigt, und dann die vom Herrenhause herübergekommene Kreis- und Provinzialordnung für Schleswig-Holstein in erster Lesung be- rathen. Principieller Widerspruch wurde nicht erhoben, nur einige Wünsche auf Verbesserung mehrerer Bestimmungen wurden ausge- sprachen. Der Gesetzentwurf wurde an eine Commission von 21 Mit-' gliedern verwiesen. Nächste Sitzung: Sonnabend 12 Uhr. (Kleine Vorlagen, Anträge, Petitionen.) - Frankreich. Gegenwärtig zerbricht sich ziemlich alle Welt dl- Köpfe, woher das Geld für die boulangistischen Wahlagitationen genommen wird. Eine Viertel Million Franken ist mindestens zur seine Anhänger yaoen irucjrc. v,r —- Vermögen. Wo steckt nun der unbekannte Wohlthäter? — DaS, bonapartistische Wahlcomitee hat auf Befehl des Prinzen Viktor Napoleon weitere 250,000 Frcs. für die boulangistische Wahlagitation im Nord-Departement angewiesen. Belgien.^ In der belgischen Deputirtcnkammer wurde von der . Regierung eine Vorlage eingebracht, welche die Forderung für die Maasbesestigung von 32 Millionen auf 54 erhöht. England. Die britische Regierung hat sich entschlossen, den hervorragenden irländischen Abgeordneten Dillon in Anklagezustand zu versetzen und ist derselbe nach mehrsachen Tumulten fcstgenommen worden. Die Nationalliga hat darauf beschlossen, kommenden Sonn tag 60 Protestversammlungen abzuhalteu. Sie hofft, es werde der Regierung unmöglich sein, überall hin Militär und Polizei zu, enden. — In London haben die Sammlungen für die deutschen leberschwemn'.tsn die Höhe von 62,000 Mark erreicht. 40,000 Mk. ind bereits in Berlin angekommen. „Demnach scheint der mnthmaßlichc Mörder hier Herringe kommen und dort wieder entwischt zu sein, nachdem er »och eine» Hieb von dem krummen Messer da mit auf de» Weg gekriegt hat. Er nahm eine der Kerzen nnd untersuchte den Teppich, die Stühle und die entfernte» Ecken des Zimmers, dann ging er zum Fenster, wo das einsallende Tageslicht zur eingehende» Betrachtung des Fensterbrettes und des übrigen HolzwerkcS genügte. Hierauf chwang er sich hinaus auf das Zinkdach, überschritt die ganze Breite >esselben, lugte hinunter in den Garten und kam langsam nnd kopf schüttelnd wieder zurück. Nirgends eine Blntspur, noch sonst ein Anhalt dafür, daß ein Mensch auf diesem Wege das Zimmer ver lassen hatte. „Nun?" fragte der Justizrath, als der Beamte wieder im Innern stand. „Nur keine Ueberstürzung, lieber Herr. Immer langsam und sicher. Vom Lande komme ich in's Dorf und vom Dorf in die Stadt." „Was hat das hiermit zu thun?" rief Kamphoven schroff. „Sehr viel," entgegnete der Beamte, dicht vor den Sprecher hintretend und denselben scharf fixirend. „Ich hab's erlebt, daß Fenster nur deshalb aufgesperrt worden sind, damit man glauben sollte, es seien da welche 'rausgeklettert." „Der Mörder ist aber nicht mehr im Hause," bemerkte der Justizrath unruhig: „Unser Verdacht . . . ." „Wer ist das da?" unterbrach ihn der Beamte. „O, Sic sind's, Herr Hausmeister." „Ja, ich bin's, Balte, Herr Kommissarius; ich habe nur eine Keine Herzstärkung für den Herrn Justizrath geholt." „So so. Meine Herren, ich will Ihnen sagen, wie ich mir die Geschichte denke." „Sehr freundlich von Ihnen," entgegnete Kamphovcn mit leichtem Spott. „Bitte, lassen Sie hören." Der Veamte that zwei lange Schritte bis zu dem Stuhl, aw welchen er bei seinem Eintritt Hut und Stock niedcrgelegt hatte, ergriff den letzteren, einen tüchtigen Ziegenhainer, und stellte sich mit demselben wieder an seinen vorigen Ort. „Sie sehen das krumme Ding von einem Messer da, nicht wahr?" sagte er, zu Paul und den, Justizrath gewendet. „Ja." „Sie' sehen auch die blntige« Finger da an der weißen Decke, wie?" 'Gut. Hat einer von Ihnen bereits unter dem Bette nach gesehen ?" „Nein I" „Aha! Dann werden wir den Kunden hoffentlich da unten indem" Er trat herzu, setzte eine Kerze auf den Teppich dicht vor das Bett, hob mit der Linken den schweren, dunklen Vorhang und zugleich die weiße Decke empor und schaute unter das Bett. „Da ist er ja!" rief er. „Habe ich's Ihnen nicht gesagt, meine Herren?" 9. Kapitel. „Der ist ja auch todt!" Unter dem Bette des Generals, in welchem jetzt der Sarg mit dessen Leichnam stand, war die Gestalt eines ansgestreckt liegenden Mannes sichtbar. Der KriminalkommiffarluS faßte seinen Schwarzdornstock fest«. „Besetzen Sie das Fenster und die Thür, meine Herren, damit er uns nicht entwischt," sagte er zu den Anwesenden. „So ifi's recht," fuhr er fort, nachdem seiner Anordnung ensprochen worden war. „Und nun 'raus da unten!" rief er dem unter dem Bette Liegenden zu. „Raus da, sage ich! Das Spiel ist aus!" Paul, der sich vor das Fenster gestellt hatte, preßte die Lippen zusammen. Diese Scene, in dem bisher so ^stillen, geweihten Todteu- gemach, machte ihm die Haut schaudern. „Ist der Kerl taub?" fuhr der Kommissar mit harter, drohender Stimme fort. Der Mensch aber rührte sich nicht. „Du willst also nicht! Warte, mein Junge, ich werde dir Beine machen!" Die Anwesenden bereiteten sich init klopfenden Herzen auf cinen verzweifelten Kampf mit dem Raubmörder vor. Der Commifsar trat cinen Schritt vom Bette zurück und s'gte leise, hinter der vor den Mund gehaltenen Hand: „Aufgcpaßt, meine Herren! Vielleicht sind's Zwei!" Und an das Bett zurückgekchrt, rief er, niedergcbeugt und den Stock zum Schlag erhoben: „Zum letzte» Mal! Gutwillig oder nicht!?" Keine Antwort. Kurz entschlossen packte er jetzt die Beine des Menschen und riß ihn aus dem Versteck hervor und weit herein in das Zimmer. Im nächsten Moment aber ließ er seine Beute fahren und that mit einer Gebcrde des Schreckens zwei Schritte rückwärts. „Der ist ja auch todt!" rief er. Doclvr Matthesius ergriff cinen der Leuchter und näherte sich
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