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Hügel zu stecken, zu dtssen HLupt u da- Symbol de» Glaubev», da- Kreuz, feiue Arme tu die uedelfchwere, frostdurchfchauerte Lust steckte. Der Abend war schon vorgerückt. Tausende von Flämmcheu flimmerten -wischen den kahlen Büschen. Line weihevolle Stille, ernst und hehr wie die unstcht- bare Majestät de- Tode-, lag auf dem weiten Plane. Liu Glöcklein klang mit zitternden Töne» au- der Ferne herüber. Dort, wo der Haupiweg aufhörte und recht- und link- Seitenweg» adzwetgtea, lehnte zur Rechten, von einem schlanken Tavneobäumchen halb verdeckt, eine hohe, in tiefe- Schwarz gehüllte Frauengestalt. Den Schleier hatte sie zurückgeschlagen; der Schein der Kerzen, die vor ihr auf dem moosbedeckten Todtenhügel flimmerte», spielte über ein marmorbleiches, fchöneS Antlitz. Bor ihr auf einem Sockel von Granit kniete, den Blick zum Himmel aufgeschlagen, die Hände wie zum Gebet gefaltet, ein kleiner Engel au- karrarischem Marmor, wahrend unwett davon seitwärts auf einem anderen Grabhügel ein Genius stand, der mit der emporgehodenen Rechten nach oben wie», während die Linke eine Palme auf den Grabhügel uiederzusenken schien. Line lange Weile stand die Frauevgestalt reglo», den Blick unverwandt zu Boden geheftet. Doch dann schien mit einem Male der Sturm m ihrer Brust loS- zubrechen. Lm konvulsivisches Zacken erschütterte ihren Körper vom Wirbel bis zur Zehe. Lin Tyräneostrom, der fich über ihre Wangen ergötz, netzte die Blumen, die in reicher Fülle auf dem Grabhügel vor ihr lagerten. »Mein Kind! mein Kindl" rang eS sich in angst vollen, schmerzdurchdedten Tönen von ihren Lippen. Die ganze jugendkiästige Gestalt schien von der Wucht eine- elementaren Schmerze» uiedergeschmettert zu werden. So ganz mit ihrem Weh beschäftigt, überhörte die Weinende dre Schritte, die sich der Stelle vüherten, wo sie fich befand. LS war ein fester, männlicher Schritt und ein zaghafter, scheuer ttmderschritt, unter denen das welke Laub aus dem Boden raschelte. »Dorothea" — klang e» plötzlich an da- Ohr der jungen Frau. Sie schreckte zusammen. Der Mann, der dicht hinter sie getreten war und die Hand mit festem Druck aus ihre Schulter gelegt hatte, sah in ein zuckendes, thräuer.überströmte- Antlitz. Line lange Pause trat ein, eine Pause, in der zwei Herzen, die sich so lange entfremdet gewesen, langsam zum Bewußt sein dessen kamen, daß sie enge zu einander gehörten, daß LmeS ein heilige- Anrecht an de- Anderen Liebe habe und daß, was auch geschehen fern möge, hier an dem Todtenhügel ihre- Kindes, im Anblick der Ver gänglichkeit und Nichtigkeit alles Irdischen, Stolz und Bitterkeit verschwinden müsse vor jenem Ewigen, das Gott, der Quell der Liebe in die Menschenbrust gelegt hat. WaS predigte denn dieser Todtenhügel da vor ihnen anders als die tief empfundenen Drchterworte: »O lieb', so lang Du lieben kannst, O lieb', so lang Du lieben magst; Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Da Du an Gräbern stehst und klagst." »Dorothea" — hatte sie recht gehört? War nicht ein ganz leiser, zärtlicher Ton in dem gedämpft ge, sprochenen Namen erklungen? Die junge Frau heftete ihren thränenumflorten Blick auf den Gatten, so bittend und rührend, so voller Demuth und unausgesprochener Liebe, datz der Pro fessor, von dem Impulse VeS Augenblick- und mehr noch von der Erkenntnih, daß aus dem Grabe seine- Kindes die Blume der Liebe sür ihn erblühe, hingerissen, den Arm um ihre Taille schlang und dre unter dieser Berührung Erschauernde fest an sich preßte. »Thea!" — Da- war wieder der zärtliche Name, mit dem er sie in den Tagen ihrer jungen Liebe ge nannt hatte. Dorothea vergoß Thränen seligen Glücke-. Ihr schöne- Haupt lag hingebungsvoll an des Gatten Schulter. Ihre kleine Hand suchte die semige zu um spannen. »O, Ernst", stammelte sie und ihre Thränen flossen reichlicher, »kannst Du mir denn verzeihen?" »Still, still", flüsterte er und strich liebkosend über da- blonde Haar, daS sich in losen Löckchen über ihre alabasterwetße Stirn legte. »Mama" — klang da ein schüchterne-, dünnes Etimmchen an ihrer Seite. »Kind, mein Kind!" Sie riß sich von dem Gatten lo-, preßte den Knaben an sich und bedeckte sein Antlitz mit einer Fluth von heißen Küssen. »Ernst", wandte sie fich endlich an den Gatten, »da- tst zu viel de» Glücke-." Der Professor aber sah sinnend auf den kleinen Grabhüael zu seinen Füßen. »Weißt Du, Dorothea, was der Dichter sagt: »Nicht um Marmor spann' die Arme, Such' der Liebe treue» Wort; Such' da» Menschevherz, da» warme, Und die Gottheit grüßt dich dort." Ja, heute verstand sie eS; erkannte sie, daß schale Vergnügungen da» Herz mit seiner Sehnsucht nach reinem Glück nicht zu besriedigen vermögen: daß e» vielmehr ein Höhere» giebt, da» tief in die Menschen- brust gelegt ist und der Seele ihren Adel verleiht. Au» dieser Empfindung herau» sagte sie, tief bewegt: »Ernst, ich war bisher eine pflichtvergessene Mutter und eine Deiner unwürdige Gattin. Mein Kind, besten schuldlose Seele nun wohl verklärt von den Sternen aus unS heroiederblickt, mußte erst diese Welt verlosten, auf daß ich erkennen würde, wo mein Platz ist. Aber, Ernst, glaub' e» mir, Gott ist mein Zeuge, daß ich schwer gebüßt habe, schwerer al» je eine Mutter gelitten. Nimm denn an dieser heilige» Stätte meinen Schwur, der au» einem zerrissenen Mutterherzen kommt. Ich will Dir von nun a» eine treue Gattin und meinem Kinde eine liebevolle Mutter sein. Und, wenn un» der Himmel noch eia Kind schenkt, dann will ich an dem lebenden gut zu machen suchen, wa» ich an dem lobten gefehlt.' »Da» Kind", sagte der Proftstor mit von Rüh rung vibrirender Stimme, »Betty hat im Tode eine hohe Mission auSgeführt: e» hat jene» Band um unsere Herzen geschlungen, auf dem mit goldenen Lettern ge- schrieben steht: »Die Liebe höret nimmer aus." Hier an seinem Grabe wollen wir un- d'rum die Hand zur Versöhnung reichen und an mir soll e» sein, die schönen Ltchterworte zu den meinigen zu machen: »Der Siege göttlichster ist da- Vergeben!" Vermischtes. — Bremen. Auch au» Geestemünde wird ge meldet, daß dort englische Werber versucht haben, gegen Angebot hohe» Solde- Deutsche zum Dienste gegen die Buren anzuwerben. — Stuttgart, 2. November. In Anwesenheit de» König- fand gestern auf dem Hauptpoftamte die Be sichtigung und Prüfung der neuen Fernsprechleitung Stutt gart-Berlin statt, die heute dem allgemeinen Verkehr über- geben wird. Der König sprach zur Probe mit seiner Tochter, der Erbprinzesfin zu Wied in Potsdam. Die Ergebnisse waren befriedigend. Der Staatssekretär des Reichspostamt- v. Podbielski reiste heute Nachmittag nach München weiter. — Paris, 2. November. Heute früh 2 Uhr find auf dem Bahnhofe ThouarS zwei Eifenbahnzüge zusammen gestoßen. Zwei Mann de- Zugpersonals wurden getötet, zehn Personen schwer verletzt. Dem Deputierten Luneo d' Ornano, der fich unter den letzteren befiadet, find beide Beine abgefahren worden. — London. Eine erschütternde Liebe-- tragödie spielte fich hier am vergangenen Sonntage ab. Bor Kurzem war ein junger Franzose namens George Hosteau, der al» talentvoller Schauspieler in Pariser Bühnenkreisen sehr bekannt war, in leidenschaftlicher Liebe zu einer Italienerin entbrannt, die seit August al- Harfen solistin in den berühmten Promenadenkoucerten in der Queen- Hall mitwirkt. Signorina Cairozzi schenkte dem Bewerber kein Gehör, trotzdem verfolgte dieser sie beständig. Am letzten Sonntage wartete er seit dem frühen Morgen vor der Thüre de» Hauses, wo die Künstlerin mit ihrer Mutter wohnt. Als die junge Dame gegen Mittag au»- gehen wollte, feuerte Hosteau zwei Schüsse aus fie ab. In die linke Wange getroffen, sank da» Mädchen bewußt- lo» zu Boden. Ehe noch ein in der Nähe weilender Detektivbeamter und ein Polizist da» Hau» erreichen konnten, hatte der junge Mann die Waffe gegen fich selbst gerichtet und mit einem wohlgezielteu Schüsse in die Schläfe seinem Leben ein Lude gemacht. Der sofort herbeigeholte Arzt vermochte nur den Tod de» Manne» festzustellen. Die noch schwach athmende Dame wurde in da» nächste Krankenhaus gebracht. Obwohl ihr Zu stand ein sehr bedenklicher ist und die Kugel noch nicht gefunden werden konnte, so hofft man doch, die Ver wundete am Leben zu erhalten. Signorina Eairozzi ist kaum 20 Jahre alt und von ausfallender Schönheit. Ihr Vater war Oberst in der italienischen Armee und ihr einziger Bruder nimmt eine hohe Beamtenstellung in Rom ein. Da da» junge Mädchen schon al- Kind gan- hervorragende musikalische Begabung zeigte, entschlossen sich die Aeltern, ihre Tochter zur Künstlerin ausbilden zu lassen. Musikdirektor Newman, der die junge Italienerin sür die Kovcerte in der Queen» Hall gewann, war be geistert von ihrem Talente und sagte ihr eine große Zukunft Vorau». Die Mutter ist vor Verzweiflung dem Irrsinne nahe. Der telegraphisch benachrichtigte Bruder reiste sofort ab, um persönlich in London alle» zur Rettung seiner Schwester aufzubietev. — Neue Verwendung de» Papierstoffe». In Nordamerika stellt man seit einiger Zeit Fliesen oder Plättchen au» Papier her, welche äußerst billig herzustellen find und daher schon große Verbreitung und Verwendung gefunden haben. Sie zeichnen fich durch Härte, Zähigkeit und Feuerficherheit au», können in jeder beliebigen Form und Farbe hergestellt werden und haben glafirt da» Aussehen von japanischer Lackwaare. Die Fliesen werden jetzt für Wandbekleidungen und Dachdickerei verwendet. Albumblätter. Aufs Herren gunst nicht baw, Noch gutem Wetter traw. Da» Wetter nicht besteht Und Herren gunst zergeht. Alter deutscher Spruch. * * * Entschlossenheit giebt ein starke- Regiment und ein starke» Regiment ist, wenn auch nicht da» beste, doch da» ficherfie. * * * Laß ab, mein Herz, von Klagen und Sehnen — E» scheint die Sonne durch Rege» und Thränen; E» ist kem Leben davon befreit: Ein jede» hat seine Regenzeit Und Tage trüb und traurig. Longsellow. Vr»ck der L. -eiurichlche» Buchdruckcrei i» Dre»de». S-ataufza-e. " (»dock die vier Farben; Aß: L König; v Dame, Ober; 8 Bube, Wenzel, Unter; V ml H die drei Spieler.) I-, der Spieler i» Mittelhand, verliert ein Großspiel (Grand) auf folgende Karte, obwohl die »LO blank fitzt: V hatte 23 Augen weniger in der Karte al- U. Wie saßen die Karten? Wie ging da- Spiel? Aäthsel. Aufgaben. I. Bilderräths<l. ll. Wortspiel. Vom Ersten zog der junge Held Kampflustig für sein Land in'- Feld. Er gab im blul'gen Männerstreit Biel Proben hoher Tapferkeit. Und al- er zu der Heiwath kehrt', Ward mit dem Zweiten er geehrt. Da galt er Biel! Manch' Mädchenblick Verhieß ihm wohl ein schimmernd Glück. Doch Eine hat'» ihm angethan Und zog ihn bald in Hymen- Bann. Doch würd' im Ersten rasch ihm klar, Daß seine Frau sein Ganze» war. M. Akrostichon. ^dol, ^ckel, Hrm, ^uge, Dow, Lcker, Lier, Llle, Lva, Leick, Lius, Lau, 8triek. Au» jedem dieser Wörter ist durch Boransetzung eine» paffenden Buchstaben» ein neue- Wort zu bilde, wie Weiche au- Eiche. Werden die neuen Wörter nach ihrer Be deutung wie folgt geordnet: l. schmackhafter Fisch. 2. Stadt in Hannover. 3. Kopfbedeckung. 4. Körpertheil. 5. alter Prophet, 6. altb blischer Name. 7. Raubvogel. 8. Netz- mittel. 9. Ort am Rhein. 10. Baum. 11. Hülle. 12. italienische Stadt. 13. GemüthSstimmung. 14 biblische Landschaft. 15. kleine- Werkzeug, so bezeichnen die An fangsbuchstaben einen Vorboten de- Frühling». IV. Zahlenräthsel. 1 2 8 3 MeereStheil. 4 6 6 7 weiblicher Borname. 75348848 Waldgebirge. 5 4 1 4 3 7 duftige» Blümchen. 1 234 56788 moderner deutscher Dichter. V. R ä t h s e l. Wer'» mich nicht ist und ist'» zu mir, Gar gern mit dem verkehr' ich hier. Auflösungen aus Nr. 127. Schachaufgabe: 1. Ve6—65, 1o7:; Vs3: 4-, Kk5: oder 8v4; 3. L oder l) giebt Matt. 1. Bilderräthsel: Froher Gast ist niemand» Last. 2. Telegraphenräthsel: Leidenschaft schafft Leiden. (Leder, Indien, Schaf, Tisch, Affe, Teller, Rind, Wien ) 3. Räthsel: Papagei. 4. Rösselsprung: In den Bergen. Wenn da- Frühroth erwacht, Tief im Thale die Nacht Noch die Herzen bezwingt, Mit dem Lichte noch ringt, Seh' ich zweifelnd hinaus, Wo am sonnigen Lauf Golduwfloffen die Hvh'n — Sich entzünden so schön. U»d mit Hoffnung erblüht Mir der Tag im Gewüth. Klette. -Gleichung: Influenza (» Rhein, d Reh, o Flasche, ä Asche, s Uhren, k Heller, g Elle, d Zaber«, i Bern).