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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880517
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-17
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.05.1888
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Nr. US. — 9. Jahrgang. Der jede« Woch«!täg Abend («It Latum d«» folgenden Lage») zur versend»,na «langende..Sächfischr LandeS-Anzetger^ «it täglich einem besonderen Unten« baltunadblatt» und mit dem Extrabetbla« Luftig«» vilderdnch kostet bei den Ausgabe- stellen monatlichMPfa., bei denPost-AnL -5 Pf. (1888er StgS.-PreiSllste Nr. VOSS.) Sächsischer DmrverStag.17. Mai ILM WWUWn LeiWIederholnng großer AnnoncenRa« Lei Bestellungen voiiAuSwärt» Moll« um» Ans» mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen «n- Thüringen. Ml»: MM» Me,' Vuchbrillkeiei, Cliemnttz. Tbeaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr.1l Telegr-Adr-: LandeS-Anzeiger, <ks Mit täglich einen! besonderen Unterhaltnngsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — s. JllnsirirteS Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Neber da» Vermögen des Strumpfwaarenfabrikanten Theodor Eduard Martin in Erfenschlag wird heute am 14. Mai 1888 Nachmittags V,6 M das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Eulitz in Chemnitz wir» zuul Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis znm I l. Juni 188' bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeraus schusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung be zeichnet«, Gegenstände aus den 1. Juni 1888 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 25. Juni 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder znr Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein schuldner z» verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung anferlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs- vertMter bis zum >5. Juni 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichte!». Vom 15. Mai. Wien. In Militärkreisen wird ein neues Eiscnbahnprojekt besprochen und zwar eine neue Verbindung zwischen Ungarn und Galizien: von Stanislau die Karpathen übersetzend im Anschluß an die ungarische Nordostbah». Budapest. Ein inspirirtes Bukarester Telegramm der „Pol. Corr." bestreitet, daß die letzte Bauernbewegung antidynastische Ziele gehabt habe; das Prätendententhum des jungen Cuza sei völlig un gefährlich und werde nirgends in Rumänien ernst genommen. Belgrad. Zur Sicherung des Verkehrs auf der neuen An schlußstrecke Vranja-Ueskueb ordnete die Pforte an, daß Polizei, eventuell Militär die Bewachung der Bahnlinie unterstützen solle. Frankfurt a. M., den 16. Mai, Bormittags. Wia aus Berlin hierher telegraphirt wird, ergab die neuer liche Untersuchung des Answnrfs des Kaisers durch Professor Birchow ein negatives Resultat. (D h. Prof. Virchow hat keine Krebszellen entdeckt. D. Red.) Berlin, 16 Mai, 11 Uhr 25 Mi». Kaiser Friedrich hatte eine recht gute Nacht. Bei der staitgefnndenen Be- rathnng der Aerzte wechselte Mackenzie die Kanüle aus, was sehr leicht von statten ging. Die Wunde hat ein gutes Aussehen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. Mai. Deutsches Reich. Aus Charlottenburg. Am Dienstag wurde folgendes Bulletin publicirt: „Das Befinden Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist in den letzten Tagen gut geblieben. Appetit und Kräfte haben zugenommen. Infolge einer leichte» Rachenentzündnng bestehen seit einigen Tagen geringe Schlingbeschwerden, welche sich bereits besser». Das abendliche Fieber bleibt ganz gering. Morell Mackenzie, von Wegner. Krause. Hovell. Leyden. Senator." — Die „Post" bringt folgende interessante Meldungen: „Der Kaiser hat am Montag 11 Stunden außerhalb des Bettes zngebracht, während deren er vielfach schriftliche Arbeiten erledigte. Die Arbeitslust ist so gewachsen, daß die behandelnden Aerzte nur noch durch die Unter stützung der Kaiserin es erreichen können, daß der Kaiser sich nicht zu große Anstrengungen zumuthet. Das sich regende Kraftgefühl, das ans dieser Arbeitslust hcrvorlcuchtet, ist eine Folge der pein lichen Beobachtung der vom Geh. Rath Leyden in Uebereinstimmung mit den übrigen Aerzten festgesetzten Vorschriften über die Ernährung des erlauchten Kranken, die zumal jetzt, nachdem derselbe sich wieder freier bewegen kann, ihre Wirkung nicht versagt." — Das locale Leiden hat seit der Rückkehr von San Remo sich, wenn auch lang sam, weiter auSgcbreitet. — Vom Dienstag Abend: Der Kaiser ging Suzon's Ende. Von Emil Peschkau. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Herr Legat folgte der Einladung und Herr Favarolles zündete sich eine Cigarre an und lehnte sich dann in seinen hohen, ge polsterten Lehnstuhl zurück. „Ein Raubmord," begann er, „ist, wie Sie wissen, absolut ausgeschlossen. Es handelt sich um eineAffaire zarterer Natur, und die Personen, die von uns in dieser Beziehung verdächtigt wurden, sind Crocheton, Gerard und Desaris. Die Erhebungen bezüglich der Gilberte Foucher haben ergeben, daß dieses Mädchen ganz außer Betracht kommt. Gegen Crocheton haben Sie trotz Ihrer Bemüh ungen nichts vorgebracht, und wie ich den Charakter von Suzanne Grevet nun studirt habe, erscheint mir Ihr Verdacht gänzlich nnge- rechtfertigt. Es giebt zwei Klassen von Schanspielerinncn. Solche, welche lieben, und solche, welche sich lieben lasse». Suzanne Grevet gehörte zu der ersten. Sie liebte Desaris oder sie empfand wenig stens eine flüchtigere Neigung für ihn, die durch einen Vorfall, der ja gleichgiltig ist, zurückgediängt wurde. Dann lernte sie Gerard kennen, der, wenn ich so sagen darf, ihr offizieller Liebhaber wurde und sie heirathc» wollte. Dann aber brach die alte Neigung zu Desaris, durch Zufälle begünstigt, wieder durch und wuchs zu einer Leidenschaft an, die sie nicht bezwinge» konnte, während sie anderer seits Gerard, der sehr leidenschaftlicher Natur war, fürchten mußte und sie wohl auch ein gewisses zärtliche- Mitleid mit ihm empfand. Die Dame stand also vor einen» tiefen Herzenskonflikt, über den sie nicht hinaus kam und dem sie in einem Augenblick heftiger Erregung ein Ende machte, indem sie Gift nahm. Diese Theaterdamen greisen ja oft über weit geringfügigere Dinge in einem Anfall von Nervosität zum Gift. Das ist meine Meinung, und was für ein« Probe ich auch auf das Exempel machte — es hat immer gestimmt. Ich be merke, daß Herr Desaris, der heute Morgen einem Verhör unterzogen wurde, nach verschiedenen Ausflüchten zngab, daß Suzanne Grevet ihm ihre Gunst geschenkt habe. Ucbcrdies bemerke ich, daß auch die Annahme, einer der beiden Nebenbuhler könnte Suzanne getödtet haben, nichts für sich hat. Einerseits sind Eifersuchtsmorde fast nie Meuchelmorde, und andererseits haben wir uns ja von der Schuld losigkeit GerardS überzeugt, und auch Desaris zeigt nicht das Be- nehmen eine» Mörders. Sie sehe» also, daß das Exenipel stimmt." Herr Legat sah seinen Chef starr an und fragte dann langsam, al» ob er die Worte erst buchstabire» müßte: ziemlich munter wiederholt durch die Zimmer. Das kühle, windige Wetter hält noch immer an, natürlich kan» der Kaiser unter solchen Umständen das Zimmer nicht verlassen. Fieber unbedeutend, während am Tage die Temperatur unter normal war. Eine Lungcnerkrank- ung ist bisher nicht zu constatiren. Des Kaisers Handschrift ist be reits wieder recht kräftig und lesbar. Voraussichtlich schreitet in den nächsten Tagen die Kräftezunahme weiter fort. — Ueber die Steife der Kaiserin »ach Westprenßen ist etwas Definitives noch nicht festgesetzt. Wahrscheinlich wird sie Donners tag oder Freitag stattfinden. — Ueber die am Donnerstag nach Pfingsten in der Charlottenburger Schloßkapclle zu feiernde Vermäh lung des Prinzen Heinrich werden jetzt die näheren Bestimmungen getroffen. Oberhofprediger vr. Kögel vollzieht die Cerenwnie. — Das prinzliche Paar wird im August in Kiel eintreffen und dann seinen Aufenthalt im dortigen Schlosse nehmen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist am Dienstag Vormit tag mit seinem jüngsten Sohne, dem Grafen Wilhelm, und dem Grafen Rantzau, seinem Schwiegersöhne, nach Varzin abgereist und am Abend dort wohlbehalten angekommen. — Graf Moltke ist von einem Besuche bei seinem Neffen, dem Major von Burt, in Blasewitz bei Dresden wieder in Berlin ange kommen. — Das preußische Staatsministerium hielt am Dienstag Mittag unter Vorsitz des Ministers von Puttkamer im Ministerzimmer des Abgeordnetenhauses eine Sitzung ab. — Heute Mittwoch nimmt das Herrenhaus seine Arbeiten wieder auf. — Die Wahlprüfungskvnnnissio» des Abgeordnetenhauses hat den Bericht über die Wahlen der Abgg. von Puttkamer-Plauth und Döring festgcstellt. Wie früher schon mitgetheilt, hat die Kommission die Ungiltigkeitserklärung der beide» Wahlen beantragt. — Baron von Cohn in Dessau, Hofbankier des Kaisers Wilhelm, ist nunmehr auch vom Kaiser Friedrich zum Hosbankier ernannt worden. Das Schreiben, womit Kaiser Friedrich seinen Entschluß kundgiebt, ist, »ach der „Magdeb. Ztg.", in den schmeichelhafteste» Ausdrücken abgcfaßt, erkennt die bisherigen Verdienste des Herrn von Cohn an und spricht die Hoffnung auf eine gleiche Wahrnehm ung seiner Interessen aus. Das betreffende Schriftstück war begleitet von einem Geschenk, einer prachtvollen Vase. — Die „Kreuz-Ztg." schreibt: Die Meldung, daß den Hof lieferanten des früheren Kronprinzen aus Anlaß der Thronbesteigung der Titel von Hoflieferanten des Kaisers und Königs verliehen werden soll, bestätigt sich. In den nächsten Tagen soll eine betreffende amtliche Bekanntmachung veröffentlicht werden. — Die Ausfnhrungsbestimmungen zum deutschen Zuckersteuer gesetz, welches am 1. August in Kraft tritt, sind in einem vorläufigen Entwurf fertiggestellt und den Bundesregierungen zur gutachtlichen Aeußerung mitgetheilt worden. Die betreffenden Bestimmungen werden jedenfalls rechtzeitig genug dem Bundesrath zur Beschlußfassung zu gehen, um noch vor der Sommerpause zur Erledigung zu gelangen. Die neue Steuer umfaßt außer der Matcrialsteuer bekanntlich auch eine Fabrikatstcner. — In München ist am Dienstag die dcutschnationale Kunst Gewerbe-Ausstellung vom Prinzregcnten, welcher von allen Prinzen, Ministern, Hofstaaten und Generalen, dem diplomatischen Korps, Behörden und Ehrengästen umgeben war, eröffnet worden. Der Präsident des Cvmitces richtete eine begrüßende Ansprache an die Versammelten, der Prinzrcgent sprach kurz seinen Dank und seine Anerkennung aus und nach einem Hoch auf den Regenten fand ein Rundgang statt. Die Ausstellung gewährt einen prächtigen Anblick, wenn auch Manches noch nicht fertig ist. Oesterreich-Ungarn. Der feierlichen Enthüllung des Maria- Thcresia-Denkuialcs in Wien ist jetzt die Eröffnung der österreichischen Gewerbeausstellung durch Kaiser Franz Joseph gefolgt. Der Kaiser „Und die Confitürcn?" Herr Favarolles lächelte. „Das liegt Ihnen natürlich am nächsten. Die Konfitüren! Warum brachte die Grevet das Gift unter die Konfitüren? Ja, das weiß ich auch nicht, denn ich war nicht dabei. Vielleicht mundete ihr die Sache so besser, vielleicht schien ihr das poetischer, vielleicht wollte sie irre führen — was weiß ich. Das ist Ihre Sache. Bringen Sie den Zusammenhang heraus, erforschen Sie das Geheim- niß der Konfitüren." „Ich habe es erforscht. Herr Favarolles," sagte Herr Legat ruhig. „Sie — Sie haben —?" „Ja. Ich habe es erforscht — ich habe den Mörder entdeckt." Herr Favarolles blickte ungläubig auf seinen Agenten, dessen finsteres, lauerndes Gesicht jetzt durch ein triumphircndcs Lächeln belebt wurde „Den Mörder — Sie haben ihn verhaftet?" „Nein. Der ist uns sicher — auch ohne Haft. Der entwischt nicht. Uebrigens erwarte ich Ihre Befehle." „Wer ist es?" „Herr Crocheton." Herr Favarolles wiegte zweifelnd seinen Kopf hin und her. „Also Ihre erste Liebe?" „Meine erste Liebe, Herr Favarolles." „Wenn Sie sich da nur nicht täuschen. Nach meinen Beobach tungen und Studien ist das ganz unmöglich. Die Grevet kann in keinen Beziehungen zu diesem Menschen gestanden haben, und Croche ton ist ein zu gemeiner, schmutziger Geizhals, als daß er »m die Liebe des Mädchens geworben haben könnte. Die Liebe, Herr Legat, ist eine Sache, die selbst bei Gelegenheitskäufen mehr Geld kostet, als ein Geizhals ausgiebt, aber abgesehen davon — ich halte Croche ton nicht für den Mörder." „Er hat sich über diesen Sieg seines Gesichts sehr gefreut. Er hat so wenig Vertrauen zu demselben, daß er sich auch bei der Ver nehmung durch seine Frau vertreten lassen wollte, und als man ihm bedeutete, daß das nicht gestattet sei, ging er mit schwerem Herzen." „Sie halten ihn also für den Mörder?" „Ich bin überzeugt davon." „Ihre Gründe?" „Die Konfitüren." Herrn Favarolles schien eS, als ob Herr. Legat das in einem eigenthümlich malitiösen Tone sagte. Er wandte die Augen nach ihm und sah ihn scharf an. Aber Herrn Legats Gesicht zeigte keinerlei Bewegung. hat eine besondere Feier seines in dieses Jahr fallenden 40. Regier ungsjubiläums abgelehnt, aber um das Ereigniß nicht ganz unbeachtet vorübergehen zu lassen, ist die Ausstellung arrangirt. Der Monarch sprach sich sehr lobend über dieselbe aus. Alle Erzherzöge, Minister, Generale, Behörden rc. waren zugegen. ^ Frankreich. Boulangcr ist wieder in Paris angekommen. Neugierige waren bei seinem Eintreffen genügend zugegen, aber nur eine geringe Anzahl schrieen Hoch. Er erschien auch am Nachmittag, unterwegs etwas „bejubelt", in der Kammer, die vom Präsidenten eröffnet wurde. Die „Schonzeit", welche dem Ministerium Floquet gegönnt war, ist also nuniuehr abgelaufen, und der Tanz kann auf'S Neue beginnen. Uebrigens wird allgemein angenommen, daß die republikanische Mehrheit, welche Floquet bisher hatte, noch ein Weil chen BoulangerS wegen Zusammenhalten wird. — In Paris ist die neue Patriotenliga, das heißt eigentlich Boulanger-Liga, glücklich ge bildet worden, und der au» der alten Liga herausgetrom vielte Paul Dsroulede hat das Präsidium über die boulangistischen Skandalhaufen übernommen. Der offizielle Name der neuen Vereinigung ist „lluian patrioti<iu6 äo Brunos". In den Statuten ist als Bnndeszweck die Rückerstattung Elsaß-Lothringens von Deutschland an Frankreich, die Revision des Frankfurter Friedens, Schutz von Kunst, Handel und Industrie gegen fremde Konkurrenz angegeben und wird erklärt, daß alle Verbündete Deutschlands als Feinde angesehen und verfolgt würden. Wenn die ehrenhaften Patrioten sich bestreben wollten, den letzten Satz znr Wahrheit zu mache», würden sie wenigstens so viel erreichen, daß die Zahl der Weltausstellungsbesucher im nächsten Jahre auf ein Minimum zusanimcnschmclzeu würde. — Das bona- partistische Ceutralkomitee in Paris will nun auch einen Aufruf a« das Volk richten, darin offen die Errichtung des Kaiserthums pro- klamiren, als das einzige Mittel, Frankreich im Innern zu einigen und nach Außen zn schützen. Das klingt sehr schön, aber der bona» partistische Thronkandidat Victor Napoleon ist doch noch etwas zu jung für solche Ziele. Amt giebt nicht immer Verstand. England. Der englische Ministerpräsident Lord Salisbury und General Wolseley habe» sich wieder vertragen. Wolseley hatte sich in voriger Woche etwas freimüthig über die Nothwendigkeit der Heeresverstärkung in seinem Vaterlande geäußert, was von Salisbury krumm genommen worden war und ihn zu heftiger Erwiderung ver anlaßt hatte. Der General bat darauf um seinen Abschied, der in dessen von der Regierung abgelehnt wurde. An» Montag gab er nun im Oberhause, dessen Mitglied er ist, die Erklärung ab, daß er die Regierung nicht angreife» »volle, und entschuldigte sich, falls seine Re den das Kabinct verletzt haben sollten, welches er stets unterstützen" werde. Der Ministerpräsident »ahm die Entschuldigung mit dem Be-" merken an, daß er gewünscht hätte, dieselbe wäre früher gekommen/ Im klebrigen tadelte er aufs Schärfste alle Militärs, welche öffentliche wichtige Dienstangelegenheiten erörterten, und gab der Hoffnung Aus druck, daß derartiges nicht wieder Vorkommen werde. Vorkommen sollen solche Erörterungen allerdings nicht, aber die britischen Mini sterien hatten das Militärwesen derinaßcn versumpfen lassen, daß es erklärlich ist, wenn höhere Offiziere schließlich die Geduld verlieren. Nach den letzten Kritiken wird wohl Vieles anders und besser wer den. — Die englische Regierung muß sich über den militärischen Zu stand ihres Landes übrigens unerhörte Dinge sagen lassen und noch dazu schweigen, »veil jene Angaben wahr sind. So kommt der Lon doner „Daily Telegraph" jetzt mit folgenden thatsächlichen Behaup tungen: „In Folge der bedauernswerthen Nachlässigkeit des Parla mentes und des verderblichen Systems, welches von aufeinanderfol genden Ministerien adoptirt wurde, nämlich die Wahrheit mit vollem Bewußtsein dem Volke vorzuenthalten, finden wir »»ns endlich zu unserer Sorge in der Lage, eingestehen zu »nüssen, daß wir für den Fall eines Krieges völlig unvorbereitet, um nicht zu sagen, vollstän dig in der Hand irgend eines europäischen Feindes sind, wenn wir „Die Konfitüren also! Wollen Sie mir eine zusammenhängende Erzählung geben?" „Gewiß. Ich erinnere Sie an die Thatsache, daß Herr Crocheton zu sämmtlichen Wohnungen des Hauses Nachschlüssel besitzt." „Er gab an, daß die Schlüssel nur in Fällen von Feucrsgefahr und dergleichen verwendet werden sollten." „Er verwendet sie aber auch für andere Zwecke. Er überzeugt sich zum Beispiel zeitweise von dem Zustands der Wohnungen und mitunter — doch ich will der Reihe nach erzähle». Die Crocheton» haben eine Magd, Namens Goto»." „Und die haben Sie bestochen." „So einfach ist die Sache nicht. Für Bestechnngsversuche war die Magd zu ehrlich. Auch wäre die Mühe umsonst gewesen — »vas hätte mir Gvton sagen sollen? Ich mußte sie erst auf die Spur bringen, ich mußte sie für »»»ich beobachten lassen." „Ah — wie haben Sie das angcsangen?" „Dienstmädchen, Herr Favarolles, verlieren sofort die Besinnung, wenn sich ihnen ein junger Dragoner oder ein ältlicher Herr mit einer dicken Uhrkctte und dicken Ringen nähert. Diese zwei Menschen- gattnngen »virken auf sie wie Opium. Der junge Dragoner wird sie aus ihre»» Sonntagsspaziergängen begleiten und der ältere Herr wird sie heirathen, — die eine Aussicht ist so entzückend wie die andere. Was mich betrifft, so verkleidete ich mich als älterer Herr mit dicker Uhrkctte und dicken Ringen, und Goto» ging natürlich in die Falle. Sie hat keine Ahnung, daß der ehrwürdige Herr, dem sie ihr junges Leben anvertrauen will, der Polizciagcnt Legat ist. Uebrigens habe ich ein großes Opfer gebracht, Herr Favarolles — wenn Sie Gotvn i» Augenschein nehmen, werden Sie mir das gewiß zugeben." „Und was hat Ihne» Goto», vcrrathen?" „Sehr wenig und doch sehr viel. Alles, was sie von ihrem Herrn erzählte, ivar in Beziehung auf unsere Sache so harmlos, daß meine Hoffnungen schon zu schwinden begannen. Da kamen mir die Konfitüren i» den Sinn, diese Konfitüren —" Herr Favarolles ließ den Bleistift, mit dem er eben gespielt hatte, zu Boden fallen und warf seinem Untergebenen einen keines wegs freundlichen Blick zn. Aber Herrn Legats Züge zeigten keinerlei Bewegung. Er bückte^sich, hob den Bleistift auf und überreichte ihn seinem Chef, ohne seine Miene zu verändern. / „Was ist also mit diesen Konfitüren?" fragte Herr Favarolles ungeduldig. Fortsetzung folgt.
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