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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188612036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-03
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.12.1886
- Autor
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"7^ »81. — s. Jahrs«,,. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tage-) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger' mit täglich einem besonderen Unterhal- tungSblatte kostet monatlich 60 Pfg. (mit Ertrabeiblatt Lustige» Bilderbuch 70 Psg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstalten. Für Abonnenten erscheint im 3. und 4. OuartalSisenbahn-FahrplanheftfarSachsen. sowie im 4. Quartal die Weihnachtsbeigabe Illustrirtes Jahresbuch desLandes-tluzeigers und zu Neujahr Jllustr. Landbotea-Kalender. SLchstscher Lii-es-Kiski-kr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Freitag, Z. Dkeemdsr 188t. Anzeigen»«« des„vilchs. LandeS-Anzeiger': Raum einer schmalen CorpuSzeile 15 PK. Bevorzugte Stelle (Ispalt. Penizell«) 30 Pf. Bei Wiederholung großerAnnoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silben Corpusschrift bilden ea. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, - «uchdruckeret, Themrtttz. Theaterstraßk b (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. Illustrirtes Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6 Sächsisches Allerlei. - Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. » l — n - - , - ' > ' ^ „ Amtliche Bekanntmachungen. Segen den Handarbeiter Carl Gustav WSchtler aus Dittmannsdorf, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Rückfallsdiebstahls ver hängt- ES wird ersucht, denselben zu verhaften uud in das nächste Gerichts» zesängniß abzuliesern- ll-C hemuitz, den 29. November 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. Da» Loucursversahren über das Vermögen des Maschinenfabrik«»«» August Ferdinand Ticker, Inhabers der Firma Chemnitzer Webstuhl- und Maschinenfabrik Ferd- Ticker vorm. A. Beutel Nachfolger in Chemuitz, wird, nachdem der in dem BergleichStermine vom 11. November 1886 angenommene Zwang-Vergleich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 30. November 1886. königliches Amtsgericht. Telegraphische Skachrichten. Lo« 1- Deeember Berlin. Der „Reich-anzeiger" veröffentlicht die Erneu»««g de« StaatssecretärS de» Aenßeru Grafe» Bismarck nnd de» Württembergische» Mllitärbevollwächtigten von Sick zu Bundelraih»- Bevollmächtigten. Metz. Auch hier ist ein« Privat Postanstalt errichtet worde». Sophia. Drei bei« Umstürze am 21. August betheiligte Osfiziere, die fich nach der Türkei geflüchtet, kehrte» zurück nnd haben fich den Behörde» freiwillig gestellt. Dieselbe« w«rde« i» Gewahrsam ge»vmme« »»d versprecht« wichtige Mittheiluugen zu mache«. Politische Rundschau. Lhrmuitz, de» 2. D?crmber. Deutsches Reich. Der Buude-rath hat auf die Tages ordnung seiner die»»öche«tlichen Plenarsitzung ei«« lang« Reihe von Vorlage« gepellt, vo« denen aber keine vo« größerem J«tereffe ist. Meisten» handelt r» fich «m Verwaltungrangelegeuheitr». Die Au»- schußberathungen über die Uasallv«rfiche»n«g der Seeleute gestalte« fich ziemlich umfangreich, weil «au theils bi« eingeforderteu Gutachten der sachverständigen Kreise zu berücksichtige«, thril» viele eiugegaugen« Petitionen in Erwägung gezogen hat. — Dem Bundes rath ist ei» Gesetzentwurf belr. einige auf die Marine bezügliche Abänderungen und Ergänzungen de» Gesetze» vom 27. Juni 1871 über dl« Penfionirung der Mtlitärpersonen «. s. «. -«gegangen. — I« Etat de» Reichstage» wird neu gefordert: 4200 Mark für «inen neuen Stenographen und Gehaltserhöhung für de« Blblio- thekar und dessen Assistenten. — Li»e Versammlung vo« Delegirten der Geehandelsstädt« in Berlin hat fich gegen da» neue Unfallgesrtz für Seeleute mit Rück- ficht anf di« wenig erfreuliche Lage de» Rhedrreigewerbe» erklärt. — Eine Versamwlnng von Delegirten der LnwaltSkawmer« wird am 11. Deeember in Berlin stattfinde«. — Durch päpstliche» Breve vom 16. November ist der Dom herr Or. Revier z»m Bischof vo« Kulm ernannt worden. Drr Kaiser hat durch Erlaß vom 29. November di« nachgesuchte landes herrliche Anerkennung ertheilt. — üeber di« Beseitigung de» Kulturkämpfe» im Großherzogthn« Hessen schreibt da» Mainzer Journal: ,E» scheint keinem Zweifel «ehr zu unterliegen, daß unser Großherzogthn« den Weg, der zu« Friedenjwit Rom führt und de» e» zu Anfang diese» Jahre» betreten hat, weiter gehen will. Die Unterhandlungen mit Rom find wieder aus. genommen und derselbe katholische GtandeShrrr (Fürst Jsenburg-Birstein), der s. Z. als Mittetspe>so» zwischen Darmstadt »ud Rom genannt wurde, führt auch diesmal die betr Unterhandlungen." — Nachdem Rumänien seinen Handelsvertrag mit England bis 1891 verlängert und mrhrere Ariitel de» Tarife« abgeändert hat, soll di« rumänische Regierung auch eine Rroifion gewisser Artikel de» Tarifs zum deutschen Haudel»vertr»ge, der noch für fünf Jahre in Kraft ist, mit Dentschland z» vereindarea wünichev. — Eine urne Flvttendrmoustraiion vor Zanzibar ward« von verschiedenen Blätter» alt in Sicht stehend angekündigt. Di« Nach richt trng von vornherein wenig Wahrscheinlichkeit in sich- Nllerding« hat sich, wie bekannt, de« Sultan Said Bargasch gegen die Dentschru in seinem Gebiete recht viel herauSgeuvmmeu nnd schien die Lehren der vorjährige« Demonstratio» ganz vergessen zu haben, aber trotzdem war doch keine Wiederholung dr» früheren Anstelle«» von Nöthen. Di« Einigung zwischen Deutschland und Großbritannien steht ja wegen der ostasrikauischen SebielSabgrenzunge» nahe bevor, und sobald die erfolgt, muß der Sultan ganz von selbst fich hübsch still ver- halte«. Eine neue Demonstration lag also entschieden nicht im Bereich« der Nolhwcndigk-it. Daß daran nicht gedacht ist, beweist auch folgende» Telegramm der „Bost Zig" au» Kiel: Von rin» neue» Floftendemonstratiou vor Zanzibar ist hier nicht» bekannt Die Anwesenheit vo» .Möwe" und .Hyäne" hat nicht» Auffällige», da diese beiden Fahrzeuge ja in Ostaftika stotionirt find. Möglich ist «S nur, daß da» Krenzrrgeschwade» anf der Heimkehr von Ostasteu Zanzibar anlänft. Oesterreich-Uvganr. Beide Delegationen in P-st sind be. reit» am Dienstag dnrch de» Grafen Kakuvky geschloffen worde», der den Abgeordnete« de» Dank de» Kaiser» für ihre Arbeiten über brachte. Die Session war wobt di« wichtigste, die von den Delega tionen jemals abgehalten ist. Sie gab Rußland da» kräftige Halt» Signal und schuf «ine neue europäische Friedensliga Präsident Gmolka gab in seiner Antwort auf Kaluoky» Rede nochmal» de« vollen Vertraue« zur Regierung Ausvrnck und betonte namentliche daß die Völker Oesterreich-Ungar«» fest entschlvss'» seien, die Groß. Machtstellung de» Staate» aufrecht zu erhalten- Dann ging die Ver sammlung auseinander. — In W en tst durch den Kronprinzen Rudolf «in ue» errichtete» Export-Mufterlagrr, Vas bestimmt ist, die Ausfuhr au» Oesterreich Ungar« zu heben, eröffnet worden. — Er schossen hat fich in Vien der Professor Arthur Freiherr von Gecken doch in einem Anfall nervöser Urberreiznag. — Die „Wiener Ztz." veröffentlicht,«in kaiserliche» Handschreiben vo» 28 Ros, dnrch welches sämmtlich« Landtage anf de» 9. Dezember einbkrusen werden. — In Wien ist nnter de« Offizieren eine Agitation i« Gange, um die Rückkehr Kaulbar», ans seinen Posten al» Militärbevollmächtlgter i« Wien z« hindern. Militärische Blätter protestiren bereit» dagegen. Soviel brkaunt, wird Kaulbar» auch «ine ander« Verwendung finde». Frankreich. ES ist dem Ministerpräsidenten Freyclnet glück lich gelungen, in der Deputlrtenkammer die heikle» Occupatio«» forderunge» für Tonkin-Anam nnd Madagaskar dnrchznbringe». Bei Tonkin-Anam war die Mehrheit zwar gering, aber bei Mada- gaskai stellte fich dieselbe ansehnlich hoch. Der Minister hat di« Lage in diesen Besitzungen rosig, fast zu rosig geschildert. Er mag wünsche», daß «» ihm nicht so geht, wie seinem Vorgänger F-rry. D-r stellte auch All-» im heitersten Lichte da», und al» daun ganz unvermnth't die fraujösischr» Trupp«« bei Langsou geschlagen wurde», — da ging er hin und sprach nicht «ehr. Ruh and. An» Petersburg wird jetzt gemeldet, der Groß fürst-Thronfolger sei von seinem Leiden in der Hauptsache Wiede« hrrgestellt, werde also nicht «ach dem Süden fich begeben. — General Kaulbar» ist in Petersburg wieder angekomm n sud wird unverzüglich vom Kaiser empfangen werden, der ihm sein« Anerkenn ung aassprechen wist. Orient. Der bulgarische Finanz minister Geschllw ist onn doch zmückaelreien; sein Amt ist vorläufig von dem Premierminister Radorlawoiv übernommen worden. Gtschow» Rücktritt bat keine politische B'-deatnug. — Die Nationalversammlung in Ttruowa hatte bekanntlich eine Komission von einem Minister »ud zwei Abgeord neten ernannt, welche die europäischen Höfe besuche» uud für Bul garien wirk-« soll. Die Türkei hat anf Anstifte« Rußland» die Ab reise der K'«Mission verhindern wollen, aber die bulgarische Regent schaft hat fich eine jede Einmischung höflich und entschieden verbeten. Heule Donnerstag reist die Eommisfiou ab und zwar «aturgemäß zuerst nach Wien. — Die Regentschaft in Sophia alaubt, daß Dentsch land nnd Orsterreich durch den Mund de» italienische» Minister» de» Auswärtige», Grafen Robtlairt, gesprochen habe» und Fürst BiSmarck fich i« Deutschen Reichstag de« Reden Sali»bury», Kal- «okys uud Robilant» als Vierter anschließeu wird. — Italien schickt »ach Sophia einen Militär-Attache«. Deutscher Reichstag —UV. Berlin, de» 1. Deeember. 1'/« Uhr. Präsident vo» Wedell-Pietdors. Am BnndeSrath»« tische: von Bötticher, vr. Jarobi, vr. von Stephan, v. Scholzu. S. Die erste Berathung de» ReichShanshaltSetatS pro 1837/88 wird fortgesetzt Abgeordneter Hasenclevhr (Soe.): Bei derAuflegnng neuer Zölle nnd Steuer« heißt e» stet», die dadurch hervorgernfen« Mehrbelastung der Arbeiter werde reichlich ausgeglichen werde« dnrch die vermehrt« Arbeitsgelegenheit nnd beffere Löhn«, welche fich an» dem der Production gewährten Schntz gegenüber der Eoncurreuz dr» Auslände» ergäben. Seit der letzte» Erhöhung der Zölle anf Lebensmittel find dir Löhne aber nicht gestiegen, fi« find vielmehr znrückgrgangen. I» der Thai ist die ganze Zollpolitik nur de« Staate und ds« große» Fabrikanten zu gute gekommen. Di« Social reform hat keine erhebliche» Aufwendungen vernrsacht, fi« entspricht auch nicht so lehr dem Jatereff« der Arbeiter, als vielmehr dem der Arbeitgeber. Die Grunolage der socialen Gesetze ist gut, denn diese stammt von der Soclaldrmokratie, aber di« Ausführung taucht nicht». Wenn man mit Staatsmitteln dem Arbeiter Hilfe schaffen will, so ändere man da» Steuersystem nnd fübre eins Progressive Einkommen steuer durch; dann wird es an Geldmitteln nicht fehlen. Wa» de« Arbeiterschntz andetrifft. so ist hier noch gar nicht» geschehe«. Unserer Industrie würde eo vortheilhrst sein, wenn dir ReichSregternug anf die Beranstaltnug einer Weltausstellung in Berlin hinwtrken wollte. Periodisch wiedeckeh ende WeltaaSstellange« bilden et» gute» Gegen gewicht gegen die fortwährenden kriegerische« Rüstuugen. Die best« Schntzwrhr für da» Vaterland ist di« Erziehung zur Baterlandsliebe. Wa» geschieht in dieser Hinsicht, wo bleibt di« wirkliche Sselalrefor«? An der Spitze de» heutigen Sxialrefor« steht Jhring-Mahlo». Di« Diäteuprocrfie fördern die Baterlandsliebe nicht. Mich'veranlaßt da» vernrtheilendr Erkenntniß de» Reichsgericht», de« Baterlande de» Rücke» zu kehren, «m in einem nichtpreußischen Bundesstaate Zuflucht zn suche». Al» mau das Reichsgericht nach Leipzig verlegte, geschah da», um es dem Einfluß der Regierung z« entziehen. Darin täuschte man fich ab». Inmitten de» Spießbürgerthum» Leipzig» ist da» Reichrgericht diesem Einflüsse mindesten» ebenso ausgesetzt, wie in de« fortschrittlichen Berlin. Redner kritifirt daun die ürthelle de» Reichsgericht» wegen Vertheilung anarchistischer Schriften abfällig «ud erklärt znm Schluß, daß di« Socialdemokratrn für alle Forderunge» für Postbanten «ud andere Eulturzwrcke stimmen, de» ganzen T at aber ablehuen würden. Aög. von Maltzahu-Äültz (cons): BemerkeuSwerth ist, daß der Vorredner gelegentlich vom „tollen Most" gesprochen hat. Al» Most diesem Hause «och augehörte, da vertraten die Herren der Socialdemokrati« seinen Standpunkt; wenn sie e» hurte nicht mehr thun, so ist da» ein Fortschritt. Der Vorredner thnt. al» ob er mit seiner Kcitik der Diätenproccffe die Meinung de» Volke» vertritt; in der That vertritt er aber nur die Ansicht der Socialdemokrateu, wozu nicht einmal alle seine Wähler gehören. Der Abg. Rtckert hat gestern dem Fiuanzminister von Scholz gesagt, daß er das Laad rninirt hat, «ud gleichzeitig hat er sich über di« B-Hradlnug seiner Partei beschwert. Glaubt denn die Freisinnige Putei wirklich, daß wir in einer besseren Lage wäre», wenn sie am Ruder gewesen? Sr. Hoheit Leibkutscher. Novell« von Max von Schlüget. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Seinen Rock fest zusammenfaffend, stand der junge Mensch plötz lich kerzengerade vor ihm, «ud wie blitzende Klingen zuckte e» ans seinen hellgraue» Ange« feindselig über den Sprecher hin. Doch so schnell wie fi« entstanden, schwand die Erregung, er wachte eine kühl ablehnend« Haudbewegung und antwortete mit einer Ruhe, die den jugendliche« Zügen einen ungemein hochmütigen Ausdruck gab: „Bedauere — habe nicht die Ehre." Dan« «ahm er seinen Hut von der Bank, verbeugte fich flüchtig und verließ das BoSquet „Abgeblitzt I" lachte Walter in sich hinein; „ich wart« nur, «ein Junge, wir sehe« uns wieder. . Linen lustigen Marsch vor fich hinpfeifend, begab er fich nun endlich zur Begrüßung seiner Berwandte«. Doch schon auf halbem Wege sah er «inen älteren Herrn mit einer jungen Dame am Arme fich entgrgenkomme», in welche« er sofort seinen Onkel und dessen Tochter erkannte, denen z» seiner angenehmen Ueberraschung de, Leutnant vo« Jllnow fich angeschloffen hatte. .Da» trifft fich prächtig," murmelte er, „nnn kann ich sagen, ich habe fi« gesucht; Jllnow muß Gabriel« neteihalteu, und ich «ache mich zwanglv» an den Papa." Lr eilt« der Gruppe entgegen. Der ältliche, doch immer noch höchst ansehnlich, Herr, der Ober- pallweiprr von Selloow, war der Vetter von Walter'» Mutter. Er begrüß'.« de» „Neffen" mit fichtttcher Wärme, nnd seine elsenhast zierliche goldlockige Tochter empfing den Beiter so herzlich, daß «in wehmüthige» GeM de» arme» Jllnow» Brust zusammenzog. Alle Welt wnßt« ja, wie sehr der alte He« eine Verbindung der beiden jungen Berwandte« wünschte, wie selbst bei Hofe davon gesprochen ward, und nur Walter'» «»veränderlich freundschaftliche», aber durch- au» brüderliche» Benehme» gegeu Gabriele halte Jllnow veranlaßt, fich »och immer mit Hoffnungen zu tragen, bereu Grnndlofigkeit er selbst einsehe» mußte, auch wenn «alter ihn nicht darin bestätigt hätte. Drr Freund hatte ihm nämlich öster gesagt: „Weißt Du, «leine, da» Beste ist. wir Beide bleiben ledig. Ich selbst eigne mich schlecht zu» Ehemann, uud dann könnte« vir uns« Zelt znsammeu ausschlage»." Mit d«, Elapieität der Jngrad hatte sich Jlluow ab« immer wich» ist dm» Zauberkrei» b« Sein«, Strw« gewagt. „Dürfen wir un» anschließt»?" fragte Walter, a!» die Herr schaften sich wieder in Bewegu-g setzten, „das Conerrt ist wohl gleich zu Ende " „Natürlich, mein Junge," entgegnet« der Onkel, „später kannst Du ja mit nu» heiwretltu. Gabriele hat sich ihr Pferd nachbestellt." Ein fragende» Bl ck Walter» streifte die duftige, blaßblaue Som- wrrtaille seiner Eonfine, die so wunderbar mit dem Boldhaar harmo nirt«. Gabiiel« lachte: „In diesem Kostüm freilich nicht. Doch da» bischen Toilette ist bald gemacht. In einer halben Stunde reite« wir Kowm jetzt weiter, Tonst,." „Wir werden mit Vergnügen von der Einladung Gebrauch wachen," sagte Walter mit Betonung des „w r", denn der kleine Lieutenant zitterte vor Spannung. „Ich setze näuftich voran», daß sie fich auch aus «tlaro Freund hier bezieht; wir ft-d zusammen gekommen. — Allein kann ich «rin« arme Kieme doch nicht heimrriteo kaffen," »eckte er Jlluow leise. Berstohle», doch feurig druckte dieser seine« Arm Allwäh ich ward der Weg schmaler, so daß mau nicht wehr wohl in einer Reihe gehen konnte. Da schob Walter seinen Ar« in de« de» Onkel» und sagt«: „Ich hätte Dich gern um etwa- Geschäftliche» befragt — liebe Tonfioe, ich darf D>ch wohl einen Angeublick dr» Schntz Herr« von Jllnow'» auvertraueu." Da» junge Paar ging voran»: der Neffe hielt den Onkel, dem «» recht schien, allmählich etwa» zurück «ud begann: ,E» ist diesmal nicht im eigenen J»tereffe, Onkel, daß ich mich au Dich wende." Ei» mißtrauischer Blick de» alte« Herrn prüfte da» Gesicht de» Neffen: „Doch anch nicht im Interesse Deine» Freunde» hier, will ich hoffen," sagte er nachdrücklich. „Und wrrn eS wäre?" konnte Walter fich nicht enthalten zu fragen. „So wüßte ich Dich bitten, mich damit zn verschone«; dar««» kann ein für allemal nicht» werde» — nie!" setzte er enrrgisch hinzu. „Er soll sich di« Sache an» dem Kopf schlagen. . ." Und al» Walter ihn traurig ansah, sügte er sanfter hinzu: „sie wag ihn auch uicht" und »och leiser folgten di« Worte: „ich fürchte, «ei« armer Junge, mein Mädchen wacht fich ihr« eigene» Gedanken — fi« ist verändert in drr letzten Zeit." Waller drückte nur stumm den An» de» alten Herr», dessen Wünsche ihm nicht fremd geblieben waren. Dann, al» fi« ein paar Schritt» »eit« grgangm waren, begau» « »i»d«»: „Dir» war «S aber nicht, wovon ich reden wollte» bester Onkel. Es ist andere höchst di-cret« Angelegenheit und zwar handelt e» sich um Sr. Hoheit Leibkutscher —" Verdutzt hielt er inne» denn mit einer Heftigkeit, für die an scheinend kein Grund vorlag, machte der alt« Herr fich von Walter frei und rirs ärgerlich: „Nun hört Alle» aufl Schon wieder dieser L ibkutsch»! Bin ich denn heut« dazu vernrtheilt, fortwährend über diesen «ruschen interpellirt zn werden!" „Aber, bester Onkel!" begütigte Walter, „dar kann ich doch nicht wissen; wer interpellirt Dich denn?" „Ach Alle und Jede . . . Jede, verstehst D» «ich; e» war rein, als ob er kein andere» Thema mehr gäbe! Z «erst Ihre Hoheit, die Fraa Herzogin selber. Sie winkle «ich im Rondel zn sich uud sagt«: „Bester Sellnow" — wenn sie mit „bester" ansänzt, weiß ich schon, daß sie etwa» besonder» Pikante» z« hören wünscht — also „bester Sellnow, wo haben Sie doch nur die» Juwel vo« einem Letbkntschrr entdeckt? Alle meine Damen schwärmen mehr noch al« sür die schönen Füchse für den „schönen Kutscher"; selbst Se. Hoheit ist ganz entzückt von ihm und seiner Kunst und behauptet, damit gehe es uicht mit rechten Dingen zu. — Und daun kamen die Hofdamen uud wer weiß noch, wa» sonst sür Damen, sogar die alt« taube Gräfin Alschbach tippt« mir mit ihre« Fächer anf die Brust nnd chri« mich darüber an, obschon sie felsenfest glaubt, fi« hat ganz di»- cret geflüstert " Walter lachte; der Zorn de» alten Herrn wn zn komisch. ,Wa» Haft Da denn geantwortet?" fragte er anscheinend harm- lo», doch in erklärlicher Spannuug. „Ich sagte gan, einfach, daß er fich um die Stell« beworben, daß er gute Zrngniffe mitgrbrach», uud daß er Sr. Hoheit gefallen habe. Daß er mit Pferden umzugehrn versteht, zeigt er täglich: mehr ist ja nicht nölhig. Die tücklscheu Bestien folgen ihm wie Lämmer» denn tückisch find sie, da» soll mir keiner leugnen; vor diesem Mensche« ließen sie kaum mit fich umgehen, so war ich froh, daß wir endlich Eine« hatte«, und fragte anch nicht weitter." „Kennt er da» Gespan» von früher?" .Wer? der Werner? — so heißt er nämlich. Wie kommst Du daraus?" „E» war nur «in Sedauk«. Woher find di« Pserb, bezogen?"' „Tu< England."
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