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Areitag, Sächsische DorsMuy t« der Expedi ¬ tion, kl.Meißru An-alte». Gaffe Nr. 3, zu haben. viMtzährltch 12^Ngr» go beziehen d«ch alle kgl. -oft- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. Sledigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers C. Heinrich. ' Politische Weltschau. Ein eigenthümliches Schauspiel lenkt jetzt die Blicke Europa s auf Dalmatien. Seit ungefähr vierzehn Tagen hören wir von einem Aufstande der Bocchesen, einem kleinen Volksstamme der dalmatischen Bevölkerung. Seit ziemlich acht Tagen hat Oester reich eine bedeutende Truppenmacht aufgeboten, denn man sprach von 22 Bataillonen und vier Batterien. Dies, sollte man mei nen, müßte genügen, den Aufstand mit einem Schlage nieder zuwerfen. ES genügte indessen nicht, denn statt von der Unter werfung der Insurgenten zu hören, kommen Nachrichten gegen- theiligen Inhalts. Am 19. d. M. haben die Operationen be gonnen. Die Höhen wurden, so meldeten damals Wiener Blätter, mit Geschützen beschossen und von den Insurgenten geräumt, worauf die Truppen bis Knezlac vordrangen. Am 20. entsetzte man Fort Dragali und versah es mit Lebensmitteln; am Abend desselben Tages bestand die Truppenkolonne de- Obersten Fischer ein Gefecht mit den Insurgenten, welche zurückgeworfen wurden. Wo diese- Gefecht stattgesunden, ist nicht bekannt, aber der Tele graph fügte noch hinzu, daß da- 48. Infanterie-Regiment (Oberst Fischer) vom schlechten Wetter gezwungen wurde, das Kampiren im Freien aufzugeben und sich nach Risano zurückzuziehen. „Wir haben" — schrieb damals die „N. Fr. Pr." — „uns ge hütet, die Nachricht bei ihrem ersten Eintreffen zu verbreiten, aber jetzt können wir nicht mehr schweigen, denn wir hören, daß die Bocchesen eine- unserer Forts genommen haben. Die Insur genten übersielen nämlich in der Nacht vom 21. auf den 22. d. durch Verrath das Fort Staniewich, dessen Kommandant und ein Theil der Mannschaft getödtet wurde. Die Stadt Budua wurde daher von den Insurgenten bedroht. Zusammengehalten mit dem Rückzüge de- Obersten Fischer ergiebt sich aus diesen Andeutungen, daß nicht der Aufstand unsern Waffen, sondern daß diese dem Aufstande gewichen sind." — WaS an weiteren Nachrichten vor liegt, stellen wir unter „Oesterreichisch-Ungarische Monarchie" zu sammen, wollen hier nur noch auf zwei Dinge aufmerksam machen. Zunächst spielt der Fürst von Montenegro bei diesem Auf stande eine merkwürdige Rolle. Im Anfänge der Insurrektion gab er die loyalsten Versicherungen und bot sogar dem mächtigen Kaiserstaale seine Hilfe an. Heute liegen nun nach dem oben erwähnten Wiener Blatte Beweise vor, daß die Montenegriner am Bocchesen-Aufstande theitnehmen und an der österreichischen Grenze ein Lager errichtet haben. Sie streben nämlich den Besitz der Bocche di Cattaro an. Wenn dieser unvergleichliche Krieg-Hafen montenegrinisch würde, gewönne Rußland eine See stellung und einen Einfluß auf die südslavische Bevölkerung, welcher die orientalische Frage sofort in Brand setzen könnte. Wa- sodann die jetzt ausgesprochenen Ziele de- Aufstandes anlangt, so giebt darüber folgender bombastische Aufruf des Jn- surrektionS-Komitö's in Cattaro genügenden Aufschluß: „Falken - Jünglinge unserer Berge! Die Stunde des Kampfes hat vom Berge Lowcen geschlagen und verkündet unseren Feinden, daß unsere Berge sich erhoben haben. Unsere Feinde haben die Ur kunden unserer Freiheiten zerrissen und un- mit dem Vergießen deS Blutes unserer Brüder gedroht, wmn wir unsere Söhne nicht ihren Händen ausllefern. Aber die Nymphe der dalmatischen Berge ist zu Einun-vreißi-ster Jahrgang. IV. ÄmartaL. dem tapferen Jüngling Iwan Cmojevlc geflogen, welche unter den Trümmern der Weißen Burg Obodsky schlaft und nicht säumen wird, zu erwachen, um seine treuen Falken zu neuen Siegen zu führen. Auf! auf! Volk der jungen Kämpfer der Berge von Cattaro! Er innere dich an deine von Kacic besungenen Vorfahren, der von ihnen sagte, daß sie das Schwort führen wie die Magyaren und die Flintm wie die Montenegriner, daß sie gewandt seien wie die Herzegowiner, klug wie die Italiener und stark wie die Bosniaken . . . Von dm Höhen unserer Berge werden unsere Flinten den Tod in die Reihen unserer Feinde senden, und unsere Nymphen werden Blöcke von un serm Felsen auf sie niederstürzen. Montenegro! hörst du unserm Freiheitsrus? Herzegowiner! hört ihr unserm Schlachtenruf? Vernehmt denn, daß wir ihrer Viele und entschlossen sind. Ihr wisset, Brüder, .daß wir für eine große Sache, daß wir für unsere Unabhängigkeit, welche uns theurer als das Leben ist, kämpfen. Wir wolle» ftet sein, wie eS unsere Väter waren, welche die Türken schlugen, und werden die Waffen nicht früher niederlegen, als bi- unser Recht gesiegt habm wird!" Preußen. Im Abgeordnetenhause stand am vorigen Diens tage eine Interpellation auf der Tagesordnung, zu derem näheren Verständnisse wir Folgende- vorausschicken. In der hannöver schen Stadt Celle errichtete man vor einigen Tagen den bei Langensalza gefallenen Soldaten ein Denkmal aus Sandstein, welches die Namen der Gefallenen nebst einigen Worten der Er innerung trug. Das Denkmal war schon lange fertig, die Wahl eines geeigneten Platzes verzögerte jedoch die Aufstellung. Die selbe geschah endlich auf einem kleinen freien Platze, dessen Rasen seit 20 Jahren unbenutzt den Kindern der Anwohner als Spiel platz gedient hatte und allgemein als städtisches Eigenthum galt. Die Aufstellung wurde natürlich am Hellen Tage und mittelst mehrtägiger Arbeit vorgenommen. Ganz Celle wußte e- und auch dre städtischen Behörden gaben ihre Genehmigung. Da machte plötzlich die Militärbehörde auf den Platz Anspruch, da angeblich derselbe Eigenthum des früheren hannöverschen Kriegs- ministeriums sei und befahl die sofortige Abtragung des Denk- mals. Die Errichter desselben wandten sich an das Gericht und da infolge des erhobenen Einspruchs der Besitz des Platzes der Gerichtsbehörde streitig erschien, erließ sie eine Erkenntniß, laut welchem ein Provisorium festgestellt ward, bis das EigenthumS- recht auf den Platz nachgewiesen sein würde. Gleichzeitig setzte da- Gericht 100 Thlr. Strafe auf jedes eigenmächtige Vergreifen an dem Denkmal fest. Dieser richterliche Bescheid wurde der Militärbe hörde am Morgen deS 14. Oct. behändigt und trotzdem war Nachmittags 2 Uhr das Denkmal durch eine Militär-Abtheilung bereits umgeriffen und lag in Trümmern auf dem Platz umher. Dieses unter allen Umständen empörende Vorgehen der Militärbehörde veranlaßte den Abg. Miquel, an die Regierung eine Interpellation über den Sachverhalt zu richten, worauf der Kriegsmimster v. Roon folgende Erklärung gab: Durch die Auf stellung des Denkmals sei das Eigenthumsrecht deS Platzes ver letzt worden. Die Militärbehörde habe dona (im guten Glauben) gehandelt, nachdem die Polizeibehörde Abhilfe verweigert habe. Das gerichtliche Verbot sei dem kommandirendm General jedenfalls zu spät zugegangen, die Garnisonbehörden aber mußten »s