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——— Unfall« >md 'M — Wie die „Serb. N." berichten, sind vor Kurzem aus der sächsischen und preußischen Lausitz nicht weniger als 120 Personen incl. Kinder, der wendischen Nationalität angehörig, nach Serbin in Texas ausgewandert. Fünfzig haben das Auswanderungsschiff „Bremen", 62 das Auswanderungsschiff „Galveston" und Einige das Schiff „Weser" zur Ueberfahrt benutzt. Löbau, 13. Sept. Neuerdings ist die hitzige Maul- und Klauenseuche wieder in folgenden Ortschaften unter den Rindvieh viehstämmen einzelner Gehöfte aufgetreten: Ober - Rennersdorf, Nieder-Rennersdorf, Berthelsdorf, Nechern, Hochkirch, Altbernsdorf, Neudorf, Seitendorf, Wittgendorf, Ebersdorf, Kemnitz, Dittersbach, Lauda, Dornhennersdorf, Lichtenberg, Ober-Ullersdorf und Kittlitz. Der Charakter und Verlauf der Seuche ist überall ein gutartiger und normaler, nur in Kemnitz ist eine Kuh, jedenfalls infolge fehler hafter Behandlung, umgestanben. — Schirgiswalda, 13. Sept. Aus Lebensüberdruß und Altersschwäche hat sich am 10. d. M. der 74 Jahre alte Hand arbeiter Johann Gottlieb Herrmann durch Erhängen selbst entleibt. — München, 13. Sept. Gestern Abend gegen 8 Uhr entzündete ein Blitzstrahl das neue Zuchthaus für weibliche Sträflinge zu Würz burg jenseit des Mains, und legte in wenigen Stunden da- ganze große Gebäude in Asche. Menschenleben sind glücklicherweise nicht verloren gegangen. — Torgau, 13. Sept. Anfangs voriger Woche ereignete sich in dem hiesigen Krause'schen Dampfschneidewerke der Unglücksfall, daß der öfters an Schwindelanfällen leidende 73jährige Zimmergeselle Konrad in die im vollen Betriebe sich befindende Kreissäge stürzte, wobei ihm ein Schulterblatt total durchsägt wurde. Der Tod erlöste den alten unglücklichen Mann bald von seinen Leiden. — Ein betrunkener Lokomotivführer hat vor einigen Tagen ein furchtbares Unglück auf der Kiew-Batta-Bahn (Rußland) herbeigeführt. Bei einer Gabelkreuzung, wo langsameres Fahren erforderlich war, jagte er mit der Lokomotive und 14 Personenwagen, in einer Fahr geschwindigkeit von 60 Wersten auf die Stunde, dahin. Der Zug entgleiste, 14 Personenwagen wurden zertrümmert und 3 Passagiere büßten auf der Stelle das Leben ein, während 17 andere mehr oder weniger schwere Verwundungen erlitten. DermisckteS. — Berlin. Nach Berichten der „Rh-Ztg." sollen die Kosten der Polizei-Verwaltung von Berlin, welche in den letzten fünf Jakren um 1*>0,n00 Thaler gestiegen sind, nun abermals erhöht werden. Der Erat für das Jahr 186') stellte die Forderung von 465,215 Thaler, im Etat pro 1869 sind dagegen nicht weniger als 608,855 Thaler bewilligt worden, und diese Summe, welche eine noch bedeutend höhere, die von der Kommune Berlin für diesen Zweck gezahlt wird, zur Seite steht, soll immer noch nicht ausreichend sein. Freilich wird auch dafür ein ganzes Heer von 121 Beamten erhalten, welche einen jährlichen Gehalt von weit über 80,000 Thaler beziehen, wozu die Unterhaltung des Executiv-Personals, nämlich 19 Hauptleute, 61 Polizei- Leutnants, 12 desgl. für den ambulanten Dienst, 112 Wachtmeister, 95S Schutzmänner und ein» Anzahl Hilfsschreiber, sonstige Diener, ZettUNg-l-ser, unter dem stützen Litel „Lektoren" u. dergl. m., kurzum wifhek eintreten und sie würden erst recht Mr Einzahlung des ge stimmten Aktienkapitals verhalten werden müssen, um vielleicht nicht einen Pfennig wieder davon zu besehen. Denn der rasche Verkauf des jetzigen gesammten Gesellschastsgrundbesitzes, die Abwickelung der laufenden Versicherungen würde Nicht ohne sehr schwere Verluste vor sich gehen können. Der Uebelstand, an welchem die Gesellschaft von Haus aus litt, war, daß sie die englische Krankeit hatte, ihr baar ein geschossenes Kapital war und ist bis diesen Augenblick zu klein gegen über dem Bedarf. Sie besitzt nach der Bilanz vom vorigen Jahr» ein baarcs Aktienkapital von 146,430 Thlr. und circa 20,000 Thlr. Reservekapital. Dies würde vollkommen hinreichend sein, wenn eine Hypotheken-Versicherungs-Anstalt gleich einem Lebens- oder Feuerver- sicherungsinstitut nur eines Garantiefonds bedürfte; so aber bedarf sie eines Bettkebskapitals, und dazu sind 160— 180,000 Thlr. viel zu wenig und durchaus ungenügend. Der Gesettschaftsverwaltung könnte man allenfalls nur den Vorwurf machen, daß sie seit ihrem zehn jährigen Bestehen zu zarte Rücksichten gegen die Aktio näre beobachtet hat. Sie hätte langst die vollen 504,980 Thlr., aus denen ihr nominelles Kapital besteht, einfordern sollen, und die Aktionäre haben sich daher gegenwärtig wohl schwerlich zu beklagen, wenn man ihnen zumuthet, das Baar-Betriebskapital um nur 132,000 Thlr., statt um 440,« 00 Thlr zu erhöhen." Schließlich wird die Verwaltung in Schutz genommen, die bei ihren Geschäften z. B. bei Uebernahme von Versicherungen, bei Taxationen rc. nie leichtfertig und gewissenlos zu Werke gehe. — Sowohl der früher in Berlin stattgefundene Kongreß nord deutscher Landwirthe als auch die später in BreSlau zusammen getretene Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe haben sich eingehendst mit der landwirthschaftlichen Bewegung beschäftigt und als Resultat dieser Berathungen ist jetzt folgendes Programm ausgestellt worden: „1) Es ist auf eine gleichmäßige Vertheilung der Steuern hinzuwirken, damit der bis dahin überbürdete Grundbesitz aus ge rechtem Wege entlastet werde ; 2) es ist eine schrittweise Verminderung der indirekten Steuern und Zölle zu erstreben, weil diese vorzugsweise die Landwirthschast schädigen, die doch selbst nicht geschützt zu sein ver langt; 3) alle das Gewerbe behindernden inneren Schranken, nament lich die Mahl- und Schlachtsteuer, sowie die Oktrois jeder Art, sind zu beseitigen; 4) die dem Grundbesitz im Frieden und im Kriege aus gebürdeten sogenannten Naturalleistungen der Einquartierung, Liefe rungen von Vorspann rc. sind so zu normircn, daß sie von der ganzen Nation in gleichem Berhältniß getragen werden; 5) das Freihandels- system muß nicht einseitig zum Nachtheil der Grundbesitzer ausgebeutet werden, deren Produkte sämmtlich frei eingehen, während ein großer Theil der ihnen absolut nothwendigen Bedürfnisse, z. B. Eisen- und Bekleidungsgegenflände, durch Einfuhrzölle geschützt sind, wodurch ein ganz ungerechtfertigter Tribut von der Landbevölkerung erhoben wird; 6) die Bevormundung von Seiten des Staats, welche sich namentlich im Kredit- und Versicherungswesen dec ländlichen Bevölkerung zu deren großem Nachtheil geltend macht, muß aufhören." — Morgen, als den 17. Sept. Vormittags 410 Uhr wird die Trauerfeierlichkeit für die armen Opfer der am 2. August im Plauen- schen Grunde stattgefundenen Katastrophe am Begräbnißptatze bei dem „Segen-Gottes-Schacht" abgehalten werden. — Am letzten Sonntage schloß der Domherr und Konsistorial- rath Dr. Brückner, welcher mit Ende d. M. seinem Rufe nach Ber lin folgen wird, in der von einer zahlreichen andächtigen Menge gefüllten schkes. StaatSbahn, nahe bei dem Uedergange über die Lvß»k-ftrMe, ein Bahnarbeiter von einem Wagen herunter und wurde vors der Maschine überfahren. Dadurch sind dem Unglücklichen beide Deine, sher- halb der Knie, zerschmettert worden, infolge dessen er wenige Stunden nach dem Vorfall in hiesiger Diakonisse»anstatt seine» Tod fand- — Kappel, 13. Sept. Dem Vermuthen nach ist hiersetbst durch böswillige Brandstiftung das dem Herrn Eichler in Awickku gehörige, anderweit verpachtete Gut bis auf das Stallgeb^ude total niedergebrannt, wobei sämmtlich» Erntevorräche, Wagen und Acker- geräthe, sowie der größte Theil deS Mobiliars nebst 2 Schweinen ein Raub der Flammen wurden. — Leipzig, 14. Sept. In Schtoß Pteißenburg hat ßch gestern abermals ein Soldat der Garnison erschossen. Diese entsetz liche Häufung von Selbstmorden unter unserem Militär muß die tiefste Beforgniß erregen. Der gegenwärtige Fall ist in diesem Monat schon der vierte. — Plauen, 12. Sept. In der vergangenen Woche fand man im Walde bei Kürbitz die Leiche eines jungen Menschen von hier. Derselbe war seit einigen Tagen verschwunden — wie man sagt aus Furcht vor Strafe — und hatte sich nach japanefischer Art durch Aufschlitzen des Leibes getödtet. — In dem 3 Stunden von unserer Stadt entfernten Dorfe Schwand sind, jedenfalls durch Brandstiftung, die Pfarre, die Kirche, 16 Wohnhäuser und 17 Scheunen dem Feuer zum Opfer gefallen. — Pulsnitz. Am 5. Sept, stürzte der Knecht Seidmacher aus Letzdorf in Großröhrsdorf im trunkenen Zustande eine steinerne Treppe herunter und verstarb am 7. d. M. infolge eingetretener Ge hirnerschütterung. — Tags darauf wurde der Eisenbahnarbeiter Karl Samuel Hempel aus Großnaundorf beim Eisenbahnbau hurselbst bis an den Unterleib von einer Erdschicht verschüttet, und baden die ihm dadurch verursachten Verletzungen und Quetschungen am 9. d. M. seinen Tod herbeigesührt.