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Novelle von Hermann Hirschfeld. (KoNsttzung.) . schweig' Äelb!" siel Pierre gereizt ein, „schweig' und reize mich nicht, man macht schon ohnehin in der Stadt zu viel Umstäüde mit dem Aristokraten. Die goldenen Lage Frankreichs sirid vokdber, seit die Guillotine den Dienst versagt. Dennoch aber habe ich oaS Lodesurtheil gegen ihn durchgesetzt, um jeder sorge überhoben zu sein — und was den Sohn anbetrifft, so werde ich ihn zum Stallmeister ausbilden lassen, und zeigt er sich intelligent, lhn vielleicht zu meinem Secretär erheben." ' „Unmensch!" rief Brigitte empört. ,jO wäre ich nicht durch feste, unzerreißbare Bande an Dich gefesselt, durch die Bande deS Verbrechens, durch unser Kind, das mein einziger Trost, mein einziges Glück auf Erden geworden! Statt, wie Du mir vorgaukeltest, um Deine eigenen Laschen zu füllen, Deinem Freunde den Besitz seiner Vater -ukommen zu lassen, erkauftest Du diesen selbst mit seinem eigenen Gelde; statt ihn zu warnen, verräthst Du ihn, — statt das Leben der unglück lichen Gräfin zu retten, beschleunigst Du ihren Tod, — o Fluch Dir Fluch mir selber, Deiner Mitschuldigen!" P^rre lachte höhnisch. „Wenn Fluchen Deinem Gewissen Linderung schafft," jagte er, „wohl, so fluche immerhin? Aber hüte Dich, daß nie ein fremdes Ohr Deine Beschuldigung vernehme. Bedenke, daß meine Rache selbst unser Kind nicht verschonen würde, und ich glaube, Du kennst mich." ^Äa, ich kenne Dich," flüsterte Brigitte schaudernd. „Sei unbesorgt, ich werde schweigen. Aber lauter alS ich wird Dein Gewissen zu Dir reden und das schüchtert keine Drohung ei« . . ." „Genug deS Schwatzens!" unterbrach Pierre die Frau barsch.. .„Ich gehe in mein Zimmer, meinen Anzug zu wechseln; sorge, Haß ich in einer Stunde die Abendtafel gedeckt finde und vergiß nicht, einige Flaschen des UngarweinS, den ich heute er halte«, aufsetzen zu lassen." . Mit diesen Worten enssernte er sich. Brigitte blieb allein in dem dämmerigen Gemach. Zhr Haupt sank tief und tiefer; sie achtete nicht deS würzigen Duftes, den der Lindenbaum vor dem weitgeSffneten Fenster kn'S Zimmer strömte; sie dachte nicht daran, eine der Kerzen der hohen silbernen Armleuchter anzuzünden. Die Dämmerung wob aufs Neue Bilder der Vergangenheit vor ihrer Seele auf, einer glücklichen, schuldlosen Vergangenheit, rein von Verbrechen und Seelenpein. — Und nun? Wenn er jetzt aufstiege der Schatten der gemordeten Herrin, und hinträte vor die ungetreue Dienerin mit blutigem Gewände, und würde flüstern, geisterhaft und drohend . . . „Brigitte!" tönte eS wie ein Seufzer neben ihr. Mit lautem Schrei sprang die Entsetzte auf. „Gott sei mir gnädig!" stammelten ihre schreckensbleichen Lippen. „Brigitte!" tönte eS abermals vom Fenster. Das war kein GetstevhanH, das war eine Menschettstimme, und die Dienerin wagte sich schüchtern uu^uschauen. Da bückte über den Rand pes Gesimse- das bleiche Antlitz eirttö MaNneS, von langem Haar umwallt, von Elend und Gram entstellt, ön's Zimmer, während seine Hände sich an da- Holzwerk Matam-tt hielten. Brigitte erkannte dies Antlitz; wie gelähmt stand sie einen Augenblick da; dvttk stak sie in dke Knies, die Hände wie be- sctgdörknd gqM Vas Asttlitz au-streckend. „Gnade!" stüstertt Pe, „Gnade für mich!" „Stich' «ss, BröMe," sägte Vie Gütnine von Außen mit erllßrm Lvne, „ekkeemst Du mich?" „Steigt 8hr «US dem Grabe, so erbarmt Euch meiner!" rief Brigitte, „seid Ahr Übend, so flieht ---- um GvttewMell flieht, ehe Pierre Euch findet!" „Ich bin lebend, KtitzM; der Akte Akan, der sich als MangeMüwMer verdunaen, Mn die Lechen der Gchrüdlohm zu liMG, MHMemw die Zelle meim- KerketS AVer Mcht tzhir fliehe ich, bis ich weiß, Bä- älkt MckllM Wtite geworden. Bri gitte, wo ist Alice?" .Droben," stammelte die Dienerin- --weit über Gkdenglück und Verfolgung^ . „O Rache, Rache an dem dreifachen Mörder!" lief Viktor in höchster Verzweiflung. „Nicht wahr, auch mein Kind, meine Hoffnung — da- Glück meiner Zukunft, starb im Schoost der Mutter? Brigitte erhob sich. Namenlose Angst prägte sich in ihrm Zügen, aus. «/Flieht, flieht, um GotjeSwillm, Graf Viktor," flüsterte ste, „ich höre Schritte, es ist Pierre, flieht, Eure- Kinde- halber, daß er Euch njcht finde." . „Meines KindeS halber?" schrie Viktor auf, jede Rücksicht vergessend. „Mein Kind lebt?" „Flieht -- es lebt!" antwortete Brigitte kaum vernehmbar, den starren Blick der Lhür zugewandt. Aber die Gestalt verschwand nicht. Ein unaussprechlicher Ausdruck des Glückes durchleuchtete die bleichen, verhärmten und gealterten Züge Viktors. „Nur noch ein Wort," flüsterte er, „und ich ritt zur Hütte deö Bruders meines Jean, der mich verbergen wird, bis btt Saat der Rache gereist. — Jst'S ein Sohn, den mir Gott be- schieden?" Brigitte antwortete nicht, die furchtbareAuftqgung versagte ihr die Sprache,, ihr Athem keuchte hörbar., „Jst'S ein Sohn?" wiederholte Viktor draußen seine Frage. „Ss ist..? . Brigitte vollendete nicht, denn geräuschvoll ward die Lhür de- Zimmers aufgeriffen und mit zornglühendem AMlitz stürzte Pierre Lavergne herein. „Mit wem flüsterst Du da, Ktttttürl" schrie kr WÜttz-nd. „Ah — wer ist daS Gesicht am Fensters Er Kürzte näher, roh die sich ihm entgegenstellende Bttgitt« !zurückschliudernd. Die Dunkelheit gestattete ihm Nicht, die Züge 'deS draußen Hängenden zu erkennen; — jetzt llbkr wär N ihm nahe, Awz nahe. . : - Brigitte sank äbermakS in Vk Kvitt. „Heilige Jungfrkv, -ervarM Dich Mer!" Mit -Mem -wild«, SiM fuht HieLke MlS; MH k hatte !daS Httlitz k-amlt. rr hatte Re EMM 'MlErM, vir ftM Thaten darin Mta^n. „Pürre Lavergne," tönte Vie Stimme Bcktör -, „sti MchüPt, verflucht! — -u- Wir fdhkn An- Wieder?" DK Gestatt vechlnk. Einen Augenblick ttwa staüd HäMgüe Wir geblelldtt va, dann rlß 'er eine Pistole Au- der Sbitentafthe WkttS KK-deS, llttd an'S Fenster MrM, drückte er »b, twfll GeMyew-hl ttt die Dunkelheit hinckn. Kem Schinrrzen-ruf, keM KlagelaM Vralltz Vttrch vke Sülle deS AvendS, denn der Schuß PierkeH war sthkgeMM; M 'entscheidenden Moment hätte fich BWtke all ihn gr-rällgt Md gewaltftm den Arm, der Vtt PiMe hlett, itt die Höhe Heschlttr- den, daß die Kugel ill dtt Kralle vtt Mtde führ And ick-MM von «st zu Ast dlwch M vsstett GNterwekk -rollte. DkÄ Antlitz OavttKre'S WM stttchwär allzüsthelli sseM WanM warsn wdteubleich «vd stille MM sthittlen Fttrer zv sprühen. Die gebeugte Gestalt llMMtttS htttth fckst zuMMK «Mr hem gewaltsamen Druck seiä^r-Hattd. „Weid," sagten mttßdMeHickttr Stillttlle, „Ml- ^Silt mich 'ab, büß ich Dich rücht ttdröffttt?" , „Tödtet mich, Pierre Lär^dgm," sägtt Vie DittMkn füchhttvS, „ladet noch Mell rittwn Moid äüftEtttt Sttie; lgkaM Ihr mit nttwvm «lute ssiMN Ouch ttr ttkME" Ha1 vr soll mir «M Ms Ottrrk chüthelld. „Hüt List oder «rstechMg ftlmn Kvtker stetlffntt, G Wit ich « sein, der ihn, fetzt vostpelt flvafbvr, der Grrechttgkrtt llllfib MG übttliofttt. 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