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Lheuerste auf Erden, unter einen mächtigeren Schutz stellen, al- ich, die eigene Mutter, ihnen gewähren kann." „Darum wird Euer ritterlicher Letter, der Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt, derjenige sein, welcher am bereitwilligsten Euch dieser Sorge überheben kann und will," entgegnet Rath Hunold, „da er selbst ara erzürnt ist über daS freche Treiben Eurer Schwäger und, obgleich im eigenen Lande jetzt von Krieg-noth geplagt, hat er dennoch einen starken Reiterhaufen nach Rinteln und Lemgo gelegt, Such zu Hilfe zu eilen, sobald > Graf Bernhard eS wagen sollte, Euch gewaltsam auS Eurer Hofburg zu treiben." ' „Auch ist," fügte der Licekanzler vr. Eilheu hinzu, „der Herr Landgraf als von Euch erwählter und vom Reichskammer gericht zu Speier bestätigter Vormund Eurer Kinder verpflichtet, über seine Mündel zu wachen und diese sind drum im Schlosse zu Darmstadt am sichersten geborgen." „Lon meines edlen Vetters Eheilnahme für mich bin ich genügend überzeugt," sprach die Gräfin, „und es wird nur darauf ankommen, wie die Kindlern aus dem Schlosse in die Händr der Boten des Landgrafen gelangen können, ohne daß es Graf Bernhard gewahr wird, der nimmermehr sie freiwillig von hier fort läßt.^ ' ,, „Dies überlaßt mir, hohe Gebieterin," entgegnete Rath Hunolds „die Gelegenheit dazu wird sich in nächster Zeit finden, und allj nöthigen Vorkehrungen dazu sind bereits getroffen." „So schütze der Himmel Euer Beginnen," nef Katharine tief aufathmend. „Weiß ich meine Kinder gesichert, o dann will ich gern alles nicht abzuwendende Ungemach ertragen, Wa mich täglich so unverschuldet trifft. — Ihr aber, Herr Lice kanzler " fuhr sie zu Or. Eilheu gewendet fort und übergab demselben ein versiegeltes Schreiben, „Ihr werdet Sorge tragen, daß dieser Befehl sicher und schleunigst in die Hände unsere- treuen Stadthauptmannes in Lemgo gelange." „Ich werde sofort einen zuverlässigen Boten dahin absen den," entgegnete dieser und fügte ernst hinzu: „Wenn Ihr ver sucht, Euch zu schützen durch List oder Gewalt gegen das räu berische Eingreifen Eurer Feinde in Eure Rechte, so rechtfertigt dies Eure hilflose Lage vor Kaiser und Reich; denn, waS hat e- genützt, daß daS Reichskammergericht schon am 1.4. April 1637 ein Älrmilatum poenale durch öffentlichen Anschlag publicirt, wodurch Ihr als Vormünderin Eurer Kinder geschützt sein sollt? — Graf Bernhard hat es abreißen lassen und erklärt, er allein sei der rechtmäßige Vormund ders lben. — Watz Hilst Euch des Kaisers Protectorium, worin Eure Rechte anerkannt werden und Ihr geschützt sein'sollt gegen jede Anfeindung Eurer Vormund schaft, sowie man Euch ausgenommen hat „in des Reiches Vorspruch und Schirm"? — Nichts Hilst es, denn wir haben keine kaiser lichen Soldaten zur Hand, um diesem Protectorium Geltung zu verschaffen, und die Euch treu gebliebenen Städte müssen sich selbst schützen gegen Eure Feinde, so wie die für Euch Partei genommenen Relchsfürsten nicht sicher sind im eigenen Lande vor der immer wilder entbrennenden Kriegsfackel." „Und doch habe ich Alles versucht, um mich in Güte mit meinen Schmähern zu verständigen, über daS, waS zwischen un- tkner Verständigung bedurfte!" rief mit hervorbrechendem Un willen Katharine. Aber zum Dank, daß ich die von London anaekpmmcnen Brüder meines hochseligen Gemahls gastlich in diesem Schlosse aufnahm, hat Graf Bernhard in seiner Brüder Auftrag und augehetzt durch Graf Otto zu Brake und den mir feirchüch gesinnten Landdrost von Post zu Barnholz durch seine Creaturea von den Amthäusern und Städten des Landes Besitz genommen, meine Schloßwache verjagt, die schwache Besatzung der Stadt unter ieme Anführer nach Burg Horn verlegt und läßt mich nun, nachdem er auch die Schlüssel meiner Hofburg und aller öffentlichen Gebäude an sich genommen, durch seine Söldner wie eine Gefangene bewachen." ^„E- wird eben dieser Gewaltstreich ihn selbst zum Fallen bringen," grollte Hunold, „denn wenn auch Eure Unterthauen, durch seinen Anhang eingeschüchtert, hier in Detmold nicht offen für Euch aufzutreten wagen, so ist doch außerhalb Eurer Haupt stadt die Stimmung gegen ihn eine gar böse, die nur eines ge- rty-M Anlässe- bedarf, um Eure Schwäger sammt den Helfer-- j Helfern mit Schimpf und Schande au- dem Lippe'schen Lande zu jagen. „Auch weiß ich auf das Bestimmteste," fügte ve. Lilhen hinzu, „daß da- ReichSkammergericht seinen Protest verworfen, nach welchem er behauptet, daß de« hochseligen Grafen Simon, Eurem edlen Gemahl, nur ein Biertheil des Landes zugestanden habe, die übrigen drei Viertheile aber ihm und seinen Brüdern jure suoeesrionis zugefallen seien, denn e- spricht dagegen der Einigungsvertrag des Grafen Simon 111. vom Jahre 1L68, durch welchen die Primogeniturfolge de- HauseS Lippe begründet und von Kaiser und Ständen wiederholt bestätigt wurde." „Aber trotzdem wird meine Lage mit jedem Lag unerträg licher", klagte Katharine. „Man läßt mich Noth leiden an den unentbehrlichsten Bedürfnissen des Leben-; Ihr, meine Käthe, dient mir umsonst, und meine mir noch gelassene Dienerschaft hält bei mir seit Jahr und Lag ohne Loh» auS; den Marstall, welcher reich an edlen Senner-R-ssen, hat man mir geplündert und dafür einige Ackerpferde eingestellt, die ich vermiethen muß an die Bürger Detmolds zu Stein- und Bretfuhre», um mir Kleidung und Unterhalt zu verschaffen."*) „Leider!" zürnte Hunold, „ist es so «eit gekommen durch diese Entarteten des hohen Grafenhause-, die auch unser Ver mögen mit Beschlag belegt haben und den Weg zu Such un- ver boten hei strenger Haft." . ,^)ie wir aber noch werden fliehen sehen vor Eurem Zorn, sowie man jetzt schon in Ufeln und Lemgo ihren Abgesandte» die Thore verschlossen," rief vp. Lilhen mit erhobener Stimme. „Gewiß, wir werden die Zeugen Eure- Glückes sein, wie wir jetzt Eure Seelengröße bewundern." „Nun denn, Ihr Herren, möge die Zeit bald ErfreulichereS unS blingen; seid meiner Aufträge eingedenk und bleibt mir ferner in Treue zugethan, wie bisher," sprach jetzt die Gräfin, sich erhebend, welchem Beispiele ihre Räche folgten und ihrer Be bieterin ehrfurchtsvoll die Hand küßten, die sie derselben huldvoll zum Abschied gereicht. (Fortsetzung folgt.) Die Geldkrifi». Wir stehen jetzt wieder in den ersten Anfängen einer jener unseligen Krisen, die wie Krankheiten am menschlichen Körper, so am volkswirthschastlichen Körper der Nationen die Nach wehen politischer Unregelmäßigkeiten darstellen. An allen euro päischen Börsenplätzen ist der DiScont fast gleichzeitig erhöht worden. DaS heißt: Ueberall wird es immer schwerer und schwerer, Geld aufzutreiben, der Zwischenzins für einen in späterer Zeit fälligen Wechsel steigt mehr und mehr in die Höhe. Während man sonst in ruhigen Zeiten gute Wechsel mit 4 Proc. diScontiren, d. h. mit einem Abzug von 4 Thlr. von je 100 Thlr. aufs Jahr verkaufen konnte, muß man jetzt 9 Proc. und darüber sich abziehen lassen. So geschieht es feiten der großen Banke», bei denen nicht irgend ein wucherlicher Speculationstrieb, sondern die Nothwendigkeit, daS Jneinandergreifen der verschiedenen Börsenplätze maßgebend ist. Ist Geld im Ueberfluffe da, so sinkt der DiScont, mangelt eS am Gelde, so steigt er. In jenem Falle suchen die Banken da- überflüssige Geld in Wechseln an zulegen, sind sie die nachfragenden. In dem zweiten Falle, wenn es am Gelde fehlt, treibt daS Verlangen der Geldsuchenden den DiScont auttionSmäßig in die Höhe. Wer nur einen ge ringen Einblick hat in das kaufmännische Leben, der weiß, waS für den Kaufmann, für den Fabrikanten der BankdiSconto zu bedeuten hat. Der Absatz gegen sofortige Baarzahluv- ist der verhältnißmäßig geringste. Meist wird auf Credit gehandelt. Und wenn dann die Zeit um ist,^p setzt e- auch setten haar Geld, weit öfterer Wechsel, Diese Wechsel sind aber momentan wenigstens so gut wie baareS Geld, denn der Kaufmann dis contirt sie, wenn er auch hinterdrein wieder die Aussicht hat, sie einlösen zu müssen. Da- DiScontiren und Giriren von Wechseln geht durch daS ganze kaufmännische Verkehr-leben, *) Historisch wahr, s. Faltmaun, Beiträge zur Geschichte Ve- F-rßw- tbum- Lippe, E. »r flg. rmd BülS«, -eheünuißvolle Beschicht« re., BkDr E- SS ßg. . tl:?