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Nr. 15. — 8. Jahrgang. — Sächsischer Donnerstag, IS. Januar 1888. gelangende.,— mit täglich einem besonderen Unter haltungsblatte und mit dem Ertrabelblatt Lustige» Bilderbuch lostet bei den Ausgabe« Hellen monatlichMPfg., ,V. bei denPv,. '5 Pf. (1668er Ztg-.-PrelSlist- Nr. 5095.) FürAbonnentenerscheintj« einmal imJahr: Sommer-Eisenbahnfayrxlauheft für Sachsen. «inter-EisenbahnfahrpIanhest für Sachsen. Jllustr. Kalender de» Silchjlschen Landboten. Sllustrirte« Jahresbuch de» LandeS-Anzelger». mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. _ . „ , .irde».,S«chf.«ander.«n,tl,er»'^ Kaum einer schmalen TorpnSzeile lo Pfg. ^.Pl ' Bevorzugt« Stelle (Ispalt. Petitzelle) S Wiederholung grober AnnoncenRl BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von AuSwärtS wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silben Lorpusschrisl bilden ca. IZetle.) «nnoncenannahme nur bi» Bormittag. Me«: MM Mt. Bnchdnickerei. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitnng 4. Sächsisches Allerlei — b. Illnftrirteö UnterbaltungSblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten AmtgerichtS wurde heute auf Folium 27 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Richard Max Teubel aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Eduard Teubel'S Söhne in Reichenbrand als Mitinhaber ausgcschieden ist, sowie, daß der seit- herige Theilhaber, der Kaufmann Herr Emil Oskar Teubel daselbst, das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft künftig unter der bisherigen Firma fortführt. Chemnitz, am 17. Januar 1888. König!. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3086 die am 12. Januar 1888 errichtete Firma Paul Gerber u. Co. in Chemnitz (Kasernenstraße Nr. 13) eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Kaufmann Herr Albert Ernst Paul Gerber in Chemnitz und Fräulein Marie Louise Charlotte Dressel inOclsnitz i. V., Be sitzer eines Goldwaarcn-Handelsgeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz am >7. Januar 1888. Königl. Amtsgericht. Auf dem die Firma E. Liedloss in Grünhainichen betreffenden Folium 59 des Handelsregisters für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk ist heute verlautbart worden, daß der Kaufmann Herr Kurt Moritz Liedloss in Grünhainichen Mitinhaber der Firma und die ihm ertheilt gewesene Procura erloschen ist. Äugustusburg, am 10. Januar 1888. Königl. Amtsgericht. Ueber das Vermögen des Matcrialwaarenhändlers Oscar Hermann Speck in Reichenbrand wird heute am 16. Januar 1888 Vormittags V,12 Uhr das Concursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Jrmscher in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt. Concursforderuugcn sind bis zum 13. Februar 1888 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Be schlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestell ung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Concursordnung bezeichneten Gegenstände aus den 3. Februar t888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angcmeldeten Forderungen auf den 5. März 1888 Vormittags 10 Uhr vor deni Unterzeichnete» Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concurmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemei»schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Ver pflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 17. Februar 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Werkzcugfabrikanten Carl Hermann Hickethier in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß termins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 16. Januar 1888. Königl. Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 17. Januar. Berlin. Dem „Berl. Tgbl." wird aus San Remo telegra- phirt: Soeben trug sich unweit der Villa Zirio ein höchst Peinlicher Auftritt zu. Gegen 9 Uhr krachten mehrere Revolverschüsse; mehrere Personen, die eine davon blutüberströmt, rannten den „Korso Levante" entlang. Sofort versammelte sich eine große Menge, welche ein Attentat vermuthete; auch viele Polizei- und Gcrichtsbeamte er schienen. Festgestellt wurde dagegen ein Acl der Privatrache, dem ein Einwohner aus San Remo zum Opfer fiel. Die erklärliche Auf regung der Bevölkerung hat sich infolgedessen gelegt. Wien. Nach einer Konstantinopeler Meldung der „Pol. Corr." sondirte die Pforte angesichts der bald erfolgenden Eröffnung der Orientbahnen mehrere Botschaften in Betreff etwaiger Aufhebung oder Einschränkung des fremden Pvstdienstes in der Türkei. Die Neigung, auf die Wünsche der Pforte in diesem Punkte einzugehen, scheint sehr gering zu sein. Petersburg. Gerüchtweise verlautet, im Narwaschcn-Stadt- theile wäre ein ganzes Polizeibureau (Uschastok) vom Pristaw (Vor steher) bis zum jüngsten Gorodvwvi als politisch' verdächtig aufge hoben; Alle wurden arretirt. Dies steht Alles in Verbindung mit der jüngst gemeldeten Arretirung eines Feldscheers. London. Dem „Daily Chronicle" wird aus Kairo gemeldet, daß zwischen den abessynischen Häuptlingen Zerwürfnisse entstanden seien; der Negus wolle die Sommerhitze abwarten, während Ras Alula, dessen Lager von Seuchen und Hunger heimgesucht werde, so fort angreifcn möchte. — Lord Charles Beresford besteht auf seinem Verurtheilt. Eine Ncw-Aorkcr Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Fortsetzung. Nachdruck verboten. In dem Medaillon befand sich das Bild einer Frau. Grace zeigte es dem Detective. „Ist das Frau Raimonde?" fragte sie. „Nein!" „Ich dachte es mir," sagte Grace mit einem Lächeln des Triumphs. „O, ich lege diesem Umstande weniger Bedeutung bei," bemerkte der Detective, „als der Thatsache, daß das Ding unecht ist. Ich glaube nicht, daß Frau Raimonde unechten Schmuck getragen hat." „Sie haben Recht," rief Grace aus, „ich sagte Ihnen, wir wür den gewinnen. Nun lassen Sie uns keine Zeit verlieren!" „Wohin jetzt?" „Nach der „Bristol". Ich möchte gern die Kabine besichtigen." „Ich glaube nicht, daß —" begann der Detective. „O, Sie müssen nicht sagen, daß wir nichts finden werden." „So lassen Sie uns gehen!" Man machte sich auf den Weg nach dem Wasser. Da cs gerade der Abfahrtstag der „Bristol war, so lag sie am Dock. Sie ließen sich den Schlüssel zur Kabine geben und traten ein. Die Kabine hatte wieder ihr gewöhnliches Aussehen, und nichts verrieth, daß sie jüngst der Schauplatz eines blutigen Verbrechens gewesen. Grace versuchte, die Verbindungsthür nach Kabine 208 zu öffnen. Sie war verschlossen. „Sagten Sie nicht, daß damals diese Thüre offen gefunden wurde?" fragte Grace den Detective. Macroy bejahte. „Lasten Sie uns nun auch die andere Cabine besichtigen", forderte sie auf. Der Schlüssel wurde geholt und man trat in die Cabine 208 ein. Grace ging sogleich zur Vcrbindungsthür. „Ah, der Schlüssel steckt auf dieser Seite", sagte sie, indem sie den Schlüssel herauszog und sich bückte, um durch das Schlüsselloch zu blicken, in der Absicht, zu untersuchen, ob man die Betten in der Cabine 207 durch das Schlüsselloch sehen könnte. Dabei warf sie, ohne besondere Absicht, zufällig einen Blick auf den Raum unter den. Schloß. Alles Blut war ihr aus dem Gesicht gewichen, als sie sich Rücktritt vom Amte wegen der Verminderung des MarinecreditS nirch den Marineminister. Sofia. Die auf gestern festgesetzte Reise des Fürsten und seiner Mutter nach Philippopel wurde verschoben. Man bringt dies mit den verschiedenen Attentatsgerüchten in Verbindung, welche in den letzten Tagen hier umgingen und zu einigen Verhaftungen geführt haben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 18. Januar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hörte am Dienstag die laufenden Vorträge, empfing eine Anzahl von Officiercn und arbeitete längere Zeit mit dem General von Albedyll. — In seinem Dank- chrciben auf die Glückwünsche des Central - Comitees der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz sagte der Kaiser: „Ich gebe mich, auf Gottes Allweisheit vertrauend, der Hoffnung hin, daß die Zeit, in welcher den Vereinen vom Rothen Kreuz eine ernste Aufgabe zufällt, zum Segen des ganzen Vaterlandes noch lange fern bleiben werde." — Aus San Remo. Das Befinden des deutschen Kronprinzen st unverändert, er unternahm wieder eine Ausfahrt. Zu Ende de? Monats werden der Großherzog und die Prinzessin Irene von Hessen, die Königin Victoria und Mackenzie in San Remo an kommen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird voraussichtlich am kommenden Sonnabend in Berlin eintreffen. — Der vielbesprochene Proceß gegen die Petersburger Zeitung „Nowoje Wrcmja" wegen Verläumdung des deutschen Militärattaches, Oberstleutnants von Villaume, wird Ende dieses Monats stattfindcn. — Im Bundesrath haben, wie nachträglich bekannt wird, die bayrische und die württembergische Regierung gegen die neuesten Ver- chärfungen des Socialistengesetzes Widerspruch erhoben. — Der „Reichsanzeiger" publizirt die Verlcibung des Groß kreuzes des Rothen Adlerordens an den ungarischen Ministerpräsidenten Tisza und die Ernennung des Hvfmarschalls des deutschen Kronprinzen, Grafen Radolinski, zur Excellenz. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Die Wiener Pol. Corr. veröffentlicht aus befugter türkischer Quelle folgende Mittheilung: Ein im „Journal des Debats" zur Veröffentlichung gelangter Bericht aus Konstantinopcl schreibt dem türkischen Botschafter in Wien eine an die Hohe Pforte gerichtete Depesche zu, welche einen angeblichen Gedankenaustausch zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland über die vom elfteren Staate occuptrten Provinzen zum Gegenstand gehabt hätte. Wir sind in der Lage zu erklären, daß diese Meldung auf reiner Erfindung beruht." — Das Leipziger Reichsgericht hat die Revision der in dem Würzburger Eiscnbahnprozeß Vcrurtheilten verworfen. — Wie der „Danziger Ztg." aus Könitz berichtet wird, beab- ichtigcn einige Brennereibesitzer des dortigen Kreises das Brennen des Spiritus einzustellc», weil der Betrieb kaum die Kosten deckt. — Aus dem preußischen Gesetz betr. die Erleichterung der Schul dsten durch Ucbcrnahme eines Theiles der Volksschullehrergehälter auf den Staat sind nachfolgende Bestimmungen von Interesse: Die Erhebung eines Schulgeldes bei Volksschulen findet fortan nicht statt. Nicht ausgeschlossen wird durch diese Vorschrift die Erhebung eines Schulgeldes für solche Kinder, welche innerhalb des Bezirkes der von ihnen besuchten Schule nicht einheimisch sind. Wo seither das Schul geld als ein seiner Natur nach steigendes und fallendes persönliches Dienstemolument des Lehrers einen Theil des Dicnsteinkommens des- elbcn gebildet hat, ist dem Lehrer der durchschnittliche Betrag des Schulgeldes während der letzten drei Etatsjahre vor dem Etatsjahre, in welchem dieses Gesetz in Kraft tritt, als Theil seines baaren Gehalts zu gewähren. — Zur Lage wird der „Pol. Corr." aus Petersburg geschrieben, die militärischen Maßnahmen seien nur eine Rückwirkung der ge staunten Lage wegen der bulgarischen Frage, jedoch laste der allseitge Ucberdruß den Zeitpunkt sür ein Einschreiten der Mächte ziemlich wieder aufrichtete. Macroy wollte sic stützen, denn er glaubte, daß eine plötzliche Ohnmacht sie anwandle. Grace bemühte sich, ihre Erregung zu bemeistern, und in heiserem Tone rief sie aus: „Sehen Sie doch, sehen Sie doch hierher!" Sie deutete auf die Stelle der wcißgestrichenen Thür, welche sich unmittelbar unter dem schwarzem Schloß befand. Es war nicht möglich, diese Stelle in aufrechter Haltung zu sehen. Macroy beugte sich ebenfalls herab, um nach dem Grund der plötzlichen Erregung Frau Vanmark's zu forschen. Was er erblickte und was auch auf ihn für einige Secunden einen überwältigenden Eindruck machte, war der Abdruck eines in Blut getauchten Fingers eines Mannes. „Jetzt handelt es sich darum", sagte der Detective, „den Namen jenes Passagiers zu erfahren, der diese Cabine in jener Nacht inne gehabt hat." Sie begaben sich unverzüglich nach dem Bureau des Schiffes. Der Buchhalter legte ihnen bereitwillig die Passagierlisten des Monats Juli vor. Es fand sich, daß Cabine 208 am 22. Juli von einem Herrn Landly gcmicthet worden war. Grace hielt das Medaillon zu dem Detective empor, das den Buchstaben L. trug. „Sic haben Recht", sagte der Detective in leisem Ton. „Und glauben Sie nun an die Schuldlosigkeit meines ManneS?" „Ich glaube, daß er Ihnen seine Rettung zu verdanken haben wird", sagte Macroy, indem er einen Blick der aufrichtigsten Be wunderung auf das energische, unermüdliche Weib warf. „Jetzt lassen Sie uns Jagd auf den Mörder machen!" er mahnte Grace. „Für heute können Sie nichts mehr thun", erklärte der Detective. „Geben Sie mir das Medaillon, ich will sehen, was noch heute Nacht in unserer Sache geschehen kann." Macroy nahm das Medaillon und prüfte es noch einmal sorg fältig von allen Seiten. „Sehen Sie," bemerkte er zu Grace, „wie der Ring, durch den es an der Kette befestigt war, zerkratzt ist. Wahrscheinlich hatte Frau Raimonde das Medaillon ergriffen und in ihrem Todeskamp riß sie eS, ohne daß der Mörder es bemerkte, von der Kette." „Also Sie sind der Meinung," fragte Grace eifrig, „daß der Besitzer des Medaillons —" günstig erscheinen und auch Rußland würde sich zugänglicher erweisen, falls man seiner Hauptforderung durch Beseitigung des Coburger» Rechnung trage. Man beginne in Petersburger Regierungskreisen die Bildung einer aus den verschiedenen Parteien Bulgarien» zu sammengesetzten zeitweiligen Regierung nach dem Abgänge des Co- bnrgers bis zu einer neuen Fürstenwahl zu erörtern und sei sogar geneigt, einen neuen diplomatischen Vertreter, allenfalls den ehe maligen Kriegsminister Kantakuzene, zu entsenden, ohne ihm den Charakter eines Commistars beizulegen. Die Anschauung aber, daß der erste Schritt Rußland zukomme, stoße in Petersburg auf ent schiedenen Widerspruch, da Rußland wiederholt fruchtlos eingeschritten sei, die anderen Mächte sich dagegen über die Mittel zur Befriedigung Rußlands verständigen könnten. Ueber das „möchten" und „könnten" ist also die Sache noch immer nicht hinausgekommen und eS läßt sich annehmen, daß sie auch in Zukunft sich recht langsam ent wickeln wird. Aber entwickeln muß sie sich, damit sich am Ende nichts verwickelt. — Zu merkwürdigen Schlüssen über die deutsche Industrie kommt in seinem Jahresbericht der amerikanische Generalkonsul Raine in Berlin. Es heißt darin: „Mein Bericht zeigt endgiltig, daß Deutschland, ermuntert durch fünfzehn Friedensjahre und gezwungen durch seine vermehrte Bevölkerung und die Anforderungen der Zeit, seinen ganzen industriellen Hebel ansetzt, nicht nur, um sich zu be haupten, sondern auch, seine zahlreichen Konkurrenten im Welthandel aus dem Felde zu schlagen. Absatz und Ausfuhr nehmen sich in den deutschen amtlichen Berichten ziemlich gut aus, aber dies ist nament lich den niedrigen Löhnen und der dadurch erzeugten Möglichkeit, ausländische Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen, zuzuschreiben. Ich bemerke fieberhafte Anstrengungen, billige Maaren zu produziren. Wenn viele davon trotz des hohen Zolles mit größerem oder geringe rem Nutzen i» den Vereinigten Staaten verkäuflich sind, so beweist diese Thatsache, daß die deutschen Maaren mehr wegen ihrer Billig keit, als wegen ihrer Güte begehrt sind." Das stimmt denn nun doch nicht ganz. Sehr zahlreiche Berichte aus überseeischen Ländern loben die Güte der deutschen Maaren und besonders in dem prakti schen Nordamerika würde man nicht so dumm sein, billigen und iverthlosen Schund zu kaufen. Die Zeiten des „Billig und Schlecht" sind denn doch vorüber. — Von der französischen Grenze. Vor dem Kriege von 1870/71 waren südlich der Eisenbahn Paris-Zabern-Nancy keine Eisenbahnen über die Vogesen hinübergelegt worden. Aus leicht begreiflichen strategischen Gründen wurde nach dem Frankfurter Frieden weder von Deutschland, noch von Frankreich der Versuch gemacht, die Vogesen- greuze durch einen Schienenweg zu überschreiten. Zwar gehen sowohl auf französischem, wie auf deutschem Grenzgebiete mehrere Eisenbahnen in die Bogescnthäler, sie sind aber alle Sackbahnen und keine geht bis an den die Grenze bildenden Bogesenkamm heran. Wie nun mehr als bestimmt von jenseits der Grenze berichtet wird, soll in diesem Jahre eine französische Gesellschaft die Fortführung der Eisen bahnlinie Epinal-Geradmer bis auf die „die Schlucht" genannte Grenzpaßhöhe zn bauen beabsichtigen »nd dafür die Bewilligung bereits erhalten haben. Die „Schlucht" ist der Uebergang der Heeresstraße von Epinal nach dem Rheinübcrgang bei Breisach über den Vvgesenkamm. Im engeren Sinne bildet der Schluchtpaß die Verbindung ausjden französischen Thälern der oberen Mcurthe, Bologne und Moselotte in das deutsche Münsterthal, das bei Colmar in die Rheinebene mündet. Das französische Unternehmen nimmt die nilitärische Aufmerksamkeit namentlich deshalb in Anspruch, weil nach einer Ausführung den Franzosen bei einem Kriegsausbruch dort die plötzliche Ausladung bedeutender Truppenmassen dicht an der Grenze und hart am Vogesenpaß möglich ist. Frankreich. Ministerpräsident Tirard hat sein erstes Ver trauensvotum in der Kammer erlangt, ohne daß aber dasselbe eine größere Bedeutung hätte. Er hat sich bei der Interpellation des Monarchisten Lamarzelle über die Hebelgriffe des Pariser Gemeinde - rathes kräftig gegen diese exaltirte Gesellschaft ausgesprochen, aber „Der Mörder von Stella Raimonde war?" vollendete der De tektive, als Grace innehielt. „Ohne Frage," erklärte Macroy in bestimmtem Ton. „Ich will diese Nacht der Aufgabe widmen," fügte er hinzu, „den Namen dieser Frau, deren Bild sich in dem Medaillon befindet, zu entdecken. Alle Umstände sprechen dafür, daß sie in Ncw-Iork wohnt. Viel leicht kennt sie einer meiner Leute. Jedenfalls will -ich Ihnen morgen früh Bericht über das Ergebniß meiner Nachforschungen erstatten." Grace begab sich nach Hause, wohin sie ihre neue Dienerin Sarah mitnahm. Am anderen Morgen erwartete sie Macroy's Be such mit großer Ungeduld. Er stellte sich kurz nach acht Uhr ein. „Der Zufall hat uns begünstigt," begann der Detektive. „Doch ich fürchte, ich verliere die kostbare Zeit, und wenn ich Jhn.m nicht versprochen hätte, zu kommen, um Ihnen Nachricht zu bringen —" „Vor der Thür hält ein Wagen," fiel Grace ein, „lasten Sie sofort uns auf den Weg machen!" „Ich glaube nicht," antwortete Macroy zögernd, „daß es sich für Sie empfehlen würde, mich zu begleiten." „Warum nicht?" „Ich muß vielleicht Orte aufsuchen, deren Besuch für Damen nicht gerade angenehm ist." „Herr Macroy," sagte Grace in bestimmtem Ton, „ich gehe mit Ihnen, wohin immer es sei." „Nun denn, wenn Sie darauf bestehen, so lassen Sie »ns auf brechen." Grace rief ihr Mädchen Sarah und alle Drei verließen das Haus. Von seinen Leuten und College» hatte Niemand die Frau ge kannt, deren Bildniß sich in dem Medaillon befand. Zufällig hatte Macroy um 6 Uhr Morgens in einer anderen Angelegenheit eine Zusammenkunft mit einem englischen Detektive gehabt. Diesem hatte er, obgleich er sich keinen Erfolg davon versprach, das Bild gezeigt. „Das ist ja die „Liverpool-Mag", hatte der englische Detective sofort ausgeruscn. „Sie hat sich vor Kurzem über den Ocean ge flüchtet, da sie in Liverpool in eine große Diebes-Affaire ver wickelt war." Nach der Confercnz mit seinem englischen College« war Macroy direct zu Grace gekommen »nd er hatte nun die Absicht, einen der Polizei wohlbekannten Rückkausshändler, der ein notorischer Hehler