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10. Zum 1864. Vr 24. Ireiiag, tjon, u Mtißu Oasse Nr. 3, Preis r vierteljährlich l2'/rNgr. Zu beziehen durch d alle kgl. Poft- Änftalten. ZMHW DorMmA Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. Redaeteur und Verleger: Friedrich Walther. / Poltttsche Weltfchau. Deutfehlernd. Die Londoner Conferenz hat am 2. und 6. Juni wiederum zwei Sitzungen gehalten, über welche jedoch bi- jetzt nur unklare und sich zum Theil widersprechende Mit- theilungen vorliegen, sodaß e- schwer wird, über den gegen wärtigen Stand der Verhandlungen ein sichere- Urtheil zu Men. Nur so viel steht fest, daß in jenen beiden Sitzungen ein be stimmte- Ergebniß nicht erzielt und selbst die Waffenstillstands frage ihrer Erledigung nicht näher gebracht worden ist. Indem chir auf den heutigen Leitartikel verweisen, welcher den bisherigen Gang der Verhandlungen eingehender bespricht, erwähnen wir hier nur, daß in der Sitzung vom 2. Juni die deutschen Be vollmächtigten im Princip leider auf eine Theilung Schleswigs eingegangen und dieselbe nunmehr als Grundlage weiterer Verhand lungen zu betrachten geneigt sind. Preußischerseits wurde eine Grenz linie, dle von Apenrade nach der Westküste Schleswigs läuft, als die letzte, allenfalls annehmbare Bedingung bezeichnet, während die neutralen Mächte an der Schlei-Linie festhielten, Dänemark aber selbst von einer solchen Theilung nichts wissen, sondern nur eine von Eckernförde nach Friedrichstadt gezogene Grenzlinie gelten lassen wollte. - Dabei wurde von beiden Seiten geltend gemacht, daß durch die Vorschläge und Aeußerungen der Bevollmächtigten die von ihnen vertretenen Regierungen m keiner Weise präjudi- cirt werden sollen. - So hielt sich die Berathung über die Terri- torialfrage in den Schranken der freien Discussion, welche zu keinem bindenden Beschlusse führte und daS Weitere von der Einholung neuer Instructionen abhängig machte. Um das, was die Bevölkerung der Herzogthümer zur Theilungsfrage sagen wird, scheint man sich bisher wenig gekümmert zu haben und der namentlich von Frankreich befürwortete Vorschlag, das Nationalitätsprincip entscheiden zu lassen, wird selbst von dem Pariser Kabinete, das sich in letzterer Zeit sichtlich wieder Eng land zuneigt, nicht mehr mit demselben Eifer wie früher in den Vordergrund gestellt. Was nun die Verlängerung der am 12. Juni ablaufenden Waffenruhe anlangt, so hat Dänemark, wahrscheinlich um einen Druck auf den Gang der Verhandlungen auszuüben, sich äußerst spröde gezeigt, auf eine solche Verlängerung einzugeyen. Die dänischen Bevollmächtigten sollen sogar die vorherige Räumung Jütlands gefordert haben, ohne ihrerseits die Herausgabe der schle-wigschen Inseln zugestehen zu wollen. Gewlß ist, daß die dänische Regierung schon am 23. Mai eine Note nach London gesandt hat, worin sie erklärt, daß Re Blockade der deutschen Häfen unverzüglich am 12. Juni wieder hergesteltt werden solle, falls die Conferenz»Verhandlungen bi- dahin nicht- wenigstens zu einer vorläufigen Uebereinkunft geführt hätten. Die neutralen Mächte, welche bemüht sind, um jeden Preis eine Wieder aufnahme der Feindseligkeiten zu verhüten, drangen nun in die däni schen Bevollmächtigten, bi- zu der am 6. Juni abzuhaltenden Sitz ung Instructionen einzuholen, welche eine mindesten- vorläufige Verlängerung der Waffenruhe möglich machten? Dies wurvk dänischerseit- zugesagt; als aber der 6. Juni herankam, schlugen die Dänen nur eine Verlängerung von 14 Tagen vor, während PteußeU einen Termin von zwei Monaten forderte. Eine Ver ständigung wurde nicht erzielt, vielmehr a-ermal- auf die EiN- HVMiz neüek JNßMctivmN verwiese«, so daß nicht einmal rechrN»H)«Myi-ster Lahrgang. ll. Sduartal. Lag, an welchem die nächste Sitzung stattfinden soll, bestimmt werden konnte. Die Waffenruhe läuft mit nächstem Sonntage ab, und wenn Dänemark darauf bestehen sollte, die Verlängerung derselben von dem vorherigen Zustandekommen einer Präliminar Uebereinkunft abhängig zu machen, so würde die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten schon jetzt mit Sicherheit zu erwarten stehen, denn bei der Kürze der Zeit ist ein solche- Vebereinkommen kaum möglich. Mit einer Verlängerung der Waffenruhe um nur 14 Lage ist aber der deutschen Schifffahrt nicht gedient, weil eine solche kurze Frist keine sicheren Handelsoperationen gestattet. Bei alledem wird aber die Annahme diese- lediglich im dänischen Interesse liegenden AuSkunftSmittels da- einzige positive Ergebniß sein, welche- im glücklichsten Falle die anderthalbmonattichen Conferenzverhandlungen bis jetzt zu erreichen vermochten. Die deutsche Bundesversammlung hat nach dreiwöchentlichen Ferien am 2. Juni eine Sitzung gehalten und in derselben den Beschluß gefaßt, sämmtliche Bundesregierungen auhufordern, die Ausfuhr von Pulver und Kriegsmaterial überhaupt seewärt- aus Norddeutschland zu verbieten. — Die vom Frhr. v. Beust aus London über seine Mission eingesandten Berichte haben der Versammlung Anlaß gegeben, das volle Einverständniß des Bunde- mit dem bi-hengen Verhalten seine- Vertreters zu er kennen zu geben. Im Großherzogthum Baden ist bekanntlich schon vor einiger Zeit vom Geh. Rath 0r. Bluntschli ein Antrag auf eine zeitgemäßere Zusammensetzung der ersten Kammer eingebracht worden, welcher einer außerordentlichem Commission zur Bericht erstattung überwiesen wurde. Diese Commission hat jetzt ihr, dem Anträge günstiges Gutachim erstattet und die erste Kammer ist gegenwärtig mit der Berathung desselben beschäftigt. Er freulicher Weise zeigt sich unter dm Mitgliedern dieser Körper schaft eine anerkennenswerthe Bereitwilligkeit, auf» die fragliche Reform einzugehen und eS sind bereit- mehrere Punkte der Commisfionsvorschläge zur Annahme gelangt. Rach Beendigung der Berathung soll der Großherzog in einer Adresse gebeten wer den, einen auf diese wichtige Verfassungsänderung bezüglichen Gesetzentwurf den Ständen vorzuleaen. Der gesetzgebende Körper der freien Stadt Frankfurt hat in einer am S. Mai abgehaltenen Sitzung den Beschluß gefaßt, dem Anträge des Senats gemäß, vorbehältlich de- Beitritts KurheffenS, bei dem Zollvereine zu verbleiben. Daß Kurbessen* sich nicht vom Zollvereine lossagen, wird, betrachtet man jetzt al- ziemlich gewiß. — Die zwischen der bairischen Regierung und dem österreichischen Kabinet iü der Zollvereinsfrage angeknüpften Unterhandlungen sind nunmehr zum vorläufigen Abschluß ge diehen unG hie getroffenen Vereinbarungen sollen nun auf einer in München abzühaltenden Sonderconferenz der süddeutschen Staats^ zur GtHarMüNg kommen. Wa- bisher über den Inhalt dar SstArMisW^ Forderungen bekannt geworden ist, läßt indessen schon' jetzkMraussehen, daß eine Verständigung mit Preußen auf solchen Grundlagen ganz unmöglich werden wird. In Han«vv4r, wo bekanntlich zeither dre Regierung eine schwankende und unklare Stellung zur schleswig-holsteinschen Frage einnahm, ist endlich auch eine Wendung zum Besseren etngetteten. Der JustizUnnPej? Windthoist äab nämlich hierübe^ am 6. Juni in der zweiten KäßMek ekm Erklärung aH MHe 24