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7r Handel. Gierig und neidisch lauert da- Au-land auf die beste Gelegenheit, un- im Streben nach Macht, Größe und Einheit, nach Erringung deutscher Häfen und Erhaltung deutschen Lan de- zu behindern — und daheim die alte, alte Klage. An der Uneinigkeit der Deutschen scheiterten alle berechtigten Strebungen nach Macht und Größe: sollte dieses vielhundertjähnge Urtheil der Geschichte auch noch dereinst dem Leichensteine Deutschlands zur Inschrift dienen? Rein, nie dürfen wir so Trauriges befürchten. Aber schlimm genug fleht e- gerade jetzt bei uns aus. DaS höchst beklagenS- wertbe Zusammengehen Oesterreichs und Preußens — der Gegner von Frankfurt, der Freunde seit gestern — hat die schönste Ge legenheit zur raschen Befreiung Schleswig-Holsteins vollständig unS entzogen, sie hat den Feinden die Gewißheit gegeben, daß die alte Uneinigkeit schlimmer als zuvor bei unS weile und daß nichts für sie zu fürchten sei. Unter geringschätziger Beiseitesetzung des Bundestages, unter beklagenswerther Verdrängung der zu un- thätigen Zuschauern gemachten Bundestruppen haben Oesterreich und Preußen sich unberufen eingemischt, ohne selbst dem Bun destage über ihre Zwecke und Ziele eine Eröffnung zu machen. Die günstigste und doch verurtheilend genug ausfallende Erklärung ist die, daß sie selbst sich dieser Zwecke nicht bewußt sind, daß sie selbst nicht wissen wozu? Einig sind Oesterreich und Preußen. bestimmt nur in dem, was sie nicht wollen. Sie wollen nicht Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein aner kennen. Ob sie aber über eine andere und namentlich über welche Gestaltung der Dinge sich geeinigt, das ist sehr stark zu bezweifeln. Die andere Annahme, daß es Preußen um eine Annexion zu thun sei, würde jedenfalls mit Oesterreichs Interesse nicht harmoniren. Selbst in Bezug auf das Londoner Protokoll haben beide Staaten nicht gleichmäßige Erklärungen abgegeben, indem Oesterreich ganz entschieden dessen Giltigkeit betont, die preußische Regierung dagegen, namentlich der englischen gegenüber erklärt hat, daß, wenn es zum Kampfe komme, sie sich nicht mehr an das Protokoll gebunden achte, eine Erklärung, die freilich miß trauischen Annerionsbefürchtungen Spielraum bietet. Die Unklarheit der großmächtlichen Ziele muß sich nächster Tage entschieden herausstellen. Den Mittelstaaten ist die traurige Rolle zutheil geworden, mehr oder minder unthätig dem zuzu sehen, was Oesterreich, und Preußen vornehmen und durch dgs schwerfällige Organ des Bundestags und dessen, ihnen nicht einmal sichere Mehrheitsabstimmung soviel als möglich Unheil zu verhindern und die Großmächte zu zwingen, daß sie Farbe be kennen. Seit Monaten wissen Oesterreich und Preußen die Ent scheidung der Hauptfrage: die Anerkennung Herzog Friedrichs hinauszuschieben. Eine rasche Lösung dieser Frage von Haus aus hätte manches Uebel beseitigt. Bis jetzt ist nur die Vor frage zur Berathung gelangt, die über die Giltigkeit des Lon doner Protokolls, und auch deren Entscheidung ist auf 14 Tage verschoben worden. Oesterreich und Preußen wollen gar doppelte UeberllgungSfrist. Am 2b. d. M. wird nun endlich - wenn Oesterreich und Preußen nicht wieder einen neuen Aufschub her beiführen — dieser Präjudizialpunkt zur Entscheidung kommen. Der Bund wird zu erklären haben, daß das Londoner Protokoll bisher für ihn keine bindende Kraft gehabt, und daß er also auch nicht m der Lage sei, dies Protokoll seinen Entschließungen zu Grunde zu legen. Oesterreich hat sich nun alle ordentliche Mühe gegeben, durch Circularschreiben die einzelnen deutschen Regierungen von dieser Verurtheilung des Londoner Protokolls abzuhalten. Es droht mit dem Auslande — hoffentlich wird diese Einschüchterung nicht verfangen. Die Mittelstaaten, deren Theilnahme für die gute Sache Schleswig-Holsteins übrigens nicht durchweg die aufrichtige und aufopfernde der sächsischen Regierung ist, haben in diesen Tagen durch Ministerconferenzen, deren Ergebnisse offiziell noch nicht bekannt find, aber gleichfalls in der bevorstehenden Bundestagssitzung kund werden sollen, eine Einigung angestrebt. Es wäre dringend z« wünschen, daß sie endlich erzielt wird, daß endlich den undeutschen deutschen Großmächten Remdeutschland mit aller Energie ent- , — - gegentrete. Daö gute Recht Schle-wig-Holstein- hat sich nicht beugen lassen, trotz aller Ungunst deS Ausland-. Und an dm eigenen deutschen Vormächten sollte eS — nunmehr zum zweiten Male — scheitern? Nein, mögen die Pläne Oesterreichs und Preußens noch so dunkel sein, das Licht der Wahrheit wird sie zunichtemachen. Wie jener alte biblische Heidenprophet fluchen wollte und segnen mußte, so haben sich bis jetzt alle Veran staltungen Oesterreichs und Preußens, trotz alledem, statt zum Nachtheil, zum Vortheil der guten Sache gewendet. Holstein erhielt zwar keine Occupation, sondern Exekution. Die Verhält nisse aber waren mächtiger als die Mächte und gestalteten diese Execution thatsächlich in eine Occupation um. Oesterreich und Preußen wurden sehr wider ihren Willen die Werkzeuge zur schnellen Räumung auch Schleswigs. Hoffentlich wird auch die entscheidende Frage, die Aufrechterhaltung der nun thatsächlich bestehenden Trennung Schleswig-Holsteins von Dänemark trotz Oesterreich und Preußen zu Gunsten des guten Rechts und der Ehre Deutschlands gelöst. Jetzt oder nie muß die Entscheidung kommen. Es darf keine andre sein, als die: ein deutsches Herzogthum Schleswig-Holstein unter Friedrich von Augustenburg. Dresden, den 24. Februar. — Am 21. d. M. haben die Turnvereine von Dresden, die bereits zu einem Gesammtverekne verbunden sind, sowie die von Dippoldiswalde, Glashütte, Hainsberg, Plauen, Potschappel und Tharandt einen „Gauverband der sächsischen Mittelelbe" begründet und wurde hierbei weiter die Einberufung eines allgemeinen sächsi schen Turntaqes besprochen und für dessen Abhaltung bereit- da- nächste Pfingstfest in Vorschlag gebracht. — Die Kosten der gemeinsamen Octoberfeier in Leipzig find nun auf die einzelnen deutschen Städte, welche daran Theil ge nommen, repanirt. Sie betragen nach einer in der , D. A. Ztg." aufgestellten Berechnung 23,029 Thlr. 24 Sgr. Die Gesammt- bevölkerung dieser Städte repräsentirt eine Ziffer von fast 3,900.000 Einwohnern, so daß auf je 1000 Einwohner 6 Thlr. Beitrag kom men. Nach diesem Maßstabe haben von den sächsischen Städten (mit Hinweglassung der Groschen) zu zahlen: Leipzig 468 Thlr. (ausserdem hatte Leipzig für sich allein gegen 9000 Thlr. Kostenauf wand), Dresden 743, Freiberg 105, Adorf 18, Meerane 81, Naunhof 7, Plauen 97, Erimmitzschau 63, Frankenberg 47, Ge ringswalde 17, Grimma 33, Großenhain 52, Groitzsch 16, LetSnig 34, Mittweida 48, Neusalza 6, Oschatz 33, Pegau 24, Pausa SO, Sebnitz.26, Strehla 13, Schandau 15, Taucha 15, Zwickau 122 Thlr. Von den nichtsächsischen Städten haben Wien 2857 Thlr. und Berlin 3149 Thlr. beizutraqen. Leipzig, 22. Februar. Gestern fand unter dem Vorsitze des Advocat Rose eine zahlreich besuchte Volksversammlung statt, in welcher vier vorher ausführlich entwickelte Resolutionen zur Annahme gelangten. Dieselben lauten: Die Volksversammlung zu Leipzig erklärt: 1) Rackdem Dänemark die Schiffe der deutschen Staaten als feindliche behandelt, ist es ein Gebot der Ehre, daß der Bund unverweilt den Krieg an Dänemark erklärt. 2) Zufolge dessen werden die beiden deutschen Grossmächte, welche bis- ber auf eigne Hand gegen Dänemark Krieg führten, aufzufordern sein, in Srfülluna ibrer Bundespflicht sich mit ihren deutschen Bundesgenossen zu einem nach Ziel und Mitteln gemeinsamen Vorgehen zu vereinigen 3) Diese- Ziel darf unter allen Umständen kein andere- sein, al- die völlige Trennung der Herzogthümer von Dänemark. 4) Erst dieser Zweck kann den ruhmvollen Waffentbaten der tavfern Heere Oesterreichs und Preußens, die unsere volle Sympathie und Anerkenn ung haben, die wahre patriotische Weihe geben. Ohne ein solche- Ziel würden wir das vergossene edle Blut doppelt beklagen. 5) Sollte sedoch auch dieser letzte Versuch einer Verständigung scheitern, sollten die Regierungen der beiden Grossstaaten sich auch ferner vom Bunde sondern, ja sogar die klaren Rechte und Interessen Deutschlands preisgeben wollen, dann allerdings würde da- übrige Deutschland sich in die traurige Notwendigkeit versetzt sehen, diese Reckte und Interess-n allseitig, selbst gegen diese beiden Mächte, mit dem vollen Aufgebot aller seiner Kräfte zu schützen; dann würden die bunde-treuen Regierungen nicht säumen dürfen, ihre ganze Militärmackt zu mobilifiren und alle die Einrichtungen zu treffen, welche eine einheitliche Action verbürgen. (Fortsetzung im Beiblatt.) ! . Neustadt-Dresden, Dampf-Schnellpreffendruck der C. Heinrich'schon Buchdruckers. ) (Hierzu d»r Dampfwage« Nr. 9 nebst einer Beilage.)