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In Würtemberg hat die Regierung bei Gelegenheit der Berathung der zu militärischen Rüstungen gestellten Geldforder ungen in der ständischen Finanzcommission eine Erklärung ab gegeben, welche den Weg mit Bestimmtheit bezeichnet, der von tbr in der brennenden TageSfrage eingehalten werden wird. Der Minister v. Hügel constatirte zunächst, daß die würtembergische Regierung ihrerseits energisch eine raschere Entscheidung der schleswig-holsteinschen Erbfolgeangelegenheit betrleben habe. Der Bericht der vereinten Ausschüsse liege nun . vor, und nachdem der negative Theil desselben, die Unverbindlichkeit de- Londoner Protokolls, seine Erledigung gefunden, werde der positive Theil, welcher von der Real-Union der Herzogthümer Schleswig und Holstein ausgehe, ebenfalls zur Entscheidung gebracht werden. Der Antrag der vereinten Ausschüsse gehe in seinem ersten und wichtigsten Punkte dahin, den Prinzen Friedrich von Augusten burg als legitimen Herzog von Holstein anzuerkennen. Jetzt sei es, fuhr der Minister fort, der Gegenstand einer raschen (in Würzburg) bereits eingeleiteten Verständigung, zu einer schleunigen Abstimmung über den vorstehenden Antrag zu gelangen und die dafür geeigneten Wege zu bestimmen. Wenn es sodann zur Abstimmung gekommen, so frage es sich, was zur Ausführung zu geschehen habe. In dieser Hinsicht sei die würtembergische Regierung der Ansicht, daß die bundestreuen Regierungen die Verpflichtung anerkennen müssen, dem Herzog Friedrich den Schutz seines Rechtes auf Holstein nicht zu verweigern, vielmehr bis zur Grenze des vernünftig Möglichen zu gehen. Würde nun das Erbfolgerecht von der Majorität des Bundes beschlossen, so sei es nicht nur möglich, sondern wahrschein lich, daß der Bund die Majoritäts-Regierungen auffordern werde, ihr Contingent ganz oder theilweise marschfertig zur Dis position des Bundes zu stellen. Aus allen diesen Gründen er scheine die Bewilligung der zur Mobilisirung erforderlichen Geld mittel schon jetzt unabweisbar. Der Kriegsminister fügte dieser Darlegung noch die Versicherung hinzu: die würtembergische Regierung sei überzeugt, daß der Herzog Friedrich vom Bunde anerkannt werde, und alsdann müsse derselbe in seinem Rechte geschützt werden. Dieser Schutz werde aber wohl nur in einer Besetzung seines Lande- bestehen können, wozu voraussichtlich Truppen des 7. und 8. BundeS-Armeecorps bestimmt werden dürften. (Nach diesen wichtigen Eröffnungen scheint die oben erwähnte, angebliche Erledigung des sächsischen Anttags wegen Absendung weiterer Bundesttuppen nach Holstein darauf hinzu deuten, daß der Antrag nur vertagt worden ist, um ihn in ver änderter Form bei einer nunmehr zu beschleunigenden Entschei dung der Erbfolgefrage von Neuem aufzunehmen.) In Kurhessen, wo von Anfang an über die Stellung, welche die dasige Regierung zur schleswig-holsteinschen Frage ein- m'mmt, begründete Zweifel obgewaltet, hat die bekannte, am 11. Febr. erfolgte Abstimmung des kurhesflschen Bundestagsge sandten, welche den Verschleppungsversuch Oesterreichs und Preu ßens unterstützte, um so größeren Unwillen hervorgerufen, da die Regierung noch kurz vorher (am 28. Jan.) einen Anttag auf schleunige Erledigung der Erbfolgefrage eingebracht hat. Diese auffällige Schwenkung, welche nothwendig den Glauben an die Aufrichtigkeit der Regierung erschüttern muß, soll ebenso wie die Nichtbeschickung der Würzburger Conferenzen durch preußische Einflüsse herbeigeführt worden sein. Der in Kassel bestehende Verein für Schleswig-Holstein hat sich deshalb mit einer Ein gabe an das Ministerium gewendet, in welcher darauf hinge- wiesen wird, daß jene Abstimmung mit den feierlichsten schnft- lichen und mündlichen Zusagen der Minister im schneidendsten Widerspruch steht. Am Schlüsse der Eingabe heißt eS: „Die Zeit ist eine sehr ernste und die schleswig-holsteinsche Sache von höchster, vielleicht doch noch nicht vollständig gewürdigter Be deutung! Die Folgen, wenn wider Treu und Glauben die Ent scheidung dieser Sache durch die Mitschuld KurhessenS noch länger verschleppt oder gar gegen Recht und Gerechtigkeit entschieden werden sollte, werden schwer und unausbleiblich sein!" In Hannover wurde die Ständeversammlung am 18. Febr. durch dvn Krieg-minister eröffnet. Die Thronrede berührt -war die holsteinsche Frage, läßt aber die Stellung der Regierung auch jetzt noch im Dunkeln. ES heißt in dieser Beziehung: del König, welcher sich an der gemeinsamen Tesehgebuna.de- Bunde- und am Fürstentage betheiugt habe, werde auch ferner bemüht sein ftlr eine auf verfassungsmäßigem Wege zu erreichende Bunhe-reiorm mit föderativer Basis. Auf diesem Wege verharre der.Kömg bei seinem Bestreben für die Wahrung der Rechte der Herzog- thümer. Der König werde sich zwar emes einseitigen Vorgehens enthalten, zugleich aber neben dem Bemühen,' drohende Spalt ung unter den deutschen Bundesgliedern abzuwenden, jedenfalls nichts, unterlassen, um die Bundesverfassung und mit ihr die Selbständigkeit des Königreichs entschieden zu wahren. Der König bedauere, daß die Truppen des gesummten deutschen - Bundes, besonders der hannöverschen Armee, an den glänzenden Waffenthaten der Alliirten nicht haben theilnehmen können, spreche aber dem Lande gegenüber seine Anerkennung aus über die freudige Bereitwilligkeit, womit die Mannschaft zu den Fahnen geeilt ist, sowie über ihre Haltung und Mannszucht. — Die Abgeordnetenkammer wird sich hoffentlich der Elbherzogthümer mit größerer Wärme annehmen, als die Regierung. Gleich in der ersten Sitzung wurde die Niedersetzung einer gemeinschaftlichen Commission, bestehend aus je sieben Mitgliedern der beiden Kammern, beantragt, welche die erforderlichen Entschließungen der Ständeversammlung zur Wahrung und Durchführung der bedrohten Rechte der Herzogthümer und ihres rechtmäßigen Herzogs vorbereiten soll. — Bei dem Diner im königlichen Schlosse hat eS der König für angemessen befunden, sich gegen einzelne her vorragende Deputirte der Opposition in auffällig ungnädiger Weise zu äußern. Die Opposition hatte zeither an dieser Fest lichkeit niemals Theil genommen, fand sich aber diesmal ein, um in der gegenwärtigen ernsten und bedrohlichen Zeit dem Wunsche nach einem einigen Zusammengehen Ausdruck zu ver leihen. Der ihr gewordene Empfang scheint jedoch nicht geeignet, die Erfüllung dieses Wunsches zu fördern. In Hamburg hat der Senat die von Dänemark verfügte und ausgeführte Beschlagnahme Hamburger Schiffe durch sofortige Repressalien beantwortet. Es wurden nämlich nicht nur sämmt- liche in Hamburg und in Cuxhaven ankernden dänischen Schiffe mit Beschlag belegt, sondern der Senat hat auch das in der Hansestadt befindliche königlich dänische Oberpostamt in Besitz genommen. Die vorgefundenen Baarschaften wurden versiegelt und ein Beamter des Senats mit der oberen Geschäftsleitung betraut. Die dänischen Beamten sind entlassen und nur die aus Schleswig-Holstein gebürtigen functioniren noch fort. In gleicher Weise ist auch die bisher in Hamburg bestehende dänische Telegraphenstation vom Senat in Besitz genommen worden. Schleswig-Holstein. Nachdem der Krieg mit dem Be ginn dieses Monats so energisch eröffnet und die Dänen schon in den ersten acht Tagen aus dem schleswigschen Festlande hinaus gedrängt worden, um auf der Insel Alsen sich zu verschanzen und hinter den Mauern der Festung Fridericr'a eine Zuflucht zu suchen, mußte es allerdings auffallen, daß plötzlich in Flensburg Halt gemacht und ein weiteres rasches Vordringen nach dem Norden nicht versucht wurde. Wenn die Vorbereitungen zu einem Angriffe auf die Düppeler Schanzen selbstverständlich längere Zeit in Anspruch nehmen mußten, so stand doch dem sofortigen Vorrücken der alliirten Truppen nach der jütländischen Grenze ein Hinderniß nicht entgegen. Dessenungeachtet erfolgte die Bewegung nach Apenrade und Hadersleben nur langsam und mit sichtlichem Zögern. Gleichzeitig kam aus dem öster reichischen Hauptquartier das Gerücht, daß auf Andringen Eng lands Waffenstillstands-Verhandlungen im Zuge seien und der Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten mit ziemlicher Sicher heit erwartet werde. Inwieweit dieses Gerücht begründet ge wesen, ist noch nicht genau ermittelt; doch erhielt man bald Ge wißheit darüber, daß Dänemark selbst von einem Waffenstillstände, dem Oesterreich nicht entgegen zu sein schien, durchaus nichts wissen wollte und daß sonach dahin abzielende Verhandlungen so lange keinen Erfolg haben würden, als die Dänen sich noch im Besitze der Insel Alsen befinden. Um so überraschender wirkte daher die unterm 19. Februar aus Kopenhagen telegraphisch gemeldete Nachricht, daß die Verbündeten in beträchtlicher Stärke bei Daaby und Eistrup in Jütland eingerückt seien. Die Besetzung