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Nr. 43. Zkntag, 1863. i.-p w*r»r «t-rteljMt* l»'/»N-r. I» hrsiehen dmch alle tgl. Post» Unstaiter^. 23. Hctoßer Liu unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. < - r I .4 Sledacteur und Verleger: Friedrich Walther. Politische »eltfchau. Deutsckland. Die Vermuthung, daß schon in der BundeStags-Sitzung vom 15. Ottober über die in Betreff der Bundeserecution eingegangene englische Depesche Beschluß gefaßt werden würde, hat sich nicht bestätigt. Mittlerweile ist eine neue Depesche von Lord John Russell in Frankfurt eingegangen, welche nochmals von einem Vorgehen gegen Däne mark abmahnt; doch soll diesmal die Sprache des britischen Ministers weniger schroff lauten, als in der ersten Depesche. Die dänische Antwort wird erst im Laufe nächster Woche in Frankfurt erwartet; wie es heißt, wird sich das Kopenhagener Kabinet bereit erklären, die Verordnung vom 30. März d. I. zurückzuziehen, wenn die Erecution sistirt würde. Doch scheint man selbst an einen Erfolg dieses Schrittes nicht recht zu glauben, denn die Regierung hat die Zusammenziehung beträcht licher Streitkräfte an den südlichen Grenzen von Schleswig an- bestchlen. Wahrscheinlich wird aber doch durch diesen Schachzug ein Boden für neue diplomatische Verhandlungen gewonnen und die Erecution wieder hinausgeschoben werden. Wenigstens meldet die Kreuzzeitung aus Berlin, daß ein Ausweg von allen Seiten gern angenommen werden würde, da keine der deutschen Mächte mit Freuden in diesen Krieg gehe. — Die in unserm Blatte angezweifelte Nachricht, wonach sich zwischen Sachsen und Hannover wegen Uebernahme des Oberbefehls der Ere- cutionstruppen Differenzen erhoben hätten, ist seitdem in officiöser Weise in Abrede gestellt worden. Dagegen wird der Köln. Zeitung aus Frankfurt a. M. geschrieben, daß Hannover, die Hansestädte und wahrscheinlich auch Oldenburg und Mecklen burg die Absicht haben, beim Bunde einen Antrag zu stellen, wonach die Bleckadeschäden und alle Verluste, welche dem Handel jener Küstenstaaten und ihrer Schifffahrt durch einen Bundes krieg mit Dänemark erwachsen, auch als allgemeine Kriegslast vom Bunde getragen werden sollen. In Baden ist dem Großherzog eine Dankadresse des Landes für sein Verhalten auf dem Frankfurter Fürstentage überreicht worden. Der Großherzoq sprach sich gegen die Depu- - tation, welche die Adresse überreichte, dahin aus: Wenn auch die deutsche Frage in Frankfurt nicht in der vom Volke ge wünschten Weise gelöst worden, so sei doch die Aussprache und Bekämpfung der verschiedenen Ansichten hierüber an sich schon von großem Werthe gewesen. Vor Allem müsse zunächst die Anerkennung des Bedürfnisses einer gründlichen Aenderung der bisherigen Zustände als das wichtigste Ergebniß des Fürstentags betrachtet werden. Er seinerseits werde die deutsche Gesinnung, die er in Frankfurt ausgesprochen, gewiß jederzeit bewähren. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß Oesterreich der von Preußen in der deutschen Reformfrage abgegebenen Erklärung gegenüber eine gemeinsame Kundgebung derjenigen Bundesre gierungen anstrebt, welche sich auf dem Fürstentage für die österreichische Reformacte ausgesprochen haben. Zu Erreichung diese- Zieles haben bereits Verhandlungen zwischen den be treffenden Höfen stattgefunden und als Ergebniß derselben ist die Abhaltung einer Ministerconferenzzu betrachten, welche unter dem Vorsitze deS österreichischen Ministerpräsidenten Grafen v.» Rechberg^ am L2. Oct. in Nürnberg stattfinden soll. Auf dieser Conferenz find jedoch nicht alle an dem seiner Zeit nach Fmtsun-Wanzigsirr Jahrgang. IV. Quartal. Berlin gesandten Collectivschreiben betheiligte Staaten vertreten; doch werden dabei die vier Königreiche nicht fehlen. Der säch sische Staatsminister v. Beust ist bereits am 21. October nach Nürnberg abgereist. Als nächster Gegenstand der Besprechung wird die Feststellung der auf das Schreiben des Königs von Preußen zu ertheileNen Antwort bezeichnet. Die Ende voriger Woche in Leipzig abgehaltene General versammlung des Rationalvereins hat es abgelehnt, den Wünschen der Süddeutschen zu entsprechen und eine Erklärung abzugeben, wonach ausdrücklich auf die „preußische Spitze" verzichtet wird; es wurde dagegen geltend gemacht, daß eine solche Erklärung den preußischen Volksstamm von der Führung Deutschlands gänzlich ausschließen würde, und das könne man nicht wollen. Die österreichische Reformacte wurde einer heftigen Kritik unter worfen und ihre entschiedene Bekämpfung als erste Pflicht der Nationalpartei bezeichnet. Letztere erklärte, fest an der Reichs verfassung halten und auf die Herstellung eines Bundesstaats hinwirken zu wollen; kein Weg sei zu verwerfen, welcher sie diesem Ziele näher bringe. Nur das deutsche Volk selbst könne in einem freigewählten Parlament über sein Verfaffungsrecht ent scheiden. Die vom Ausschuß vorher formulirte, in ihren Grund zügen hier nyL kurz angedeutete Resolution wurde schließlich fast einstimmig angenommen. Der Gedenktag der Leipziger Schlacht ist fast in allen größeren Städten Deutschlands in würdiger Weise begangen worden; es liegen darüber ausführliche Berichte aus Wien, Prag, München, Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt a. M., Kassel, Alten burg, Berlin, Hannover, Hamburg rc. vor. In Hannover war durch «ine Verfügung der Regierung angeordnet, daß Staatsgebäude und Wohnungen von Beamten nur mit hannö verschen und sachsen-altenburgischen Fahnen geschmückt werden sollten. (Die Königin stammt bekanntlich aus dem Hause Sachsen-Altenburg.) Später wurde jedoch diese Anordnung dahin modificirt, daß neben jenen Landesfarben andere Fahnen, somit auch die deutsche, aufgesteckt werden dürften. — In Schleswig- Holstein hat die Regierung sich nicht auf das bereits erwähnte Verbot jeder öffentlichen Feier des 18 October beschränkt, son dern es wurde sogar untersagt, des denkwürdigen Tages in dm Schulen und Kirchen Erwähnung zu thun. In Glücksburg wurde eine von der Commun für den 18. Ott. beschlossene Spei sung der Armen verboten. Dessenungeachtet haben Kiel und Rendsburg Deputirte zur Leipziger Festfeier abgesandt. Preußen. Der schleunigen und unerwarteten Rückkehr des Königs nach Berlin folgte sofort ein Ministerconseil, welches wie die Kreuzzeitung wissen will, sich lediglich mit auswärtigen Angelegenheiten beschäftigt haben soll. Genaueres weiß Niemand über die „unaufschiebbaren Geschäfte" welche den König so schnell nach Berlin zurückgeführt haben; doch hat sich das Gerücht, als handele eS sich um eine Umgestaltung des Ministeriums, in keiner Weise bestätigt. ES ist vielmehr von dem Könige noch vor Kurzem einer Landgemeinde, welche unter Führung ihre- Pfarrers sich an den Monarchen mit der Frage gewendet hatte, wie sie es bei den Wahlen halten solle, eine Antwort ertheitt worden, die hinreichend beweist, daß Herr v. Bismarck und seine Collegen nach wie vor sich der königlichen Gunst erfreuen. Jene Gemeinde (Steingrund in Schlesien) wollte nämlich Ge wißheit darüber haben, ob es auch wahr sei, daß der König 4S