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Differenzen der Fortbestand deS Zollvereins schließlich gesichert werden wird. Im Herzogthum Nassau hat das Hofmarschallamt an die ihm untergebenen Behörden die Weisung ertheilt, keinerlei Ver träge mit Handwerkern abzuschließen, welche der liberalen Partei angehören. Auch sollen solchen Kaufleuten und Handwerkern ferner die Prädikate Hoflieferant und Hofhandwerker entzogen werden. Mit dem freisinnigen Hofkupferschmied ist bereits der Anfang gemacht worden. In Kurheffen, wo am 8. Oct. der Landtag wieder eröffnet wurde, sind nun auch die nach dem neuen Wahlgesetze gewählten Abgeordneten der Ritterschaft in die Ständeversammlung eingetre ten; doch haben sie zugleich die Erklärung abgegeben, daß das neue Gesetz ihre Rechte immer noch beeinträchtige und daß sie selbiges des halbnur als ein provisorisches zu betrachten vermöchten. Die Prinzen und Standesherren halten sich noch von den Berathungen fern. In Ko bürg ist dem vereinigten Landtage ein Verzicht des Prinzen von Wales für sich und seine Nachfolger auf die Thron folge in den Herzogtümern Koburg-Gotha vorgelegt worden. Bekanntlich geht nach dem Staatsgrundgesetze die Regierung nach dem Tode des kinderlosen Herzogs Ernst auf die Special- Linie des Prinzen Albert über und zwar so, daß der regierende König von England, sowie der voraussichtliche Thronfolger nicht, wohl aber der dem letzteren zunächst berechtigte Prinz die Re gierung von Sachsen-Koburg übernimmt. Durch den obener wähnten Verzicht werden nun die Söhne des Prinzen von Wales (jetzigen Thronfolgers von England) von der Negierungs nachfolge in den Herzogthümern gänzlich ausgeschlossen und es ist nunmehr Prinz Alfred von England zur Thronfolge in Ko- burg-Gotha berechtigt. In Hannover hat die von der Regierung berufene Vor synode eine Commission zur Prüfung der Synodialverfassung niedergefttzt. Die Nothwendigkeit einer solchen Verfassung wurde von allen Seiten anerkannt; doch gehen die Meinungen über die einzelnen Bestimmungen derselben weit auseinander. Nament lich wollen die orthodoxen Pfarrer nichts von der Beschränkung der geistlichen Machtvollkommenheit wissen. Während die Bürgerschaft von Bremen nun doch noch ihren Präsidenten und einige ihrer Mitglieder zur Octoberfeier nach Leipzig sendet, hat man in Hamburg, obgleich der gute Wille dazu da war, nicht zu einem ähnlichen Entschlusse kommen können. Da nämlich die Beschickung des Festes nur mit 79 gegen 70 Stimmen beschlossen wlirde, macht sich eine nochmalige Abstimmung nöthig, welche wiederum verfassungsmäßig erst in vierzehn Tagen stattsinden kann, wo die Feier vorbei ist. Da gegen wird die Hansestadt eine glänzende Localfeier des 18. Oct. veranstalten. — In Holstein, wo zu dem gleichen Zwecke Vor bereitungen getroffen wurden, hat die Regierung jedwede Festlich keit verboten. Außer in Holstein, wo der dänische Einfluß maß gebend ist, hat in ganz Deutschland nur die Regierung von Reuß- Greiz die Feier des 18. Oct. untersagt. Die Dänen scheinen den deutschen Küstenplätzen andeuten zu wollen, daß es mit ihren Kriegsdrohungen Ernst sei. Vor der Weser stellte sich in diesen Tagen ein dänischer Kriegskutter auf; dasselbe Schiff zeigte sich auch im Jahdebusen, wo zwei däni sche Offiziere an's Land kamen, um die preußischen Hafenbauten zu besichtigen, was ihnen aber nicht gestattet worden sein soll. — Aus Hamburg wird berichtet, daß die dänische Regierung ihr in dastger Bank deponirtes Silber zurückziehe. Preußen. Bisher war es fest bestimmt, daß der König und die Königin am 15. October dem großen Dombaufeste in Köln beiwohnen würden. Wider Erwarten ist aber diese Theil- nahme in den letzten Tagen abgesagt worden. Der König ist am 13. Oct. zwar von Baden-Baden nach Köln gereist und hat den dortigen, in seinem inneren Ausbau nun vollendeten Dom in Augenschein genommen, doch erfolgte die alsbaldige Weiterreise nach Berlin. Als Grund der Absage wird angegeben, daß un aufschiebbare Geschäfte die Anwesenheit des Königs am 14. Oct. in Berlin nothwendig machen. Die schleunige Rückkehr des Königs nach Berlin hat, wie die D. A. Zeitung meldet, zu dem Gerücht Anlaß gegeben, als stehe eine Aenderung des Ministeriums bevor. Der König der Belgier habe bei seinem Besuche in Baden-Baden dem König Wilhelm eingehende Vorstellungen über die Lage des Landes ge macht, welche nicht ohne allen Einfluß auf den Monarchen ge- blieben wären. Die Nachricht klingt zu aut, um wahr zu sem, und das genannte Blatt begleitet sie selbst mit einem bedenklichen Fragezeichen. Viel mehr hat die Angabe für sich, daß der König auf die Theilnahme am Kölner Dombaufeste verzichtet hat, well die in Köln herrschende politische Stimmung eine dem gegen wärtigen Ministerium höchst ungünstige ist. Im ganzen Lande rüstet man sich zu den nächsten Dknstäg stattsindenden Wahlmänner-Wahlen, denen acht Tage später die Wahlen der Abgeordneten folgen. Von der neuesten Maßregel der Regierung, wonach Beamte, die als Abgeordnete gewählt werden, ihre Stellvertretungskosten selbst zu tragen haben, er wartet die liberale Partei keinen besonders nachtheiligen Erfolg, da es trotzdem nicht an Beamten fehlen wird, welche das Man dat annehmen; auch ist bereits dafür gesorgt, in diesem Falle ihre pecuniären Einbußen durch den vorhandenen Nationalfonds zu decken, dessen Kapitale für solche Fälle zinsbar angelegt sind. Im Uebrigen wird jene Verordnung des Staatsministeriums ge radezu als der Verfassung widerstreitend bezeichnet. Bekanntlich hatte die Regierung schon in der letzten Session eine Vorlage in ähnlichem Sinne gemacht; letztere wurde aber vom Abgeordneten hause einstimmig als mit der Verfassung nicht im Einklänge stehend, abgelehnt. Das Ministerium hat sich aber durch -dieses Votum nicht abhalten lassen, seinen Willen nunmehr auf dem Wege der Verordnung durchzuführen. Ein am 13. Oct publicirter königlicher Erlaß ordnet an, daß am bevorstehenden 18. Oct., an welchem Tage sich vor 50 Jahren bei Leipzig der Kampf um Preußens und des gesummten deutschen Vaterlandes Unabhängigkeit entschied, in allen Kirchen des Landes ein Festgottesdienst zur Erinnerung an jene Schlacht gefeiert werde. Der kürzlich aus Lithauen gemeldete Fall einer Steuerver weigerung hat neuerdings auch in Westphalen mehrfache Nach folge gefunden; doch sind diese Demonstrationen bisher nur ver einzelte geblieben. In der Ruhrgegend verweigerte der Kohlen grubenbesitzer v. Bernuth die Zahlung der Steuern, weil sie nicht verfassungsmäßig verwilligt sind. Es wurde Ihm deshalb Tisch und Bett abgepfändet und beides zum öffentlichen Verkauf gebracht. Oesterreich. Es wird nunmehr zugegeben, daß England und Frankreich wirklich entschlossen gewesen sind, Rußland seiner Besitztitel auf Polen für verlustig zu erklären und eine in diesem Sinne abgefaßte Note nach Petersburg abgehen zu lassen. Als aber die österreichische Regierung aufgefordcrt wurde, sich diesem Schritte anzuschließen, wollte diese zunächst Auskunft darüber haben, welche Tragweite man wohl einer solchen Erklärung bei zumessen gedenke und ob England und Frankreich auch darin einig seien, alle Consequenzen, welche durch jenen gegen Rußland gerichteten Schritt entstehen könnten, gemeinsam zu vertreten. Auf diese vorsichtige Frage scheint Man indessen weder in London, noch in Paris eine genügende Antwort gehabt zu haben. Das Wiener Kabinet hatte offenbar die Eventualität eines Krieges mit Rußland ins Auge gefaßt und wollte für einen solchen zu nächst den österreichischen Kaiserstaat bedrohenden Fall verläß liche Bürgschaften über die Haltung Englands und Frankreichs haben, welche diese nicht zu geben vermochten, da bekanntlich über diesen Punct zwischen den beiden Westmächten kein Einver- ständniß besteht, indem England von einem Kriege zu Gunsten Polens absolut nichts wissen will. Unter diesen Umständen ist die Absicht, eine Verwirkung des russischen Besitzrechts auf Polen in einem diplomatischen Aktenstücke auszusprechen, ganz aufge geben worden. Dagegen bleiben die Verhandlungen der drei Mächte im Zuge, um eine neue Basis für den diplomatischen Feldzug gegen Rußland aufzusinden. Der Wiener „Botschafter" versichert, man gehe damit um, eine wichtige Kundgebung zu formuliren, die den ganzen Ernst einer „That" in sich schließe. Ob es wirklich dazu kommt, wird abgewartet werden müssen. Oesterreich hat in vergangener Woche einen wichtigen Schritt vorwärts gethan in seiner konstitutionellen Entwickelung und für die Befestigung seiner Februar-Verfassung. Am 9. Oct.