Volltext Seite (XML)
BkrwiKlurm aus dem Wege -kLehek und Alles zu vermeiden, was dm Weltfrieden M stören vermag.^ ES ist daher erklärlich, wenn sich da- Wiener Kabinet zu einem bestimmten entschiedenen I Wirken im Interesse der Polen und überhaupt zu einem engeren t Anschlusse an die Politik Frankreichs wenig gcrAgt gezeigt, viel mehr seine bi-herige neutrale Stellung festzuhalten gedenkt. Daß dem wirklich so darin stimmen alle Zeitungsberichte überein, obgleich man noch vor wenig Lagen von einer französisch-» österreichischen Allianz fädelte. Sicherlich würde wohl auch das Auftreten der französischen Regierung im Senat ein weniger friedliches gewesen sein, wenn man der Unterstützung Oesterreich- gewiß gewesen wäre. Fürst Metternich ist übrigens wieder nach Paris zurückgekehrt und bereit- am Montage dort eingetroffen. Unter'm 22. März wird au- Wien gemeldet, daß die in Angriff genommene Lösung der ungarischen Frage die Stellung des Hofkanzlers Grafen Forgach wattkend gemacht habe; das Verbmben diese- Staatsmannes m seinem Amte könne leicht auf den Fortbestand des Gesammtministeriums von Einfluß sein, und die nächsten Tage würden darüber eine Entscheidung bringen. Die Bestätigung dieser Nachricht wird abzuwarten sein; daß zwischen dem ungarischen Hofkanzler und dem Ministerium schon längst erhebliche Meinungsverschiedenheiten bestehen, ist bekannt. Wie es heißt, beabsichtigt die österreichische Regierung, die politischen Gefangenen-von l»den gemeinen Verbrechern abzuson dern und in den Hauptstädten eigene politische Gefängnisse zu errichten. Italien. In. Turin ist der Rücktritt des Ministerpräsi denten Farini erfolgt; Gesundheitsrücksichten sollen dabei maß gebend gewesen sein und weitere Modifieattonen des Kabinets nicht zu erwarten stehen. — Ueber Garibaldi s Befinden lauten die Be richte widersprechend. Italienische Blätter versichern, der Gesund heitszustand deS Generals sei befriedigend; andererseits heißt es, die Wunde sei schlimmer geworden, der Knöchel eitere und das Bein sei bis au die Wade hinan geschwollen. Wahr ist es, daß sich Garibaldi die nach Caprera strömenden Visiten bis auf Weiteres verbeten hat. Der Papst hat» sich in seiner am 16. März abgehaltenen Allocution über die traurige Lage Polens und namentlich über die Bedrückungen, welche die katholische Kirche dort zu erleiden hat, ausgesprochen. Die Wünsche des Czaaren, wonach der Papst durch seinen Einfluß eine loyalere Haltung des polnischen Klerus herbeizuführen bemüht sein sollte, scheinen svnach Lu Rom keine Berücksichtigung gefunden zu haben. — In Palermo, der Haupt stadt der Insel Sicilien, haben zahlreiche Verhaftungen stattge- fünden; man hat dort ein mazzinisches Complott entdeckt, in welches auch frühere Garibaldi'sche Offiziere verwickelt sein sollen. Frankreichs W Polen mit Worten geholfen werden könnte, so müßte es schon längst besser mit diesem schwer heimgesuchten Volke stehen; denn fetten ist eine politische Frage öfterer und wärmer besprochen worden, als die polnische. Auch der jetz^e französische Senat ist ^hierin hinter den Kammern unter dem Jttlikönigthum nicht zurückgeblieben; aber seine Sym pathien werden voraussichtlich den Polen eben so wenig nützen, als alle früheren ähnlichen Kundgebungen. Die Debatte über die zu Gunsten der Polen eingereichten Petitionen begann am 17. und endete am 19. März, ganz.dem Wunsche der Regierung ent sprechend, mit dem bereits angekündigten Uebergange zur Tages ordnung. Zwar fehlte eS nicht an Sprechern, unter ihnen Prinz Napoleon,, welche einen weiter gehenden Beschluß beantragten und die Ueberweisung der Petitionen an die Regierung verlang ten, doch blieben dieselben schließlich in der Minorität. Zuerst gab der Senator Bonjean eine Leidensgeschichte Polens, indem er mit beredten Worten das seit 1772 bis auf die neueste Zeit an diesem Lande begangene Unrecht schilderte und die französische Regierung aufforderte, da- Ihrige zur Sühne dieses Unrechts zu thun, selbst auf die Gefahr hin, daß dadurch der Fortbestand deS Frieden- gefährdet werden könnte, .s LaguSronniöre erkannte Zwar da- dm Polen zugefügte Unrecht an, lehnte dagegen jede Verantwortung für einen europäischen Conflitt ab und setzte volles Vertrauen in den Kaiser Napoleon, der dafür sorgen urchWh- daß Rußland -endlich seinen vertragsmäßigen VerpPch tungen Nachkomme. Von der Wiederherstellung eines Unab ¬ hängigen Polens könne keine Rede mehr sein; Our PoleG sei es, waö man verlangen könne. Marquis v: Stcküche- jaquelem war weniger freundlich auf die Polen zu sprechen Und meinte^ daß diese ihr Unglück meist selbst verschuldet hätten, ja daß ihnen größere Freiheiten gewährt worden, als den Russen, daß sie aber nicht den rechten Gebrauch davon zu machen ver ständen. Nachdem Graf WalewSki gegen diese Anschauungen pr-testirt und sich der Polen warm angenommen hatte, ergriff Prinz Napoleon das Wort, um in einer längeren Rede sich für Ueberweisung der Petitionen an die Regierung zu verwenden. Der Prinz sprach mit einer Leidenschaftlichkeit und Schroffheit, wie sie in dem Sitzungssaale der würdevollen Senatoren wohl noch nie wahrzunehmen gewesen ist, und die prinzliche Rede wurde deshalb wiederholt durch Unruhe und lauten Widerspruch unter brochen. Schon in. der Einleitung bemerkte der Prinz, als er auf die Verträge von 1815 kam, daß ihm, wenn er von diesen Verträgen höre, jedesmal übel werde; er wünsche daher, daß man von ihnen auf der französischen Tribüne immer nur spräche, ,^Zm sie zu verfluchen". Am wenigsten dürfe eine Regierung, an deren Sprtze ein Napoleon Ul. stehe, ihre Inspirationen auS den Rich tungen jener unseligen Zeit von 1815 schöpfen. Denn die da mals in Wien versammelten Diplomaten seien die Verketer von Mächten gewesen, die Frankreich zertreten und sich in dessen Nach laß gethellt hätten, indem sie die Karte Europa'S zerschnitten. Der Redner erging sich hierauf in den stärksten Ausdrücken gegen Rußland, indem er die Regierung des Kaisers Nikolaus als eme durch und durch tyrannische schilderte und auch den jetzigen Kaiser angriff, da dieser zwar vortreffliche Absichten zeige, aber mit den Thaten zurückblerbe. Als der Prinz auf . die polnische Rekrutirung zu sprechen kam, sagte er, daß der Marquis Wie- lopolski nur mit Hudson Lowe, den Henker Napoleon's auf St. Helena, oder mit Haynau, den Frauenpeitscher, verglichen wer den könne, ja daß er noch schlimmer als diese verfahre, eine An klage, die lauten Widerspruch unter den Senatoren hervorrief. Auf das freundschaftliche Verhältniß, welche- sich seit dem Krim kriege zwischen Frankreich und Rußland gebildet, legte der Prinz wenig Werth, meinte vielmehr, es sei auf die russische Katzen freundlichkeit nicht viel zu geben; Rußland habe stets den Zweck im Auge gehabt, Frankreich mit England zu entzweien, um dann seine eigenen Geschäfte im Orient desto ungestörter betreiben zu können. Preußen und seine Politik kamen in der prinzlichen Rede nicht besser weg. Die Convention vom 8. Fehr., meinte der Sprecher, sei keineswegs bedeutungslos. Rußland sei zur Emancipation der Bauern gezwungen worden und habe bei deren Durchführung Unruhen im eigenen Lande gefürchtet; Polen sei aber nicht anders ruhig zu halten, als wenn , man ihm das Bajonnet an die Kehle setze. Die Arbeit sei deshalb zwischen Rußland und Preußen getheilt worden; ersteres operire im In nern des Reichs, letzteres in Polen. Die österreichische Politik setzt den Prinzen Napoleon zwar in Erstaunen, aber sie befrie digt ihn zugleich, was bei ferner bisher gegen diese Macht kund gegebenen Feindseligkeit immerhin viel sagen will. Ueber Eng land äußerte sich der Redner dahin, daß Frankreich von dieser Macht etwas nicht zu fürchten habe; die Engländer seien ego istisch und berechnend, und sie würden daher so leicht nicht han delnd auftreten, am wenigsten gegen die Politik Frankreichs. Der Prinz kam nun auf die wichtige Frage, was Frank reich für Polen thun könne, eine Frage, für welche er Mistch selbst keine genügende Antwort zu geben wußte. Aber trotz aller Schwierigketten, meinte er, müsse Frankreich etwas thun; die Schwäche und Thatlosigkeit habe die früheren Regierungep ge stürzt; die jetzige sei nach innen und außen stark und mächttg, sie dürfe jenem Beispiele nicht folgen. Die öffentliche Meinung, dieselbe Macht, welche Louis Napoleon zum Kaiser gemacht, treibe zur Unterstützung Polens; diese öffentliche Meinung werde sich mrt einem Ueberganae zur Tagesordnung, wie ihn dte Com mission begehre, nicht zufn'edengebey. Ein solcher Beschluß würde ein Unglück sein und da- Gespenst Polens immer wieder von Neuem vor die Versammlung bringen. Der Prinz sucht dann den Einwand zu entkräften, qlS wolle er leichthin einen Krieg heraufbeschwören. Dies sei nicht seine Absicht; ein Krieg könne nur nach reiflicher Ueberlegung begonnen werden. „Aber," fuhr