Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188506070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850607
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-06
- Tag 1885-06-07
-
Monat
1885-06
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.06.1885
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S.ZBman«. AdonnementOpretS: Sächsischer LandeS-An zeig er" W „Theistnitzer Stadt - Anzeiger', und..TSgllches Unterhaltungsblatt sowie dem „Anrelger - Bllderbuch rostet SV Pfennige monatlich. Einzelne Nummern (mit UnterhallungS- blatt und „Anzeiger-Bilderbuch") 10 Pfg. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstr.48. Sächsifcher zonilkS-AlIstlSkl mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Sonntag, 7. Juni 1885. J»,crtt»«Spr«iS: Raum einer schmalen KorpuSzejle 18 Pfg-k — Reklame(lspaltigePctitzeile) 30Pfg.— Bel Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» JnsertionSbetrag (In Briefmarken) beifügen ge 8 Silben Korpusschrist bilden eineZette). Annoncenannahme: nur bi» Bormittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz- Thcaterstr. 48. MMtlmschk- Hezeblatt mit „Tägliches UnterhaltungMatt" «lld hmmisliH-illusimtm Smntq-blillt Atyrigkr-Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. > Weltausstellung oder nationale Ausstellung? Gesetzlicher Vorschrift gemäß haben die Gcmeindevorstände unter Z».. ziehung des BezirkSschornsteinfegers alljährlich zwei Mal, im Frühjahre und im Herbste, vor Eintritt des Winters, eine genaue Besichtigung der Feuer- > siätten vorzunehwen. Indem man die Herren Gcmeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirkes hieraus noch besonders aufmerksam macht, veranlaßt man dieselbe», da wo dies noch nicht geschehen sein sollte, diese Besichtigung nunmehr unverzüglich vorzunchmen und wegen Abstellung etwa Vorgefundener 1 Ordnungswidrigleiten und Schadhaftigkeiten dar Erforderliche zu veranstalte» Chemnitz, den 3. Juni 1885. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Das im Grnndbuche auf den Namen Franz Hermann Lieberwirth ein getragene HauSgrundstück Nr. 84 des Flurbuches, Nr- 501' des Katasters, Folium 227 der Grundbuches für Einsiedel, geschützt auf 6500 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werde», und ist der 13. Juli 1885 Vormittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 29. Juli 1885 Vor mittags lO Uhr als Versteigcrungstermin, sowie der 11. August 1885 Vor mittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grund- stücke lastenden Ansprüche und ihres RangverhSltniiies kann nach dem An- Meldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeich-eten Amtsgerichts ein- gesehen werden. Chemnitz, am 2. Juni 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 349 die Firma F. A. Beier in Erfenschlag und als deren Inhaber der Fließensabrikant Herr Friedrich August Beier daselbst eingetragen. Chemnitz, am 4 Juni 1885 Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 350 die Firma F. E. Lohr in Altenhain und als deren Inhaber der Handelsmann Herr Friedrich Eduard Lohr daselbst ein getragen. Chemnitz, am 4. Juni 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsge richts wurde heute aus Folium 2781 die Firma Emil Köthe in Chemnitz (Bernsbachstraße Nr. 11) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Franz Emil Köthe daselbst, Besitzer eines Trikotsabrikationsgeschästs, eingetragen Chemnitz, am 4. Juni 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2783 die Firma Bruno Brückner in Chemnitz (Langestraße Nr. 69) und als deren Inhaber der Buchhändler Herr Friedrich Bruno Brückner daselbst eingetragen. Chemnitz, am 4. Juni 1885. König liches Amtsgericht- Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2782 die Firma Bruno Wüstling in Chemnitz (untere Brückenstraße Nr. 12) und als deren Inhaber der Handelsmann Herr Julius Bruno Wüstling daselbst, Besitzer eine- Möbel- und Kleider« HandelSgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 4. Juni 1885. Königliches Amtsgencht. Telegramme des Landes A«zeigers Vom 5. Juni. Berlin. Der Direktor im Auswärtigen Amt, Graf Berchem, wurde zum preußischen Bundesbevollmächtigten ernannt. München. In vergangener Nacht ist die Petuel'sche Brauerei in Milbertshofen vollständig niedergebrannt. Stuttgart. Der Schwiegersohn Liebkaecht's, Reichstagsabge ordneter Bruno Geiser, wendet sich heute in dem hiesigen „Neuen Tageblatt" in scharfen Ausdrücken gegen die letzte Erklärung Bebels in den bekannten sozialdemokratischen Streit; er nennt Bebel's Angriffe „unerhört" und spricht die Versicherung aus, daß die Mehrzahl der sozialdemokratischen Abgeordneten für Frohne und entschieden gegen Bebel sei. Prag Der deutsche Kandidat Schmeykal erhielt in den drei hiesigen Wahlbezirken insgesammt 1793 Stimmen. Wien. Unter den 196 bis jetzt gewählten Abgeordneten ge hören 71 der Linken an, welche bei den bisher stattgehabten Wahlen sechs Sitze gewann und fünfzehn verlor. Wien. In einer Unterredung, die der hiesige „Times". Korrespondent mit dem durchreisenden Sir Lumsden hatte, klagte dieser bitter über die Haltung der Regierung ihm gegenüber und hielt an der Behauptung fest, .die Aktion Komarofs'S sei ein planvoll vorbe reiteter, ungerechtfertigter und provozirter Angriff gewesen. Das Schiedsgericht bezeichnete er als reinen Hohn. Seinerseits kündigt er «ine freimüthige Sprache in London an. Die Grenzverhandluugen an Ort und Stelle können ihm zufolge Jahre dauern, was die Ab sicht der Russen zu sein scheine. Graz. Der Bürgermeister und vier Gemeinderäthe wurden von der Statthalterei „veranlaßt", gegen ihren Willen an der FrohnleichnamS- Prozession theilzunehmen. Nom. Die technische Kommission der Sanitäts-Konferenz ge- nehmigte einstimmig die von der Subkommission für Fahrzeuge! im Rothen Meere und Karawanen vorgeschlagenen sanitären Maß-' nahmen. London, den 6. Juni. In der heutigen Sitzung deS Unter hauses machte Gladstone die Miltheilung, die russische Regierung sei mit der englischen betreffs der in der Pendschdehfrage einem Schieds richter zu unterbreitenden Punkte übereingekommen. Das Abkommen habe aber noch keine bestimmte Form angenommen, auch sek seitens der beiden Regierungen noch keine Aufforderung an den Schied». Achter ergangen. (Diese Bladston'sche „Erklärung" erinnert uns lebhaft an das bekannte Sprichwort von dem Messer ohne Griff und Klinge. Man ist also „übereingekommeu", man ist aber auch nicht „überein- grkommen", man hat einen Schiedsrichter, aber man hat auch wieder keinen, denn es ist noch „keine Aufforderung", also auch keine Gegen erklärung ersolgt; das nennt man sich „diplomatisch" auSdrücken, oder, mit ankeren Worten, den ehrlichen John Bull an der Nase herumziehen. Die Red. des „S. L.-Anz.") P est, den 6. Juni. Einiges Aufsehen ruft es hier hervor, daß zu lebenslänglichen Mitgliedern für das neue ungarische Oberhaus auch zwei Israeliten in bestimmte Aussicht genommen find. Die Er nennungen finden in den nächsten Tagen statt. Verbrieft und besiegelt ist noch nicht, wie sich die einzelnen deutschen Industriebetriebe über das von un» schon wiederholt be sprochene Projekt einer im Jahre 1888 abzuhaltcnden nationalen Grwerbcausstellung ausgelassen haben, aber was bisher an Gutachten und Meinungsäußerungen an- industriellen Kreisen vorliegt, das spricht sich mit großer Majorität für die nationale Ausstellung aus. Ja, man glaubt wie wir bereits in der Donnerstags Nummer unserer Blattes erwähnten, schon so weit gekommen zu sein, die Aus stellung auf Grund der bereits vorliegenden und wahrscheinlich noch solgenden Zustimmungserklärungen durchsühren zu können, auch wenn die Reichsregierung sich nicht sollte entschließen können, pekuniäre Beihülfen zu leisten. Man weiß ja, daß der Reichskanzler kein Freund des AusstellungsfieberS ist, aber hier handelt eS sich auch nicht nur um eine der Dutzeudausstellungen, sondern um einen wohl erwogenen, zielbedachten Plan, um ein Unternehmen, das der deutschen Industrie ganz besondere Vortheile verheißt, um ein Unternehmen, das in seiner Art ebenfalls die deutsche Einheit repräsentirt In Ver tretung Fürst Bismarcks hat aber auch der Staatssekretär von Bötticher erklärt, daß die ReichSregieruug ihre Entschließung darüber, ob einer solchen allgemeinen deutschen Gewcrbeausstellung eine finanzielle Bei hülfe des Reicher zu gewähren sei, davon abhängig machen werde, daß sich die Mehrheit der deutschen Industrie für dies Projekt erkläre. Wir haben zu Eingang schon gesagt, daß sich noch nicht ein endgültiges Urtheil darüber fällen läßt, ob die große Mehrheit der gesammten deutschen Industrie für die nationale Ausstellung ist. Bis jetzt steht nur fest, daß unter den abgegebenen Erklärungen, unter denen sich auch solche aus Chemnitz befinden, die Ausstelluagsgegner in der Minderheit sind, daß die Zahl der Zustimmungen eine be trächtliche ist. Von den Ausstellungsgegnern ist besonder- hervor gehoben, daß eine Beschickung der Ausstellung nicht lohnend sein würde. Irgend welche Beweisgründe hat diese Behauptung nicht sür sich, es ist lediglich eine Ansicht, unter der dar „Wir wollen nicht" sich verschleiert. Bcmerkcnswerty ist aber, daß von diesen prinzipiellen Gegnern sich doch ein Theil für die Beschickung der Ausstellung er klärt und zwar deshalb, „weil vielleicht Konkurrenten dort vertreten sein könnten". Nun, diese Klausel wirft den ersten Einwand völlig um. WaS mir nichts nützt kann mir dann auch gleichgiltig sein, und die Konkurrenten würden ja dann ebenfalls keinen Nutzen, sondern nur Schaden haben. Wieso kann also die Konkurrenz Veranlassung geben, sich nachträglich doch auf einer „nicht lohnenden Ausstellung" vertreten zu lassen ? — Ktttsum: die Behauptung, eine solche chatiouüe- deutsche Ausstellung werde den Ausstellern nicht entsprechenden Gewinn bringen, läßt sich gar nicht beweisen, dagegen hat die Gegenansicht viel für sich. Vor Allem sind da die Resultate der Berliner Gewerbe ausstellung, welche ganz überraschende, ungeahnte Erfolge einbrachte, und seitdem sind alle Chancen und Vorbedingungen für das Gelingen einer größeren Ausstellung nicht gefallen, sondern gestiegen Weiter haben aber auch andere Nationen mit ihren Landesausstellungen sehr befriedigende Abschlüffe erzielt. Ein anderer Theil der Gegner der nationalen Ausstellung will diese nicht, sondern eine Weltausstellung, etwa im Jahre 1892. Die Weltausstellung ist ein prächtiges Schaustück, aber ihr Gold glanz hat doch in den verflossenen zehn Jahren recht viel verloren. Gerade bei den Weltausstellungen herrscht das oben erwähnte Aus- fielluugsfieber, sie folgen einander zu schnell, als daß ihre Wirkung den erheblichen Kosten entsprechen könnte. Und diese Kosten! Deutschland ist der erste Staat Europa's, das hören wir Deutschen! selbst von den Ausländern alle Tage; wollen wir also eine Welt ausstellung arrangiren, so dürfen wir auch — vulgär gesagt — „uns nicht lumpen lassen", sondern müssen wirklich etwas bieten, was den anderen Nationen imponirt. Bei einer Weltausstellung giebt es kein Mittelding I Enweder im Großen — oder gar nicht und zum Erskrcn gehört recht viel Geld. Uns dünkt aber doch, wir könnten die fünfundfiebenzig bis hundert Millionen, die eine solche Ausstellung verschlingen würde, besser gebrauchen, als sie für, Reklamezwecke fortzugeben. Die letzten Weltausstellungen haben sämmt-' lich ein Defizit ergeben; dar verlockt gerade nicht zur Nacheiferung. UeberdieS bezweifeln wir recht sehr, ob eine Weltausstellung den gleichen praktischen Nutzen, wie eine deutsche Gewerbeausstellung haben ^ dürfte. Bei der massigen Anhäufung von Ausstellungsgegenständen' geht vieles Einzelne verloren für den Beschauer; der Besuch der Weltausstellung erfordert ein langes Studium, zu dem nicht ein Jeder Zeit hat; die deutsche Ausstellung insormirt in klarerer und übersichtlicherer Form, denn ein Vergnügen nur soll der AuSstellungS- besuch doch in der That nicht sein. Ruhige Erwägung und praktische Gründe sprechen also gleich mäßig für die nationale deutsche Industrie-Ausstellung und gegen die Weltausstellung. Resumiren wir kurz: Die nationale deutsche Industrieausstellung kräftigt und stärkt den deutschen Ein- heitSgedanken, sie bietet den denkbar größten Nutzen den Produzenten und Konsumenten aus dem Gebiete der Industrie, sie ist ferner mit verhältnißmäßig geringen Mitteln durchführbar. Der Großindustrielle wird seine Absatzgebiete in Deutschland, wie nach dem Auslande hin erweitert sehen, denn daß die Ausstellung in ihrer Originalität zahl reiche ausländische Konsumenten anlocken wird, liegt auf der Hand. Der deutsche Kleinindustrielle endlich wird einmal gründlich Gelegenheit haben, sich handgreiflich von allen Fortschritten seines Gewerbe- zu überzeugen und sich dieselben dienstbar machen. Es ist nicht richtig, wenn man aunimmt, Alles dies sei auch ohne GewerbeauS- stellung des ganzen deutschen Reiches durchführbar. Manches mag schon erreicht werden, aber nicht so viel. Die Idee der Ausstellung! enthält schon etwas, das ganz anders wirkt, als papierne Empfehlungen, die Ausstellung selbst wird das lebendige Abbild alles Dessen sein, was ein gewerbthätigeS Volk zu leisten im Stand« ist, und dem wird auch der Erfolg entsprechen. Politische Rnndschan. Deutsches Reich. Seit dem verabscheuungSwürdigen Attentat aus den Kaiser dürste der greise Monarch niemals so ernst er krankt gewesen sein, als gegenwärtig. E» läßt sich daS jetzt sagen, da die Gefahr glücklich Überstande« ist. Der Ausdruck „erkrankt" ist eigentlich nicht ganz zutreffend: der Kaiser litt nicht an einer schwere» Krankheit, durch verschiedene äußere Einflüsse war eine bei dem hohen Alter an und für sich schon erklärliche große Schwäche hervorgerufen, welche zur lebhaftesten Vorsicht ermahnte. Die letzten Tage haben auch gezeigt, wie ungemein groß die Anhänglich keit der Reichshauptstadt au den hohen Herrn ist. Hunderte hielten fortwährend das kaiserliche Palais am Ausgange der Linden um lagert, und als der Kaiser sich wiederholt mit der Frau Großherzogin von Baden am Fenster zeigte, brach ein Jubelrufen sonder Gleichen lo», daS den Kaiser ungemein rührte. Wie ein Blitzstrahl aber ging es durch die Menge: Der Kaiser ist wieder am Fenster, also nicht schwer krank! Derartige Szenen, wie sie am kaiserlichen Palais sich abgespielt, lassen sich schwer beschreiben. Die ehrwürdige Gestalt de- Kaisers, der trotz seiner 88 Jahre noch aufrecht in der Uniform da steht, mit dem milden, freundlichen Antlitz übt einen Zauber aus, dem sich zu entziehen kaum möglich ist. — Die Kaiserin Augusta beabsichtigt demnächst in Homburg v. d. H. auf längere Zeit Aufenthalt zu nehmen. Im Schlöffe da selbst werden bereits die nöthigen Räume hergerichtet. — Der Kronprinz und Prinz Wilhelm von Preußen find Freitag Vormittag aus Königsberg 1 Pr. wieder in Berlin eingetroffen. — Die Provinz Ostpreußen hat zu einer UnterstützungSkafle für da» Kron- prinzen-Regiment eine Geldspende von 6500 Mark gegeben. — Freitag Nachmittag ist der Kronprinz bereits wieder zu den Beisetzungs feierlichkeiten in Sigmaringeu abgereist. — Wie die Nat.-Ztg. hört, ist der Besuch deS König- von Belgien in Berlin für diesen Sommer definitiv aufgegeben. Der Grund dazu liegt in der für den Kaiser, trotz der fortschreitenden Besserung seines Befinden- bestehenden Nothwendigkeit, sich zu schonen» u»d in dem Wunsche der Aerzte, daß der Kaiser sich, sobald eS sein Befinden gestatten wird, nach Ems begeben möchte. ES wird ««ge nommen, daß Se. Majestät die Reise nach EmS Mitte Juni antreten werde. Dem König von Belgien ist dies« Sachlage durch ein Schrei ben des Kronprinzen mitgctheilt worden; wahrscheinlich wird der Besuch des Elfteren in Berlin nunmehr im Herbst stattfinden. — Während der Abwesenheit der Reichskanzlers von BerlÜt dürfen demselben weder amtliche noch nichtamtlich« Schriftstück« vor gelegt oder nachgesandt werden. Es ist deshalb auf eine Beantwortung derselben nicht zu rechnen. — Der BundeSrath hielt am Freitag in Berlin eine Sitzung ab, in welcher aber nur unwesentliche Gegenstände erledigt wurde». — Die Bromberger Strafkammer Hat^ in einem Spezialfall« endgiltig entschieden, daß die Polizei-Verwaltung nicht das Recht hat, den Bäckern bestimmte Brotverkanfstaxep vorzuschreibeo. Bäck« können nur ängehalten werden, selbst solche Taxen auszüstell«».^^.. ^ — Zur braunschweigischen Angelegenheit.ist zudem preußischen Anträge ein Zusatz-Antrag von einer Bundesregierung ver breitet, welcher, ohne von dem Tenor de» preußischen Antrages abzu« weichen, Abänderungen in der Begründung vorschlägt. — Al- Vorsitzender de- welfische« Wahlverein» der Provinz Hannover hat der Abg. Graf Bernstorff Gartow an den BundeSrath einen Protest gegen die in dem Preußischen Antrag enthaltenen Be schuldigungen der welfische« Partei gesandt. Es heißt darin: „Alle diese Anschuldigungen entbehren jedes thatsSchkichen Grundes. Die Welfenpartei, worin die große Mehrheit deS hannoverschen Volke- aller Stände ihre politische Organisation für die parlamentarische» Wahlen findet, hat keine verfassungswidrigen Bestrebungen. Sie gefährdet nicht die Sicherheit des Reiches. Sie ist gar nicht in der Lage, den inne ren Frieden in Frage stellen zu können. Die Welfenpartei übt keinen Einfluß auf den Herzog von Cumberland. Der Herzog steht nicht an der Spitze einer Partei Die Welfenpartei hält sich auf daS Sorgsältigste im gesetzlicken Wege- Sie hat keine Vorbehalte gemacht und bedarf deren nicht- Der gewaltsame Weg ist sür sie ausgeschlossen, er ist naturgemäß, nach den gegebenen Verhältnissen, nach ihren Prinzipien, in ihrem Interesse und nach dem wohlbekannten Charakter der hannoverschen Volkes unmög lich. Mit dieser Erklärung habe ich nur der Annahme begegnen wollen, als ob durch ein Schweigen unsererseits die Behauptungen rechtswidriger Be strebungen irgendwie und auch nurin einem kleinsten Punkte zugegeben würden." Nach diesem Proteste ist die Frage erlaubt: Wozu existirt und was bezweckt eine Welfenpartei? Sie kann die Reinheit ihrer Gesinnung überzeugend darthnn, indem sie sich auslöst. — DaS Lehrer-PensionSgesetz hat, wie der Minister von Goßler in Kiel einem Lehrer gelegentlich einer Audienz mittheilte, bereits die Zustimmung der StaatSregicrung und die Unterschrift des König» erhalten. — Wir haben schon neulich darauf hingewiesen, daß die Volks zählung am ersten Oktober dieses Jahre» auch deshalb stattfinde, um festzustelle«, in welchem Verhältniß die Friedensstärke der deutschen Armee zur Bevölkerungszahl stehe. Die Friedensstärke der Armee soll gleich ein Prozent dek Bevölkerung sein, doch überwiegt die Bevölker ung. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die ReichSregieruug eine ent sprechende Truppender st ärkung fordern wird, namentlich ist von einer Vermehrung der Artillerie ja längst die Rede. Bon heute auf morgen geht die Sache aber jedenfalls noch nicht, denn der Reichstag in seiner jetzigen Zusammensetzung wird nicht gerade so sehr schnell einer Erhöhung de» Militäretat» zustimmen. Das schon im Reichssäckel vorhandene Loch würde dadurch nicht kleiner, sondern immer größer. — Wie man der „Voss. Ztg." mittheilt, stehen auch auf dem Gebiete der Zivilprozeßordnung in der nächsten Zeit nicht unerhebliche Aenderungen in Aussicht. Die Vorarbeiten zu ein» Gesetznovelle sind bereit- beendet und es liegt die Möglichkeit nahe» daß der Reichstag sich schon in seiner nächsten Session außer mit den Abänderungen der Strafprozeßordnung, der Rechtsanwaltsordnung und der Vormundschaftsordnung auch mit einem größeren Gesetzent wurf, der di« Zivilprozeßordnung abändert, wird beschäftigen müsse». — Die vielbesprochenen Ausweisungen russischer Staatsange höriger haben auch in BreSlau nunmehr ihren Anfang genommen. In den letzten Tagen sind einer ganzen Reihe russischer Staatsan gehöriger polnischer Nationalität AuSweisungsordres zugegangen; darunter befinden sich Personen, die seit mehr als zehn Jahren in Breslau ortSansässtg waren. — Die Konferenz sür das Gefänguißwesen, welche dieser Tage in Berlin tagte, hat u. A. folgende Resolutionen angenommen: I. die große Zahl jugendlicher Verbrecher b.dingt e», daß 1) den Eltern das Gewissen sür ihre Verantwortlichkeit geweckt wird; 2) di« Schule hat di« Weckung des GemüthSlebens und die gesund« Aus bildung deS Wissens mehr in» Auge zu sassen; 3) die Organe der Kirche müssen eS als eine Ausgabe bewahrender Liebe, welche ihre immer regere Betheiligung erfordert, erkennen, auf eine christliche Jugenderziehung hinzuwirken; 4) jeder Einsichtige in unserem Volke muß eS als eine Pflicht ansehen, die Ungezogenheiten der Jugend - L--
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite