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finden. — Prinz Napoleon, der am vergangenen Sonntage im strengsten Jncognito auf seiner Dampfyacht „JGpme Napoleon" lm Hamturger Hafen eingetroffen WoO, besuchte auch Altow» u»d ftchr «achnM-gü pM Gü^e-, »an tvo er MoWaß» «ach Hanchurg zurücchetz-le »nU seme Meit» nach der Wchr fatschte. -- In Berlin häst -egßNWärtig eine VersammluA) deutscher Taubstummen ihre Zusammenkunft. Der Zweck derselbe« ist die BeschSußfaffuna darüber, daß die Mitglieder der Vereinigung sich für die Folge mcht mehr der Zeichen, sondern der Stenographie bedienen. — An Stelle deS ausgeschiedenen Grafen Henkel von Donnersmark ist in Beuthen Graf Schaffgotsch auf Schom berg zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden. — Nach dem Anschluß der Elbherzogthümer, Lauenburgs, der beiden Groß- herzogrhümer Mecklenburg und Lübecks hat da- deutsche Zoll- veremSgebiet einen Umfang von ungefähr 9678 Ö.-M. mit -8 Millionen Einwohnern. — Der Kriegsminister v. Roon hat daS 2000 Morgen große Rittergut Gütergotz bei Potsdam käuflich erworben. — Der in Breslau tagende volkswirth- schaftliche Kongreß nahm am 2. d. M. folgenden Antrag an: Der Einfuhrzoll von Reis in den Zollverein soll, ohne Unter schied zwischen geschälter und ungeschälter Waare, von 1 Thlr. auf 15 Sgr. pro Centner herabgesetzt werden. — Nach Mit- theilung offiziöser Blätter ist das Ministerium mit den Vor arbeiten für die Session des Landtags beschäftigt. Letzterer wird jedoch erst nach Schluß der Provinziallandtage einberufen werden. Ueber den diesjährigen deutschen Juristentag geht dem „Dr. I." aus Hamburg unterm 30. Aug. folgende Mlttheilung zu: Am gestrigen Tage sind hier die Sitzungen des siebenten deutschen Juristentagß geschlossen worden. Ein Rückblick auf dieselben gewährt die Ueberzeugung, daß der deutsche Juristentag mit innerer Lebenskraft ausgestattet ist und wesentlich dazu bei trägt, wenigstens auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft dle Ein heit und da- EinheitSgefühl bei den Angehörigen der deutschen Ration wach zu rufen und rege zu erhalten. Von lebhaftem Interesse gerade für die Angehörigen des Königreichs Sachsen sind die Verhandlungen der dritten, der sog. Strafrechtsabthei- lung gewesen. Als einstimmig erwählter Vorsitzender dieser Ab- theilung fungirte der Generalstaatsanwalt Ör. Schwarze aus Dresden, welcher bereits auf dem ersten deutschen Juristentage und seitdem ununterbrochen auf jedem der folgenden mit der größten Sachkenntniß, sowie mit der Ruhe und Unparteilichkeit oes Meisters das Präsidium der Abtheilung geführt hat. Von ihm war der Antrag gestellt worden, daß im Strafverfahren der StaatSanwalt berechtigt sein soll, auch zu Gunsten des Ange klagten Rechtsmittel emzulegen, und gerade dieser Antrag, der auch bei den königlich sächsischen Strafprozeßreformen in Aussicht genommen, ist der einzige gewesen, der mit Stimmeneinhelligkeit m der Abtheilung zur Annahme gelangte. Einem vielseitig aus gesprochenen Wunsche zu genügen, gab der Vorsitzende, General- raatsanwalt vr. Schwarze, eine eingehende und erläuternde Ueber- lcht über die neuesten Gesetzgebungsreformen im königlich säch- ^sischen Strafverfahren. Diese mit großem Danke aufgenommene Mittheilung rief bei den Zuhörern die Ueberzeugung hervor, daß die angebahnten Reformen auf der Höhe der strafiechtswiffen- schastlichen Forschungen stehen und wahrhaft geeignet sind, das Strafverfahren zu emem, der Gerechtigkeit förderlichen zu gestal ten und die Grundsätze der Humanität zur Geltung zu bringen. Eine die Rechtspflege fördernde Einigung ist am 29. Aug. d. I. durch den Vertrag vollzogen worden, den die Ko bürg er Regierung und die von Reuß ä. L. mit den Regierungen von Weimar, Sondershausen und Reuß j. L. wegen deS An schlusses an das Appellationsgericht zu Eisenach einge- gangen ist. Dieser nach dem Vertrage vorläufig bis zum 1. Juli 1880 gemeinschaftliche Apellhof wird von den beteiligten Staaten in der Weise besetzt, daß bezüglich der Stellen, des Präsidenten und Vicepräsidenten eine Verständigung event. eine Abstimmung erfolgt, bei welcher Weimar 6, Gotha 4, die übrigen Länder, mit Ausschluß Reuß ä. L., daS nur eine St'mme hat, je 2 Stimmen führen. Die Rathsstellen find, mit 4 Weimaranern, 2 Koburg-Gothaern und je einem Angehörigen der anderen Theil nehmer zu besetzen. Zu den Kosten des Apellationsgerichts trägt jeder Interessent nach feiner Bevölkerung auf Grund der Zählung vom Z. Dezember v. I. bei. Der Anschluß selbst erfolgt am October d. I. Baden. Der GroHerzo«^ welcher Wit dem 18. v. M auf GchlaO MBrWtt ve«veiu, hat Ach eine Erkättu»g zugezogen, in- fülge de«n er mehrere Lsgt d»S Bett hüten mußte. OestsreekEh. Herr v. Beust scheint die österreichischen Verhältnisse mit mehr Zuversicht zu betrachten, als die borkige „Presse". (Vergl. den Artikel in voriger Nummer.) Bei einem Bankett, welches der Landmarschall von Niederösterreich, Frei herr v. Pratobevera, den niederösterreichischen Landtagsdeputirten gab, äußerte der Reichskanzler: „Ich war unlängst erst veranlaßt, vor einer großen Versamm lung (beim Schützenfest) zu sprechen. Man hat meine damals ge sprochenen Worte dahin aufgefaßt, daß ich versuchte, der allzu ge hobenen Stimmung einen Dämpfer aufzusetzen. Ich kann dieses Wort nicht gelten lassen. Ich habe nie Veranlassung gehabt, «i-m» Dämpfer aufzusetzen. Ich mochte lieber, wenn ich so sagen darf, der Puffer sein, wenn zwei Wagen an einander prallen. Damals fühlte ich mich berufen, in die allzu gehobene Stimmung ein Piano einzusetzen, aber heute — und daS erinnert mich eben an jene Ver sammlung — drängt eS mich, der vielleicht etwas gedrückten Stimmung ein Forte aufzusetzen. Damals erweckten meine Worte Aufmerksamkeit, weil sie meiner Ueberzeugung entsprangen; ebenso be tone ich heute ein Forte, weil ich zu Zweifeln und Mißtrauen keine Veranlassung sehe. Wir werden mit der Verfassung vorwärts schreiten. Lassest Sie uns Vertrauen und Zuversicht säen und wir werden Vertrauen und Zuversicht ernten. Dies möchte ich allen Landtagen zurufen; ich rufe eS dem niederösterreichischen Landtage zu. In diesem Geiste bringe ich dem Landmarschall und dem Land tage ein Hoch!" „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube" — werden wohl die österreichischen Völker bei diesen. Worten denken, denn selbst die liberale Regierung ist nicht freizusprechen, Zweifel statt Vertrauen zu säen. Während sie mit einer drakonischen Strenge gegen jede Ausschreitung der Presse verfährt, die Redakteure mtt langjährigen Zuchthausstrafen rc. belegt, hat sie gegen die Brand- schnften des Episkopats kaum eine bescheidene Vermahnung. Kein Wunder also, wenn das rechte Vertrauen sich nicht finden will. Dem beschränkten Unterthanverstande will es nun einmal nicht einleuchten, daß die Freiheit, deren sich die Herren vom Krummstabe erfreuen, und die auch auf ihre ntterbürtigen Laien-Bundesgenoffen ausgedehnt wird, nicht Allen zu Statten kommt und daß man nicht einmal einen von diesen VerfassungS- Gegnern herausgreist, anstatt immer und immer nur die Presse als den Allerwelts-Prügelknaben das Bad ausgießen zu lassen. — Die „Neue Freie Presse" will wissen, daß unterm 27. August eine Note an den österreichischen Gesandten m Berlin ergangen sei, welche über eine angeblich zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Gesandten stattgehabte Unterredung, betreffend die Note des Gräfin Usedom, Mittheilungen macht. Der Reichs kanzler soll, wie es in der Note heißt, seine Verwunderung darüber ausgesprochen haben, daß die preußische Regierung die Depesche des Grafen Usedom vom 17. Juni 1866 zum Gegen stand diplomatischer Erklärungen gemacht habe, während ein gänz liches Stillschweigen hierüber im beiderseitigen Interesse gelegM hätte. Die Note^betont schließlich die Friedensliebe Oesterreichs, welche in dem jetzigen Augenblick allein den Bedürfnissen de- Staates entspreche. Italien. Die Regierung hat soeben ein Beispiel gegeben, wie man mit dem römischen Klerus verfahren muß, null man ihm gegenüber seine Würde wahren. Bekanntlich mag der Papst das Königreich Italien nicht anerkennen und hält eS deshalb auch nicht für nöthig, bei der Wiederbesetzung deS durch den Tod deS Kardinals Andrea erledigten Bischofsstuhles von Magliano die italienische Regierung um ihre Genehmigung zu fragen. Der neue Bischof, Kardinal v. Reisach, schickte sich vielmehr einfach an, von dem Bischofsstuhl Besitz zu nehmen und hätte dies auch ausgeführt, wenn die italienische Regierung nicht einen HaftSbefihl erlassen und gedroht hätte, auf Grund desselben den geistlichen Herrn bei seinen Uebertritt auf itaüeni- sche- Gebiet festnehmen und per Schub über die römische Grenz*