Volltext Seite (XML)
ms Besorgnisse unbegründet sein mögen, denn würde de« Llbe«liS- mus em so schwerer Schlag versetzt, dann wäre e- um Vester- reich- Wiedergeburt geschehen. — Die czechischen Abgeordneten beabsichtigten der Landtagseröffnung in Prag beizuwohnen, aber nur, um einen Protest gegen die Giltigkeit de- Landtags mit Hinwei- auf das Dezember-Statut einzubringen und unter ^iederlegung ihrer Mandate den Sitzungssaal zu verlassen. — Reichskanzler v. Beust ist von Gestein nach Salzburg gereist, um dort beim Kaiser zu verweilen. — Dem „Wanderer" geht auS Pest folgende Mitteilung zu: „Dunkle Gerüchte durch ziehen die Stadt. Ein Komplot wurde entdeckt. Mehrere junge Leute haben sich verschworen, „den Landesverräther" Franz Deak zu tödten. Der Bursche, welcher das Henkeraml übernommen, sitzt bereits wohlverwahrt hinter Schloß und Riegel im Stadthause; eS wurden bei ihm das Namensverzeichniß der Verschwornen, Plan der Ausführung und ein Revolver gefunden. Der älteste der Verschwornen hat das fünfzehnte Lebensjahr noch nicht zu» rückgelegt. Ueber diese Thatsache herrscht das größte Stillschweigen in den Zeitungen. Deak, welcher bereits seit mehreren Tagen in Kenntniß von der ihm drohenden Gefahr gesetzt ist, läßt sich in seiner bisherigen Lebensweise durchaus nicht stören. Der Attentäter war in der Buchhandlung des Karl Rath als Prak tikant bedienstet, erregte durch sein exzentrisches Benehmen längst die Aufmerksamkeit der Nachbarn, rühmte sich, ein rühriges Mitglied des geheimen Klubs zu sein, und trug eine rothe Feder an dem Hute. Das komödienhafte Verschwinden Beniczky's die zahllosen anonymen Drohbriefe, da^ Attentat auf Deak, sind, mit klarem Verstände betrachtet, blinde Schreckschüsse, um die Deak-Partei einzuschüchtern; hierzu träat jedoch das lächerliche Benehmen unserer Sicherheitspolizei viel Schuld. Sobald Jemand einen ähnlichen Wisch erhält, wird er in den Zeitungen publizirt, selbst der Stadthauptmann Polgar ließ einen anonymen Brief schreiber auffordern, ihn zu besuchen. Anonyme Briefe schreiben entweder Schulkinder oder geheime Polizeiagenten, erstere um sich einen Spaß zu machen, letztere, um sich bei abnehmender Arbeit — Arbeit zu verschaffen. AuS Luzern, wo gegenwärtig die Königin von England weilt, wird gemeldet: Vergangene Mittwoch um 2 Uhr Nachmittags wurde ein zur Ermordung der Königin Viktoria hierher gekommener Fenier vor dem „Schweizer Hofe" von zwei englischen geheimen Polizeiagenten verhaftet. In der englischen Kolonie herrscht große Aufregung. Man glaubt, der verhaftete Fenier sei nicht der einzige, welcher nach Luzern ge kommen. Auch wird erzählt, die Königin wäre schon vor ihrer Abreise nach der Schweiz von dem Mordplane unterrichtet gewesen. Italien. Die früheren Befürchtungen hinsichtlich der Tabaksvorlage im Senat haben sich als irrthümlich erwiesen, vielmehr ist diese Körperschaft den Beschlüssen der Deputirten- kammer ohne wesentliche Aenderungen mit 106 gegen 1l Stimmen beigetreten. — Die vielfach angekündigte Flugschrift Lamarmora's über den Feldzug von 1866 ist erschienen. Man weiß nicht, sagt nach Durchlesung derselben ein Florentiner Korrespondent, was Lamarmora eigentlich bat berichtigen oder aufklären wollen; eins aber ist vollständig klar: seine Schrift bestätigt auf das Vollständigste daS Urtheil, daß der Feldzug von 1866 ohne jede Idee, ohne jeden festen Plan von einem Feldherrn geführt worden ist, welcher mehr Eitelkeit als Kenntnisse besitzt und sich auf die Eingebungen seines eigenen, armen kleinen Gehirns ver lassen hat und die Verantwortlichkeit für seine eigenen Jrrthümer auf Andere abwälzen möchte. Bei der Wahl eines Abgeordneten im Jura - Departement hat die Regierung eine eclatante Niederlage erlitten, inde« der Kandidat der Opposition mit einer Majorität von 12/00 Stimmen über den Regierungskandidaten siegte. Dieser Schlag kam um so unerwarteter, als gerade im Jura- Departement stets regierungsergebene Männer gewählt wurden und der Einfluß der Opposition dort ziemlich unbedeutend war. Um ihre Niederlage zu bemänteln, macht die Regierung jetzt zum bösen Spiel gute Miene, indem sie die Wahl nicht der dortigen Stimmung, sond.^n einer Reihe von Lokalumständen Schuld giebt. Ja man will nun sogar finden, daß der Oppo« „Reform" Folgende- «ft: Der Stuä. ^«r. Ferry insultirte am Mittwoch Abend in Meser'S Salon den gleichfalls anwesenden Leutnant b. Rheinhaben in gröblichster Weise und fuhr mit den ehrverletzendsten Schimpfereien sogar noch fort, nachdem dieser ihn, wie Augenzeugen versichern, in höflicher Weise zur Rede stellte. Der Leutnant forderte endlich den Namen des Beleidigers, worauf ihm dieser mit den Worten: „Wir schießen unS", seine Karte in daS Gesicht warf. DaS Duell sollte nach der Verab redung hinter dem Türkischen Kirchhofe stattfinden. Ein Herr A., welcher Zeuge der Verhandlungen gewesen, hatte die ver nünftige Idee, bei dem nächsten Polizeibureau von dem beab sichtigten Duell und dem Orte de- Rendezvous Anzeige zu machen. Der Leutnant deS Reviers, in welchem der Kampfplatz liegt, wurde ungesäumt telegraphisch benachrichtigt und begab sich mit mehreren Schutzleuten auf denselben. Hier fand er auch die Duellanten in Gesellschaft mehrerer Personen, worunter zwei Aerzte, und kam.gerade hinzu, als die Sekundanten die Distanz abschreiten wollten. In der Nähe hielten zwei Droschken; in einer derselben fand der Polizeileutnant zwei Pistolen, die er mit Beschlag belegte. Der Student wollte sich dem widersetzen und artete sogar in Tätlichkeiten gegen einen Schutzmann aus, sodaß seine Verhaftung erfolgen sollte, er legitimirte sich jedoch und leider wurde von derselben Abstand genommen. Die ganze Ge sellschaft entfernte sich darauf und der Polizeileutnant glaubte durch Entziehung der beiden Pistolen das Duell verhindert zu haben. Dies war jedoch nicht der Fall, denn schon nach einer Stunde ging die Meldung ein, daß dasselbe hinter dem Bock flattgefunden und einen gefährlichen Ausgang genommen hätte. AlS die Beamten sich an Ort und Stelle begeben wollten, be gegneten sie schon einer Droschke, in wel her v. R. saß, der seinen schwerverwundeten Gegner in den Armen hielt, um ihn, in Be gleitung eines Arztes nach Bethanien zu bringen. Die Kugel soll dem Getroffenen die Lungen verletzt haben, sodaß wenig Hoffnung für sein Aufkommen vorhanden ist. Der Untersuchungs richter war gegen Mittag in Bethanien, um durch Vernehmung deS Verwundeten den Thatbestand festzustellen, dieselbe konnte jedoch nicht erfolgen, da Ferry nicht vernehmungsfähig war. Hessen-Darmstadt. Nachdem der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer einstimmig den Antrag seines Berichterstatters, den Gesetzentwurf betreffend die Pensions-Verhältnisse der Offiziere und oberen Militärbeamten zur Zeit abzulehnen, angenommen hatte, und die größte Wahrscheinlichkeit vorlag, daß die Kammer bei ihrem Wiederzusammentritt diesen Antrag zum Beschluß er heben würde, so hat daS Kriegsministerium an den Vorsitzenden der Finanzkommission, Deputirten Werner, ein Schreiben gerichtet, worin erklärt wird, daS seitens deS Kriegsministeriums bei der geringen Hoffnung auf da- Zustandekommen des Gesetzes unter Mitwirkung deS jetzigen Landtags keine Veranlassung vorhanden sei, auf die voraussichtlich unfruchtbare Berufung dieses Land tages zu dringen. < Oeftepveick. Mit banger Besorgniß sieht der größte Theil der Bewohner Oesterreichs schon der nächsten Zukunft ent gegen. Neben der am vergangenen Sonnabend - erfolgten Eröff nung der Landtage ist die Regierung in einen ernsthaften Konflikt mit dem hoben Klerus eingetreten, indem sie denselben zur Heraus gabe der Akten der bisherigen geistlichen Ehegerichte aufgefordert und auf die Weigerung der Bischöfe eine letzte Frist hierzu gestellt hat. Da tritt plötzlich Giskra, dessen Name als die Firma des liberalen Oesterreichs gilt, eine Erholungsreise an und bestellt zu seinem Vertreter den Grafen Taaffe, einen Mann, der weder liberal, noch arti-klerikal ist, sondern von dem man sehr wohl glauben kann, er habe daS Amt übernommen, die Todtenglocke über die neue Aera ertönen zu lassen. Denn — wie unglaub lich es auch klinge — schon soll das Ministerium den Landge richten aufgegeben haben, auf die Herausgabe der Ehegerichts-Akten nickt weiter zu bestehen. Kann man sich da noch wundern, wenn die Sage immer mehr Glauben gewinnt, eS sei eine Note an dm heiligen Stuhl abgegangen, um diesem die Nichtausführung der konfessionellen Gesetze insgeheim zu garantiren? Und darf man sich ferner wundern, wenn die Bewohner Oesterreichs mit Sorgen der Zukunft entgegen blicken? Hoffen wir, daß die