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Sächsische DorsMmS Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers C. Heinrich. Sreuftadt» Dre-de«, in der Expedi tion, N.Meißn. Gasse Rr. S, § . zu haben. -M vierteljährlich 1L'/eRgr. Zu beziehen durch alle kgl. Post- AnstaUen. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann X Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. bahnprojekte eine besondere Wichtigkeit. — Der Submarinen- Ingenieur Bauer ist mit einem neuen Projekt hervorgetreten, nämlich mit dem Entwurf einer unterseeischen Locomotions- masch ine. Von Setten der Bundeskriegsmarine ist eine Kommission mit der Prüfung und Begutachtung dieses Projektes beauftragt worden. — Ein Brief, den der in Mainz erscheinende „Israelit" aus Jerusalem enthält, meldet, daß der Konsul des norddeutschen Bundes, Professor vr. Petermann, bald nach seiner Ankunft dem Rabbi Arjeh (dessentwegen der Abg. Lasker neulich eine Interpellation stellte) die Freiheit gab und den preußischen Konsulatsvertreter, Dragoman Dahud, seines Amtes entsetzte. Würtemberg. Ein kleines Bild des Wahlkamvfes, der des Zollpariaments wegen gegenwärtig buchstäblich „vis aufs Messer" geführt wird, dürfte die vor Kurzem in Degerloch ab gehaltene Wählerversammlung geben, wo die sogenannte Volks- Partei gegen den Kandidaten der deutschen Partei, Kaufmann Müller, fast in Tätlichkeiten ausartete. Gleich beim Eintritt in den Saal wurde Müller von Hochs auf Oesterreich em pfangen. Im Laufe seiner Rede steigerten sich die Unterbrechungen fortwährend. Als ein Begleiter Müllers die anwesenden Deger- locher energisch ausforderte, ihrer eigenen Wahlversammlung Achtung zu verschaffen, brach ein völliger Sturm los. Unter unbändigem Gebrüll: „Wir wollen österreichisch werden, nicht preußisch! Hinaus mit den Preußen! Heute muß noch Blut auf dem Tische fließen!" zogen mehrere anwesende Zimmergesellen ihre Messer und drangen auf die Mitglieder der „deutschen Partei" ein. Zugleich schrie eine Stimme: „Der Zollverein mit Preußen das ist die schwäbische Kuh, die in Berlin gemolken wird!" — Den Bemühungen des Wirthes, sowie der Frau und Tochter desselben, war es zu danken, daß „kein Blut floß." Sie warfen sich zwischen die Angreifer und Angegriffenen und es gelang dadurch den letzteren, die Thür zu erreichen. Allein vor der Thür wurden sie von einem Dutzend Genossen der Zimmer gesellen erwartet, welche sie mit Schimpfreden überhäuften und ihn in drohender Weise mit Knütteln und Messern nachfolgten. Baden. Bei der Wichtigkeit der Anträge in Betreff der Besteuerung des Tabaks speciell für Baden hat-es die groß herzogliche Regierung für angemessen erachtet, zunächst Interessenten und Sachverständige über die eingebrachte Vorlage zu vernehmen, und es sind deshalb auf Veranlassung des Handels- und Finanz ministeriums die Vertreter der betheiligten Kreise zum 20. d. M. zu einer Berathung nach Karlsruhe emgeladen worden. - — Oesterreich. Außer dem früher erwähnten Finanzgesetz liegen noch folgende neue Finanzvorlagen im Entwurf fertig vor: 1) Das Gesetz, welches die Ermächtigung zum Verkaufe eines Theiles von unbeweglichem Staatseigenthum bis zum Erlöse eines auf drei Jahre zu vertheilenden Betrages von 25 Millionen Gulden ertheilt. 2) Das Gesetz über die neue außer ordentliche, auf drei Jahre berechnete Vermögenssteuer a) vom Grund und Boden, b)..von Gebäuden und o) vom mobilen Vermögen. 3) Das Gesetz über die Erhöhung der Gewinnsteuer auf 15 Prozent. 4) Das Gesetz über die Unifikation der Staatsschuld, welches die Einführung, Politische Weltschau. Deutschland. Der Gesetzentwurf wegen Besteuerung des Tabaks liegt fetzt in seinem Wortlaute vor. Die wesentlichsten Bestimmungen desselben haben wir bereits in vorvoriger Nummer mitgetheilt, weshalb-wir auf den Inhalt der Vorlage mcht werter zurückkommxn. Charakteristisch genug wehrt sich würtem- bergische Regierung jetzt gerade so gegen den Verdacht der Ur heberschaft dieser unliebsamen neuen Steuer, als wie dies früher Seitens der großherzoglich badenscben Regierung geschah^-— Die vier süddeutschen Regierungen haben im norddeutschen Bundes- rathe den Antrag gestellt, das norddeutsche Freizügigkerts- gesetz „auf dem Vertragswege" auf Süddeutschland aus zudehnen. Der Antrag würde, wenn vom Bundesrathe befür wortet, zum Abschlusse eines besonderen Vertrages führen, welcher einerseits dem Reichstage, andererseits den vier süddeutschen Landesvertretungen vorgelegt werden müßte. Die Tendenz, das Zollparlament zu umgehen, tritt in demselben ziemlich unverhüllt hervor. Allerdings ist nach den Bestimmungen des Zollver trages vom 8. Juli 1867 das Zollparlament in diesen Ange legenheiten nicht kompetent. Dagegen würde die Herstellung eines deutschen Jndigenats die Voraussetzungen des Artikels 26 des Vertrages erfüllen, demgemäß die vertragschließenden Theile gemeinschaftlich dahin wirken werden, daß durch An nahme gleichförmiger Grundsätze die Gewerbsamkeit befördert werde. Daß das gemeinschaftliche Wirken beider Theile auch nur durch das gemeinschaftliche Organ der Regierungen und der Bevölkerungen ausgeführt werde, scheint denn doch eme durchaus gerechtfertigte Forderung. — Dem am 23. d. M. zusammen tretenden Reichstage soll u. A. auch ein Gesetzentwurf wegen Re gelung des Auswanderungswesens vorgelegt werden. Diesem ersten Schritte würde ein zweiter folgen, nämlich die Ueberwachung der Auswanderung durch Beamte des Bundes und zwar der Bundeskriegsmarine. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß die zur Erörterung und Begutachtung des Auswandererwesens bestellte Bundeskommission ihre Geschäfte beendet hat und im Begriff ist, an den Bundeskanzler ihren Hauptbericht zu erstatten. Preußen. Die von mehreren Zeitungen gebrachte Nach richt, daß sich der des Hochverraths angeklagte Graf Pläten nach Kopenhagen begeben habe, ist unbegründet. Der Graf weilt nicht nur in der Umgebung seines Herrn, sondern hat sich auch in der letzten Zeit so unbedingt in der Gunst des Königs ' Georg befestigt, daß an eine Trennung zwischen Beiden gar nicht zu denken ist. Dem Könige wird nämlich vorgeredet, daß Graf Platen der populärste Mann in Hannover sei und daß Georg durch die Entfernung desselben alle Sympathien dort ver lieren würde. Uebrigens wird Graf Platen durch den „preußischen Staatsanzeiger" aufgefordert, am 27. Mai vor dem Untersuchungs richter in Berlin'zu erscheinen, um sich zu verantworten. Am 8. Juli findet die Hauptverhandlung gegen den Angeklagten statt. — In Bezug auf eine zweite Ueberbrückun^ der Elbe bei Magdeburg hat das Kriegsministerium entschieden, daß die Aus- führung dreses Planes nur gestattet werden könne, falls die neue Brücke m den unmittelbaren Schutz der Magdeburger Citadelle Ku stehen komme. . Diese Entscheidung hat für verschiedene Eisen- »rei-igster Jahrgang I. Suarlal. 'M»