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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-06
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.12.1888
- Autor
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/ für die Familien der zum Dienst einberufeiie» Reservisten und Lcmdwehr- leute gediehe» sei, und ob eine bezügliche Vorlage in Bälde zu erwarten steh«. Der Sriegsmtuister erwidert, daß die Vorlage im Kriegsmiiiisteriu», abgeschlossen sei und nun dem anderen Ressort zur Prüfung unterbreitet wurde. Staatssekretär von Bötticher: Das andere Ressort bi» ich (Heiterkeit.) Die Angelegenheit ist anch bei mir ferttggcstelli, doch kann ich ein festes Verspreche» über die Einbringung der Vorlage im Reichstage noch nicht geben. Abg. Nickert (freis.) rügt bie politische Agitation durch die Kriegervereine, die »amcinlich bei dem Kriegcrvcrein i» Horla in Schlesi.» zu Tage getreten sei. Die Kriegervereine sollen nach ihrer Vcrsassnng nur ge sellige und Untcrstütznngszweckc verfolge», sic treiben aber Wahlagitation, wie sich bei den letzten Wahlen gezeigt, so namentlch anch bei dem Krieger- Verein zu Iserlohn und mehreren andere». In anderen Kriegervcreincn, so In Haspe, Görlitz, Braiuisänvcig und Syke, halte man dagegen die Agitation nur einzelner Mitglieder für sreisinnige Wahlen als Belhäiignng einer kaiser- und reichSscindlichen Gcsinnlwg betrachtet. Durch solche Agi tatto», wenn sie »mcr den Augen des Krieasininisters vor sich geht, wird das Volksleben geradezu vernichtet. Kr cgsniit.islcr Br onsar t von Schellendors: Mil den Klicgcrvereinen habe ich znttächst gar nichts zu thn», wenn ich ihnen anch möglichstes Gedeihen wünsche. J.h habe gemein- schastlich mit dem Minister des Innern eine Verfügung an die Kriegervcrcine erlassen, daß sie gewisse Bestimmungen, betr. die Treue zu Kai er und i eich und Enthaltung von der Politik, in ihre Statuten ansnchincn müssen, wen» sie die Verleihung einer Fahne beantragen. Einzelne Mitthcilungen des Abg. Rickert bezweifle ich, sie haben für mich auch nur den Werth anonytner Mit- tbcilnngeu, da Herr Üiiekerl für scitic Aitgabcn hier unverantwortlich in. (Sehr richtig.) Sächsischer Militärbevvllniächtigtcr von Schlichen betont gegenüber einer früheren Behauptung des Abg. Bebel, das; die sächsischen Miliiärvereine sich au der Wahlagitation nicht bcthciligt haben, sondern nur alle Mitglieder chm Erscheinen an den Wahlurnen ausgefordert hättet,. Abg. Richter agen (sreis.): Es Hütte genügt, wenn der Herr Kriegsminister zu der vom >bg. Nickert angeregten Frage prinzipiell Stellung genommen hätte. Be- .bancrlicher Weise hat er das aber nicht gelhan, sonder» sich h»ter Formali täten zurückgezogen. Augeuscheinlich werden die Kriegervcrcine, wie es i» Harpe geschehen, zu ganz bestimmte» Zwecken organisiri. Und das ist unzu lässig. Redner fragt, ob es wahr ist, dag 4L bis 50 Millionen Mark zur Pxrstärkung der Artillerie vom Reichstage gefordert werden solle». Minister -ronsart von Schellendors: Was die Kriegervcrcine anbetrisft, so kann nur meine frühere Ausführung wiederholen. Was die Artillerievcrstärkung eht, so schweben Erörterungen zur Zeit darüber, ob angesichts der Ver- ?""Veflerui,qe» der russischen Artillerie auch bei uns solche »olhwcndig sind. Es sehlt mir aber jeder Anhalt darüber, ob und wieviel zu diesen Zwecken nöthig ist. Abg. Windthorst «.Centn»»): Mit den Mehrsorderunzcn für Militär zwecke muß cs ei» Ende haben, das habe ich Nimens meiner Wähler z» rrkläretpnnd in dem Sinne werde ich abstimme». Die Stellung des Herrn Kriegsininisters zu den Kriegcrvercine» hätte ihm doch wohl die Pflicht aus- erlcgt, sich zu den hier vorgcbrachtcn Thatsachen zu äußern. (Lehr richtig.) Selbst Graf Moltke hat davor gewarnt, in den Kriegervcreinen Politik zu treiben. Thuen sie eS dennoch, so soll man sie anslösc», den» es können sonst in diesen Vereinen gefährliche Elemente die Oberhand Mimen. Abg. Rickert (freis): Meine Beschwerde ist keine anonyine; protestirc entschiede» gegen diese Stellung des Ministers dem Parlamente gegenüber, er muß die vorgebrachten Fälle untersuchen, das ist seine Pflicht. Wenn sich die Mehrheit des Hauses solche Behandlung gefallen läßt, gut, so protestire ich Namens der Minderheit. Eine solche Erklärung, wie die vor hin, har noch kein Minister, nicht einmal Gras Roon, dem Parlament gegeben. Minister Bronsart von Schellendors: Ich muß dem Abg. Nickert er klären, daß ich seine Darstellung, die er ja bona siilv vorgctragcn hat, nicht glaube, und ich habe sehr bestimmte Gründe dazu. Deshalb sind und bleiben die Angaben für mich anonym. Abg. Baumbach-Altcnburg (frcicons.) vcr- theidigt die Stellung der Kriegervereine. Alle Krieger, die dem Kaiser und Reich Dienste geleistet, wissen sehr genau, was gegen ihre Kameradschaft ver stößt. Es ist selbstverständlich, daß sic dieselbe ausrccht zn halten juchen. Adg. Richter (sreis.): Der Vorredner scheint Krieger- und Kartell-Vereine za verwechseln. Das ist denn doch ein himmelweiter Unterschied. Redner bedauert nochmals, daß der Minister nicht bcsti» inte Stellung zu der Frage nimmt. Abg. Wi »dthorst: Ich hossc, das; nach der heutigen Debatte Jeder, , der von politischen Agitationen in Kriegervereine» Kenntnis; erhält, dem Herrn Minister Mitthcilung machen werde, damit derselbe cinschrciten kann. Tic jetzigen Zustände müssen unbedingt anshören. Abg. von Hclldors (cvns.) hält die Stellung des Kriegsministcrs den Kriegcrvercincn gegenüber für correct. Ans der Treue für Kaiser nnd Reich crgiebt sich eben sehr leicht eilte politische Stellung, welche der des Abg. Nickert feindlich ist. Ahg. Nickert fragt, ob der Minister nicht über die Kabinctsordre, welche in dieser Ange legenheit vorlicgt, Näheres mitthcilen wolle. Minister Bronsart von Schellendors lehnt eine Erörterung hierüber ab, da diese Angelegenheit big Sr. Majestät zukommendc. Cvmmandogcwalt betrügt. Abg. Richter "'(freis.): Herr von Helldvrf scheint zu glauben, man müsse regierungstreu bleiben, auch wenn man dafür ab und zu einen Fußtritt erhält. Ich befürchte, das; die Kriegervereine von der Regierung gemißbrancht werden, um die Wahlen z» beeinflussen. Abg. Windthorst will die Counnandogcwalt des Kaisers nicht erörtert wissen. Aber die Krieger- Vereine dürfe» nicht auf die Wahlen zurückwirken. Abg. Bebel (Soz ) wird veranlassen, daß in Zukunft Anzeige» über die politischen Agitationen der Kriegervereine bei den Lokalbehvrdcn erstattet werde». Sind die Sozia demo- kraten gut genug, als Soldaten de» Fahneneid zu leisten, so soll man sie anch zu den Kriegervcreincn znlasscn, sonst befolgen Sic das System der politischen Proskription, das der Heeresverwaltung eigen ist bei ihren Ver träge» mit Lieferanten. Proskribirc» Sie die Sozialdemokraten, so befreien Sie sie anch von Stenern und Militärpflicht. Unter den 700,000 sozialistische» Wählern sind 500,000 Militärpflichtige; wie wollen Sie ohne diese fertig Werden? Redner komnit auf die Assairc von Ehrenberg zn sprechen. Man habe dem ehemaligen Hanptiuan» von Ehrenbcrg, welcher die Sozialdemo kratie anfwiegeln wollte, Gelegenheit zur Flucht gegeben, obwohl seine Ver brechen ziemlich klar erwiesen wäre». Als Bebel den Fall Ehrenberg und den Gcsscke» Prozeß mit einander vergleicht, rust ihn der Präsident zur Sache. Der zehnte Theil des gegen Ehrenberg vorliegenden Belastungsmaterials würde eine» Sozialdemokraten ins Zuchthaus gebracht habet,. Ter Prozeß Ehrenbcrg ist ein Schandfleck sür das Militärgerichtsvcrsahren. Meine An sicht ist, daß Ehrenbcrg Werkzeug der Polizei war, dazu bestimmt, im ge gebenen Moment, etwa beim Ausbruche eines Krieges, die sozialdemokratischen Führer mit einem Schlage zu beseitige». Minister Bronsart von Schelle» dors: Es ist möglich, daß junge Leute mit sozialistisch verwirrten Idee» in die Armee trete», aber nach kurzer Zeit ändert sich das unter dem Einslnsse cines wohlwollenden Eompagniechess. -Herr Bebel übertreibt gewaltig, wem, er von 500,000 sozialistischen Soldaten spricht. Der Fall Ehrcubcrg ist mir nicht genügend bekannt, Herrn Bebels angebliche Enthüllungen sind als solche werthlos. Ob das Militärgericht lässig gehandelt oder nicht, kann ich nicht bcnrthcilen, diese Gerichte unterstehen den, Genera! Auditoriat. Abg. Hartman» (kon>.) Widerspricht der Ansicht Bebels, daß die Svcialdcmokrate» in Kriegctvercinc ans genommen werden sollen. Auf den Fahnen steht der Spruch: Mil Gott sür Kaiser und Reich, sür König und Vaterland! Diese» Satz kan» kein Soeial- demokrat unierschrciben. Können Sie cs, Herr Bebel? Abg. Bebel: Darauf habe ich keine Antwort zu gebe». (Aha!) Abg. Hartman» (fort- fahrend): Liebknecht sagte neulich zwar: Wenn Frankreich angrcift, so mar schnell auch wir gegen Frankreich. Wer soll denn entscheiden, wer der An- greifende gewesen ist? In solchem Falle wird es einfach heißen: Ein Hundsfott, wer das Vaterland verläßt! Abg. Bebel: Hr. Hartman» ist allerdings mit Hilfe der Kriegervereinc gewählt nnd hat Ursache, sür dieselben cnizutrelcit. So kindisch, wie der Hr. Kriegsminister meint, müssen die Ver brechen Ehrcnbcrg's doch nicht sein, sonst hätte man wohl keine» Steckbrief hinter ihm erlasse». Minister Bronsart v. Schellendors: Von Wohl wollen gegen Ehrenbcrg kann bei mir nicht die Rede sein. Ich verabscheue die groben Mnicstätsbeleidignnge» und bcdanre, daß der Thälcr Offizier war. Herrn Bebels ÄnSsührnngen kann ich indessen nicht benrthcilen. Abg. Striickmann fragt, ob man sür die Pensionsverlialtuisse der in den Koi»»»inatdie»st cintrelendcn Militciranwärtcr nicht besser sorgen wolle. Der Minister antwortet, eine bezügliche Vorlage sei schon ansgearbeitet. Der Gehalt des Kricgsmiuisters wird bewilligt. Hieraus vertagt das Hans die Aü-iicrberathiing des Militäretats ans Mittwoch I Uhr. — Schluß '/.b Uhr. - Sächsisches. — Butterst reise vo» voriger Woche: Bautzen M. 2,20-2,40; Chemnitz M. 2,00—2,80; Kamenz M. 2,20-2,50; Lvban Ai. 2,00—2,00; Rcichcnbgch M. 2,40—2,00; Großenhain M. 2,20-2,40: Leisnig M. 2.50-2,72; Rohmen, M. 2,44-2,04 — Dresden, 5. Tccbr. Cin fcljHier Anlaß führte vorgestern Abend die Sch!cSwig-HoIstci»cr Veteranen von 1849 ans den ver schiedensten Gegenden Sachsens in dem Weißen Saale von Hclbigs Etablissement zusammen. Als am 19. April 1819 die sächsischen Triiststeil des unter General von Hcintz nach Schleswig ausgerücklcii Cviitiiigciils vom 6000 Mann inil gegen die Schanzen von Düppel stürmten, fanden 9 Offiziere und eine Anzahl Unteroffiziere und Soldaten den Heldentod und diese ruhen, vereint mit je einem Han- nostcrancr und einem Dänen, in einem großen Grab ans dem Kirch hofe von Satrap. Im laufenden Jahre besuchte nun cin Mitkämpfer das Svldatcngrab und fand hierbei namentlich das Denkmal mit den Inschriften der gefallenen Kameraden in einem Zustande, der es de» überlebenden Düpprlkämpfern zur Ehrenpflicht macht, Denkmal und Grab in würdiger Weise zu erneuern. Das König!. KriegS- ministerinm erklärte, als Herr Venus, der Vorsitzende der Vereinigung „Schleswig Holsteiner Veteranen", demselben die Angelegenheit mit- theiltc. einen Beitrag für die Kosten der Renovation zu gewähren- Eine Anfrage vei dem Pastorat zu Salrup wurde in zuvorkommendster Weise durch Herrn Pfarrer Mst» beantwortet, und bald'daraus erfolgie, dem diesseitige» Wunsche entsprechend, die Zusendung des eisernen Denkmal-Hanptstückcs behufs seiner Erneuerung und Ergän zung nach Dresden. Vorgestern Abend war das von einer großen Blatlpflanz „gruppe umrahmte De, kmal, dessen Aujschrist in goldenen Lettern die Namen Derjenige», deren Blut vor 40 Jahren für die Befreiung Schleswig-Holsteins floß, auf's Neue verkündet, vor seiner RüctsenSnng nach Satrap ausgestellt. Es vollzog sich cin weihevoller Pictätsakt. Ein Jnstrnmenlat-O.ua rtctl der Orpheus-Capelle intonirle das L>ed „Tics ist der Tag des Herrn" und hierauf widmete Herr BennS den Manen der gefallenen Kameraden einen Nachruf. Als dann Herr Venns cin branscnd erwidertes Hoch auf Sc. Maj. König Albert, Allerhöchslwclchcr bekanntlich vor 40 Jahren als Arlilleric- hanptmann mit gtgen das Bollwerk der Dänen kämpfte, ansbrachtc, wich begeisterter Jabel der ernsten.Stimmung. Dann rauschten die Klänge des „Schleswig-Holstein mcerninschlnngen" durch den Saal nnd cniculcr Jubel brach los, als in einem zündenden Trinlspruch die Düppetstürmcr der Kämpfer von 1870/71 gedachten. Neben tem Herrn Kriegsminister, der 1849 als aggr. Rittmeister des Garde- reilcr-Regimcnts mit dem 6000 Mann starken sächsischen Contingent »ach Schleswig rückte, hat sich namentlich der General-Intendant des 12. (sächsischen) Armeccorps, Herr Generalmajor Schurig, um die Deukmalsangelegenhcit verdient gemacht. Der auf eine so hohe Rangstufe vorgerückte Offizier war noch einfacher Soldat, als er 1819 mit gegen die Dänen focht. Unter denselben Umständen begann der vor einiger Zeit in den Ruhestand getretene Oberst des Pionier- Bataillons. Klemm, seine militärische Laufbahn. — Meißen. Am vorigen Donnerstag ist Mctasch, der letzte der fünf verhafteten Klempner, welche wegen der vor Kurzem in Meißen vollführten Ermordung des Reichelt belastet sind, nach dem Landgericht Dresden abgcführt worden. Die Untersuchung ist in Dresden sofort wieder anfgcnommen worden, die 5 Verhafteten müssen vorläufig bis April 1889 in Untersuchung bleiben. Erst in diesem Monat werden sie abgcnrthcilt, da das nächste Schwurgericht nicht eher Zusammentritt. — Riesa. Am Morgen des 4. Dezember hatte der Wirth des Hotels Stadt Leipzig einen nicht geringen Schreck, als er seinen fcncrjesten und diebessicheren Gcldschrank mit mehreren Tausend Mark Inhalt vermißte. Die Aufregung war um so größer, als man bereits früher in Riesa einen derartigen Schrank größter Sorte gestohlen. Glücklicherweise lag der Schrank, als man die Spur der Diebe ver folgte, auf einem im Hofe des Grundstücks stehenden Wagen und zwar ungeöffnet. — Gcringswalde, 3. Deceinber. Unsere Stadt und Parochie wurde gestern in große Aufregung versetzt. Kurz vor Beendigung der Bormittagspredigt, mitten in seinem Berns, wurde der Herr- Pastor Michaelis auf der Kanzel von einem Schlaganfall betroffen, der ihm die Zunge und die rechte Seite lähmte, so daß er in seine Wohnung getragen nnd der Gottesdienst geschlossen werden mußte. Heute Nachmittag ist Pastor Michaelis bereits, ohne vorher wieder znni Bewußtsein gekommen zn sein, sanft entschlafe». VV.— Kleinwaltcrsdorf. Vergangenen Montag den 3. d. M. hat sich der 1-> Jahre alle Zimmcrlchrling K. von dem Abends 5 Uhr von Freiberg nach Nossen passirenden Personenzuge im Hospitalwalde überfahren lasse». Der Verablcüte hat vor einigen Jahren schon einmal Hand an sich gelegt, doch wurde damals seine Absicht vereitelt. 11—. Nvßwein. In der Leisniger Gegend treibt sich seit Kurzem ein Schwindler umher, dessen Spccialität cs ist, Wittwcn die Ehe zn versprechen und dieselben dann, begünstigt durch den hier durch entstehenden vertraulichen Verkehr, zn bestehlen. Auch in der Dresdner Gegend ist der Gauner ausgetreten. — In Eibenstock ist dem Schankwirth Schneidenbach am 1. d. M. die Summe von über 700 Mk. aus einem verschlossenen Pulte seiner Wohnung gestohlen worden. — Reichende, ch, 4. Dccember. Während am Sonnabend ein Theil der Arbeiter von der Firma Gebrüder Clad zur Suche nach dem ans Neichcnbach verschwundenen Kinde, Elsa Vetter, aus- gcrückt war, haben am Sonntage ans gleicher Veranlassung mehr fach Vereine und Korporationen Strcifzüge in die nähere nnd weitere Umgebung von Reichenbach gemacht, ohne eine Spur von dem Kinde zn finden. Je mehr daher Tage ohne Klarheit über den Fall vergehen, desto räthsclhastcr erscheint der ganze Vorfall selbst. Kaum ist eine Stelle noch zn finden, wo nicht schon nach dem Kinde gesucht worden wäre, und auch die weiteren Maßnahmen, die im Interesse des Kindes und der unglücklichen Angehörigen getroffen worden sind, sie alle haben sich bis jetzt leider vergeblich erwiesen. — Ein recht bedauerlicher Fall ist in einem Nachbardvrfe von Falken- stcin vorgekommen. Der Lehrer Sch., ein durch sein gesetztes und bescheidenes Wesen allgemein geachteter nnd beliebter Mann, ist plötz lich vom Wahnsinn befallen worden. —V. Burkhardsdorf. Der 3. Vortragsabend im hiesigen Gewcrbcverein, welcher Sonnabend, den 1. Dccember, im Scheibner- sihen Saale stattfand, wurde ausgesüllt durch einen Vortrag des Herrn 11,-. Fränlcl-Bcrlin über: „Mittel und Wege zur Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes". In 1 ^ständiger, freier, formge wandter Rede verbreitete sich der Herr Vortragende über Wesen nnd Nothwendigkcit des Mittelstandes, die menschliche Gesellschaft dab.-i sehr Nessend mit einer Pyramide vergleichend, ging dann über znni Mittclsla de in der Landwirthschaft, im Gewerbe und Handel und in geistiger Beziehung und gab zugleich mit zn erkenne», wo der betr. Mittelstand noch Schwächen und Zöpfe zeige und wie diese abgcthan nnd dem Stande dadurch aus- nnd sorigeholsen wcrdcn könne. Der Vortrag bot manches Interessante und Anregende. In der im Verein üblichen Weise wurde dem Vortragenden gedankt. — 11. Burkhardsdorf, 4. Dccbr. Der am vergangenen Sonntag vom hiesigen Ortsverei» veranstaltete Vortrag hatte trotz des regnerischen Wetters zahlreiche Zuhörer von Nah nnd Fern herbeigelockk. Nachdem der Vorsitzende genannten Verein» die Mitglieder nnd Gäste srcnndlichst begrüßt und eine Ansprache ge halten halte, ergriff Herr Or. Böhm das Wert. Zunächst erklärte Redner in sehr verständlicher Weise die Anatomie der gesunden Lunge, ging dann über a»f die verschiedenen Erkrankungen dieses überaus wichtigen Organes, wie Ltlngcnenlzündnng, Keuchhusten, Lnngcntnberknlose, und «heilte die Anwendnugsformcii des ncncn Heilverfahrens, auch Znknnflsnicdizi» genannt, mit. Aber auch auf die Vechütnug derartiger Krankheiten legte Redner einen großen Werth und betonte, daß gerade hierin roch viel gefehlt würde. So tadelte er das Schlafen bei geschlossenem Fenster, hielt es aber auch sür ebenso falsch, niedrige dunkle oder gar modrige Räume als Schlafstelle zn benutzen. Weiter hielt cs Redner sür angemessen, den Kindern eine richtige Nahrung, wie solche in Mehlspeise» und Obst zu suchen ist, zu verabreichen, und nicht, wie cs Ansicht Vieler ist, zn glauben, Fleisch, Bier und Wc!» allein könnte» Kräfte er zeugen. Nachdem Redner seinen Vortrag beendet, beantwortclc der selbe noch tiuzclne von den gestellten Fragen. Die Anwesende» gaben Herrn Or. Böhm durch reichlich gespendeten Beifall ihre Zn- friedenhcit mit dem Gehörten zn erkennen. Möchte uns Redncr recht bald wieder mit einem ähnlichen Vortrag erfreuen. — Der neu entstandene „Verein für Naturwissenschaft nnd Heilkunde" hat zu seinem Eröffnungsvorlrag. welcher Sonntag den 9. Deebr. im Gasthaus zur Sonne hier slatlfindet, das Thema: „Natnrheilkunde und ihre Mittel" gewählt, Herr B. Stahringcr, praktischer Natnr- arzt ans Cbcmnitz, wird den Vortrag Hallen. Angesicht» der weit gehende» Erfahrungen, welche dem Redner ans diesem Gebiet zur Seite stehen, läßt sich crwarlcn, daß dem hiesigen Publikum damit reiche Belehrung geboten wird. — E hr e n f r i cdc r sd orf. Am 29. November Abends 10 Uhr wurde von einem hiesigen Gülcrbodenarbcitcr bei der Station 119 und 30 am Bcibnübergang ein 20 em langer nnd 10 ein hoher Stein in die Spnrrinne zwischen Fahrschicne nnd Schutzhvlz fest ein- gekeilt vorgefnndcn. Durch diese frcvlcrischcTH-.it konnte der anderen Tags früh 3/^6 Uhr diese Stelle passircnde Zug zur Entgleisung kommen, wenn der Stein nicht entfernt worden wäre. Dem Frevler ist man bis jetzt noch nicht ans der Spur. — Glauchau. Das dem Handelsmann Gottlieb Götze ans St. Egidien am Sonnabend von der Dorsstraße zn Niedcrlnngivitz abhanden gekommene Pferd nebst Wagen hat sich als herrenloses Gut bei der Mühle z» Callenberg bei Waldenburg eingcfnnde». — Limdach, 3. Dccember. In kaufmännischen Kreisen unserer Stadt findet gegenwärtig eine Agitation statt, deren wahlberechtigtes Ziel die Gewinnung eines dirccten Anschlusses an die zwischen Chemnitz und Leipzig laufenden Schnellzüge bildet. — Pleisa b. Limbarh. Der hiesige Knchcnvorstand hat sich bereits seit längerer Zeit mit der Frage über eine zeitgemäße Er neuerung unserer Kirche, die bekanntlich zn den ältesten Kirche» der hiesigen Gegend zählt, beschäftigt. Neuerdings sind nun mit dem berühmten Kirchenbanmeister Altendorf von Leipzig Verhandlungen angekuüpst worden, die diese Erneuerung unseres Gotteshauses zum Zicke haben. Man sieht allgemein mit großem Interesse diesen Verhandlungen entgegen. — Frankenbcrg. Am 3. Decbr. früh »^4 Uhr sind ein junger Mann und cin Mädchen, welche von einer Kindlaufe in Frankenberg auf dem Heimweg sich befanden, unter Verfehlen des richtigen Weges in de» ca. 20 Meter tiefen Ancke'schcn Steinbruch inBraunsdorf abgestürzt. Das Mädchen, eine angeblich ans Nieder wiesa stammende Weberin, hat so bedenkliche Beschädigungen davon- gelragen, daß der Besitzer des Stcinbruches dieselbe mit Wagen nach -h>er Wohnung bringen mnM, während der junge Mann weniger 'schwer verletzt ist. — In Greiz starb am 2R November plötzlich infolge eines Schlaganfalles einer der bedeutendsten dortigen Industriellen: Hermann Arnold, Mitinhaber der Firma W.- H. Arnold dort, Präsident der Grcizcr Handelskammer nnd Vorsitzender des dortigen Fabrikantcn- Bereins. — Gera. Vergangene Woche ereignete sich auf hiesigem Standcsamte Folgendes. Vor dem amtirentcn Standesbeamten er schien ei» Pärchen, um das Aufgebot zn bestellen. Dem Beamten kam das Brautpaar recht jugendlich vor, und als er die inzwischen vorgcleglcn Papiere einsah, mußte er zn großem Erstaunen sehen, daß der glückliche Bräutigam — 17 Jahre, die Braut gerade — 1(» zählte. Selbstverständlich unterblieb das Aufgebot auf stadträth- lichen Einwand hin und der — dumme Junge, denn anders kann man doch wohl nicht sagen, wurde fortgcschickt. — In unseren Fabriken ist ein so reger Geichäslsgang, daß die Arbeit kaum bewältigt wer den kann und starke Nachfrage auf dem Arbeitsmarkte herrscht. — Köstritz, 2. Dccember. Gestern verschied hier der älteste Bürger nnd Einwohner von Köstritz, Kunst- und Handclsgärlncr Christian De egen, im 91. Lebensjahre. Nur 14 Tage überlebte er seine ihm vorausgegcmgcne, im 75. Lebensjahre verstorbene Gattin. Der Verstorbene hat eine bewegte, aber segensreiche Vergangenheit hinter sich; er ist der Mitbegründer des Weltrufes der Köstritzer Gärtnereien. — Der zehnjährige Schnlknabe W. von hier, Ivelcher von seiner Mutter eine Zurechtweisung wegen begangener Dnnun- heiten erfahren hatte, faßte den Entschluß, sich das Leben zu nehme». Er ging in einen Kaninchcnstall und hängte sich mittels eines Strickes auf. Rechtzeitig kam die Mutter noch Hinz», um ihn losznschncidcn, nur wenige Minuten später nnd er wäre eine Leiche gewesen. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Dic mlcicSDIallek Wirte» erpicht, »IIS wichtige Begebenheiten giit,g-i mt>,:t'>n:-n Chemnitz, den 5. Deceinber. — I» der gemeinschaftliche» Sitzung der städtischen Collegicn, welche gestern Abend zur Feststellung des .Hanshaltplanes sür das Jahr 1889 abgehaltcn wurde, beantragte bei Abschnitt 22 (verschiedene Beihilfe» betr.) .Herr Stadtverordneter Oehme mit Rücksicht ans die der städtischen Capelle und dem Theater z» gewährende Beihilfe: „l. Dic Bel- hilsc sür die städtische Capelle einschließlich des Honorars für den Capcll- meistcr nur bis ans die Zeit bis Ende September 1889 mit 8109 Mark zn vcrwilligc»; 2. weitere Entschließung vorznbehaltc», bis eine sofort einzn- setzende Dcpnialion nck Iroe über eine Nenregulirnng der städtische» Unter stützung sür Musik und Theater Bericht erstattet habe» werde." Der Antrag fand in beiden Kollegien Annahme. Herr Stadt». Oehme erklärte noch zn Protokoll, er setze voraus, das; im Sommer des nächsten Jahres weder dem städtische» Capcllmeistcr, noch der städtischen Eapclle zn einer Concertrelse »ach cincm Badeorte Urlaub gegeben werde. — Abendnntcrhallung des „Clanßtisches". Zn Ehren der am 21. Februar 1887 erfolgten Wahl des -Herrn Stadtralh Clans; hier znnr Rcichstngsabgeordneten sür Chemnitz wurde von den Stammgästen in Rndolph's Gasthaus, Kasernenstraße 3, damals bekanntlich der „Claußtisch" begründet. Ter Zweck dieser Bereinigung besteht hauptsächlich in dem löblichen Streben, alten Eimvohiiern hiesiger Stadt, die, in Krankheit nnd Noth gerathen, einer Unterstützung bedürftig nnd würdig sind, dieselbe nach Kräften zu bieten. Behufs einer in diesem Sinne zu gewährenden Weihnachts-Spende fand, wie bereits im vorigen Jahre geschehe», am 4. Tcccmber eine Adeudiinterhalinng statt, welche äußerst starken Zuspruch fand. Tie hierbei vvrgcnommen'c Sammlung freiwilliger Gaben wies einen sehr ansehnlichen Ertrag ans, welcher es ermögliche» wird, am Wcihuachtssestc da nnd dort im dürftigen Raume reine Festfreude erwecken zn können. Der Abend nahm übrigens eine» sehr befriedigenden Verlauf. Für treffliche Unterhaltung sorgte nament lich cin hier sehr beliebter Komiker und cin Männergnartett, dessen Vorträge ungetheiltc Anerkennung fanden. — Der westliche bürgerliche Bczlrksvcrcin hält morgen Donnerstag Abend im Elysium eine Monat svcrsam mlnng ab. —tO. Dic Mißstände im kansmä »Nischen Lehrlings- und Gchil scnwcsc», welche in »euerer Zelt schon mannichsa.b Gegenstand von Erörterungen waren, habe» 57 deutsche, österreichische nnd schweizerische kauf männische Vereine — darunter auch der hiesige Kanfmännische Verein »nd der Unterstntznngsverein für Kanflcntc zn Chemnitz — ver anlaßt, ein von ihnen »nterzcichnetcs Rnndschreiben zn erlassen, welches die odenbenanntcn Ucbctslände darlegt, Mittel zn deren Beseitigung vvrschlägt und in einer Erklärung an Ellern, Vormünder und Schulvorstände gipfelt, die den Beistand der letzteren drei Factorcn für die Beseitigung der schwer empfundenen Schäden erbittet. Das Schreiben untersucht zunächst, nach dem e- dic Ungleichheit zwischen Angebot nnd Nachfrage kanffnännischcr Hlsskrästc festgcstellt hat, inwieweit im Laufe der Zeit eine Berjchicönng des Verhältnisses zwischen Principal und Commis cingencien ist. Es bemerkt, daß dic Ansprüche an die Leistnngssähigkcit dc-S Einzelne» erheblich zngc- nopimen haben, daß die Einführung von Probe-Engagements und die Ver- lürznng der Kündigungsfristen an manchen Stellen förmlich zur Regel ge worden und daß vor allem das fast patriarchalische Verhältnis;, welches ehe dem meist zwischen Chef und Commis oder Lehrling herrschte, so zicnttich ins Gcgeutheil nmgcschlagcn ist. Zum Beweis der vorhandenen erheblichen Ucbcrprodiiction wird die Thcnsache angeführt, daß mangels anderwcilen Unterkommens sich Kansleute masscnhast um nieder besoldete Portier-, Ausläufer- und Schrciberstclle» bewerben, daß zn den in den Arbeitcr- Colonien Untergebrachtc» der Kaufmannsstand einen hohen Bruchihcil stellt und daß Veruntreuungen und Fälschungen in erschreckendem Maße znnehmcn. Zur Beantwortung der Frage, wie den ungesunden Zu ständen abznhelsen sei, werden dann die Ansordcrnngc» beleuchtet, welche an de» kaufmännischen Beruf ergreifende junge Leute zn stellen sind. Diejenigen Knaben seien am besten sür die Kaufmannschnst vorbereitet, welche eine Real schule oder eine gute Handelsschule absolvirt haben; bezüglich der Massigen Bürgerschulen gehe die Mcinnng auseinander. Außer den Notlügen Schnl- kenntnisscn aber seien auch gerade dem Kaufmann Lust und Neigung znm Berns »neiltbchrlichc Attribute. Leichte und schnelle Auffassung, klares Urlt^ W kurze» präcil leicht zurech lheilen—,d- Schreiben s, der jungen Fähigkeit n die Welt hi Zuletzt Wirt der vermö, stellenlos i sammengcsa unterzeichne an die Kem gehilfe» sich erschwert w> lässig! wurl und Einfül schuß von schaftliche ! Gehaltsiet» Begründ»» Schwierigkc Fällen jü» bchrnog an stände die t vorbereitetc sind, volle: greifung di — St besitzcr", künstlerisch! werden. ? „Don In Fra» Had - D gewesen, di incinlstn a Gastspiel-A ein ganz e treffliche» schanspiclei darf sich d mit frcudii gesehen w Montag, stellungcn L. 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