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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-11
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.11.1888
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MWM1! r« c ei>!» gute», ten a«. brvd, iel, llu 6.1 uäat I mit-! kalle! aus >6 ker. iorst) ilitttts k. l. Weber. illingoi-. iter. 6 Slbth. >eS„Säch- >eiliegc»de ö tttticr- mDaisyS Themirc. leben). — Ültheilung Hunderts), »es Stu- lSsickt (mit istei» (mit c Svaxicr- Bild).- Nr. 264— 8. Zahrgaug. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische Landeö-Anzctger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GcrichtSzcitnng 4. Sächsisches Allerlei S. Jllnstrirtes llntcrynttnngsblatt 6. Somitagsblalt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 70 Pfg. (Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede» Bnchdrnckerei» Chemnih» Tlieaterstratze Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Sonntag» 11. November 1888. Von den Hauptblättcrn des „Sächsischen Landes-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Ertra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AnSgabe unter dem Titel: Chemnitzer Gcneral-Slnzeiger für monatlich nur 50 Psg. mit Zntragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Ps.:». Ztr. (Zcitungs-Preivlistc ». Nachtr. Nr. 1250a.) Für Nbonnenten erscheint je einmal imJahr. vvm»ikr-Cisr»dnhtts,thr>tl»tiI,csl für Sachsen: Winter-Eiseiibahiisahrplaitheft für Sachsen. Illnstr. Kalender des Sächsische» Lniidbotcn, Jiltistt irtes öahresduch des randes-Anzeigers. Anllsaerichtliche Bekanntmachungen. Das Conenrsverfahrcn über das Vermögen des Fnhrtvcrksbesitzcrs Lud ir'g L-einuch Andreas Thomas in Chemnitz wird »ach erfolgter Abhaltung des Schlnßtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 7. November >888. Königliches Amtsgericht Im Handelsregister für den Stadtbezirk des nnterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 304» verlautbart, daß der Kattsmann Herr Alex. Laden ans der Haudeisgesellschaft unter der Firma Kaiitzki n. Baden in Chemnitz als Thcithabcr ansgeschicden ist, sowie, daß der andere Mitinhaber der Firma, Herr Arno Israel Kalitzki daselbst, das Handelsgeschäft der aus- gelösten Gesellschaft künftig unter der Firma A- I. Kalitzki sortsnhrt. Chemnitz, am 8. November 1888. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Vrciuc», 9. November. Die amerikanische Bark „Makak" scheiterte bei Neufundland während eines Orkanes; die ganze Be satzung, 36 Personell, ertranken. — Der Dampfer „Mvngola" sank bei Calcnlta, über 60 Personen ertranken. Paris, 9. November. In einem Schreibe» an den „Matin" erklärt Waddington, der Botschafter Frankreichs in London, cs für unwahr, daß ihm, während er Minister des Acnßern war, jemals von Nußland der Vorschlag eines Bündnisses gemacht worden, daß er dcmgcnläß auch diesen Vorschlag nicht der englischen Regierung habe unterbreiten und dem Fürsten Bismarck habe dcnunciren können, wie der „Matin" vor einigen Tagen es als die Ursache der von ihm gemelvetcil bevorstehenden Abberufung des Botschafters in London angegeben. New-Iork, 10. November. (Drahtnachricht »nsercs Anzeigers.) Die Majorität der Republikaner im Repräsentantenhaus wird nun mehr auf 15 geschützt. London, 10. November. (Trcihtnci l richt unseres Anzeigers.) Beim gestrigen Lordinajvr-Bankett betonte Salisbury die Friedensliebe der Regierungen gegenüber dem Falle, daß die Gefühlsaltsbrüche eines schlcchlinfvrinirten Volkes zur Nichtbeachtung der weisen Rathschläge der Negierungen fertrisscn. Die steigenden Rüstungen dürften die Fricdcnsznvcrsicht nicht vermindcrn. Auch England müsse durch solche Vorbereitungen sowohl die Sicherheit der Bürger, als auch das Gefühl verstärken, daß diese Sicherheit vorhanden. I» England seien Regierung und Volk vollständig einig in dem Wunsche der Erhaltung des Friedens. Politische N,t»dsch„,r. Chemnitz, den 10. November. Deutsches Reich. Der Kaiser hat die Wahl des Landrathes von Hammcrstein-Loxten zum Landesdirector der Provinz Hannover auf 12 Jahre bestätigt. — Freiherr von Roggenbach, welcher in der That in der Geffcken'schcn Angelegenheit als Zeuge vernommen, aber nicht ver eidet wurde, hat jetzt Berlin wieder verlassen. — Die Eröffnung der nächsten Session des deutschen Reichs tages, der vorletzten der laufenden Legislaturperiode, wird am Donnerstag, den 22. November, Mittags 1 Uhr, im Weißen Saale des Berliner Schlosses stallfindc». Die Thronrede verliest der Kaiser bekanntlich selbst. — Dem Reichstage sollen in seiner bevorstehenden Session auch die vom Bnndcsrathc vorzuschlngendcn Verordnungen belr. die Regel ung der Beschäftigung gewerblicher Arbeiter an Sonn- und Festtagen vorgelegt werden. Bekanntlich sind Berichte über die vom Reichs kanzler vcranlaßte» Erhebungen in dieser Sache bereits im vorigen Jahre den Abgeordneten zugegangen. Die Verordnungen sollen sich im Anschluß an Vorschläge, die vom Ccntralverband deutscher Industrieller im Jahre 1885 ausgegangcn sind, ungefähr in folgen dem Gcdankengange bewegen: 1. Die Arbeit au Sonn-und Festtagen ist ans ein möglichst geringes Maß zu beschränken. Die thnnlichste Vermeidung der im klebrigen als nnwirthschaftlich zu bezeichnenden Arbeit an Sonn- und Festtagen entspricht der herrschenden Gewohn heit. 2. Die Arbeit an Sonn- und Festtagen ist indessen unvermeid lich, soweit die Natur des Gewerbebetriebes einen Aufschub oder eine Unterbrechung aus technischen Gründen nicht gestattet; zum Zwecke der Ausführung von Reparaturen, durch welche die Wiederaufnahme des eigenen oder eines fremden Betriebes am folgenden Werktage sicher gestellt werden soll; zum Zwecke der Revision, Reinigung oder Instandhaltung der Maschinen- und Fabrikräume, sowie endlich inso weit, als sie durch die Handhabung des Transportdienstes der Eisen bahnen und Schiffe bedingt ist. 3. Arbeit an Sonn- und Festtagen, welche lediglich dem Zwecke einer Vermehrung der Production dient, ist für unzulässig zu erachten. 4. Die Feststellung derjenigen Ge werbe, bezüglich deren die Natur des Betriebes einen Anflchub oder eine Unterbrechung an Sonn- und Feiertagen aus technischen Gründen nicht gestattet, ist Sache der örtlichen Verwaltungsbehörde. Der Er laß allgemein gütiger Bestimmungen über die Art der hierunter fallenden Gewerbebetriebe, sowie über das Maß der bei denselben an Sonntagen oder Festtagen erlaubten Arbeit, sei es im Wege des Gesetzes, sei es im Wege der Beschlußfassung des Bundcsrathes, wird weder als Bedürfniß, »och mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Betriebsweise und die ständig wechselnden Anforderungen der Technik für ausführbar erachtet. 5. Die Genehmigung der Arbeit an Sonn- »nd Festtagen in anderen, als den unter 2 bezeichnctc» Fällen bleibt der Ortspvlizcibehörde auf Antrag der Betheiligten überlassen. 6. Als Arbeit an Sonn- und Festtagen ist die Arbeit anzuschen, welche in die Zeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends fällt. — Im Hamburger Socialistenproccß Lassen und Genossen sind die 18 wegen Geheimbündelei Angeklagten zu Gesängnißstrafen von 14 Tagen bis 4 Monaten vcrurlheilt worden. — In London ist das Gerücht verbreitet, daß die deutsche ostafrikaiiische Gesellschaft Agenten nach Ostindien entsandte, behufs Anwerbung von Eingeborenen für militärische Operationen gegen die Araber. Die „Times" verlangt, die Reichsrcgierung svllc dies Vorgehen hindern, weil dadurch der ganze Erfolg der geplanten Schiffsblokade zerstört werde. Man wird sich ja auch wohl über diesen Punkt einigen. Frankreich. Zwischen Dcputirtcnkaminer und Senat ist wieder einmal Zank über den Etat für die Pariser Polizcipcäfeclur auege- brvchen. Trotz allen Zuredens des Ministerpräsidenten stellt sich der Senat energisch aus die Hinterbeine. Die Sache ist übrigens zu wenig bedeutsam, um für weitere Kreise von Interesse zu sein. — Die beiden Dynamitanschläge, die gegen zwei Vermiethnngsbureaux mit vollem Erfolge unternommen wurden, sind durchaus geeignet, die Meinung der Pariser zu erschüttern, welche immer Vorgaben, daß es nichts ans sich habe, wenn in den Volksversammlungen Mord, Todtschlag und Anwendung von Sprengstoff gepredigt werde. Bisher, so sagte man, wären alle Aufreizungen ohne practischc Folgen ge blieben und die Redner hätten vollständig in die Lust geredet; nun ist aber thatsächlich während des letzten Kellnerstrcikes, der sich hauptsächlich gegen die Vermiethungsbnreaus richtete, in öffentlichen Reden anempfohlen worden, die Bureaus einfach durch Dynamit zu zerstören, und so den Besitzern die Lust am ferneren Betriebe gründlich zu verleiden. Auch damals glaubte man nicht, daß solche Bedrohungen weitere Folgen haben könnten; nachdem aber schon vor einem Monat zwei Miethbureaus durch Dynamit verwüstet wurden, sind nunmehr abermals zwei nachgcfolgt. Daß in keinem der drei Fälle ein Verlust an Menschenleben zu verzeichnen war, ist ei» wahres Wunder. — Der französische Botschafter in London, Waddington, früherer Minister des Auswärtigen, ist seit längerer Zeit Gegenstand von Angriffe», weil er angeblich ein Frankreich an- gctragenes russisches Bündniß s. Z. znrückgewiesen hat. Waddington erklärt jetzt in einer Zuschrift an den Pariser „Matin" diese Reden für dnmnics Gewäsch. — Paris scheint i» eine Periode der Ansläufe einzntretcn. I» der Nacht z»m Freitag drangen Anarchisten in eine konservative Versammlung ein und lieferten eine richtige Schlacht, bei der 15 Leute verwundet wurden. Die Polizei schritt endlich ein und jagte die Schläger auseinander. Die Anarchisten zogen unter Hochs auf die Kommune ab. — Die französische Negierung hat die Vorlage eines Zollvertrages mit Tunesien beschlossen, welcher den französischen und tunesischen Maaren gegenseitige zollfreie Einfuhr sichert. Unzweifelhaft wird Italien in Tunesien dieselbe Be günstigung fordern. Spanien. In Sevilla sind am Freitag bei Gelegenheit der Abreise des ehematigen konservativen Ministers Canuovas dcl Castillo so heftige Ruhestörungen vorgekommen, daß die Polizei mit blanker Waffe cinschrciten mußte. Viele Verhaftungen sind vorgenommcn. Holland. Die Landesvertheidigungs-Commission im Haag beschloß mit allen gegen drei Stimmen die Einsührung des persön lichen Militärdienstes. Ob aber die Kammern diesem Beschlüsse zustimmen werden, ist fraglich. England. Der mit des Prüfung des gegenwärtigen Zustandes der Nationalvertheldi'gnng betraute Kabinctsansschuß hat dahin ent schieden, daß eine beträchtliche Verstärkung der Flottcnmacht nöthig sei. In einer Vorlage an das Parlament wird die Negierung den Bau von 8 Panzerschiffen ersten Ranges, 20 Kreuzern und zahl reichen Torpedobooten beantrage». Rnhland. Ans Petersburg meldet die „Köln. Ztg.": „Der Zar ist durch den Eiscnbahnunfall doch mehr erschüttert worden als man seiner Natur nach annchmen mußte; fortwährend be schäftigen ihn die viele» Opfer und der Schmerz der Hinter, bliebenen; es ist schwer» ihn ans andere Gedanken zu bringen, sowie er sich an seine» Arbeitstisch setzt, fehlt ihm sein steter Begleiter: der große Hund, der sonst immer zu seinen Füßen lag und der bei dem Unfall umkam. Dieser Umstand ruft ihm immer wieder Alles in die Erinnerung zurück; man hat den Kaiser schon einige Male in seinem Zimmer in Thränen gefunden. Für die Hinterbliebenen ist in sehr reichlicher Weise Fürsorge getroffen worden. Thatsachc ist, daß der Zar darauf bestanden hat, schnell zu fahren, und den abrathcnden Verkehrsministcr Poßjct bei einer Gelegenheit sogar recht hart angclasseu hat. Ein starkes silbernes Cigarren.Etni, welches der Zar in der rechten Hosentasche trug, ist fast platt gedrückt. Die Verletzung ist sehr schmerzhaft. — Dem Generaladmiral Großfürsten Alexis hat der Kaiser seinen Dank für de» guten Zustand der russische» Kriegsflotte im Schwarzen Meere ausgesprochen. Er erkennt an, daß das Geschwader vollauf befähigt sei, die Rcclste Rußlands im Schwarzen Meere zu vertreten. — Exkönigin Natalie von Serbien soll in Polen einen Gütercomplex für 1,800,000 Rubel angckaust haben und sich dort niedcrlasscn wollen. Alle ihre Wcrth- sachen und Mobilien hat sic aus Belgrad bereits erhalten, dazu eine Million Franke». Amerika. Das definitive Resultat der Präsidcnschastswahl in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist: General Harrison (Republikaner) 233, Grovcr Clevcland lDcmokrat) 168 Stimmen. Erstcrer ist also gewählt, zugleich haben die Republikaner die Mehrheit in der Ncpräscntanlcnkammcr erhalten. — Ans Washington wird be richtet, daß sich Präsident Cleveland mit vielem Gleichmuth in die Niederlage findet. In Ncw-Uork kamen übrigens grobe Wahlbccin flussungen zu Harrisons Gunsten vor. Sächsisches. — Dresden, 10. Nov. Bezüglich des Zusammentreffens König Albcrts mit dem Herzog Ernst von Coburg bei den kaiserlichen Jagden in Köaigswnsterhausen berichten die „Dr. Nachr.": „Diese Begegnung ist keine zufällige; man knüpft an sic vielmehr die berechtigte Hoffnung, daß mit ihr die letzten Schatte» früherer Entfremdungen zwischen den beiden so nahe verwandten Höfen ver schwinden werde». Herzog Ernst nahm in früheren Jahrzehnten, wie seine soeben in Druck crichicuei en Denkwürdigkeiten selbst mit- thcilen, unter den deutschen Fürsten eine Sonderstellung ein. Als Protektor des Nationalvercins und Ehrenpräsident des Schützcnbnndcs entfremdete er sich von der Gemeinschaft der andere» Fürste» Dem sch- lands. Für das Königreich Sachsen kam noch hinzu, daß er sich 1871 über die vor Paris liegenden sächsischen Truppen in einem Briefe in einer Weise ausgesprochen hatte, die in Sachsen berechtigtes Aussehen erregte. Mittlerweile aber hat die Zeit ihre versöhnende Macht auch hier zur Geltung gebracht. Herzog Ernst hat wiederholt seiner Verehrung für unseren König Albert Ausdruck verliehen. In den Denkwürdigkeiten seines Lebens findet sich über seinen Aufent halt in Dresden eine Stelle, worin er vom Hofe des kunstsinnigen Königs Friedrich August und von dem gelehrten Prinzen Johann in Ausdrücken hoher Bewunderung spricht. Weder die Politik noch sonst Etwas steht jetzt mehr im Wege, daß zwischen dem so nahe ver wandten Dresdner und dem Cobnrgcr Hofe so herzliche Beziehungen sich gestalte», wie zwischen dem crstercn und den Verwandten in Meiningen, Weimar und Altcnbnrg immer gewaltet haben. Die Begegnung unseres Königs und des Herzogs von Coburg bei den kaiserlichen Jagden erschließt die Theilnahme des Herzogs an dem Jubiläum der Wettiner im nächsten Jahre." — Im Auktionslokal der hiesigen Gcrichtsvollzicherci gelangten in den letzten Tagen recht sonderbare Gegenstände zur Versteigerung, nämlich 130 Stück Särge, welche einem Sargmagazin in der Friedrichstadl entstammte». Diese Särge, welche zn zwangsweiser Veräußerung gelangten, machten, objchon durchaus neu und solid gearbeitet, weil bestaubt keineswegs den Eindruck der Neuheit. Die Versteigerung erfolgte in Zuschlägen von 1 bis 3 Stück. Es wurden bezahlt Kindersärge bis zn 40 Pf., bez. drei Stück 1 M. 20 Pf. herab, große Särge bis zn 50 Ps., bez. drei Stück 1 M. 50 Pf. herab. Die hauptsächlichsten Erstcher waren Händler, auch schienen zwei auswärtige Tischler und M lgazin- inhabcr größere Ankäufe zu machen. — Die Veranstaltung von Festessen, Tanzlnstbarkeiten u. s. w. bei den Quartalen der Innungen ist vielfach ans Kosten der Jnu- nngskasjcn erfolgt. Da eine derartige Verwendung der JnnnngSgclder den Bestimmungen der Gewerbeordnung nicht entspricht, so sind Seitens einer Regierungsbehörde die betreffenden Jnnnngsvorstände benachrichtigt, daß dies Verfahren nach H 1005 der Rcichsgewerbe- vrdunng unstatthaft ist und der Jnnungsvvrstand in jedem Ucber- tretungsfallc zur Verantwortung gezogen werden wird. — Bezüglich der Unfallversicherung der Arbeiter ist folgender interessante Fall ans Meißen zn berichten: E n Arbeiter, welcher in einer Fabrik den Posten eines Kutschers versah, hatte als solcher die Weisung, den Procnristen der Firma von dessen Wohnung nach dem Fabrik Etablissement zu Wagen abznholen. Ans der Hinfahrt zum Procuristcn brachte er bisweilen die Kinder des Dircetvrs der 'Firma zur Schule. Einen Unfall, welcher den be sagten Arbeiter auf der Hinfahrt im Beisein der Kinder durch Um schlagen des Gefährts ereilte, hat das Reichsversichernngsamt mittelst R.curs-Entscheidung in Uebereinstimmnng mit dem belr. Berufs- genvssenschafts-Schiedsgcricht als einen Unfall beim Betriebe erachtet, für dessen Folgen die bethciligte Bcrufsgenossenschaft anfznkommen habe. Die Gründe der Entscheidung gehen dahin, daß das Abholen des Procnristen zn den ständigen Einrichtungen des Fabrikbetriebes gehörte und eine Thätigkeit bildete, welche den Zwecken der Pro duction mittelbar förderlich war. Der hierdurch begründete Zusammenhang der Fahrt mit dem Betriebe sei durch Beförderung der Kinder des DirectorS zur Schule ans der Hinfahrt zn dem Procnristen nicht aufgehoben worden, da der maßgebende Zweck der Fahrt das Abholen des Prvcuristeii gewesen sei. — In Meißen, der vielbesungene» Stadt der Gemüthlichkeit, scheinen sich nachgerade californische Zustände hcranszubilden. Der jetzt berichteten traurigen Affaire, bei welcher der 19jährige Klempner- gcselle Reichelt durch einen Messerstich getödtet wurde, folgte am 6. d. M. Abends wieder ein Attentat gegen einen Tischlcrgesellen, welch' Letzterer von einem Arbeitsgenosscn von hinten überfallen und dann derart mißhandelt wurde, daß er bewußtlos znsammensank. — Leipzig, 9. November. Wie verlautet, ist die bei der Feier der Grundsteinlegung z»m Reichsgerichtsgebäude benutzte Kanzel, welche nach einem Entwurf des Herrn Regierungsbau- meistcr Hoffmann vom Zimmcrmeister Herrn von Zimmermann aus- gcführt wurde und zu welcher die Firma A. Schütz die Dekoration geliefert hat, von den beiden Letztgenannten dem Garnisoulazarcth ür den dortigen Bctsaal, der bisher einer Kanzel entbehrte, schenk- nngsweise überlassen worden. Dieselbe wird mithin als ein Erinner ungszeichen an den geschichtlich denkwürdigen Tag für spätere Zeiten in der besten und zweckmäßigsten Weise erhalten bleiben. — Volkmarsdvrf, 9. November. Wie rasch sich Leid zur Freude dränge» kann, zeigt recht deutlich ein Unglücksfall, welcher ich bei der kürzlichc» Stiftungsfeier des hiesige» Militärvcreins „Kameradschaft" zutrug. Der Flcischcrmcister Herr Sch. von hier, ein vollblütiger Mann, wurde bei derselben plötzlich von Blutandrang nach dem Kopse befalle». Kurze Zeit darauf war er leider erblindet. Der Arzt, zu welchem ihn Freunde sofort geleiteten, fand, daß die Erblindung durch Zntreten von Blut in die Angen entstanden war. Es ist Hoffnung vorhanden, daß das Unglück wieder gehoben werden kann. — Aus Oschätz wird als Curiosum berichtet, daß die glück lichen Gcwinnerinnen eines Zehntels von einem in die Collection des Herrn Jedicke daselbst gcsallencn 15,000-Markgcwinns der sächs. Landeslottcric 2 Ncgcrmädchcn ans Kamerun sind, welche im Juni I. in Oschatz znm Schützenfeste Vorstellungen gaben und sich ein Loos in obenerwähnter Collection kauften. Warum soll die Glücks göttin Fortuna nicht auch mit schwarzen Menschenkindern schäkern? — In An nab erg hat das Hauptzollamt wie die gleichen Acmter in Zittau und Bautzen mit Genehmigung des Königlichen Finanzminisicriums die Verordnung erlassen, daß Jeder, welcher Mehl und Mühlencrzcugnisse in Menge von nicht mehr als 6 Pfund zoll frei ans Oesterreich cinführen will, sich als Grenzbewohner bei der Anmeldung der Maaren durch eine ortsbchördliche für jede Haus haltung nur in einem Exemplare zu erthcilcndc Bescheinigung auszu- wciscn hat, auf deren Rückseite der Tag der Einführung und die Menge des cingeführte» Mehlcs re. vermerkt wird. — Zwickau, 8. November. Die Frage wegen Errichtung einer Schlacht- und Viehhof-Anlagc Hierselbst kommt nun endlich in Fluß. Die Fleischer-Innung hat sich einen größeren an der äußeren Neichenbachcr Straße, unweit des Bahnhofs gelegenen Grnnd- lücks-Complex für die Anlage, welche i» der Hauptsache derjenige» anderer großen Städte, namentlich Leipzigs und Chemnitz', entsprechen oll, gesicycrt und n-ncrdings an den Rath das Gesuch gerichtet, ihr die Concession zur Erbauung und Bewirthschaftung eines Central- Schlacht- »nd Viehhofcs z» crtheilc». So ohne Weiteres konnten ich nun freilich die städtischen Collegien nicht zur Bewilligung dcs Gesnchcs entschließen, vielmehr sollen der Innung zunächst eine An zahl Bedingungen zur Erklärung binnen dreimonatiger Frist vorge- lcgt werde». Die Annahme dieser Bedingungen, welche in Rücksicht auf gesetzliche Vorschriften und im allgemeinen volkswirthschaftlichen Interesse zu stelle» waren, soll aber der Stadtgcmcinde dann immer noch völlig freie Hand lasse», die Errichtung des Schlacht- und Vieh hofs — wie es in Rücksicht auf die Rentabilität derselben Anlage 4
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