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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880829
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-29
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.08.1888
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MI Nr. 201. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum der tollenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LanVcS-Aiizeiger" mit täglich einem besonderen Unter- haltinigSblatte und mit dem Extrabciblatt Liisti>irc> Bilderbuch lostet bei den Ausgabe stelle» »ivnallichlOPig., bei den Post-Aust. 75 Pf. (l 888er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Eoimuer-Mkiiblchnsalit'blaichefk für Sachsen. Wiiiter-Eiseubnimsaiirpianbeft für Sachsen. Iliusrr. .ltaleuder des Sächsische» Landboren. IllustrirtkrJahikdbnchdesLandes.AnzeigerS. Sklchsischer Mittwoch, 29. August 1888. Anzrchcntirrirder„Sächs.?a»de--?lnieslier<": Raum einer schmalen Corvuszeile Is Pfg. Bevornigie Stelle (lsvalt.Petitzeile) 8» Pf. BeiMiedcrhvlnnggrvger Annonec» Rabatt. Bei Vcstellungen vvu Auswärts wolle man Jnicrtionsbctrag (in Lriesinurken) beifügen ljeSSilbcnCorvnsschrift bilde» ca. lZeile.) Aiinoncenannaliine nur bis Vormittag. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Lttllig'. MlM Me. Bnchdrnctcrci. Cliemnilz. Theaterstraffe 5 (Fernsvrcchstclle Nr. ISS). Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterholtungsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — b. IllusLrirtes NuterhaltuugSblatt — 6. SouutagSblatt — Ertrn-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Das im Üiruudbuche auf deu Namcu Johann Eduard Müller ei»gc- tragcne Gnmdstü-st Hans mit Garten, Nr. Mn des Flurbuchs, Nr. 410 des Brandkatastcrs, Folinm lOO des Grundbuchs für Berbisdorf, geschäht auf 9000 M., soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 3. Oktober l888 Vormittags 10 Uhr als Aumeldctermln, ferner der 18. Oktober 1888 Vormittags 10 Uhr als Versteigermigsteruiin, sowie der 25. Oltober 1888 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vcr- Ihciluugsplans mibcraumt worden. Die Realbercchtiglcu werden anfgcsordcrt, die ans den: Gr»»dstückc lastende» Rückstände an wiedcrkehrcndcn Leistungen, sowie Kostcnsordernngen, spätestens im Annicldctcrminc anznmcldc». Eine Uebcrsicht der nnf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rcmgvcr- hällnisscs kann nach dem Aiimeldctcrmine in der Gerichtsschrciberei des Unter zeichneten Awtsgerichts cingesehcn werden. Chemnitz, am 25. August 1888. König!. Amtsgericht. lieber das Vermögen des Tischlers und Glasers Bernhard Richard Kühn in Neustadt, seht unbekannten Ausenthalts, wird heute an, 24. August 1888 Nachmittags '/.,l> Uhr das Konknrsverfahec» eröffnet. Der Rechtsanwalt Nctckc in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrsfordcr- nngcn sind bis znm 21. September 1888 bei dem Gerichte anznmelde». Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigcrausschnsses und eintrctcndcn Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bczcichiicte» Gegenstände anf den 11. September 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüsung der angcmcldctcn Forderungen auf den 11. Octobcr 1888 Vormittags 10 Uhr vor dcm Unterzeichneten Gerichte Termin anbcraumt. Allen Personen, welche eine zur Konknrsinasse gehörige Sache in Besitz haben oder znr KmiknrSmaffe etwas schuldig sind, wird ansgcgcbe», nichts an den Gcmein- schnldncr zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung anscrlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Aesriedignng in Anspruch nehmen, dcm Konkursverwalter bis zum 25. September 1888 Anzeige zu mache». Königliches Amtsgericht z» Chemnitz. In dcm Konkursverfahren über das Vermögen des Prodnktcnhändlcrs Leonhard Oswald Löschucr, Inhabers der Firma Oswald Löschncr in Chem nitz, ist in Folge eines von dem Gemcinschnldner gemachte» Vorschlags zu einem Zwangsvcrglcichc Verglcichstermi» anf den 24. Sevtcmbcr 1888, Vor mittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrselbst anbcraumt. Chemnitz, de» 25. August 1888. König!. Amtsgericht- Das Konkursverfahren über das Vermögen des Uhrmachers Johann Heinrich Reiche! in Rcichcnbrand wird nach erfolgter Abhaltung des Schluff tcrminS hierdurch anfgchobe». Chemnitz, den 23. August 1883. K. Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 27. August. Bremen. Auch der Lloyddampfer „Ems" hat den neuen Doppelschranbcndampfcr „City of Newhork" von der Jnman-Linie auf der Heimreise von Newyvrk um 10 Stunden geschlagen. Der ebenfalls mitconcnrrircnde Cnnard-Dampfer „Umbria" schlug die „City of Ncwhort" um 24 Stunden. London. Die „Times" meint, es sei vernünftig anzunchmen, daß Crispi's Gereiztheit gegen Frankreich durch den Einfluß seines mächtigen Alliirten, Deutschlands, dessen Freundschaft für das Wohl ergehen Italiens so nothwcndig sei, eher gemildert als verstärkt werde. — Die „Times" bringt ferner folgende interessante Meldung aus Konstantinopcl: Die türkische Regierung telegraphirte an ihre Vertreter im Auslande und ersuchte um Informationen über die Begegnung Crispi's mit Bismarck. Es trafen darauf von den Bot schaften in London und Wien Antworten ein, welche den Sultan pcranlaßtcn, von dem beabsichtigten Mttiisterwechsel und von den beabsichtigten Pcrsonalvcrändernngen im diplomatischen Corps ab- znstehen. London, 28. August, Mittags. Gestern Nachmittag stieg ein Luftballon mit dem bekannten Luftschiffer Simnonds und zwei anderen Personen von der irischen Ausstellung hier auf, um den Continent zu erreichen. Der Ballon fiel aber um 6 Uhr Abends bei Maldo» (Grafschaft Essex) mit großer Geschwindigkeit auf die Erde herab. Alle drei Personen wurden schwer verletzt. Simnonds ist Abends 9 Uhr verstorben. Politische Nimdschan. Chemnitz, de» 28. August. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Prinzen werden heute Dienstag Nachmittag aus Oberhof tn Thüringen wieder im Marmor palais zu Potsdam eintrcffcn. — Dcm „Dentschcn Tgbl." war ans Petersburg geschrieben worden: Man erwarte dort die Vermählung der Prinzessin Margarethe von Preußen, Schwester Kaiser Wilhelms, mit dem Großfürsten Thronfolger Nikolaus, selbstverständlich zu entsprechender Zeit. Die „Krcnzztg.", welche jetzt wieder vortreffliche Beziehungen znm Hose hat, bezeichnet diese Notiz als „ein in recht taktlosen Formen sich ergehendes Phantasicgebilde." — Der schon am Sonntag in Berlin erwartete König Georgios von Griechenland ist erst Montag früh dort angckommen und von seinem Sohne, dcm Kronprinzen, und Vertretern der Militär- und Civilbchördcn empfangen. Der König nahm im Schlosse Absteige quartier und begab sich nach Potsdam znm Besuche der drei Kaiserinnen. Am Mittwoch früh gedenkt der König über Warnemünde nach Kopen hagen zu reise». — Dem Obcrpräsidentcn von Wcstprenßcn, von Erusthausen, ist der Abschied zum 10. September bewilligt und ihm der Kronen- Ordcn erster Klasse verliehen. — Im Hinblick anf ein Vorkommniß, wonach eine Stadtver ordnetenversammlung eine Vorlage des Magistrats, betreffend die Bewilligung von Geldmitteln und die Bildung einer Festkommission zur Feier des Sedantages abgelehnt und durch Beschluß den Magistrat ersucht hatte, mit Rücksicht auf die schweren Heimsuchungen, welche das Vaterland durch den Heimgang der beiden Kaiser betroffen, von der Feier des Sedantagcs abzusche», hat der Regierungspräsident von Ncefe in Potsdam an sämmtliche Magistrate des Regierungs bezirkes folgenden Erlaß gerichtet: „So sehr wir die diesem Beschlüsse zu Grunde liegenden schmerzlichen Gefühle ehren, glauben wir doch eine Abänderung des Beschlusses empfehlen zu müssen. Wir theilen den Wunsch des Magistrates, daß auch in diesem Jahre die Feier des Sedantagcs stattfinde, weil gerade diese Feier die günstigste Gelegenheit bietet, das Gedenken an die beiden dahingcschicdenen erhabenen Monarchen in der Heranwachsenden Jugend zum vollen Bewußtsein zu bringen, in deren Herzen die Stätte dauernder Ver ehrung und dauernder Dankbarkeit zu bereiten und dadurch das hcirc Sinne» und reiche Wirken der Kaiser und Könige Wilhelm I. nn) Friedrich HI. der Volksseele zu fortlcbcndcm pietätvollem Gedächtnis; zu überliefern." — Wie verlautet, soll im Spätherbst der preußische Staatsrath znsammentreten, »m die Arbeiter-Altersversorgung »nd das neue Gcnvsscnschastsgesetz zu begutachten. Der Präsident des Staatsrathes war Kaiser Friedrich als Kronprinz, Vizepräsident ist Fürst Bismarck. Dagegen wird die Einberufung der Landesvertheidignngscommissivii, wovon die Rede war, vorläufig noch nicht erfolgen. Es sollen vor erst die Resultate der großen Manöver abgcwartet werden. — Das neue Excrcicrreglemcnt für die Infanterie ist vollständig fertig gestellt und dürfte schon in naher Zeit an die Armee ausgc- gcben werden, so daß jedenfalls die am 1. Oktober cintrctcnden Einjährig-Freiwilligen nach den neuen Vorschriften ansgebildet werden tonnen, die eine wesentliche Vereinfachung bedeuten. — Wie verschiedentlich mitgcthcilt wird, ist der deutschen ost- afrikanischen Gesellschaft für Ostafrika auch das Recht der Ausgabe von Banknoten verliehen worden. Der Kaiser in Dresden.") Dresden, 27. August 1868. Der heutige Kaiscrtag brachte der sächsischen Königsstadt schon in den frühen Morgenstunden reges Leben. Ganz besonders belebt waren diejenigen Straßen, welche der Kaiser zu durchfahren hatte und die deshalb in der 10. Stunde von den verschiedenen Vereinen und Korporationen besetzt wurden. Vor dcm Berliner Bahnhofe in Fricdrichstadt stand eine nach tausenden zählende Menge, der Ankunft des Kaisers harrend. In der 11. Stunde fuhren daselbst die Generalität und die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden vor, die vom Lcib-Grenadicr-Regiment gestellte Ehrcnkompagnie mar- schirte mit Mnsikchors und Rcgimentsfahne auf und kurz vor 11 Uhr kamen der kommandirende General, Feldmarschall Prinz Georg und seine beiden ältesten Söhne Prinz Friedrich August und Prinz Johann Georg, sowie wenige Minuten später König Albert in der Uniform seines ostprcnßischcn Dragoner-Regiments Nr. 10 und mit dcm Bande des preußischen schwarzen Adlerordens geschmückt in Begleitung der diensthabenden Adjutanten angefnhrcn. Wenige Minuten nach 11 Uhr traf der Kaiserzng ein, Kaiser Wilhelm in der Uniform seines sächsischen Grenadier-Regiments stand am Fenster des Salonwagens, jubelnde Hochrufe tönten dcm Monarchen entgegen. Schnellen Schrittes verließ der Kaiser den Wagen, eilte auf den König zu, ihn nmarinend und küssend. Dann begrüßte er die königlichen Prinzen und den preußischen Gesandten. Hierauf traten die hohen Herren zum Bahnhofe heraus. Begeisterte Hochrufe tönten ihnen entgegen »nd Oberbürgermeister vr. Stübcl richtete eine längere Ansprache an den Kaiser, worin er aus die enge Freundschaft zwischen dcm deutschen Kaiser und dcm sächsischen Königshause hinwics »nd mit der Versicherung schloß: „Zn Ew. Majestät wollen wir stehen in guten und bösen Tagen, das gelobe ich im Namen der Stadt Dresden und in diesem Sinne rnfe ich hoch lebe Sc. Majestät der dcnliche Kaiser!" Jubelnd stimmte Alles ein, während die Musik „Heil Dir im Sicgcrkranz" intonirte. Der Kaiser dankte mit warmen Worten, bczcichncte die Sachscntreue znm Reiche als längst bekannte Thatsachc, erinnerte daran, daß dieselbe in Dresden besonders schön znm Ausdruck gekommen sei bei den Kaisertagcn 1882, die zu seines Großvaters schönste» Erinnerungen gehört hatten. Er freue sich, nun Dresden auch selbst kenne» zu lernen. ") Nachdruck verboten. Dann führte der König den Kaiser zu der ausgestellten Ehren- Compagnie, auf deren rechtem Flügel die direklen Vorgesetzten der selben standen, an ihrer Spitze der Gencralfeldmarschall Prinz Georg. Ihm überreichte der Kaiser einen kostbaren Marschallsiab. Hierauf schritt der Kaiser die Front der Ehrencvmpagnic ab, welche sodann im Parademarsch mit klingendem Spiele vor den Majestäten defilirte. Nunmehr wurde der ä In Daumvnt bespannte Wage» bestiegen und die Fahrt durch die festlich geschmückte Stadt begann. Sie glich einem Triumphzng. Ucberall brausten Hurrahs und Hochrufe dem geliebten Landesherr» und seinem erlauchten Gaste entgegen, überall neigten sich die Fahnen vor den Fürsten, allcrwärts grüßten wehende Tücher der Damen aus allen Fenstern. Auch wurden unterwegs dcm Kaiser mchrcre Male kostbare Vlumcnspcnden überreicht und von ihm dankend cntgcgcngcnommen. Auf der Amalienstraße fiel dabei einer Dame eine Rose auf die Erde, welche sic anf Wunsch des Kaisers ihm gleichfalls noch in den Wagen reichen mußte. So ging die Fahrt durch die von Schaulustigen dicht besetzten Feststraßcn, von denen König Johannstraßc, Albertbrücke und Knrfürstcnstraßc sich am vortheilhaftcstcn präsentirtcn, bis zur Bautzncr- und Forststraßc, welche zur Albertstadt führt. Hier standen Rciterpikets von der Reitschule als Ehrenposten, während die Schaulustigen sich vor der Grcnadierkasernc anf der Heerstraße aufgestellt hatten. Als die Spitzenreiter des Königs- und Kaiserwagens in der Heer straße erschienen, brausten den Monarchen Hochrufe der vor der Grenadierkaserne ausgestellten Menschenmenge entgegen. Beide Fürsten dankten huldvoll nach allen Seiten, dann rollte der Wagen durch das Kascrncnthor. Auf dem Hofe der Kaisergrcnadiere stand das Regi ment in Baiaillonscvlonne mit Compagnicfront und fliegenden Flaggen zum Empfange seines erlauchten Chefs bereit; die Grenadiere waren im Paradcanzng, in weißen Beinkleidern und trugen de» Tornister und Feldkessel neuer Probe, sowie zum ersten Male in den Achselklappen neben dein Namenszug VV. II. eine I zum ehrenden Gedächtnis; an ihre» ersten Chef Kaiser Wilhelm I., dessen Namen das Regiment laut Befehl des Königs Albert, erlassen beim Tode des Kaisers, für alle Zeiten sortznführen hat. Anf dem rechten Flügel noch vor der Rcgimentsinusik halten Aufstellung genommen die Offiziere des Kricgsministennms, vor deren Front stand General Graf Fabrire, daneben die Generalität und die Offiziere des Gcncralstabes, vor ihrer Front Gencralfeldmarschall Prinz Georg, de» ihm vom Kaiser vor einer halben Stunde verehrten Marschallstab in der Rechten. Der Bruder des Königs und commandirendc General des k. s. (XII.) — Der abgesctzte deutschfeindliche König Malictva von Samva ist am Sonntag unter Bedeckung des Pvlizeimcistcrs von Kamerun und in Begleitung seines Ministers Aesaka und zweier Häuptlinge auf einem Wocrmann-Dampfer in Hamburg eingctrvffcii. Es soll ihm auf deutschem Boden ein Bild von der Macht des Reiches ge geben werden. — Ans dcm Bismarck-Archipel in der Südsee kommen recht böse Nachrichten. Die Eingeborenen sind die Heimtücke selbst, zehn mal schlimmer als die Kamerunnegcr. Der deutsche Richter Schmiele unternahm mit zwei deutschen Beamten eine Forschungsreise. Die eingeborenen Träger zeigten sich wiederholt im höchsten Grade faul, führten die Deutschen schließlich in die Irre und verschwanden mit dem ganzen Gepäck. Mitten in dichtem Gestrüpp wurden die Deutschen angegriffen, mehrfach verwundet nnd »ach dreitägigem er bitterten Kampfe erst, als sie fast verzweifeln wollten, wurden sie von Europäern, welchen befreundete Eingeborene Kunde von dem Kampfe gebracht, errettet. Die Verwundeten sind jetzt außer Gefahr. Schmiele hatte Schußwunden in Hand, Brust und Schulter und eine Specrwunde in der Brust. Von seinen Begleitern erhielt der Ge- richtsschreibcr Hering eine Schußwunde in die Seite, der Gerichts bote Langcmarck eine Speerwnnde in den Rücken. Die Eingeborenen hatten drei Todte, fünf Verwundete. Ebenfalls verunglückt ist eine Expedition des Stativnsdirectors Graf Pfeil nach Ncn-Mecklenburg. Graf Pfeil war von zwei Weißen und 20 wohlbewafsnetcn Ein geborenen begleitet. Auch diese wurden überfallen und mußten ihr ganzes Gepäck zurücklasscn. Ein Weißer, Namens Ramsay, und ein' Eingeborener sind gelobtet. Italic». Die italienische Flotte im Mittclmeer, welche nach Pariser Gerüchten zu einem Handstreich anf Tripolis bestimmt sein sollte, (in Wahrheit war es nur eine starke Manövcrflottc, wie sie Frankreich jetzt hat i» See gehe» lassen) ist aiifgelöst. Dem Journal „Tribuna" wird ans Neapel tclcgraphirt: Die Kriegsschiffe „Duilio" und „Etna" sind in der Nacht zum Sonntag nach der Levante abge gangen, der Nest des Geschwaders geht nach Ccphalonia in See. Die Torpedoboote gehen Montag ab. Die „Tribuna" bemerkt hierzu, da das Geschwader seine Manöver beendet habe, so brauche es nicht mehr im Mittelländischen Meer zu bleiben und kehre deshalb anf seine gewöhnlichen Stationen in der Levante zurück. Das Ganze ist also als ein Friedcnszcichen anzusehen. Die römische „Opinione" erklärt, die Negierung beabsichtige, durch Entfernung der Flotte von den äußeren Küsten ihre durchaus friedlichen Absichten in der äußeren Politik zu bethätigen. Frankreich. Bvulanger schmiedet das Eisen, so lange es warm ist! Bekanntlich will Präsident Carnvt nächsten Monat nach der Normandie reisen, Bvulanger ist schon dort. Den Vorwand gab eine Einladung seines Freundes, des Abg. Laguerre, der in Lisieux eine militärische Ucbung mitmachen muß. Der General ist in der Stadt thatsächlich mit großem Jubel empfangen worden. Bei den bevorstehenden Wahlen in der Ardenne und in Haut Vienne wird Bvulanger wieder als Candidat aufgestellt werden. Die „Republique franyaise" behauptet, es bestehe eine boulangistische Verschwörung zum Sturze der Republik, und verlangt die Einleitung einer Untersuchung. Belgien. Es bestätigt sich, daß König Leopold die Berufung einer afrikanischen Conferenz wünscht, welche die Einfuhr von Pulver und Waffen nach Afrika verbieten soll, um so der arabischen Beweg ung ein Ende zu machen. — Dem deutschen Afrikarcisenden Wiß- mann ist eine wichtige Stellung im Congostactte übertragen. — In Brüssel spricht man von der bevorstehenden Verlobung des belgischen Kronprinzen Balduin mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern. Rußland. Kaiser Alexander fühlt sich einsam in Petersburg, seitdem die Kaiserin znm Besuch ihrer Schwester nach Gmunden ge reist ist. Er hat sich deshalb nach Jljinskope bei Moskau, einem seinem Bruder Sergius gehörigen Gute, begeben. Dort sind auch Armcccorps war, begleitet von seinen beiden ältesten Söhnen, den Prinzen Friedrich August und Johann Georg, sowie den anderen vorgenannten hohen Offizieren, zu Wagen ans dcm Kaserncnhofe an gckommen und hatten sich die Genannten in vorgcdachtcr Weise aus gestellt. Es war ein schönes, unvergeßliches Bild: die Mannschaften des 2. Grcnadicrrcgimcnts wie aus Erz gehauen und die ordcn- geschmücktcn Führer und Erzieher der sächsischen Truppen auf dem rechten Flügel, deren breiten über die Brust getragenen Ordensbänder weithin leuchteten: das Orangegelb des preußischen schwarzen Adler- ordcns, den Prinz Georg, Graf Fabrice nnd Prinz Friedrich August angelegt hatten, das Dunkelgrün des sächsischen Ordens der Rauten- kronc, welchen Prinz Johann Georg und sein in Front der 5. Com pagnie der Kaiscrgrcnadicrc stehender Bruder, Prinz Max, trug, das Blau des hessischen Verdienstordens Philipps des Grvßmüthigen, welches den Gcncrallcntnant von Rudorfs schmückte, das blaugcränderte Weiß des bayrischen Mililärvcrdicnstordens, getragen vom Generalleutnant von Holleben-Nvrmann, und das Roth des österreichischen Franz Joseph-Ordens, welchen der Stadtkommandant von Dresden, General leutnant Frhr. ü Byrn, angelegt hatte. Als Kaiser Wilhelm und König Albert den Wagen entstiegen nnd sich dem Ncgimente näherten, intonirte die Musik den Präsentir- marsch, die Truppen präsentirtcn und riefe» drei Mal „Hurrah!" während die Feldzeichen bei den Fahnencompagnicn grüßend geschwenkt wurden. Der Kaiser schritt, gefolgt vom König, auf den Commandeur Oberst von Egidh zu, nahm von diesem die Meldung entgegen und reichte ihm die Hand. Sodann erfolgte das Abschrecken der Front, wobei Kaiser Wilhelm jedes Bataillon einzeln begrüßte. Nun for- mirte sich das Regiment znm Dcfiliren, welches zwei Mal erfolgte: zuerst in Compagnicfrvnt mit angcfaßtci» Gewehr, das zweite Mal in Ncgimcittscolonnc »fit Gewehr über. Beide Parademärsche wurden vorzüglich anSgcftthrt. Beim ersten Vorbeimarsch schritten anf dcm rechten Flügel Prinz Georg, General von Rudorfs und General von Minkwitz in ihrer Eigenschaft als Corps-, Divisions- und Brigadc- Commandenre hinter einander beim Kaiser Wilhelm nnd König Albert vorüber. Prinz Max, dessen Pathe der erste Negimciitschef Kaiser Wilhelm I. gewesen ist, marschirte beim zweiten Dcfiliren mit den Fahnen vor der Front. Der Kaiser verfolgte das Exercircn mij gespanntester Nusmcrlsamleit. Nach der Beendigung desselben befahj er zuerst die Offiziere vor die Front und sprach ihnen seinen Danj ans, dann ließ er die erste» 6 Compagnien der »och in Regiments, colonne stehenden Grenadiere „Kehrt!" machen, ging hierauf in di^ Der heutigen Nummer des Sächsische» Laudes-Auzeigers liegt bei Vas Beiblatt „Sächsisches Allerlei".
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