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welche für oder gegen das Ministerium gestimmt haben. Erstere sotten Eine aufmunternde Anerkennung finden, gegen Letztere' wird ein entsch^ene^ Porzehen empfohlen. F . Oesterreich. Die huldige Berufung des ungarischen Land tags wird in den Wiener Glattem immer mehr als eine drin gende Nothwendizkeit bezeichnet, und es unterliegt keinem Zweifel,^ daß die RegTrung selbst die Erreichung di sts Zieles sehnlich herbeiwünscht; Re magyarischen Parteiführer scheinen aber von den Zugeständnissen, welche ip Wien in Betreff der Verfassungs frage verlattgü Werden, noch immir nichts wissen zu «öllen. Im lombardisch-Venetianischen Königreiche soll nunmehr das in der Verfassung verheißene Landcsskatut ebenfalls verkündigt werden. Wie versichert wird, treten die Behörden in jenen durch die italienischen Einheitsbestrebungen aufgeregten Landestheilen in neuerer Zeit mit mehr Rücksicht und Milde auf, als dies früher der Fall war. Schweiz. Während der gegenwärtige Winter in Deutsch land sehr gelinde auftritt und namentlich wenig Schneefall zeigt, findet in der Schweiz und selbst in Oberitalien das Gegentheil statt. In der ersten Woche des Januars, besonders am 5. und 7., trat in der mittleren und östlichen Schweiz einer der furcht barsten Föhnstürme auf, welcher durch Abreißen von Dächern, Umstürzen von Ställen, Entwurzeln der Bäume großen Schaden anrichtete. Die Stöße waren so heftig daß Menschen sich platt auf die Erde legen mußten. Diesem Sturme folgte ein überaus starker Schneefall, welcher vom 7. bis 13. Jan. die Passage über die meisten Alpenpässe hemmte. Der Schnee lag auf den Alpenstraßen 10—12 Fuß hoch und außerdem wurden die Wege durch furchtbare Lawinenstürze gesperrt; die unterwegs befind lichen Passagiere konnten nur mit vieler Mühe aus den Schnee massen befreit worden und man fürchtet, daß bei diesem Unwetter, wie man sich eines ähnlichen seit Menschengedenken nicht ^erinnert, manches Leben verloren gegangen sein mag. Das größte Un glück hat der Schneefall in Locarno angerichtet. Diese am nörd lichen Ufer des Lago Maggiore im Canton Tessin reizend ge legene Stadt, welche abwechselnd mit Lugano und Bellinzona den Regierungssitz bildet und ihrem ganzen Character nach mehr an Italien als an die Schweiz erinnert, hat eine alte Pfarr kirche, deren baulicher Zustand wohl schon längst Bedenken er regen mußte, wenn nicht die Sorglosigkeit der Italiener es liebte, über derartige Dinge hinwegzusehen. Am N. Jan. hatte sich nun auf dem Dachstuhl der Kirche eine solche Masse Schnee angehäuft, daß ein aus morschen Balken bestehender Theil des selben zusammenbrach, auf das Gewölbe herabstürzte und dieses eindrückte. Die dadurch herbeigeführte Katastrophe war eine furchtbare, und dennoch hätte sie leicht noch verhängnißvoller werden können. Denn der große Schneefall hatte nicht nur viele Be wohner der Stadt, sondern auch die Bevölkerung der nahen ein- gepfarrten Dorfschaften verhindert, die Kirche zu besuchen, und so waren in der Unglücksstunde kaum hundert Personen in der selben versammelt. Von diesen wurden 38 Frauen, und ein Mann todt und gräßlich verstümmelt unter den Trümmern her vorgezogen, während sieben andere Frauen seitdem an den er haltenen Verletzungen gestorben sind und acht noch schwer be schädigt darnieder liegen. Eine halbe Stunde später hätte das Unglück mindestens dreimal mehr Opfer gefordert, denn um diese Zeit pflegt die Schuljugend der Stadt die Kirche zu betreten. — Weitere Berichte aus Tessin melden noch, daß das Dorf Bedretto durch einen Erdrutsch infolge des großen Schneefalls, bis auf zwei Häuser verschwunden sei- Dieses Dorf, der Hauptort des vom Ticino durchflossenen Bedretto-Thales, (in welchem wir Ende August 1858 noch große Schneemassen vorfanden) hatte einen eigenthümlichen Kirchthurm, welcher aus einem dreieckigen Strebepfeiler besteht, der bestimmt ist, die herabstürzenden Lawinen zu zertheilen. Den früheren Kirchthurm hat eine Lawine fort gerissen. (Es sollen 31 Personen in Bedretto verschüttet worden sein.) Italien. In Oberitalien ist ungewöhnlich viel Schnee gefallen und selbst in der Nähe von Turin zeigte sich diese in jener Gegend seltene Erscheinung. Die Folge hiervon sind große Ueberschwemmungen, welche bedeutenden Schaden angenchtet haben. — Die Regierung hegt die Lobenswerthe Absicht, dem in Süditalien herrschenden Räuberunwesen zunächst durch eine Verbesserung ^>er Hrate^ssllen Verhältnisse jeuMMNter der bour- vonischen ReErunLgchnj vernj^lässiHtckuMröv^ e^^en^u tretet). Es Mrd däher zwei Basaillone G<uleM!ppek^k Auftrage nach den Hauptheerden de- B.nEenthluns beordert worden^ dvrt die Grundlage eines ordenÜiclM^SttaßeN- und WegesMMtzHdrMM Mchzeittz HÄVer MW des Innern hierauf abzielende Anordnungen getroffen, durch welche es mög lich werden wird, in kurzer Zeit durch die Mitwirkung der Provinzen und Gemeinden libsr 100 Kilometer Straßen fntig herzystellen. — Der -En Hauptstädten Hea^l M M^o Wbestehende Ausnahmezustand ist am 20. Jan. aufgehoben worden. — Unter den in Neapel Verhafteten, welche wegen öourbonischer Umtriebe in Untersuchung gezogen wurden, befindet sich auch die Fürstin Barbarini, deren Freilassung der französische Gesandte in Turin vergeblich befürwortet hat. Es bestätigt sich vollkommen, daß die englische Regierung dem Papste den Rath gegeben hat, Italien zu verlassen und seinen Wohnsitz auf der Insel Malta aufzuschlagen; es ist dies mit dem Hinzufügen geschehen, daß der Papst gar bald in die Lage kommen könne, von diesem Anerbieten Englands Gebrauch zu machen. Daß die Offerte zurückgewiesen wurde, haben wir schon erwähnt. Es hat sich aber auch die französische Regierung ver anlaßt gesehen, in Rom die Hoffnung auszusprechen, daß in dem Falle, „daß der Papst, was Gott verhüten wolle, sich genöthigt sehen sollte, Italien zu verlassen, Se. Heiligkeit Frankreich vor England den Vorzug geben werde." — In Civita - Vecchia ist man unter der Leitung französischer Genie-Offiziere Hamit be schäftigt, diesen Platz zu einer wichtigen Kriegs- und Seestation zu »erheben. Frankreich. Nachdem die Handelsverträge mit Eng land und Belgien den kommerziellen Beziehungen zwischen diesen Ländern und Frankreich einen neuen Aufschwung verliehen, ist nunmehr die französische Regierung auf derselben Basis zu einem Handelsverträge mit Italien verschritten; derselbe wurde am 17. Jan. in Paris unterzeichnet. Mit der Schweiz sind die Unterhandlungen über einen Vertragsabschluß im Gange, und Deutschland wird somit infolge des Widerstandes einiger Re gierungen mit seinen Waaren erst dann freieren Zutritt auf dem französischen Markte finden, wenn die Industriellen der oben genannten Länder mit ihren Erzeugnissen bereits dort heimisch sind. Die von uns bereits angezweifelte Nachricht, daß Preußen bei dem Pariser Kabinet Modifikationen des deutsch-französischen Vertrags befürwortet habe, hat sich als völlig unbegründet er wiesen. Ebenso wird dem widersprochen, daß ähnliche Schritte von den jenem Vertrage widerstrebenden süddeutschen Regierungen in Paris versucht worden sind. Der Vertreter Preußens am französischen Hofe, Graf v. d. Goltz, welcher ebenso wie der Gesandte Frankreichs in Berlin den Rang eines Botschafters erhalten hat, ist am 17. Jan. vom Kaiser in sehr freundlicher Weise empfangen worden. Der Kaiser betonte besonders den Werth, welchen er auf die intimen Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen lege und sprach die Hoffnung aus, daß dieselben durch die beabsichtigte Handels verbindung zwischen beiden Ländern noch mehr befestigt werden würden. Der kaiserliche Prinz, welcher am 16. Jan. sein 7. Lebens jahr vollendet hat, wird nunmehr, dem Herkommen des fran zösischen Hofes gemäß, der Obhut der Frauen entnommen und den Händen eines Erziehers übergeben werden. Wie verlautet, ist Marschall Vaillant hierzu ausersehen. Die Gerüchte, wonach Prinz Napoleon, um den Debatten über die römische Frage im Senate auszuweichen, eine Längere Reise unternehmen werde, sind gänzlich verstummt und es heißt jetzt, daß der Prinz trotz aller Vorstellungen seines kaiserlichen Vetters, nicht darauf verzichten wolle, die Sache Victor Ema nuels, seines Schwiegervaters, zu verfechten. Bei alledem werden die Debatten über die italienische Angelegenheit weder im Senate' noch im gesetzgebenden Körper mit gleicher Leb haftigkeit geführt werden, wie in der letzten Session. Die Re gierung wünscht dies nicht und dieser Wunsch ist für die meisten der Herren Senatoren und Deputirten ein Befehl,-dem sie kaum entgegenhandeln werden.