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«er Unverstand und anarchischer Angriff auf da» Sige«. thu« verleideten ihm die Freude und erforderten alle Energie wie Aufbietung seine» äußersten persönlichen Einflusses. Wäh rend Monaten stand er allein. Di« Beamten, die Mtisten „Gutgesinnten", hatten den Kopf verloren, er mußte per sönlich mit der Masse verhandeln und erwarb ihr unbedingte» Vertrauen. „Mit Freuden — bekennt der Herzog — gedenke ich dieser Lage, da die augenblicklicheAnerkenntniß dergroßen Menge mir nie wieder in einer solchen Weis« zu Theil ward." Die Revolution endete in Jubel. Biele Landgemeinden luden ihn, den Unberechtigten, zur Abhaltung ihrer nun eigenen Jagden; er erschien, um zu zeigen, daß er „ohne Groll den Anforderungen der Neuzeit Rechnung getragen habe." Der fltißigt, tüchtig« Dauernstand ist ihm bi» zur Stunde herzlich zugethan. Weniger, meint der Herzog, die Städter, besonder» in Gotha.'M ! Ihrer politischen Apathie war 1848 politischer Taumel gefolgt. Der reiche Landadel zog sich grollend zurück und überließ der auf demokratischer Grundlage gewählten Evnstituante allein die Regelung der neuen StaatSeinrichtungen. An den Verhandlungen in der Paulskirche und den allgemeinen deutschen Fragen nahmen dis Bürger wenig Antheil; selbst der allgemein so »opuläre schleSwig holsteinische Krieg ließ Götha ruhig; seine eigenen Truppen, sein Herzog, die dazu auüzogen, davon heimkehrttn, anderwärts mit Jubel begrüßt, wurden hier kühl empfaiigtn. Und „diese auffällige Gleichgültigkeit gegen die wichtigsten Interessen unseres großen Vaterlandes" ist Gotha verblieben. . . Sein Herzog wandt« sich, von 1850 an fast ausschließlich der deutschen Frage zu. Die Gothaer blieben theilnahmlos und dankte» eS ihrem Herzog nicht. Dem Adel und den älteren EtaqtSdienern gilt er von 1848 her als Revolutionär. Eie verzeihen ihm nie, daß er Kammerherren, Kammerjunker und Hofjunker abgeschaffl, daß der Hof. „das heißt mein Hau», nun einem Jeden geöffnet werden konnte: dem ich vermöge Taltnt oder Sitte die Berechtigung zusprach," daß er die Formel „von Gotte» Gnaden" strich. Der wohlhabende Bür- aesstand und die Bureaukratie, wirkliche ynd Schein-Liberal«, find gegen ihn, obschon jene ihn unterstützen sollten, weil er »«der -;m Ministerium allein di« Geschäfte überläßt, noch unconstitutionell allein regiert. Endlich die kleinen Handwerker und die mit ihrem Schicksal Unzufriedenen nehmen dem Herzog üdel, „daß er trotz seiner Freisinnigkeit und Gerechtigkeit diesen gemüthlichen Demokraten gegenüber die liberalen Gesetze nicht ^"^aS "fürstUche" Schreiben schließt mit folgenden, man darf wohl sagen: goldenen Worley, die es verdienen, von Allen, Fürsten und Völkern, wohl beherzigt zu werden: „Wenn man das bisher Getagte überblickt, könnte sich vielleicht der Oedank aufvrängen, als ob ich bei der scharfem Kritik, der ich die heimat- UchM Anstände unterworfen habe,:mir silbst wohl eine Ausnahmestellung angewiesen hätte. Ich bin frei davon, meine Person vom Volte zu trennen, ich rechne mich vielmehr zu ihm und fühle mit ihm. Und gerade weil eS mir gelungen ist, von Jugend auf den Standpunkt zu verlassen, von dem die meisten meiner StandeSgenossen das Volk und dessen Treiben beurtheilen, verlange: ich um so Edleres und Höheres von der Gesammtbeit. s Der Dolksgeist gleicht den brausend dahin wogenden Wellen eines Stro mes. Ihn abzudämmen , in seinem Laufe zu hemmen, ist fruchtloses Unter nehmen. Bäumend steigen die Wogen in die Höhe und. reißen jedes Hemm- ntß mit sich fort. Patrioten und Fürsten sollten dämm das gleiche Bestreben fühlen, die stet- vorwärts treibende Fluch rein und in. den Ufern zu erhalten. lün dies zu vermögen, bedarf es aber der Theilnahme des Volks selbst. Es darf sich mcht fremd zu den Männern stellen, welche dazu geschaffen sind, die Leittürg in die Handln nehmen. Sicher ist es verwersiich, nach einer Popularität in dem allgemein ge bräuchlichen Smve zuu ringen und auf Kosten der gestellten Aufgabe Hick künstlich populär zu machen. Aber eben so irrig ist es zu glauben, daß Ai« - .jene vatnorlfchen ll-ranner dennoch NN Staude lem konnten, segen bringend die Masse zu fübteü? n ) a l M z 1 - f ' u. 7? nr rDas Volk muß die Ramen seiner Führer heilig halten, es muß fie selbst «gr Verunglimpfung schützen und darf niesvergefftn, daß gegenseitiges Per- ttauen von Ltgeustitiger milder Berücksichtigung unzertrennlich ist. DäMpsWagtN ES ist da- Erstemal, daß eis deutscher Fürst irr solcher Weise sein SeLbftbekenntniß vor aller Welt ablegt, so alles steifen Etiquettentone- bar, ohne allen rednerischen Prunk, fich klar und offen, rückhaltlos und eindringlich mit der öffentlichen Meinung verständigt. Und die öffentliche Meinung weiß dies zu würdigen. Da- geringste Interesse an der vorliegenden Schrift ist daS Ler- hältmß de- Herzogs zu den Gothaern. Bon Hauptbelang ist vielmehr dabei die Auffassung, welche darin niedergeleat ist, von dem BerhäLtniß eine- konstitutionellen Fürsten zu seinem Bolke. Und in diesem Sinne enthält die Schrift so vortreff liche kehren und Mahnungen, giebt fie so schlagende Beispiele, daß Fürst und Volk daraus lernen kan^^ Bor wenigen Monaten füllte ein Brief des Herzog- von Aumale die Zeitungsspalten und da- Tagesgespräch. Ein echt deütscheS Gegenstück zu jenem Herzogsbrief ist dieser fürstliche Aufsatz, der m erquickender, freilich auch in mannichfacher Hin sicht beschämender Weise einen echt deutschen, staatsmännisch durchgebildeten, frei- und großgeflnnten Kürsten in seiner rast losen, allen kleinlichen Anfeindungen siegreich widerstehenden Wirksamkeit UNS vor Augen stellt. Auf diesen Herzog ist das deutsche Volk mit Recht stolz. Sein begeisterte- Borgehen hat ihm aller Orten begeisterte Zustimmung errungen. Diese Schrift, die der alten Gtiquette fürstlichen Schwelgen- Lalet sagt, und an da- deutsche Bolk fich richtet, wird von diesem aller Orten als ein klangvolle- Zeugniß, als ein Utwergessene- Denkmal de- edlen Fürsten bewahrt werden, den sein Hoch- finn und der Deutschen Hoffnung einer großen Zukunft würdig machen. Dresden, den 15. August. , - — Die erste, mit dem 9. Aug. abschließende Quittung deS Dresdner Comito'S zur Sammlung freiwilliger Beiträge für den Bau von Kanonenbooten ist bereits veröffentlicht werden; fie ergiebt einen Gesammtbetrag von 902 Thlrn. z die Spenden der ein zelnen Geber steigen von I Ngr. bis zu 250 Thlrn. — Am 13. Aug. verstarb hier im 70. Lebensjahre der als tüchtiger Pädagog auch in weiteren Kreisen bekannte frühere Direc- tor deS Freimaurer-Instituts, Ä. Manitius. Derselbe hatte seit fünf Jahren die Directorstelle niedsrgclcgt, ertheilte aber bis zu sei nem Tode noch Unterricht an der genannten Anstalt. Eine reiche Anzahl von Schülern, welche unter seiner umsichtigen Leitung ihre Bildung in jenem Institute erhielten, werden dem Verewigten gleich allen Denen, die dessen segensreiche Thätigkeit näher kennen lern ten, ein dankbare- Andenken bewahren. — Am 8. d. M. Nachmittag- wurde dem 44 Jahre alten Arbeiter in der hiesigen Papierfabrik, Johann August Pira, wah rend er daS eine Mäschinenwerk daselbst in Gang setzen wollte, in folge eines Ruck- an demselben, ohne daß er es hat behindern können, in die gangbaren Räder geschleudert. Es wurde ihm dadurch der rechte Arm am Ellenbogen ziemlich, der Daumen deS linken Armes aber vollständig abgerissen. Im Stadtkrankenhause, wohin derselbe sofort tranSportirt wurde, ist ihm der rechte Arm oberhalb de- Ellen bogen- amputirt worden und giebt sein dermalige- Befinden ge gründete Hoffnung zu seinem Wiederaufkommen. — Am 9. d. M. stürzte der Mauperlehrling Mauther, von hier, bei einem Neübaue auf der großen Kirchgaffe 3 Etagen hoch vom Gerüste herab, und erlitt dadurch einen Schenkelbruch. — Zur Vervollständigung der in vor. Nr. enthaltenen Notiz über den Bter-Coy'sum auf der diesjährigen Vogelwiese fügen wir noch die und zugegangene Mittheilung bei, daß die Aetienbrau-rei zum Felsenkeller im Plauenschen Grunde wahrend der Festwoche allein 756 Eimer Lagerbier nach dem Schießplätze verschroten hat. Chemnitz, 12. Aug. In der heutigen RatWtzpng ist d« rühmlichst bekannte Director des ehemaligen Hüneriürst'schen Chore- in Dresden, Herr MannSfeld, zum städtischen Musikdirektor er wählt worden. Dem Vernehtpeu nach wird er noch im Herbste d. I. seine Stelle antreten. (Chem. Tgbl.) —— (Fortsechükg ß» Beiblatt.)