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Nr?I8. z. Mai ir«t. vierteljährlich 12'/»Ngr. Zu beziehen durch alle tgl. Post- AnftaUen. Dreitag, Neuchadt- Dre<dg«, in der Expedi tion, N. Meißn. Gaffe Nr. 3, -u haben. Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. Redacteur und Verleger: - -rin..- Politische »eltfchau. Deutschland. Die dänische Regierung hat in der letzten BundeStagSfitzung die den holsteinischen Ständen gemachten Borlagen überreichen lassen und in einer längeren Darlegung den Nachweis zu führen gesucht, daß sie dadurch den Anfor derungen des Bundes nach Möglichkeit genügt habe, weshalb fie jedwede Verantwortlichkeit dafür, daß eine Verständigung mit den Ständen nicht erzielt worden, von sich ablehnen müsse. Die dänische Erklärung wurde den vereinigten Ausschüssen zur Berichterstattung Überwiesen. In Betreff der Revision der BundeSkriegsverfaffung hat die Bundesversammlung unter Anderem beschlossen, es bei den jetzt bestehenden Matrikeln zu belassen, die Unterscheidung zwischen Haupt- und Rerserve- Contingenten aber in Wegfall zu bringen; das aus dieser Ber einigung gebildete Hauptcontingent soll 1H Proc. der Matrikel betragen, das Ersatzcontingent aber von auf Proc. der Matrikel erhöht werden, während zugleich das Fortbestehen der Reserve-Infanteriedivision unter Fortdauer der Befreiung von Stellung der Specialwaffen beschlossen wurde. Ferner ist die Militärcommission beauftragt worden, mit der Revision der Kriegsverfaffung fortzufahren und dabei namentlich auf die Puncte Bedacht zu nehmen, deren gleichförmige Regelung im Interesse der Schlagfertigkeit des Bundesheeres nöthig und wünschenSwerth erscheint. Das Verfahren des Bundestags in der kurhessischen An gelegenheit ist nunmehr fast von allen deutschen Volksvertret ungen nach Gebühr verurtheilt worden. Am 26. April hat auch die Ständeversammlung des HerzogthumS Nassau be schlossen, „die hohe Regierung wolle ihren Bundestagsgesandten dahin instruiren- daß dieser sich künftighin nicht mehr an Be schlüssen betheilige, welche in das innere verfassungsmäßige Leben der Einzelstaaten eingreife"; zur näheren Begründung dieses Antrags wurde eine besondere Commission bestellt. — In Kurhessen sind, soviel bis jetzt bekannt, nur solche Wahl männer gewählt worden, welche treu zur Verfassung von 1831 stehen; auch hat man sich nicht an das Verbot des Ministe riums gekehrt, sondern fast durchgängig unter Rechtsvorbehalt gewählt. Hieraus ist zu entnehmen, daß auch diesmal, trotz aller Anstrengungen der Regierung, die Verfassung-freunde bei den Wahlen für die Kammer den Sieg davon tragen werden. — In Braunschweig haben die Stände vor ihrem Auseinandergehen das Ersuchen an die Regierung gerichtet, letztere möge mit dem ständischen Ausschüsse eine genaue Prüf ung der auf die Thronfolge bezüglichen Fragen und des hier über vorhandenen Materials vornehmen lassen. Bekanntlich ist der Herzog unvermählt und ohne Erben; die Braunschweiger cheiuen aber den Heimfall ihres Landes an die Linie Braun- chweig-Lüneburg, welche in Hannover regiert, nicht zu Mün chen. — In Luxemburg HÄen zwei Soldaten der preußi- chen Besatzung, ohne jede Veranlassung friedliche Bürger angefallen und denselben bedeutende Verwundungen beigebracht. DreS ist leider nichts Seltenes. Hervorgehoben muß aber werden, daß der preußische Gouverneur der genannten Bun- deSfestung, General v. Brauchitsch, in dem vorliegenden Falle offen anerkannt Hay, daß die Schuld ganz allein auf Seiten der Soldaten liege und daß die Mißstimmung der BÜrger- VrtmndsVMistgstrr Jahrgang. II. El aortal. Friedrich Walther. schäft über die wiederholt durch Militär- verübten Exceffe eine vollkommen gerechtfertigte sei. Der Gouverneur hat nicht nur die strengste Bestrafung der Schuldigen, sondern auch Maß regeln zur Verhütung derartiger Vorfälle angeordnet. Preußen. DaS Herrenhaus hat am 2. Mai die Be- rathung über die Grundsteuervorlagen begonnen und man sieht dem Resultate derselben mir großer Spannung entgegen. Eine abermalige Verwerfung dieser Entwürfe würde, wie man glaubt, die Ernennung einer größeren Anzahl von HerrenhauSmitglie- dern zur Folge haben, um der Regierung hierdurch eine Ma jorität zu sichern, die mit der Mehrheit de- Abgeordnetenhauses mehr übereinstimmt, als die- in den wichtigsten Kragen bisher der Kall gewesen. Außerordentliches Aufsehn erregen die neuerdings über die Berliner Polizeiverwaltung gemachten Enthüllungen. Be kanntlich kostet die vom Staate verwaltete Polizei der Hauptstadt sehr viel Geld und letztere-hat, weil fie die Rothwendigkeit mehrerer Ausgaben bestreitet, schon feit längerer Zeit Entschä digungsansprüche an den FiScus erhoben, deren Gesammtbetrag fich auf 200,000 Thaler beläuft. In neuerer Zeit haben sich nun, wie die Commun behauptet, eine Reihe einzelner Lhat- ! fachen ergeben, die mit den ersten Rechtsbedingungen einer geordneten Verwaltung im grellsten Widerspruche stehen. Go soll mit den Dienstpferden ein wahrer Tauschhandel zum Rach theile der Polizeikaffe getrieben und der Preis der Pferde in den Listen gefälscht worden sein; auch bei der Berechnung der Kourage seien grobe Ungehörigkeiten vorgekommen und in Betreff der Be kleidungsgelder wird über ein unverantwortliches Gebühren ge klagt. Die abgetragenen Montirungsstücke habe man angeblich zum Ausbeffern gebraucht, während fich ergeben, daß fie verauctio- nirt, der nicht unbedeutende Erlös aber nicht verrechnet worden sei. Das Personal der Schutzmannschaft sei nachweislich nie voll ständig gewesen, angeblich weil eS an geeigneten Persönlichkei ten gefehlt; allein jetzt habe fich herausgestellt, daß Offiziere als Aspiranten zu Polizeilieutenantsstellen notirt gewesen und so lange Schutzmannslöhnung bezogen hätten, bis man fie habe anstellen können. Diese und mehrere andere Vorgänge, welche geradezu als „Unterschleife und Betrügereien" bezeichnet wer den, sind von einer gemischten städtischen Commisfion erörtert worden und dieselbe gelangte schließlich zu dem Anträge, daß der Lhatbestand der Staatsanwaltschaft überwiesen werden möge, um durch ein gerichtliche- Verfahren gegen den Polizei-Präfi- denten und den Chef der Schutzmannschaft den Grund oder Ungrund der erhobenen Anschuldigungen sicher festzustellen. Der Magistrat hat aber einen milderen Weg vorgeschlaaen und die Ueberweisung der ganzen Angelegenheit an den Mi nister des Innern beantragt, welcher Letzten zur Prüfung schon früher gerügter Ungehörigkeiten eine Commission ernannt hat. Dieser Anttag ist denn auch von den Stadtverordneten ange nommen worden. Dem Minister Grafen von Schwerin aber wirft man vor, daß er diese Sache nicht mit der nöthigen Energie verfolge; mehrere Berliner Blätter, die diesem Bor- wurfe einen zu scharfen Au-druck gaben, find mit Beschlag belegt worden. Man fleht mit großer Spannung dem wei teren Vorgehen der Regierung entgegen. Oesterreich. Am 29. April ist der ReichSratb zusammen- getreterl. Der Kaiser hat zum Präsidenten des Herrenhauses