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desroyräsentatio^ Bunde-wehrverfassung, ein BundeSfeldherr, Bunde-flagge? Kotte, allgemein- Freizügigkeit, ein Handels recht, Pmßfr-Lheit für Deutschland zugesichert waren. Sin un glückliches Mißverständniß, an dem eS in solche» Zeiten nie gebricht, ließ die Soldaten schießen und der allgemeine Barri kadenkampf begann unter fürchterlicher Aufregung. Der Bür gerdeputation, die um Abzug der Soldaten bat, erwiderte der König, auf die waffenblitzend- Königstraße zeigend: „Sehen Sie, diese Straße wenigstens gehört noch mir." Aber noch in der Nacht vom 18. zum 19. März schrieb er die versöhn liche Proklamation: „An meine lieben Berliner"; die Solda ten zogen ab und. am 19. erscholl, jenes fürchterliche „Hut ab", als der Lug mit Ken. LaLukadLnlLicheL voL dM Schloß vorübe^^ zog und dem König sich jener schreckliche Anblick zeigte, den Freiligrath in seinem Gedichte „die Todten an die Lebenden" so -rgpeif-nd geschildert. Da sprach der König wieder. Er sprach von seiner Ueberzeuggng, daß die Ruhe der Stadt durch Niemand besser, al- die Bürger bewahrt werden könne. Zwei Lage später ritt der König durch die Straßen Berlins, schwarz- rothgottznes Band um den Arm, von jubelnden Studenten gelenetz Ihnen rief er zu: „Ich will Deutschlands Freiheit, Deutschlands Einheit, ich will Ordnung. Das schwöre ich zu Gott.^ r r : s .. . . Dies- eigenthümliche Umwandlung des Fürsten, der nun plötzllch' in den bis jetzt verpönten Trikoloren ausritt, ein Herzoa der Deutschen, wurde damals vielfach mißdeutet. Friedrich Wilhelm IV. war von jeher der deutschen Einheit zuaenejgt, freilich nur einer solchen im Sinne der Bundes reform. Vielleicht aber geben erst die letzten drei Jahre den richtigen Commentar zu jenem immerhin auffälligen Schritte. Es folgt- ein sehr bewegter Sommer. Die constituirende Versammlung wurdo nach Ernennung Wrangels zum Ober befehlshaber in den Marken gewaltsam auseinandergesprengt. Einer ihrer letzten Beschlüsse war eine. Adresse an deu König um Beseitigung des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel. Der König nahm die Adresse wider seine sonstige Gewohnheit schweigend an und Jakobi rief ihm nach: „Das ist eben das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nie hören wollen." Das November-Ministerium blieb, die Nationalversammlung mußte weichen. Während diese nach Brandenburg verlegt, ihre Beschützerin, die Bürgerwehr, aufgelöst und über Berlin der Belagerungszustand verhäng- wurde, octroyirte der König die dermalige, sehr freisinnige Verfassung und erklärte in einer Proclamation, daß es sein heiligstes Bestreben sein werde, mit GotteS Hülfe ein guter konstitutioneller König zu sein. Diese Verfassung beschwor auch der König vor dem ersten, danach einberuftwen Landtag im Frühjahre 1849, zur selben Zeih, als die Frankfurter Nationalversammlung ihm die deutsche Kaiser krone anbot. Der König schwankte Anfangs zwischen Annahme und Ablehnung, mindestens würde die Kaiserdeputation hin gehalten. Leider erfolgte Ablehnung, und in einer nicht erwar teten Weise. Preußen machte einen letzten Versuch mit der Union und dem Erfurter Parlament — er führt? zu der Schmach von LMUty Hitz der ehrenhaft? Traf von Brandenburg nicht über leben mochte, zu WronM, zur Aufhebung der kurhessischon Verfassung unh W.ix.herherstÄung des Bundestags. Friedrich Wilhelms Zusicherung: Hin Staatenbund, sondern ein Bundes staat» — Mw MmttiveDryS der seinen Lebzeiten nicht erfüllen! Und wredev verstosst» sieben Jahre in Preußen. Die Ver fassung« war gegeben, aber- wrvd mcht befolgt- — Es fehlttn — meint- der Cultusministrr — die Ausführungsgesetze. Das Ministerium Manteuffel-Westphalen herrschte unverantwortlich, die Polizei und ihr Ermessen trat an die Stelle des Gesetzes. Die jüngsten Enthüllungen im Stieberschen Prozeß haben das klar darg-lr-t. In dieser Zeit zog sich der König mehr und mehr von allem öffentlichen Leben zurück bis auf einige, mit den neuen B-rfhssun-Srustättden nicht recht vereinbare Reden, die er, wie z. B. 1853 in Elbing und Hirschberg, hielt. r Jm Herbst 1857 trat das Gehirnleiden des Königs in verstärkter Weise auf. Er suchte vergeblich Heilung in Italien. ES gelang nicht, eine Thronentsagung zu erwirken, und so re gierte der willenlos gewordene König noch über drei Jaho- durch seinen Bruder, den Prinz-Regenten, jetzigen König Wil helm 1., der sich zwar an die Absichten (Intentionen) Friedrich Wilhelm IV., aber auch in strengster Gewissenhaftigkeit an »ü Berfassung gebunden erachtete. Dreijähriges, schweres Leiden hat den Fürsten, der vor Allen durch Geist und Geburt zu der hervorragendste» Wirk samkeit berufen schien, schon ber Le-zeiten zu den Todt« ge bettet, hat schon dem Lebenden jenes gerecht abwägende Ur- theil gefällt, das sonst' nur die Nachwelt außspricht. Gr hat sein System überlebt, da- Jahrhundert für sein Ideal lag weit zurück. Er fand keine Ruhe und kein Behagen aus do« Lhrone. Was er in jener Thronrede gesagt, eS ist ziemlich eingetroffem Der Dank seines Volkes ist ihm nimmer zutheÜ geworden, obwohl er ihn — mindestens auf seine Weise ver dienen gesucht! Daß sein- Absichten nicht den StrebungeL seiner Z-it, seines Volkes gevscht wurden, dafür ist nicht er verantwortlich. Preußen hat Friedrich Wilhelm IV. seine Verfassung, wen» auch nicht deren Erfüllung, Deutschland hat ihm manche An regung, wenn auch keine Vollendung, zu danken. . t Sein Leben und sein Leiden ist eine ernste Mahnung dar Geschichte an Alle, die hochgestellt sind, daß sie ihren Geist auch nach ihrer Zeit und für dieselbe bilden und lenken. S-m- „glänzend angelegte" Persönlichkeit aber wird, und nicht blö den Zeitgenossen, in theilnahmsvollem Gedächtnisse bleiben. DreSd^m, den 10. Januar. — Die Krankhnt Ihrer Köuigl. Hoheiten der Priwzelfle«« Sidonie und Sophie hat einen befriedigenden De-lauf genoumm-, so daß die völlige Genesung baldigst erwartet werden, darf. Es werden deshalb seit dem Sonntage kein- BülletinS mehr »er» öffentlicht. — Rach einer Bekanntmachung deS königl. Cultu-mmisterium- ist die Feier deS Marla - Berkündigungs - Feste- IN gegenwärtiger» Jahre auf den Sonntag Palmarum verlegt worden, da da- F-W dü-mal auf den Montag in der Eharwoche fällt. — Im Monat December des letztverflossenen Jahre- sind iw da- hiesige Stadtkrankenhaus 154 Kranke ausgenommen, über haupt aber daselbst 342 Kranke verpflegt worden. Bow diesen wur-er- 142 geheilt entlassen, 12 starben, und 188 verblieben in Behandlung. Eine gleiche Zahl bildete am Schlüsse de-Jahres 1859 de» Bestand * Döhlen, 7. Jan. In der hiesigen Parochie wurden im> verflossenen Jahre 549 Kinder (4 mehr al- v.J.) geboren, darrrnter be fanden sich 50 uneheliche (7 weniger al-.v. J.)z beerdigt würde» 289 Personen (11 weniger als v. I.), darunter 8 Verunglück-v; Trauungen fanden 94 statt (29 Paar mehr al-v. J.)z aufgebot« wurden 154 Paare; Communicauten zählte man 5400 (67 mech» als v. I.) — Die Zahl der schulpflichtigen Kinder bewägd 2SSS (230 mehr als v. I.), darunter befinden sich allein au- Deub« 603 Kinder. — Im I. 1760 zählte man in der Parochie Döhl-G 53 Geburten, 15 Aufgebote, 14 Trauungen und 278 Beerdigung«; unter der für die damalige geringere Entvölkerung sehr bedeutend« Zahl der Beerdigungen sind jedoch die au- den Ortschaft« Weißt- und Großopitz (welches letztere damals zu» hiesig« Parochie gehörte) nicht mit inbegriffen, weil die in beiden Gemeinden Verstorbener- wegen des Bombardements von Dresden nicht nach Döhlen be graben werden konnten, sondern Ln Thamnd ihre Ruhestätte fanden. V. Leuben, 7. Jan. Die hiesige Kirchfahrt hat mm i«. vergangen« Jahre vollendet, was seit 10 Jahren von derselbe» für ihr Kirchen- und Schulwesen erstrebt ward. Kaum sind wohk von einer Landparochie in dem kurzen Zeiträume von 10 Jahren so bedeutende Opfer für die Kirche gebmchß wm-em alM von den Eonrnmnen Leuben, Laubegast, Dohritz, Nieder-Sedlitz, Seidnitz und Tolkewitz. In der genannten Zeit hat die Kirchfahrt nicht nur den Kirchhof bedeutend vergrößert, sondern auch einen kost spieligen Anbau an die Kirche gemacht, und diese mit einer neuen^ seh» wohlgelungenen Orgel versehen, deren Kraft und Schönheit dem Erbauer, Hrn. Schröter in Pirna, alle Ehre macht. Di- Kirche ist dabei lm Innern und Aeußern mit nicht gerk»LMlKvstttt- aufwande renovirt Word«, und erfreut Jeden, der fle betritt, be sonders wenn er sie früher gesehen hat, und weiß, in welch kläg-