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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-19
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.12.1888
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Beilage zu Ne. 2SS Mittwoch, 19. Dtttwbrr 1888. 8. Jahrgang. Siichslsche» LanÄes-Anzeiger. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expeditton: Alexander Wiede, Chemnitz» Theaterstratze S. Sind Emin Pascha nnd Stanley Gefangene des Mahdi? D lese Frage beschäftigt das gesammte Publikum. ES dürfte deshalb der nachstehende ausführliche Bericht, der dem „Berl. Tgbl." unterm 1b. Dez. aus London zuging, nicht ohne Interesse sein. Es heißt dort: Im Allgemeinen neigt man in England zu der An nahme, daß die Mittheilung OSman Digmas, welche in seinem am Donnerstag a» den „christlichen Befehlshaber in Suakin", General Grcufcll, gerichteten Schreiben enthalten war, auf Wahrheit beruht. Die Gründe, welche für diese Annahme angeführt werden, sind die folgenden. Os man Digma übersandte mit seinem Briefe Snider-Patronen, mit denen die Expedition Stanleys ausgerüstet war; er übersandte weiter eine Abschrift des Briefes des Khedive, welcher Stanley zur Uebergabe an Emin Pascha eingehändigt wurde und geheim gehalten worden war. Alle Umstände weisen darauf hin, daß Stanley mit dem N este seiner Expedition Wadelai erreicht hat. Die letzten, aller dings unkontrolirharen Nachrichten über sein Verbleiben hatte man im August, wo er angeblich vom Süden gegen Wadelai vordrang. Gerüchte besagen, daß er zu Emin gestoßen sei. Im Juli sandte der K Halis von Omdurman (gegenüber Khartum, am Nil) eine Armee von 4000 Derwischen in vier Dampfern und Schleppboten gegen Emin ans, und diese dürfte ziemlich gleichzeitig mit Stanley vor Wadelai eingetrvffen sein. In Zanzibar wußte man bereits im Juni, daß Emin Pascha mit Munitionsinangel kämpfe; die cgyptischen Offiziere waren schon seit einiger Zeit unzuverlässig und betrachteten den Kampf als aussichtslos. Der in Khartum gefangene Lupton Bcy, ein Europäer und Freund Emin's, rieth diesem in einem Briefe, der Wadelai im August erreichte, sich zu unterwerfen, und dieser von Lupton kommende Rath dürfte die Garnison nur in ihrer Ueber- zeuguug bestärkt haben, daß ein weiterer Widerstand vergeblich sei. Als dann Stanley in Wadclai, anstatt mit der erwarteten Entsatz- armcc, mit einer Handvoll wahrscheinlich entkräfteter Männer zu Emin Pascha stieß nnd gleichzeitig die 4000 Derwische mit ihrer Artillerie vor den Thoren der Stadt erschienen, da verweigerten die unter Emin's Befehl stehenden Soldaten den Dienst und öffneten dem Feinde die Stadt. Daß sich Emin nicht lange mehr werde halten können, war einleuchtend; daß Stanley, wenn er überhaupt zu ihm stieß, ihm keine nennenswerthe Verstärkung bringen konnte, war nach Allem, was über den Fortgang seiner Expedition bekannt geworden, ebenso klar, und wenn es etwas zu verwundern giebt, so wäre es nicht die Thatsache, daß Emin endlich der Uebermacht des Mahdi erlegen, sondern daß er so lange Stand gehalten. Ohne Entsatz mußte er unterliegen, das schrieb er selbst; der Entsatz kam nicht, und die endliche Niederlage und Gefangennahme des helden haften Emin ist darum a» sich nicht unwahrscheinlich und braucht Niemanden zu überraschen. Gegen die Wahrheit des Berichts wird angeführt, daß das Ganze eine Kriegslist des äußerst geriebenen Osman Digma sein könne, welcher den Angriff der Engländer in Suakin verzögern wolle, da er weitere Verstärkungen erwarte. Die Snider-Patronen können von einem Deserteur der Stanley'schen Expedition herrühren und ihren Weg in Digmas Hände gesunden haben; ebenso könnte er sich auf irgend eine Art jene Abschrift des Briefes an Emin Pascha ans dem Geheimarchiv des Khedive verschafft haben. Die Schnellig keit, mit welcher Osman Digma die Nachricht von der am 10. Ok tober erfolgten Gefangennahme Emins erhalten, wird als weiterer Grund angeführt, die Wahrheit seiner Angabe zu bezweifeln. Die Entfernung von Wadelai bis nach Suakin beträgt 1500 englische Meilen, »nd müßte die Botschaft mit einer Schnelligkeit von 25 eng lische» (das heißt etwa 6 deutschen) Meilen täglich ihren Weg ge macht haben. Warum, fragt man weiter, wurde Digma nicht das Der Sohn des Eberwirths. Criminal-Novelle von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Bürgermeister Görning" so berichtete Stahl's Brief weiter, schüttelte bedächtig die Perrücke und sagte: „Eine solche Dummheit hätte ich dem jungen Mann allerdings nicht zugetraut. Hm! . . - schade! ein sehr schöner Mann sonst! . . . macht sich aber zum Ge lächter der ganzen Stadt ... ich werde ihn aiks verschiedenen Gründen nicht mehr bei mir sehen können . . . nnd — die Adelaide muß sich binnen Kurzem entschließen." Was diese Worte sagen sollen, brauche ich Dir wohl nicht erst anseinanderznsctzen. Du weißt, der Tanbenkopf lavirt ui» die schöne Adelaide herum, — und er hat bei dem alten Mann einen Stein im Brette. Warum auch nicht? Er ist Assessor beim Kreisgericht, kennt sein Fach — die Nachlaß- und Vormundschaftssachen — aus dem Grunde. Und Du? Lieber Freund! nimm's mir nicht übel, Du verstehst wenig oder nichts. Wenn ich nicht so inniges Mitleid mit Dir fühlte, ich rührte wahrhaftig keine Jeder Deinetwegen an, trotzdem Du ein Herzens guter Kerl biskl*--^»— Höre also: Der Fehler, die Du gemacht hast, sind unzählige. Zuerst hast Du Dir das Oorpus äslioti — den scharfen Dolch — gar nicht, oder wenigstens nicht genau angesehen. Hättest Du es gctha», würden Dir die kleinen römischen Buchstaben unter dem Griff: 4. 11. nicht entgangen sein. Sie beweisen zunächst klar und deutlich, daß die famose Waffe niemand anderem angehören kann, als dem Sohne des Ermordeten, dem Herrn Julius Berklitz, und daß man also ans niemand anders vigilircn konnte, als auf den Or mack. Julius Berklitz. Deine Erknndigniigen beim Billetverkäufer nach den Passagieren des Stettiner Zuges entsprangen einer glücklichen Ein gebung. Warum aber sprangst Du sofort ins Feld, als Du hörtest, eine alte Schachtel habe ein Bittet nach der Seestadt gelöst? Warum — Du Einfaltspinsel! — forschtest Du nicht nach den Passagieren des Berliner Zuges? Es war wirklich eine Kleinigkeit, und Du würdest erfahren haben, daß eine dem festgestellten Signalement durchaus genau entsprechende Persönlichkeit wiederum niemand anders gewesen, als der praktische Arzt und Geburtshelfer Doktor Julius Berllitz ans Berlin. Dann wärest Du mit dem nächsten Zuge nicht nach Stettin, sondern nach Berlin gereist, hättest dort einfach den Berllitz, der sofort beim Anssteigcn verhaftet wurde und bereits wohl verwahrt hinter Schloß »nd Riegel sitzt, mit den 500 Thalcrn Kassen anweisungen, die er bei sich trug, in Empfang genommen und — Dein Ruf als Polizciman» wäre für alle Zeiten begründet gewesen. Georg, Georg! jetzt schütteln Deine besten Freunde über Dich die Köpfe und ich kann auch nicht anders, als Dich bedauern. Kehre ungesäumt zurück und sprich Dich gegen Deinen Chef in vernünftiger Weise aus. So kann noch alles gut werden. Dein treuer Freund Albert Stahl." Originalschreiben des Khedive, da- den Gefangenen abgenvmmen werden mußte, wenn man eine Abschrift nehmen wollte, zur Ueber- liefcrung an General Grenfell cingesandt? Warum schrieben Emin Pascha oder Stanley oder Beide nicht selbst einige Zeilen? Auf diese Einwürfe erwidert man: Es ist höchst unwahrschein lich, daß Osman Digma oder der Khalif von Omdurman sich eine Abschrift des geheim gehaltenen Briefes verschafft haben können. Boten des Mahdi haben schon oft so weite Diftancen wie von Wadelai nach Suakin in kürzerer Zeit zurückgelegt; die Nachricht vom Siege der Derwische wurde sofort abgesandt; der Befehlshaber konnte nicht wissen, was der Mahdi thun würde, er konnte nicht ahnen, was in Suakin geschehen, und daß Briefe Stanley's und Emin's gebraucht werden würden, und so sandte er in der Hast, den Sieg zu melde», nur, was er bei den Gefangenen vorfand und einige der ihnen abgenommenen Waffen. Der Khalif von Omdurman sandte das Originalschreiben des Khedive an den Mahdi und die Abschrift an Osman Digma. Der Besitz des Wortlauts diese- Schreibens bestätigt aber die schon lange gehegte Vermuthung, daß Stanley Wadelai erreicht haben müsse, sonst könnte er bei den Gefangenen nicht vorgefunden worden sein. Die Frage ist nur, ob der im Briefe Digmas er wähnte „weiße Pascha" Stanley sei oder nicht. Digma erwähnt, daß ein anderer „weißer Pascha" entkommen sei, daß die Derwische jedoch hofften, seiner bald habhaft zu werden. Vielleicht ist der Entkommene Stanley; denn sonderbar ist es, daß er, der in Afrika so bekannt ist, nicht namentlich genannt sei», sondern nur als ein „weißer Pascha" und „weißer Reisender" bezeichnet sein sollte. Mit Emin war der italienische Hauptmann Casati, der jedoch Wadelai vor einigen Monaten im Aufträge Emins verlassen, um »ach Uganda vorzndringen; es ist zweifelhaft, ob er wieder zurückgekehrt ist. Das War aber der einzige Europäer außer Emin i» Wadelai. Digmas Bericht an General Grenfell spricht jedoch von einem gefangenen Europäer, der mit Emin nach Khartum gebracht wurde, und von einem zweiten „weißen Pascha", der entkam. Jemand muß daher zu Emin gestoßen sein, und dies kann nur Stanley und sein Adjutant Jephson sein, wenn sonst Casati nicht ivieder zurückgekehrt ist; im letzteren Falle hat entweder Stanley oder Jephson Wadelai erreicht, da außer Emin nur noch zwei Europäer in Wadelai waren. Wer der „weiße Reisende" ist, der gefangen wurde, erscheint nicht aus gemacht, und es kann ebenso gut Jephson, wie Casati sein, wie Stanley. Was ist aber im ersteren Falle ans Stanley geworden? Ist er auf dem Wege nach Wadelai umgekommen, nnd hat Jephson den Rest der Expedition Emin zugeführt? Oder ist Stanley jetzt ein einzelner Flüchtling im Herzen des dunklen Kontinents? Die Weigerung der Regierung, in der Sitzung des Unterhauses am Freitag Abend den genauen Jnyklt des Briefes Osman Digmas an General Grenfell bekannt zu geben, zeigt, daß die damit ge schaffene Lage dem Kabinet eine arge Verlegenheit bereitet. Der Mahdi stellt, wie die Central-Ncws-Agentur bekannt giebt, die englische Regierung vor die Wahl, entweder Suakin zu räumen, oder aber Emin Pascha, Stanley und den früher gefangenen Lupton Bey ihrem Schicksale preiszugeben. Von anderer Seite heißt es, daß der Mahdi außerdem ein Lösegeld verlangt. Osman Digma soll aber General Grenfell in einem besonderen Schreiben versichert haben, daß die sofortige und unbedingte Annahme der Bedingungen des Mahdi nicht nur das Leben der drei Europäer retten, sondern auch zur Herstellung freundlicherer Beziehungen zwischen den Sudanesen und England führen und den Sudan wieder den europäischen Händlern erschließen würde. Der am Freitag von Lord Randolph Churchill im Unterhause in Form einer Frage an die Regierung gestellte Antrag, den gegen die Araber von Suakin geplanten Angriff zu suspendireu und mit Osman Digma, beziehungsweise dem Mahdi in Unterhandlungen „Verloren, alles, alles verloren!" ries Sternberg nnd stierte wie ein Irrsinniger auf die Stelle des Briefes, welche ihm die Gefahr in Betreff seiner Liebe enthüllte, die größte Gefahr, welche er überhaupt kannte. Vor seinem inneren Auge tauchte die Gestalt seines Rivalen, des Assessors Taubenkopf, auf. Das war ein Mann, für den Herz und Gemüth durchaus nebensächliche Begriffe waren, aber er besaß ein ausgebildetes Beobachtungs-Talent und verstand zu intriguiren, und mit solchen Waffen ließ sich immerhin etwas ausrichten. Wenn es ihm gelang, ihn in den Augen der jungen Dame herabzusetzen? Das junge Mädchcnherz ist ja in seiner Unerfahrenheit und Unschuld nicht viel mehr werth als ein Gebilde von Wachs, empfindlich für alle Eindrücke. Es gab in diesem Augenblick für den jungen Beamten keine wichtigere Stimme, als die seines Herzens, und sie sagte ihm, daß er ohne Verzug heimkehren müsse, um die drohenden Wetterwolken am Himmel seiner Liebe zu zerstreuen. Er hatte sich schon vorher nach der Abgangszeit der Dampfschiffe nach Stettin erkundigt. Ohne weiteres schritt er jetzt nach dem Landungsplatz und kam gerade noch zur rechten Zeit, um das Dampfschiff benutzen zu können. Unerträglich eintönig und langweilig erschien ihm diese Fahrt. Weder die romantischen, im bunten Schimmer des Hochsommers ruhenden Landschaften, an denen das Schiff vorüberzog, noch die Gespräche, in welche die Mitreisenden ihn zu ziehen suchten, ver mochten die fieberhafte Unruhe seines Herzens zu zerstreuen, und kaum betrat er die nordische Seestadt, als er auch schon nach dem Bahnhofe eilte und mit dem anschließenden Curierznge der Heimath entgegenfuhr. Es war in später Nachmittagsstunde, als er in dem Städtchen anlangte. Jetzt saßen die Bewohner gemächlich vor den Thüren nnd besprachen den nenesten Verlauf des grausigen Ereignisses. Er üatte leine Veranlassung, neue Aufregung zu geben. So wäblte er den Feldweg, welcher sich um den westlichen Theil der Stadt hinzog und die zu den Häusern gehörigen Gärten begrenzte. Am Endpunkte dieses Weges befand sich der Eingang zu dM großen parkartigen Garten des Bürgermeisters. Mit klopfendem Herzen näherte er sich dem eisernen Gitter. Adelaide weilte so gerne unter den schattigen Baumwipfel». Es war ihm, als inüsse er die Geliebte auf einem oder dem andern ihrer Lieblingsplätzchcn finden. Er sollte sich nicht getäuscht haben. Am Ende einer Scitcnallee, die von zierlichen Kugelakazien gcbilvet war, befand sich eine von duftigen Büschen eingefaßte Laube. Dort sah er ein weißes Frauen kleid durch das grüne Blattlabyriuth schimmern- Leise näherte er sich dem Eingang. Er wollte die Geliebte überraschen, allein das Knirschen seiner Tritte vcrrieth ihn. Che er es sich versah, stand die jungfräuliche Gestalt vor ihm. Eine unbeschreibliche Grazie umschwebte sie wie linder Frühlings hauch, als sie nuu, den Obnkorper leicht vorgebeugt, am dunklen Eingang der Laube stand, mit der Linken das gereffte Schleppkicid i» die Höhe hob und mit der Rechte» die widerspenstigen Zweige, welche ihr die Aussicht benahmen, zurückbog, während dm Lnsigeister mit den Bändern der langen blanseidene» Schärpe spielten. 2 ' wegen der Freilassung Emin Paschas und seiner Genossen, sowk Lupton BeyS zu treten, findet in London allgemeine Billigung; Das Interesse, welches an dem Schicksale des heldenhaften Verthei- digers WadelaiS genommen wird, ist ein so allgemeines und so tiefet-, daß der Besitz Suakins ganz in den Hintergrund gedrängt worden ist, und Lord Randolph befindet sich auch in diesem Falle in voll» ständiger Fühlung mit der öffentlichen Meinung. Aus sehr zuvtv-. lässiger Quelle verlautet jedoch, wie mehrfach telegraphisch gemeldet - wurde, daß die Ansicht, sich jetzt auf Verhandlungen einzulassen, im Ministerium nicht getheilt wird, daß man vielmehr entschieden dafür ^ ist, zuerst die Gewalt der Waffen geltend zu machen. General- Grenfell soll die Weisung erhalten haben, sofort nach Eintreffen der s Verstärkungen, die am Montag oder Dienstag in Suakin erwartet werden, zum Angriff überzugehen. Die Negierung sagt einfach: Entweder ist der Brief eine Kriegslist Digmas, der Verstärkungen erwartet, und dann ist eS besser, ihn anzugreifen, ehe diese anlangen z R oder aber die Nachricht ist wahr, und wir können besser mit dem Mahdi verhandeln, wenn Suakin entsetzt und seine „Horden" ge schlagen sind. Das Ganze beruht auf der Voraussetzung, daß „die Horden" geschlagen werden; dies ist jedoch nicht ausgemacht, eS ist sogar zweifelhaft. General Grenfell hat anfänglich die Stärke dl Feinde unterschätzt, er hat sie geringer angeschlagen, als die und seinem Befehle stehenden Truppen, gesteht jetzt aber selbst zu, das sie weit stärker sind. Wie, wenn Suakin nicht entsetzt wird? Aus Nah and Fern. — Eine große Antisklaverei-Bersammlung hat a« letzten Sonntag in Lüttich in Belgien stattgefunden. Zweitausend, Personen nahmen daran Theil. Der Bischof vr. Korum von Tri«: hielt die Hanptrede und erklärte in derselben, die Kirche müsse in Afrika überall das Kreuz aufpflanzen. — Eisenbahn-Unglück. Am Sonntag Abend fuhr der um 7 Uhr 34 Minuten von Wittenberge in Hamburg ankommend«» Zug mit solcher Gewalt in den Berliner Bahnhof ein, daß di» Straßenmauer zerstört wurde und die Lokomotive zerbarst. Etwa acht Personen sind erheblich, andere leicht verletzt. — Ein Brand in Friedrichsruhe. Am Sonntag Nach mittag entstand in dem Landhaus „Gastwirthschaft", Eigenthum de» Fürsten Bismarck, Feuer, welches Haus und Scheune einäscherte. Möbel und Vieh wurden von der Friedrichsruher Feuerwehr, de« dort stationirten Geheimpolizisten und den Bahnbeainten gerettet. — Eine neue afrikanische Expedition. Während i« Berlin eine Expedition ausgerüstet wird, die unter der Führung de» Lieutenants Wißmann von der Ostküste nach dem Sudan vorzudringen hat, ist man in Wien mit den Vorbereitungen zu einer österreichisch ungarischen Expedition beschäftigt, welche unter der Führung de» Majors v. Dobner die Kongo-Route einzuschlagen bestinimt ist, welche aber nicht sowohl auf Entdeckungen ausgehen, sondern eines Theil» Stanley nnd Emin Pascha, falls sie noch am Leben, befreien und andern Theils die Unterdrückung des Sklavenhandels in'S Auge fasse« soll und welche also wesentlich den Charakter eines KriegSzugeS habe» wird. Major Dobner hat die Absicht, eine Truppe von 1000 bi» 1200 wohl bewaffneten und wohl ausgerüsteten Männern aus alle« Bcrufsklassen mit sich zu nehmen, und seine Begleiter werden eigen» für diese Expedition geschult; sie erlernen in eigenen Kursen die englische Sprache, sie machen sich gleichfalls in einigen Kursen mit der Geographie und der Geschichte Afrikas vertraut, und daß sie auch demjenigen Theil ihrer Aufgabe, für die Unterdrückung des Sklavenhandels zu wirken, nicht fremd seien, haben sie an der Ver sammlung theilgenommen, welche der neueste Apostel der Sklavenbefrei- nng, der Kardinal Lavigerie, kürzlich in Wien abhielt. Englische Kapi- „Sie sind es, Georg?" lächelte sie, und ließ wie in leichter Be ruhigung die Hand sinken. „Sie haben mich nicht wenig erschreckt." Ihre Stimme klingt gütig und herzlich wie immer, dachte er, sollte sie noch nichts wissen? — „Adelaide", sagte er dann laut, „ich muß Sie sehen. Es zog mich zu Ihnen, als würde ich an geheimnißvollen Ketten vorwärts gezerrt! ... ich habe Unglück ge habt, Adelaide!" — Ec sprach die letzten Worte leise in gepreßtem Tone, das müde Auge auf den gelben Kießsand zu seinen Füßen gerichtet. Sie hatte sich auf der Fichtenbank niedergelassen. Die duftenden Zweige hingen ihr in das Gesicht. Die glänzenden grünen Blätter spielten über das dunkle Haar hin. Das Abendroth stahl sich durch die Blüthen- netze, zauberte einen blassen Roscnhauch über das feingeschnittene Antlitz, hüllte den inneren Raum der Laube in ein magisches Halb dunkel. — „Ich weiß es, Georg!" versetzte sie mit demselben leichten Bi- briren der Stimme, das er stets wahrgenommen, wenn etwas Störendes von außen her in ihr Seelenleben Angegriffen. „Aber sorge Dich darum nicht ... ich bleibe Dir!" „Du bleibst mir!" rief er, dnschzittert von Freude und Rührung, — „oh, daran kann, daran will ich nicht zweifeln — Adelaide, der letzte Trost, der mir geblieben, ist ja der Gedanke an Dich!" „Ich bleibe Dir!" wiederholte sie einfach, „und nun kein Wort inehr über alles, was sich von selbst versteht, über Liebe und Treue! Georg, ich glaube, Du stellst Dir Dein Mißgeschick wieder einmal größer vor, als es in Wirklichkeit ist." „Es ist mir nicht gelungen, die Aufgabe, die ich mir gestellt, zu lösen!" fuhr Sternberg fort. „Ich habe, anstatt den geraden Weg zu gehen, mich auf Seitcnpfaden verloren, und habe mich da durch verirrt." „Ja, so ungefähr habe ich die jungen Beamten vom Gericht sprechen hören", lächelte die Jungfrau. „In der Thal I sie haben Dein eigenthümlichcs Vorgehen kriosirt und gegeißelt. Und doch giebt cs jemand, der mit all' Deinen gethanen Schritten nicht bloß einverstanden ist, sie nicht blos billigt, sondern sie auch geradezu be wundert. Erräthst Du diesen Jemand, lieber Georg?" Sic sah mit eincin so innigen Blick zu ihm auf, ihr Lächeln vcrrieth so sehr die Begeisterung ihres Innern, daß der junge Mann nicht eine Minute lang in Zweifel war. „Du bist cs, meine geliebte Adelaide", rief er wann. „Du glaubst nicht, wie sihr der Gedanke mich beseligt, daß eine Seele cxistirt, die an mich glaubt!" „Ich halte Dich einfach für einen befähigten Manu, lieber Georg! Das müssen Deine Vorgesetzten anerkennen, und thun sie es nicht, so liegt böser Wille zu Grunde. Du weißt, wie neidisch cifer- richtig die kleinen Beamten unseres Städtchens auf einander sind. Kehre Dich nicht daran . . . komm', setz' Dich neben mich und erzähle mir von Deinen Recherchen, die unseren philisterhaften Kleinstädter« .ämmtlich als Irrfahrten erscheinen. Gehöre mir für die kurze Stunde, welche ich noch an diesem verschwiegenen Plätzchen zubringen kann." Steruberg leistete der freundlichen Einladung Folge. Er erzählte
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