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Freitag, 19. September I8SI. Gre«stadt- Dresden, «arA, Nr. 2, in der Ver lag« - Expedi tion zu haben. VreiOt viertelfilhelich 12t «gr. Au beziehen durch alle Post-An stalten. Ein unterhattmdeS Wochmblatt für dm Bürger und Landmann. Rtdactrm: Friedrich Walther. — Verla- von Heinrich und Walther. . u -» > > ——————S-—S—S—SSW^S» Politische Weltfchau. DeutfeKIand. Das Dresdener halbamtliche Journal erkennt selbst an, daß da- Verlangen nach einer zuverlässi gen Kunde über die Verhandlungen der Bundesversamm lung ein gerechte- sei; bis jetzt scheint aber in Frankfurt a. M. wenig Geneigtheit vorhanden zu sein, diesem Ver langen zu entsprechen, und dies ist zunächst die Ursache, weshalb so widersprechende Angaben über die Wirksamkeit der Frankfurter Versammlung cursiren. Man weiß in der That nicht mehr, was man davon glauben soll; nur eins verrathen namentlich die hierin weniger schweigsamen preik Hischen ministeriellen Blätter: daß nämlich in dem Palaste der Eschenheimer Gaffe nicht die beste Harmonie herrscht, und daß seit dem Wiederzusammentritt deS Bundestag- wenig oder gar nicht- Positive- zu Stande gekommen ist. — Die Berathung über da- von den Dresdener Conferen- zen nach Frankfurt übergesiedelte Material der Commission für die deutschen Handels - und BerkehrSintereffen soll in näch ster Zeit wirklich stattfinden; die Einberufung der Sachver ständigen ist zu diesem Zwecke schon zum 1. October be stimmt, und e- wird sich in diesen Angelegenheiten für Sachsen der Geh. Regierungsrath 0r. Weinlig nach Frank furt begeben. — Zur Regulirung der Preßangelegenheiten, welche man beim Bunde vorzunehmen gedenkt, sollen Sach verständige zugezogen werden; wird auch dadurch eine Mil derung der strengen Maßregeln, welche man nun einmal gegen die Presse heutzutage für nothwendig hält, nicht er zielt, so ist doch Aussicht vorhanden, daß auf solchem Wege die aus purer Unkenntniß des Geschäftsganges in die Preß gesetzgebung übergegangenen wahrhaft unnützen und belä stigenden Bestimmungen künftighin in Wegfall kommen. — Die schon vielfach besprochene Aufstellung eines BundeS- armeecorps in der Nähe von Frankfurt soll neuerdings wie derholt beantragt worden sein, und man zweifelt nicht länger daran, daß eine solche Maßregel in nächster Zeit wirklich zur Ausführung kommt; indeß ist die Stärke jenes CorpS dedeutend modificirt worden, sie soll nur 8000 Mann be tragen. — In Frankfurt a. M. trifft jetzt der Senat An stalt, um dem Willen deS Bundestags gemäß die nach- märzliche Gesetzgebung zu modificiren. Die neue Verfassung der freien Stadt wird dadurch einen nicht geringen Stoß Erhalten. Die berechnenden Frankfurter haben aber seiner Zeit nicht wenig geschrieen, als der Bundestag sein Auf- erstehungSfest wo ander- feiern wollte. Nun haben sie auch ihren Theil. In Baiern zeigt sich die katholische Geistlichkeit durchaus nicht geneigt, ihren Widerspruch gegen die Able gung des von der Regierung geforderten Eide- aufzugrben; namentlich find e- dre Pfarrer in der Pfalz, welche am eifrigsten dagegen opponiren. Es ist dort bereit- der Fall vorgekommen, daß der Bischof einem Geistlichen die Eides leistung förmlich verboten hat. Bi- jetzt hat die Regierung »och keine Schritte gethan, um dieser von ganz unerwarteter Seite kommenden Widersetzlichkeit zu begegnen. — Da- bai rische Ministerium soll die Liquidation der kurhessischen Ent- Vrchehnter Jahrgang. IH. Suartal. schädigunaSgelder mit großem Eifer betreiben; gegen die Wiedererstattung dieser nicht unbeträchtlichen Summen aus Bundesmitteln dürfte sich gar Biele- sagen lassen; nachdem aber Preußen Hand in Hand mit Oesterreich die bekannte „rechtliche Ordnung" der kurhesfifchen Wirren durchgeführt, wird wohl auch die Bezahlung der Erecution, au- der Bundescaffe verlangt werden. — Der König Ludwig von Baiern bleibt seiner mehrfach bethätigten deutschen Gefinnut^g auch in der jetzigen trüben Zeit getreu; er hat für die schleswig-holsteinschen vertriebenen Geistlichen, die er mit Recht als Märtyrer deutscher Gesinnung bezeichnet, 500 Fl. verabfolgen lassen, ohne daß eine Aufforderung hierzu an ihn ergangen ist. — Am 14. Sept, sind die beiden früheren Pre diger der freien Gemeinden zu Nürnberg und Fürth, mit Namen Ruf und Dumhof, nebst ihren Krauen zur prote stantischen Kirche übergetreten. Diese Herr« haben in we nigen Jahren ihre Religion drei Mal gewechselt, und es kann dieses Gebühren unmöglich dazu dienen, ihnen die Achtung ihrer neuen ReligionSgenoffen zu erwerben. Wie man sagt, haben sie sich auch dazu hergegeben, die Reli gionsgemeinden, denen sie zeither angehörten, bei der Polizei behörde zu denunciren. — In Würtemberg wird in nächster Zeit die Stände- Versammlung zusammentreten, um die VerfaffungSrevisio» vorzunehmen. Der Ausschuß, welcher über diese wichtige Angelegenheit Bericht zu erstatten hat, ist bemüht, die Sach« aus dem kürzesten Wege abzumachen. Er hat nämlüd die liberalen Grundsätze zusammengestellt, welche bei der Revi sionsfrage als leitende Gedanken obenan stehen sollen; wer den diese aber von den StandeSherren verworfen, so wird man von einer Verfaffungsabänderung ganz absehen und es vorziehen, in dem alten RechtSzustande /ortzuleben, so lange e- Gott gefällt. Auf solche Weise hofft man unnütze und kostspielige DiScussionen zu vermeiden, denn daß die StandeSherren eine Reform in dem vorgeschlaHenen Sinne verwerfen, darüber hegt im Vorau- Niemand einen Zweifel. Preussen. Der Zollvertrag, welchen Preußen mit Hannover abgeschlossen (s. Nr. 37.), ist nun veröffentlicht und seine einzelnen Bestimmungen geben den größeren Blättern reichlichen Stoff zur Kritik und DiScusfion. ES ist aber vor allen Dingen hervorzuheben, daß jener mit dem Steuer vereine eingegangene Vertrag nicht im Namen des gesamm- ten Zollvereins, sondern im Namen Preußen- abgeschlossen worden ist. Die preußische Regierung hat es nur über nommen, die Zustimmung der übrigen ZollvereinSstaaten zu vermitteln, und die Vertreter der Letzteren sind durch jenen Vertrag ebenso überrascht worden, wie da- Publikum. Be kanntlich laufen die Zollvereinsverträge mit dem Jahre 185L ab; wer sich nicht auf weitere zwölf Jahre vom 1. Januar 1854 ab binden will, muß aber noch vor Ablauf de- gegen wärtigen Jahre- kündigen. Es bleiben demnach zu den Verhandlungen mit den übrigen ZollvereinSstaaten nur drei Monate Zeit übrig, eine Frist, die bei dem Widerstreite so manchfacher Interessen und bei der großen Wichtigkeit der Sache selbst, al- eine sehr unzureichende bezeichnet werd«» muß. Die Tragweite des von Preußen abgeschlossene» Wer-