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Ar." 18 2. Mai 1851 Freitag, » 1 Em unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. . tags - Expedi tion zu Haden. Reustadt. Dresde«, Markt, Nr. 2, Sktdaamr: Sriedrlch »althtr. — »«lag von Htiarkch und Salter. Sächsische Dacheitmig W - ». «t. . i« . .rn > e. äs ee f'«' - »e » 7 Politische Weltschau. Deutschland. Den 12. Mai, an Demselben Lage, un welchem der gefürchtete Weinmörder Pankratius über die Rebhügel zieht, um die Hoffnungen de- DinzerS zu bedroh hen, an demselben Lagt wird zu Frankfurt a. M. imThurn- UnD Laxischen PalaiS der Bundestag sein Auferstehung-fest feiern. So wenigstens ist e- in einer Rote, welche Preußen nn die ihm noch anhangenden Regierungen gerichtet, festge- Aellt. Dii in Dresden in Angriff genommenen Commis- flonSarbeiten der Eonfermzbevollmachtigten sind ihrem Ab schlusse naht, und man erwartet in den ersten Lagen de- Mai das stille AuSeinanderaehen der Herren Diplomatm, nachdem der auf der AugufluSstraße gestreute Sand schon seit Wochen vor dem Brühl'schen PalaiS weggeräumt ist. Wie da- Dresdner Journal berichtet, wird schließlich noch Ei^e Plenarsitzung stattfinden, an welcher auch die ^Mini sterpräsidenten der beiden Großmächte, Fürst von Schwar zenberg und Freiherr von Manteuffel theiluehmen werden. Die Commisstonsarbeiten solltn, wie schon früher bemerkt morden, dem Bundestage als Unterlage dienen. Es kann aber im Voraus angenommen werden, daß in denjenigen Angelegenheiten, über welche in Dresden eine Einigung nicht zu erzielen war, dies in Frankfurt a. M. noch viel weniger der Fall sein wird. Denn dort betritt man wieher den alten Rechtsboden deS Bundes, und auf diesem wird eS, so lange nicht die Bundesverfassung abgeändert wird, auch dem klein sten Staate eher möglich, das Zustandekommen irgend eine- Beschlusses zu verhindern, al- bei M freien Eonferenzen. Bon einem gewöhnlich gut unterrichteten Eorrespondenten der D. A. Zeitung wird eine Berechnung über da- Stim menverhältnis deS „PlenumS" und deS „Engern RatheS" Heist» Kunde aufgestellt, wie e- sich in nächster Zukunft wohl gestatten dürfte. Bei allen Hauptfragen und namentlich bet denjenigen Fragen, die sich auf die sämmtlichm Projekte Desterreich- beziehen: dem Gesammteintritt, der Zoll- und Handelsfrage, der österreichisch-baierschen Executive, der Zoll frage überhaupt in ihrer Beziehung zum Bunde, dürfte sich demnach hä-Berhältniß folgendermaßen gestalten. Im En gern Rath für den Süden: Oesterreich L, Baiern 1, Sach sen 1, Würtemberg 1, Kurheffen 1, Groß Herzogtum Hessen 1, sehr zweifelhaft Holstein und Lauenburg 1, Luxemburg nnd Limburg 1. In Summa demnach 9 Stimmen, wo- doti zwei zweifelhaft. Für den Norden: Preußen 1, Han nover 1, Baden 1, die sächsischen Häuser 1, Braunschweig und Nassau 1, Mecklenburg 1, Oldenburg, Anhalt und Schwarzburg 1, die thüringschen Staaren 1, die Hansa- städte 1. Hiernach wäre Preüßen im Bortheil, vorausge setzt, daß ihm seine Genossen treubleiden. Im Plenum stellt «S sich noch günstiger damit. Für den Süden: Oesterreich 4, Baiern 4, Sachsen 4, Würtemberg 4, Kurhessen 3, Troß- herzogthum Hessen 3, Summa 22 Stimmen; zweifelhaft Holstein und Lauenbura 3, Luxemburg und Llmbura 3, Liechtenstein 1 und Frankfurt 1; Summa 8 Stimmen. Für den Norden: Preußen L, Hannover 4, Baden 3, Braun schweig 2, Mecklenburg-Schwerin 2, Nassau 2 und 19 klei- Vrchehnter Jahrgang. Ii. Suartal» nere Staaten mit je 1. Summa ^6 Stimmen. Dieses Stimmenverhäftniß wird aber, wie zu erwarten, Oesterreich mit feiner Preußen weit überflügelnden Energie und Conse- quenz in Frankfurt so bald als möglich zu beseitigen strchen; daS Wiener Eadinet wird hort jedenfalls darauf dringen, daß die Reviflon der Bundesverfassung durch einfache Ma» jorität-befchlüsse erfolge, und dieß ist der hauptsächlichste Punct, in welchem sich die beiden deutschen Großmächte wieder gegenüberstehen werden. Die voll Oesterreich bei der Wiedereröffnung de- Bundestags zu erwartende Denkschrift wird dem Vernehmen nach die Gesicht-puncte näher bezeich nen und feststeven, von denen da- Wiener Cabinet bet der Reorganisation des Bundes auSzugehen gedenkt, und wirm man nicht wie früher in derartigen Dingm die Richtöffent lichkeit beliebt, werden wir demnach bald das Nähere dar über erfahren. Aus Baiern wird berichtet, daß der König Otto vost Griechenland vielleicht öar nicht wieder nach Athen zurücktehH. Gegenwärtig hat derselbe seine Rundreise an den deutschen Höfen bi- nach Wim aaSäedehnt, wo er längere Zeit ver weilen wird. Seht vemerken-werth ist, was die Hofzeitun- gen über die griechische Srbfolgeangelegenhert (König Otto ist bekanntlich kinderlos) erzählen. Sie melden darüber: Man ist dießfäll- übeningekommen,^« Thronfolger den künftig erstgebornen Sohn des k. bak Prinzen Adalbert Wilhelm,. jüngsten Bruder König Otto'-, zu bestimmen. Prinz Adalbert ist derzeit noch unvermählt, soll aber seine zukünftige Gattin, und zwar in einer k. österreich. Prinzessin, bereits erwählt Haden. Der neugeborene Thronfolger wird nach dm Grundsätzen der orientalischen Kirche erzogen wer den." Der zukünftige Thronfolger ist demnach noch gar nicht geboren, seine präsumtiven Aelteru find sogar noch nicht vermählt, und dennoch behauptet man, die griechische Thronfolge' sei bereit- geordnet. Da- heißt wirklich der Zukunft Gewalt anthun. — Am 25. April de- Abend- ist die durch ihre Salzwerke bekannte Stadt Traunstein inOber- baiern bi- auf wenige Häuser gänzlich damiedergebrannt; leider haben bei diesem großen Brandunglück auch mehre Menschen da- Leben eingebüßt. — Di* Bairische« Reichs- räthe haben, nachdem die in ihrem Interesse berathenm Ge setze abgethan find, zum großen Theil ihre Plätze verlasse«, so daß jetzt die Kammer außer Stande ist, ihre Berathungen fortzusetzen, weil die verfassungsmäßige Hälfte der Mitglie der nicht mehr beisammm ist. — In Würtemberg gehe« die neuen Wahlen nach dem alten Wahlgesetze rasch vor flch; durch die in anderm Staattn gemachten Erfahrungen ge witzigt, scheint die liberale Partei nicht geneigt, der Reactün so ohne Weitere- da- Feld zu räumen, e- find bereit- mehre Männer von dieser Partei gewählt. Auch die Demokraten schließen flch nicht au-; sie haben schon ein halbe- Dutzend ihrer Eandkvaten durchgebracht, und in jedem Kalle erhalte» die wüttembergischen Minister nicht so viele devote Jamän- ner, wir sie anderSwo gefunden worden find. I Die Wetteren Nachrichten au-Kurhessen bestätigen, daß die Erkenntnisse deS kurfürstlichen Kriegsgericht- von dem Generalaudttorate mehrfach verworfen und die Ange»