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««chftfche» La«VeS.«n,etger. Nr. iS. Dienstag, 17. Januar 1888. — Der Fürst und seine Mutter reisen mittel» Sonderzuge» am Dienstag mit großem Gefolge zu mehrtligigem Aufenthalte nach Philippopel. Die in Aussicht genommene Reise der Prinzessin Cle- «entiue nach Konstantinopel wird von der dortigen Stimmung ab hängig gemacht. Der Fürst will übrigens seiner Mutter zu Ehren eine» Tlementmen-Orden errichten. — Dem Fürsten von Bulgarien steht das Wasser noch nicht bis zum Halse l Die von London aus verbreitete» Nach, richten, die Türkei habe sich bereit erklärt, gegen denCoburger vorzugehen, Waren, wie sich auf den ersten Blick ergab, unrichtig. Trotz aller KriehenSversicherungen in den russischen Blättern sind die Dinge so weit noch lange nicht gediehen. Es schweben immer noch die ersten ganz vertraulichen Besprechungen über die Lösung der bulgarischen Frage, denen später erst die offiziellen Verhandlungen von Kabinct zu Kabinet svlgen werden. Die Entscheidung kann sich noch Monate laug hinziehen und bis dahin hat Fürst Ferdinand in Sofia volle Ruh«. Die Angelegenheit würde sich schneller abwickeln, wenn man e» in Petersburg mit dem Kaiser Alexander ganz allein zu thun hätte. Aber seine Herren Diplomaten wollen auch viel niitsprcchen und in deren Köpfen herrsche» die kuriosesten Ideen, die sich auch in '' mehreren russischen Blättern widerspiegeln. So fordert beispielsweise der „Swjet" als einen Beweis dafür, daß die Beziehungen der Lentralmächte zu Rußland aufrichtig sei» sollen, die Auflösung der Friedensliga und das Aufgebe» der deutschen Vermittlerrolle. „Bis ' jetzt/ sagt das Blatt, „hat die deutsche Diplomatie die Oberhand behalten, weil sie verstanden hat, ihre früheren Feinde um sich zu gruppiren. Daran schloß sich aber eine Gesahr, welche dem Frieden im Laufe der letzten Jahre gedroht hat. Der Friede wird auf lange Zeit gesichert sein, wenn alle bestehenden Coalitionen zerfallen und jede der Großmächte ihre eigenen Interessen verfolgen und sich mit den anderen Mächten in direkte Beziehungen setzen wird, wie cs sich einer Großmacht auch geziemt. Ehre und Ruhm dem russischen Diplomaten, welchem cs gelingen wird, Deutschland ebenso zu ver einzeln, wie es Deutschland seinerzeit gelang, Frankreich zu vereinzeln. Die Sprengung des Dreibundes durch eine direkte Vereinbarung zwischen Oesterreich und Rußland, das sollte das Programm der Wahrhaft russischen Politik sein. Wenn Oesterreich aufrichtig mit uns in Frieden leben will, daun muß es seine Bedingungen stellen, die auch von Rußland angenommen werden würdein" Den Friedens- Dreibund zu sprengen, das könnte den Russen allerdings sehr angenehm sein. Aber damit werden sie kein Glück haben, denn die russische Freundschaft wäre doch ein gar zu geringwerihiger Ersatz dafür. er den des des Vom sächsisches» Landtage. Die Finanzdeputation L der 2. Kammer beantragt durch Abg. Niethammer in schriftlicher Berichterstattung, die Position außerordentlichen Etats von 138,000 Mk. zur Umwandlung Personenhaltcpunktes Alt-Mittweida in eine Gütcrhaltcstelle zu bewilligen. Der Bericht bemerkt hierzu: Da man sich aber der Thatsache nicht verschließen kann, daß die derzeitigen Anlagen des Bahnhofes Miltweida dem gestiegenen Verkehr nicht mehr genüge», so erscheint es wünschenswerth, daß der Bau der Güterhaltestelle so bald wie möglich in Angriff genommen werde. Daun wird man bemessen können, inwieweit gleichwohl bei dem städtischen Wachs thum industrieller Thätigkeit in Miltweida und Umgegend eine Be rücksichtigung der seitens des Stadlraths und der Gewerbetreibenden in dieser Angelegenheit vorgctragcncn Wünsche zu erfolgen hat. In dem die Deputation vorschlägt, diese Petition zunächst für erledigt anzusehen, thut sie es in der Voraussetzung, daß, sofern die noth- wendige Entlastung des Bahnhofes Miltwcida in der erhofften Weise nicht eintrcten sollte, die Regierung eine entsprechende Erweiterung desselben in Erwägung ziehen werde. l Das 6. Vcrzcichniß der bei der 2. Kammex cingegangencn Petitionen umfaßt die Nummern 214 bis 257h Wiederum be finden sich zahlreiche Eisenbahnpetitioncn unter den Eingaben; neu dürften von diesen folgende sein: Erbauung einer Eisenbahn von Jahnsdorf durch das Würschnitzthal nach Stollberg, einer Linie Limbach-Langenchursdors-Callnbcrg-St. Egidicn, Wetterführung der Mülsengrundbahn von Ortmannsdorf nach Höhltcich, Corrcction der Linie Hcrlasgrün-Falkenstein durch eine thcilweise neu hcrzustcllendc Linie Eich-Rodcwisch-Aucrbach, Erbauung einer Bahn von Marknen- kirchen nach Erlvach, von Thum nach Meinersdorf, von Bernstadt nach Ober-Odcrwitz, von Lindenau nach Markranstädt, von Bernstadt über Knnnersdorf, Nieder- und Oberrcnncrsdors, Berthelsdorf nach Herrnhut, Erbauung einer Verbindungsbahn zwischen Bischofswerda und Großröhrsdorf, Ertheilung der Expropriationsbcfngniß zum Bau einer Eisenbahn Rvßbach-Ebmath-Posscck-Landesgrcnze, Errichtung von Haltestellen in Mulde bei Schöncck, Oberzwvta und Zschaitz. Die Ober- schafsncr der Staalscisenbahncn pctitionircn um Regelung ihrer Ge Halts- und Pcnsionsverhältnisse gegenüber den im gleichen Range stehenden Slationsbcamtcn, die Expedienten des Landgerichts, des Amtsgerichts und der Staatsanwaltschaft zu Plauen um Verbesserung ihrer Gchaltsvcrhättnisse. Schließlich bittet der Gemeinderath zn Olbernhau um Errichtung eines Lehrerseminars daselbst, Major z. D, Polen um Abänderung der Bestimmung in H 10 des Ges. vom 24. Grace schritt zur Thür, aber bevor sie hinanslrat, wandte sie sich noch einmal nach dem Detektive um. „Mr. Macroy," sagte sie, „wo befindet sich das Mädchen von Stella Raimonde, das bei der Gerichtsverhandlung als Zeugin diente? „Sie ist noch bei den Leuten, bei denen ich sic untergebracht habe." „Wollen Sie mir, bitte, ihre Adresse geben?" „Sehr gern," antwortete er, indem er die Adresse des Mädchens auf ein Blatt Papier schrieb. „Also, Herr Macroy," sagte Grace noch einmal, „vergessen Sie nicht, daß unsere Zeit kurz ist!" „Sie sollen eine bestimmte Antwort haben, wenn Sic nach einer Stunde zurnckkommen." Grace eilte nach dem Hause, das Macroy als die Wohnung der ehemaligen Dienerin Neumondes bezeichnet hatte. Sic traf das Mädchen, das ihren Besuch mit verwunderten Blicken betrachtete zu Hause. „Sie erinnern sich meiner?" fragte Grace. „O ja, ich sah Sie während der Gerichtsverhandlung." 1 «Haben Sie schon einen neuen Platz?" „Nein," antwortete das Mädchen erwartungsvoll. „Würden Sie wohl zu mir in den Dienst kommen wollen?" „O, sehr gern." „Nun, so nehme ich Sie hiermit in meinen Dienst." Das Mädchen lächelte zufrieden vor sich hin. Fortsetzung folgt. Littcraiischeö. Rösselsprung- und Näthscl-Lösc-Tafel. Ein neues und sehr praktisches Hitssmitlcl zur Auslösung vo» Rösselsprünge» und Nüthseln rc. ist >cboten durch eine bei I. L. Metzer, Schiefer-, Schreib- »ud Spiclwaarcn- abrik in Schweina», erschienene Rösselsprung- und Räthscl-Löse-Tascl- Dic- elbe enthält außer einer kurzen Beschreibung über das Entstehen und die »zwischen erfundene» verschiedene» Arte» von Rösselsprüngen einige Beispiele derselben, sowie eine Schieserpcrgnnicnt-Tafcl mit Netz als Hilfsmittel zur Auslösung von Rösselsprünge», Räthscl» rc. mit einem dazu nöthigen präpa- rirten Schicfcrstift. Die Ausführung derselben ist sehr solid und der billige Preis von nur 50 Pf. (nach auswärts gegen Einsendung von 70 Ps. in Briefmarken franco) wird dazu beitragen, das, sich ein Jeder, der sich mit dieser Scharfsinn erweckenden Unterhaltung beschäftigt, eine solche Löse-Tafel anschaffc» wird. Besonders sollten die Herren Professoren und Lehrer höherer Bildungsanstalten ihre Schüler ans diese Geist und Tcnttrast anregende Unterhaltung ausmerlsani mache». Mai 1872, die Beitragspflicht der penfionirten Offiziere zum Staat» penfionsfonds betr., und die Gemeinde Oberfrohna um Errichtung einer Apotheke daselbst. Sächsisches. — Es sei hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß alle selb ständigen Maurer, Ofensetzer, Zimmerer, Steinhauer, Steinmetzen, Bildhauer, Steinsetzer, Asphaltirer, Dachdecker, Bauklempner, Bau glaser, Maler, Anstreicher, Stukkateure, Gipser, Tapetenankleber, Stuben bohner, Einrichter von Gas- und Wasseranlagen, Mühlenbauer in Holz, Schiffbauer in Holz und Brunnenbauer, welche nicht regel mäßig wenigstens einen Lohnarbeiter in ihrem Betriebe beschäftigen, seit 1. Januar 1688 selbst versicherungspflichtig sind und sich unter Angabe des Gegenstandes ihres Betriebes und ihres Jahresarbeits verdienstes binnen 4 Wochen beim Vorstande der Sächs. Baugewerks- Berufsgenosscnschaft in Dresden oder beim Vertrauensmann des Be zirkes anzumelden haben. Für Unternehmer dieser Art, welche erst später ihren Gewerbebetrieb beginnen oder die regelmäßige Beschäftig ung wenigstens eines Lohnarbeiters aufgeben, nimmt die Anmeldungs frist mit diesem Zeitpunkt ihren Anfang. — Dresden. Die von der freien Vereinigung „Kampf genossen von 1870—71" veranstaltete Erinnerungs-Feier an die Wicderanfrichtung des deutschen Reiches nimmt Mittwoch Abend Punkt 6 Uhr im festlich geschmückten Saale des Tivoli ihren Anfang. Die Festrede wird Herr Pastor 1)r. Sülze halten und im zweiten Theile wird Herr Kampfgenosse Oberlehrer Or. Herrmann die Heer führer Deutschlands, insbesondere den Kaiser, König Albert, den deutschen Kronprinzen und Prinz Georg in einer mit Ovation ver bundene» Ansprache feiern. Das Conccrt führt die volle Capelle des Lcib-Grcnadicr-Rcgiments Nr. 100 unter Herrn Königl. Musik direktor A. Ehrlich und der Männergesangvcrein zu Plauen bei Dresden unter Herrn Ewald Schmidt ans. Der Reinertrag des Festes, mit welchem die schon über 400 Kampfgenossen zählende Ver einigung ihre Weihe erhält, ist für mildthätige Zwecke bestimmt. — In seiner Wohnung ans der Sachscnallce hat sich am Freitag Abend ein hiesiger Kaufmann durch Erhängen selbst entleibt. Lebensüber druß soll der Beweggrund zum Selbstmord gewesen sei». — Freiberg. Mit dem Bau der auf dem jetzigen Landtage genehmigten neuen Bahnlinie Freiberg-Berthelsdorf-Brand- Großhartmannsdorf rc. scheint in allernächster Zeit begonnen zu werden. Bereits ist zu den ersten Vorarbeiten ein Kgl. Staatsin genicur hier eingetrvffen und wird derselbe in Brand rin Domizil nehmen. — Leipzig. Am 18. Januar soll zur Feier der Wieder herstellung des deutschen Reiches neben dem großen allge meine» Stu d en ten commers ein von Seiten der schlagenden Ver bindungen unternommener zweiter Commers stattfinden. Es darf nicht verschwiegen werden, daß in weilen akademische» Kreisen diese Sonderstellung der schlagenden Verbindungen, zu welcher kein stich haltiger Grund vorliegt (die Verbindungen haben sich früher stets an dem allgemeinen Commers betheiligt), gcmißbilligt wird. Gerade die Einmüthigkeit der Betheiligung, so wird hervorgehoben, hätte diesem Feste an einem durch die Einmüthigkeit der deutschen Fürsten und Stämme so bedeutungsvoll gewordenen Tage die richtige Weihe ge geben und hier hätte jeder Zwiespalt, der bei genauer Betrachtung der Verhältnisse gar nicht da zn sein brauchte, schwinden müssen. Glücklicherweise ist die Bclhciligung an dem allgemeinen Commers eine so überwältigend große, daß diese Kundgebung auch ohne Bc- thcilignng der an Zahl der Mitglieder nur schwachen Verbindungen eine impvnircnde sein wird. — Unter den Steinmetzen Leipzigs 'ind wieder Torisstrcitigkciten entstanden. Die Gebjlscn haben für eine bestimmte lArbcit einen höheren Lohn verlangt, wen sic sür voll berechtigt bezeichnen. Die' Meister wcigeui die Erhöhung und an verschiedenen Plätzen hatten die Gehilfen die Arbeit niedergelcgt. In einer Versammlung der Stcinmetzgehilfen, zu der sich gegen zwei hundert Personen cingefunden hatten, erregte nun eine Erklärung der Meister nicht geringe Aufregung. Die Erklärung schließt mit den Worten: „daß, wenn die Gehilfen auf den Plätzen, ans denen die 'Arbeit niedergelcgt worden ist, am 12. d. M. die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben, sämmtlichcn ans hiesigen Plätzen arbeitenden Gehilfen gekündigt würde, und daß Mitglieder des Fachvcrcins dann nicht wieder in Arbeit eingestellt werden sollen." Das Ergebnis; der sehr lebhaften Debatte war die Annahme einer Resolution, »ach welcher die Versammlung Folgendes beschließt: „In Erwägung, daß die Meister mit den Gehilfe» nicht in Verhandlung treten und den selben jedes Recht abschneidcn, sehen sich die Gehilfen gcnöthigt, so lange ihren Beschluß ausrccht zu erhalte», bis die Meister mit den Gehilfen in Unterhandlung trete», um einen richtigen Preis fcstznstcllcn." — In Grimma findet heute Montag die feierliche Einweisung des neuen Bürgermeisters Lübeck durch den Krcishanptmnnn Geh. Rcg.-Rath von Ehrcnstein statt. — Wurzen, 14. Januar. Diejenige Strafe, welche dem Mörder der Anna Härtel, Gerbergcsellen Anton Seidl, 37 Jahre alt, mittels Urtheils des Schwnrgcrichtshofs zu Innsbruck vom 15. Dezember 1887 mit lebenslänglichem schweren Kerker nnter Ver schärfung von Einzelhaft in dunkler Zelle am 10. Juni jede» Jahres, als dem Tage des verübten Mordes, zncrkannt worden ist, ist ans eingelegte Berufung Seidl's vom k. k. Obcrlandcsgcricht von Tirol und Vorarlberg am 28. Dezember 1887 ans achtzehn Jahre schwere» Kerkers mit obiger Vcrschäifnng und mit der weiteren Verschärfung eines Fasttages, einmal in jedem Monate, herabgesetzt worden. — In Kühren bei Wurzen fand am 11. d. M. die 14jähr Gntsbesitzcrstochter Naumann eincn schrecklichen Tod; sic gcricth während des Dreschens der Kurbel der Drehmaschine zu nahe, wurde gefaßt und ein paar Mal mit herum gedreht, wodurch sie einen Schädelbruch erlitt, an dessen Folgen sie Tags darauf früh verstarb. — Zwickau. Die Bockwa-Oberhohndorfer Knappfchaflskassc hatte gegen diejenigen Wcrlsbesitzer, welche weniger als ein Dritt- theil Beiträge zur Knappschaftskasse beigetragcn, Proceß angestrengt, welcher jetzt zu Gunsten der Knappschaftskasse entschieden worden sein soll und dieser über 100,000 Mark Aequivalent zusührcn dürste. — Stollberg. Der znm Superintendenten hiesiger Ephorie ernannte seitherige Stadtpfarrer und Schlvßprcdiger Frey er in Schellcnbcrg wurde am 10. Januar seitens des Landcs-Cvnsistoriums zu Dresden für sein neues Amt feierlichst verpflichtet. -s-- Stollberg. Dienstag, den 17. dss. Mts., wird der Kirchen Vorstand hier, unter Theilnahmc vieler anderer Freude der Kirche, den neuen Oberhirtcn Pfarrer und Sup. Frcycr feierlichst einholen und empfangen. Am 22. dss. Mts. erfolgt die Einweisung desselben durch ein geistliches Mitglied vom Landcskonsistvrium. — Der hiesige Geflügclzüchtervcrcin veranstaltet den 5., 6. und 7. Februar eine große Gcflügelansstellung mit Prämiirung und Vcrloosnng im — In Frankeuberg soll ein den höheren Gesellschaftskreisen angehörender Mann wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Kindern in Haft genommen worden sein. — Niederlößnitz. Am Donnerstag entschlief hier nach langem Leiden der bekannte Illustrator und durch seine Kinderbilder berühmt gewordene Professor Oscar Pletsch im 58. Lebensjahre — Alten bürg. Der erst kürzlich in großartigem Stile de« Ansprüchen der Neuzeit angemessen umgcwandelte Gasthof „Zum goldenen Pflug ist von seinem Besitzer, dem Architekt Wagen- breth, an eine Berliner Bankfirma verkauft worden. Dieselbe zahlt ihm 415,000 Mark und beabsichtigt, das Etablissement in eine Aktiengesellschaft, der auch hiesige Geldlcute beitreten, umzuwandeln. Das Inventar gehört dem Pächter, Herr» Hoftraiteur Schilling, und ist demnach in der Kanfsumme nicht mit inbegriffen. Die sächs. Militärvereine und der nationale Gedanke. HI Dresden, 14. Januar. Im Militärvereinswesen des Königreichs Sachsen ist seit Kurzem eine neuartige Erscheinung zu Tage getreten. Der hiesige kaiserl. Obertelcgraphcn-Assistent Jrlum, vordem Feldwebel im königl. sächs. 6. Infanterie-Regiment Nr. 105, hat durch die mit Beihilfe verschiedener anderer Herren vollzogene freie Vereinigung der hier lebenden Mitkämpfer von 70/71 zu dem Hauptzwecke der gemeinsamen Feier deutsch-vaterländischer Ehren- und Gedenktage eine von vielen Seiten herbeigcwünschte Schöpfung ins Leben gerufen, welche sich in den in Frage kommenden Kreisen alter Soldaten bereits allgemeiner Sympathien erfreut. Sie wird am dies jährigen Gedenktage der Kaiscrproklamation in Versailles ihre erste große patriotische Fcstfcier im Tivoiisaale abhalten. Die meisten der jetzigen sächs. Vereine ehemaliger Soldaten sind in der Hauptsache auf humanitärer Basis anfgebant. Die allerersten dieser Vereinig ungen bezweckten vornehmlich, den alten Soldaten, für die in früheren Zeiten, selbst wenn sie im Dienste ihres Kriegsherrn Invalid ge worden waren, keineswegs so gut gesorgt war, wie in unseren Tagen, den Lebensabend zu erhellen, und die zu diesem Zwecke auf Anregung des heutigen Oberst z. D. Richard von Meerheimb ins Leben ge tretene noch jetzt in großem Segen wirkende Sächsische Jnvalidenstift- nng ist die edle Frucht dieser von der uneigennützigsten Kameradschaft der meist unbemittelten Militärvercinsmitglieder beredtes Zeugniß ablcgcnden Bestrebungen. Die zweite Phase in der Entwickelung des ächs. Militärvcrcinslebcns wird dargcstcllt durch „Sachsens Militär- vereins-Bund", eine Vereinigung der Vereine alter Soldaten, welche 1873 von verschiedenen dem „Kamerad" als Mitarbeiter nahe ge tändenen gedienten Militärs ins Leben gerufen worden ist, zu dem Zwecke, patriotische Gesinnung und Kameradschaft zu Pflegen, noth- leidende alte Soldaten, sowie deren Wittwen und Waisen zu unter- tützcn. Fast alle dem Bunde angehörigcn Vereine besitzen überdies Kranken- und Stcrbckassen, wie denn überhaupt die zweite Entwickcl- ungsstufe der Vereine ehemaliger sächsischer Soldaten das Prinzip zur Grundlage nahm, den Mitgliedern für die Nothlagen des Lebens helfend bciznspringen und gesellige Vergnügungen zu bieten. Auch Sachsens Mililärvereins Bund ist in allererster Linie nach dieser Richtung hin organisirt und thätig. Daß er in wichtigen Fällen auch die vaterländischen Interessen im Auge behält, das beweist die Schaff ung der Wilhclm-Augnsta-Stiftnng anläßlich der goldenen Hochzeit des deutschen Kaiscrpaarcs, wie sein Eingreifen in die letzte Reichs tagswahl. Die in neuester Zeit von Reichswegen eingerichteten Arbcilcrkrankcnkassen und die sonstigen gesetzlichen Maßnahmen sozial- reformatorijchcr Natur werden zweifelsohne mit der Zeit nicht ohne wesentlichen Einfluß ans den Grnndcharakter der sächsischen Militär- Vereine bleiben und dieselben mehr und mehr von der Untcrstütznngsfrage rci machen, dafür aber ihrer vornehmste» Aufgabe, der Pflege von Vaterlandsliebe und Fürstcntrcuc, zuführen. Es bestehen auch bereits in Sachsen mehrere erst in neuester Zeit ins Leben getretene Vereine alter Soldaten, welche, ohne Unterstützungskassen zn besitzen, allein diese Ziele verfolgen. Die erst in den letzten Jahren entstandenen Militär-Vereine, welche auch z. B. nur Angehörige derselben Waffe, desselben taktischen Verbandes oder derselben Dienstart (Einjährig- Freiwillige n. s. w.) als Mitglieder anfnchmen, werden mit der Zeit ganz scher gleichfalls in allererster Linie patriotische Ziele sich stellen, im Hinblick ans die gegen sonst guten Pcnsionsverhältnisse ehemaliger Militärs, wie jene erwähnten Rcichsgcsetze. Die Eingangs erwähnte „freie Vereinigung der Mitkämpfer von 70/71", welche in Chemnitz übrigens in einer schon längere Zeit daselbst bestehenden ähnlichen losen Ver bindung alter Soldaten mit gleichen Zwecken eine Vorläuferin und Gesinnungs-Verwandte (siebe „Allgemeine Kriegcrvercinigiing" unter Chemnitzer Stadt-Anzeiger) besitzt, verdient deshalb sicherlich Beachtung und Nachahmung überall, wozu diese knappe Mittheilnng über den Entwicklungsgang des sächsischen Militärvercinswesens anregen will. Äürgcrgarten. — Der hiesige Männergesangvcrein feiert in diesem Jahre das 50jährige Bestehe». Derselbe leistet Rühmens wertstes und hat bei patriotischen Gelegenheiten und für wohlthätigc Zwecke bereitwillig mitgcwirkt. Der Vorstand des erzgebirgischen Sängerbundes ist darum ersucht worden, Heuer seinen Sängcrtag an hiesigem Orie nbznhalten. — Endlich ist man zu dem Beschlüsse ge kommen, nun auch noch den beim Abbruch des alten Ralhhanscs stehen gelassenen Anbau, der das neue stattliche Rathhaus zum Theil verdeckt, niederznlegen und das darein gebaute Spritzenhaus hinter das Pvstgebändc zu verlegen. , — Tie Bürgcrscl nlc in Annaberg feierte am 14. Jan. den GcdcnIIag ihres 60jährigen Bestehens als selbstständige Anstalt. tzhcmi»itzer Stadt-Anzeiger. Die Freunde uuseicö Blattes werde» ersucht, uns wichtige Begebenheiten gütig» »litzutheilen. Chemnitz, den 16. Januar. — Auf die „große patriotische Fcstfcier" zur Erinnerung an die Errichtung des deutsche» Kaiserreiches, welche die hiesige „Allge meine Kr icgcrvcreinigung" nächsten Mittwoch, am 16. Januar, im Th aliatheatcr veranstalten wird, sei auch an dieser Stelle wiederholt hin- gcwicscn. Die „Allgemeine Kricgerverciniginig" hat sich ein Recht aus den Dank aller Patrioten erworben, indem sic sich seit einer lange» Reihe von Jahren der Mühe unterzog, alle wichtige» Erinuerungstage aus dem großen Jahre 1870,71 und besonders den >8. Januar durch Festlichkeiten zu ver- terrtichc». Das bevorstehende Gcdeukfest wird gewiß die abseitigste Unter stützung finden: ist cs doch jetzt mehr als je nöthig, de» patriotischen Sinn zn Pflegen und öffentlich zu bekunden, damit den beiden kriegslustigen gerüsteten Nationen, welche den Friede» Europas bedrohen, ein Beweis dafür gegeben werde, daß Deutschland in fester Einigleit zusammcnstcht, zur Warnung denen, die den Friede» zu stören versuchen. — Die vom Comitcc zur Förderung der Kirchbaufrage i» St. Johannis-Chemnitz znm Besten der Erbauung einer 2. Kirche hierselbst veranstaltete Hanscollectc ist ttnnmehr vollständig beendet. Es hat dieselbe den über alles Erwarten hohen Betrag von 3175 Mark 68 Pf. ergeben. Zu diesem Unternehmen war der Parochialbezirk in 10 Sammclbezirke gctheilt worden. Die Sammler hatten 48 Straßen und Plätze zu begehen. In 662 Häusern ließen 4876 Personen dem Comitce eine Gabe zukommen. I» 45 bewohnten Gebäuden wurde ein Beitrag verweigert. Insgesamt!» hat das Comitcc bis jetzt 3714 Mark 48 Pf. in der Chemnitzer Sparkasse zinsbar an gelegt. In der letzteren Snmiuc sind die Beträge inbegriffen, die durch den Reinertrag der von seiten des Comitces veranstalteten Coucerte dem obenge nannten Zwecke znslossen. Dienstag den 17. Januar von Bormittags 10 Uhr bis Abends 8 Uhr kann das vollständig abgeschlossene Rechunngswerk vo» den Betheiligtc» cingcsehcu werden. Die Hanssanimetlistcu werden nicht öffentlich ausgclcgt werden, sie sind möglichst discret zu behandeln. Einblick in die selbe» kan» nur den sich lcgitimirendcn Personen gewährt werden. Den Ein sichtnehmenden wird nur die ihn persönlich intercssircude Liste vorgezeigt werden. Das veranstaltende Comitee bringt allen Denen, die seinem Unter nehme» so überaus reiche Unterstützung angcdeihen ließen, den herzlichsten Dank auch an dieser Stelle dar. — Im Anschluß an dcn Bericht über die am 5. Januar vom „Runden Tisch" im „Eisernen Kreuz" veraustaltctc Festlichkeit können wir noch mittheilcn, daß die vo» Herr» Ph. Hugo Fischer vorgenommcne Sammlung den Betrast von 627 Mk. ergeben hat. Hiervon ist ein Fonds sür eventuelle plötzliche Hilfe aus der Sparkasse eingelegt worden; 3l Mark erhielt die Pens io ns- und U » terstützungs-Anstalt für die Mitglieder der städti schen Capelle uud deren Wittwen und Waisen, 30 Mk. die Pensionsanstalt deutscher Bühnenangehörigcr und 460 Mk. sollen nächsten Sonntag an 46 Arme n 10 Mark in Baar Verth eilt werden. Warmer Dank ge bührt den edlen Gebern und Denen, die das Unternehme» dnrch ihre Mitwirk ung bei der Abenduntcrhaltung unterstützten. — CH ei»>iitzer Werkzeugmaschinen-Fabrikvorm. Joh. Zimmer- mann. Die vorgestern abgehaltene außerordentliche Generalversammlung der Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik vorm. Joh. Zimmermann, in welcher 1153 Actic» vertreten waren, hat beschlossen: Den Antrag des AujsichisrathS aus Rückkauf von Aktien der Gesellschaft bis znm Betrage von M. 500,000