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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-10
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1888
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pflichtunae, auferlegt, welchen Ersteres sich nicht zu entziehen vermag. AnderttstitS ist Rußland gewillt, unerschütterlich bei seinen auf die Balkauholhinsel bezüglichen Forderungen zu beharren." Italien. Auf der italienisch-französischen Grenzstation Modane besudelte ein französischer Douanier auf pöbelhafte Weise im Gepäck eines Reisende» ein Bild des König- Humbert von Italien. Der italienische Botschafter Menabrea in Paris verlangte enschiedcne Ge- nugthuung, die auch gewährt wird. Der Douanier wird bestraft. — Der Papst bereitet eine Enchklika über die Frage der Trennung der Kirche vom Staat vor. - —- Aratlkreich. Während in diesen Tagen noch von einem Konflikt zwischen dem Herzog von Aumale und dem orlcanistischen Präten denten, dem Grasen von Pari-, die Rede war, hat der letztere soeben an die konservativen MaireS in Frankreich eine Art Pronunziamento gerichtet, besten Beschlagnahme bei dem Direktor der orlcanistischen Presses Dufeuille, in Frankreich das Tagesgespräch bildet. Freilich Wuxhen von 27,000 Schriftstücken im Ganzen mir fünf beschlag nahmt, . Der Prätendent kündigt an, daß die Regierung des Landes in Kürze umgestaltct und auf feste Grundlagen gestellt werden müsse. Der Graf von Paris wendet sich zugleich gegen den Boulangismus und verwandte Bestrebungen, wenn er betont, daß eine „Regierung des Zufalls" vielleicht die Wiederherstellung der verlorenen Freiheiten versprechen, jedoch nicht ausführen, vielmehr als ihre erste Sorge die Vernichtung der noch gebliebenen Freiheiten betrachten würde. Die republikanische Presse billigt allgemein die Beschlagnahme, nur Einige radikale Blätter behaupten, diese lächerliche Kundgebung sei gar nicht so viel Aussehens werth gewesen. Die monarchistischen Blätter protestiren gegen die Maßregel und nennen sie ungesetzlich. Heute Montag wird in der Kammer über den Fall verhandelt Werden. Der Negierung ist eine große Mehrheit unbedingt sicher. Engkatrd. Das Marineministerium hat alle in britischen Ge wässern befindlichen englischen Kriegsschiffe mobilisirt. Die Fahrzeuge versammeln sich in zwei großen Geschwadern. — Im Oberhause des Parlamentes erklärte Ministerpräsident Lord Salisbury, durch das Abkommen von 1884 sei der Einfluß Englands und Deutschlands in Zanzibar getheilt. Dieses Abkommen sei das beste Arrangement, Welches im Interesse von Humanität, Civilisation und Handel ge troffen werden konnte. Er glaube, daß Deutschland ebenso wie England die Unterdrückung des Sklavenhandels wünsche. Englands Einfluß in Zanzibar werde durch das Abkomme» mit Deutschland in keiner Weise vermindert. — Aus dem Zulnlande kommen Nachrichten von neuen Zusammenstößen zwischen Engländern und -Zulus. Die Letzteren wurden regelmäßig geschlagen, aber auch die Briten hatten beträchtliche Verluste. Rußland. Aus Warschau wird der „Polit. -Corr." gemeldet, daß für den Fall einer Belagerung große Magazinbauten zur Ver> proviantirung der Gesammtbevölkerung für längere Zeit begonnen haben. — Zur Verstärkung der Grenzposten und Errichtung von neuen ist Kavallerie herangezogen worden. — In einem sensationellen Prozesse wegen Fälschung bedeutender Summen von Coupons der russischen'Anleihe und Pfandbriefen der wirthschaftlichcn Bank hat dos Schwurgericht in Moskau folgendes Urthcil gefällt: Rosenthal zu 8, Benin zu 6, Mitcrski und Klimenitzer zu 4 Jahren schwerer Zwangsarbeit in Sibirien, Stcpanow zu einfacher Verbannung nach Sibirien, Marwin zu 15monatlicher Einreihung in die Straskom- pagnie. — Laut Mittheilung aus Warschau erklärte der Großfürst Wladimir von Rußland bei dem ihm dort veranstalteten und von etwa 400 Offizieren und höheren russischen Beamten besuchten Bankett, daß er in Berlin anläßlich seines letzten Besuches die Uebcrzcugung gewonnen habe, daß Kaiser Wilhelm II. ein aufrichtiger Freund Ruß lands und bereit sei, auch ein Bundesgenosse des Kaisers von Ruß- Jn Anbetracht G«-h«->g» ko»«-- der Groü- oaß die gegenwärtig in Westrußland konzentrirten gegen Deutsche zu kämpfen haben würden. ,. Zwischen dem König Milan von Serbien und seiner Gemahlin, der Königin Natalie, wird es wahrscheinlich nicht zur Ehescheidung kommen. Die Abgesandten des Königs, welche Madame Natalie in Wiesbaden aufsuchten, scheinen zur Vermeidung des Ecandals folgenden Compromiß erzielt zu haben: die Ehescheidung unterbleibt, doch erfolgt Trennung von Tisch und Bett. Die Königin kehrt also nicht nach Serbien zurück. Der junge Kronprinz Alexander kommt zu seinem Vater zurück und wird unter dessen Aufsicht erzogen werden. Die Uneinigkeit des serbischen Königspaares ist schon seit . langer Zeit für die Welt kein Geheimniß mehr. Ihre Ursache war das Bestreben der Königin Natalie, eine politische Rolle zu spielen Die Königin wollte die serbische Politik in Bahnen lenken, welche den Absichten des Königs entgegeulicsen, indem sie als Tochter Ruß lands den russischen Einfluß zum herrschenden zn machen suchte. Man sagte ihr sogar nach, daß sie beabsichtigt habe, den König vom Throne zu verdrängen und während der Minderjährigkeit ihres Sohnes selber zu regieren. Ihre Haltung nach den Mißerfolge» König Milans in dem Kriege mit Bulgarien schien allerdings einem solchen Verdachte Berechtigung zu geben. In seiner tief niedergedrückten Stimmung tclcgraphirtc König Milan au seine Gattin, er habe Lust obzudanken, und erhielt umgehend von ihr die Antwort, — sie werde übersausenden Postwagen betrachtete, war ich geneigt, Alles für ein Phantom zu nehmen, das meine erhitzte Einbildungskraft mir ver spiegelte. Ob er mich bemerkt hat, weiß ich nicht. Ich war zu verstört, als daß ich auf eine Veränderung seiner Gcsichtszüge hätte ochten können. Eine gräßliche Ahnung stieg in mir auf. Von jeher zn den schlimmsten Voraussetzungen geneigt, sah ich mich bereits eiu- gckerkcrt, zum Tode verurthcilt und auf das Blutgerüst geschleppt. Die trübsten Bilder erfüllte» meine Seele. Bei alledem nniß e ich über einen Punkt Gewißheit haben, der mir vor Allem am Herzen lag. Auf der nächsten Eisenbahnstation nahm ich ein Billet nach Prag. Daselbst angclangt, war er mein Erstes, meinen alten Oheim aufznsuchen. Er war erfreut, aber auch überrascht, mich wieder zu sehen. Ich setzte ihn mit kurzen Worten von den Umständen in Kenntniß, die. mich bestimmt hatten, mein Engagement aufzugeben. Daun fragte ich nach Ottomar Brandet). „Er ist sogleich nach Em pfang Deines Briefes nach Karlsbad gereist," antwortete der Alte. „Er wollte Dich, wie er sagte, keine Minute länger unter den dor tigen mißlichen Verhältnissen lassen. Ich meine, Du müßtest mit ihm znsammcngetroffcn sein." Da wurde es Licht, fürchterlich Licht in meinem Innern. Die unheimliche Ahnung, welche mich während der ganzen Fahrt gepeinigt, mich fast wahnsinnig gemacht hatte, schien nunmehr zur Gewißheit geworden. Ottomar, mein Verlobter, war gefallen durch meine Hand, die der Wahnsinn geleitet hatte. Fortsetzung folgt. Litterarifches. Deutsche Colonien. ImCommissionsvcrlage von Brleger u.Gilbers sOSkar Keil) in Schweidnitz erschien soeben eine sechs Bogen starke Broschüre unter dem Titel: Erste geographische Darstellung der Schntzländer und Colo- nien des deutsche» Reiches, von W. Knothe, K. Post-Seccetariats-Assistcnt a. D. — Der Verfasser hat a»S den beste», bisher nur vereinzelt vorkommeuden Quellen ein möglichst getreues Bild unserer Colonien entworfen und giebt in allgemein verständlicher, sachgemäßer Form Aufschluß über Lage, Grenzen und Größe, Geschichte der Erwerbung, Bodcngestalt und Klima, Naturerzeug- nisse und Bewirthschaftung, Bewohner, Ortschaften und Ansiedelungen, Handel und Verkehr, Verwaltung und Unternehmungen derselben. Wir können das billige Büchlein (l Mk. 20 Pf.), das in jeder Buchhandlung vorräthig ist, allen Leser», die sich für das Wachsthum unserer Colonien niteressiren, nur bestens empfehlen. sofort die nüthigen Schritte zur Einleitung einer Regentschaft thun. Diese Hast steigerte die Abneigung und das Mißtrauen deS Königs in einem Maße, welche» schließlich ein Zusammenleben unmöglich machte. Sächsisches. — Unser sächsisches Königs paar besuchte in Kopenhagen am Sonnabend mit dem König und der Königin, dem Kronprinzen, der Kronprinzessin und sämmtlichen Ministern die Ausstellung. Die Herrschaften durchschritten zunächst die schwedische Ausstellungsabtheil ung. Sodann stellte der deutsche Gesandte die deutschen Ansstellnngs- kommissarien vor. Hierauf wurde die deutsche Ausstellungsabtheil ung eröffnet. Die ausgestellten Gegenstände von Silber und Porzellan, sowie die Erzeugnisse der deutschen Kunstindustrie in Eisen, Porzellan, Glas und Leder fanden allgemeine Bewunderung. Alles vollzog sich ganz zwanglos; die Könige trugen schwarze» Anzug, ebenso die ge ladenen Besucher; irgend eine Absperrung war nicht erfolgt, An sprachen fanden nicht statt. Die Herrschaften besuchten hierauf die russische Abtheilung, i» welcher der russische Gesandte dieselben will kommen hieß, und zum Schluß auch alle übrigen Abtheilungen. — Prinz Georg von Sachsen ist bei seiner Ernennung zum Gencral-Feldmarschall gleichzeitig zum Inspekteur der I.Armee- Jnspection, welche nunmehr aus dem 5., 6. und 12. Armeecorps bestehen wird, ernannt worden. Da Prinz Georg nun in seiner neuen Stellung nicht mehr commandirender General des 12. Armee corps sein kann, so wird vermuthet, daß Kricgsminister General v. Fabrice diesen Posten erhalten wird. — Infolge einer Anordnung des sächsischen Kriegsministers wird seit Anfang d. I. der Bedarf des sächsischen Armcccorps an Roggen, Hafer, Heu und Stroh von sämmtlichen Proviantämtern fast ausschließlich aus erster Hand gedeckt. Wie die „Leipz. Ztg." aus landwirthschaftlichen Kreisen, wo man natürlich diese Maßregel frcudigst begrüßt hat, erfährt, prvfilire» die Landwirthe, welche seitens der Proviantämter mit Aufträgen bedacht werden, infolge dieser Maßnahme an je 1000 Kilogramm etwa 4—8 M, welche sonst dem Zwischenhandel zufließen würden. — Das sächsische Finanzministerium veröffentlichte eine Bekannt machung, betreffend die Versetzung von denaturirtem Brannt wein mit anderen Stoffen. Es wird darin angeordnct, daß Händler mit solchem Branntwein in ihrem Geschästslokal an deutlich sichtbarer Stelle ein auf Versetzung mit anderen Stoffen gerichtetes Verbot anzubringen haben. — Auf der Linie Chemnitz-Flöha-Reitzenhain haben am Freitag in den späteren Nachmittagsstuuden zwischen de» Stationen Pockau-Lengefeld und Zöblitz Dammrutschungen stattgefunden, welche insofern Betriebsstörungen verursachten, als die Züge nur bis zu der Unfallstelle fahre» konnten und der Verkehr nur mit Umsteigen an der Unfallstelle möglich war. Seit Sonnabend Vormittag gegen ? Uhr ist der Verkehr wieder ein regelmäßiger. — Dresden, 9. Juli. Das Lutherfestspiel hat hier eine Bruttoeinnahme von 55,000 Mk. ergeben, welcher 26,000 Mk. Kosten gegenüber stehen. Das Komitee kann an den Dresdner allgemeinen Kirchenbaufonds daher die stattliche Summe von 29,000 M. abführen. — Zu dem hiesigen Skat-Kongresse haben sich im Ganzen nur 320 Theilnehmer eingefunden. Mit Spannung wurde die Preisvertheilung erwartet. Herr Engelhaupt eröffnet«! unter dem Vorbehalt endgiltiger Feststellung, daß den ersten Preis Herr Rönisch in Sebnitz errungen habe. Derselbe hatte von 31 Spielen 24 — die höchste Zahl — gewonnen. Den zweite» Preis hat ein Dresdner Herr, der nicht genannt sein will, auf die höchste Zahl der Points — — gswonne». Ner brüte fällt Herrn Wolf-Altbach zu, welcher 11 Spiele gewonnen, ohne eins zu verlieren. Um den vierten Preis — für das theuerste Spiel — koukurrirtcn 3 Spieler, welche je ein Spiel mit 112 Points gewannen. Die mit großen Schwierigkeiten verknüpfte Feststellung der Spielresnltate läßt es erklärlich erscheinen, daß die Zntheilung dieser Preise sowohl, wie der übrige», mit Sicherheit nur in den nächsten Tagen erfolgen kann. — In frühester Morgenstunde sprang gestern vom Lo schwitz er Landungsplätze ein junger Herr mit anständiger Kleidung in die Elbe. Derselbe wurde bei seinem Vorhaben bemerkt und von »ach fahrenden Schiffern lebend ans Land gebracht. In seinem Besitze fand man weder Geld, noch sonst Papiere vor, die über seine Person etwas nachgewiesen yätten. Ans Befragen, wer er sei, behauptete er, Landgerichtsdirektor ans Bautzen zu sein. Ec habe aus das Dampf schiff ge vartct, sei eingeschlafcu und so in das Wasser gefallen. Bis zur Feststellung seiner Person bleibt er im Gewahrsam der Loschwitzer Behörde. — Aus Sebnitz schreibt man unterm 6. Juli: Ein Irrsinniger ans Krnmhcrmsdors treibt sich seit einigen Tagen im Walde zwischen Neustadt uns Sebnitz herum, ohne daß es bis jetzt gelingen konnte, den Bedauernswcrthen zu finden. Derselbe soll nur mit Hemd be kleidet sei». Gestern wurde er angeblich auf dem Finkenbcrge gesehen. — Leipzig, 9. Juli. Negierungsrath I)r. Grünlcr hier ivurde zum Ober-Regierungsrath ernannt. — Der in der letzten Schwnrgerichtspcriode wegen Mordes znm Tode verurthcilte Schuhmachergesclle Maul har dt, hier, ist zu lebenslangem Zuchthaus begnadigt worden. — Eine für Leipzig einberufen gewesene Stein metz en-Versammlung wurde polizeilich verboten. — Die Einver leibung der Vororte Leipzigs in die Stadt ist, wie von zuver lässiger Seite verlautet, für den 1. Januar 1890 in Aussicht ge nommen. — Borna, 4. Juli. Am 1. Juli schlossen sich die Augen unseres ältesten Bürgers und zugleich Einwohners für immer. Stephan Friedrich Ludwig Röhn war der Sohn des Lieutenants Karl Friedrich von Röhn zu Salzungen und dessen Ehefrau Henriette Ebcrhardt, über welchen die „Gartenlaube" vor einige» Jahren unter dem Titel: „Der tolle Röhn" einen längeren Artikel veröffent lichte, und war zu Vacha im Großherzogthum Weimar, der damalige» Garnisonstadt des Vaters, am 29. November 1802 geboren. Nach dem sich solcher i» seinem tollen Lebe» von seiner Ehefrau getrennt hatte, lebte diese in Zwenkau bei Verwandten und daher war cs gekommen, daß der Knabe das Bäckerhandwerk erlernte und sich später als Meister in Borna niedergelassen hatte. In seiner Bescheidenheit ließ er die Adelsbezeichnung fallen und nannte sich einfach Röhn. Ein vor mehreren Jahren unternommener Versuch seiner Kinder, die Anerkennung des Erbadels und die Berechtigung zur Führung des Namens von Röhn betr., hatte nicht den gewünschte» Erfolg und zwar, wie darüber bekannt wurde, weil der Persvnennachweis des Ver storbenen mit dem Sohne des Lieutenants von Röhn nicht ganz voll geführt werden konnte. Dcr Vorstorbene war ein treuer Bürger seiner Stadt. Ein schneller Tod beendete sein reich gesegnetes Leben. Einer seiner Söhne lebt als ein verdienstvoller Lehrer in Leipzig. — Von einem empörenden Rohheitsact wird aus Plauen berichtet: Der in den dreißiger Jahren stehende Maurer Blechschmidt aus Oberlosa half am vorigen Sonnabend seiner in hiesiger Stadt wohnenden Schwester beim Wechsel der Wohnung und kehrte Abends auf dem Heimwege in einer Wirlhschaft in der Ostvorstadt ei», von wo er um 12 Uhr Nachts fortging. Als er in die Gegend vom „Kemmler" gekommen war, setzte er sich aus Müdigkeit nieder und verfiel in Schlaf, aus dem er von mehreren hiesigen Einwohnern, welche früh 3 Uhr aufgebrochen waren, um Schwämmchen zu holen, unsanft geweckt wurde. Er ivurde aufgehoben und zusammeugcstaucht und schließlich mit seinem eigenen Stock geprügelt und unmenschlich gemißhandelt. B. floh, fiel aber, vom Blutverluste ermattet, auf einer Wiese befinnung-loS nieder und wurde nun von den ihn verfolgenden Personen nochmals in heftigster Weise mit Fäusten. Stöcken und der gleichen geschlagen und mit Füßen getreten, sodaß er von Morgens 4 bis Nachmittags 4 Uhr besinnungslos auf der Wiese liegen blieb. Den Körper des bedauerlichen Mannes bedecken zahlreiche Wunden,, das Gesicht ist zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Thäter sind im Laufe dieser Woche von der königlichen Gendarmerie und der hiesigen städtischen Criminalpolizei ermittelt und verhaftet worden. — Annaberg. Die Edelwcißpflanzen, welche vor einiger Zeit von privater Seite in unsere Gegend verpflanzt wurden, gedeihe» vortrefflich. Auch als Topfgewächse zeigen sie sich für die ihnen zu gewandte Pflege recht dankbar. Verschiedene im Zimmer gezogene Pflanzen, der hiesigen Umgegend vor ca. 4 Wochen entnommen, stehen jetzt in voller Blüthe. Den beide» hiesigen Einwohnern, welche unsere Flora um die seltene Blume bereichert haben, gebührt hierfür lebhafte Anerkennung. — In Seiffen und den übrigen Orten unseres oberen Erz gebirges besteht noch ein Brauch, der an weit hinter uns liegende Zeiten erinnert. Zu Festtagen werden daselbst vor geeigneten Gast- wirthschaften Caroussels oder die bekannten großen Kinderschaukeln aufgestellt. Die Benutzung derselben wird nicht mit Geld, sondern mit selbstgefertigtem Kinderspielzeug bezahlt. Also noch der reine Tauschhandel. Die bezeichueten Gegenstände gelangen alsdann durch die betreffenden Besitzer der Schaukeln u. s. w. in die Hände der Händler. — Als ein Curiosum theilt die „Sächs. Post" mit, daß auf einer Linde des Hausbesitzers August Kern in Berthelsdorf in einer Staarmeste Eichhörnchen nisten, während oben auf dem Deckel derselben wilde Tauben ihr Nest gebau: haben und beiderseits ihre Jungen Pflegen, ohne daß letztere von den Eichhörnchen gestört werden. —. Auerbach b. Th. Ein sonderbares Naturspiel ist am einem Kinde in unserem Orte zu beobachte». Dasselbe, ca. Vs J"hr alt, ist mit einem Kopfe ausgcstattet, dessen Form von normaler Ausbildung sehr abweicht und eine eigenartige Erscheinung bietet, die selbst den Aerzten räthselhaft sein soll. Dieser Kopf ist größer als der eines erwachsene» Menschen und zeigt am Nacken einen beutel artige» Auswuchs. Trotzdem scheint sich das Kind recht wohl zu fühlen. — Treuen. Am Vormittage des 5. Juli wurde vo» den Arbeitern gelegentlich des Grundgrabens zur Aufführung eines kleinen Neubaues in der Tiefe von nicht ganz ^ ui bei der Grundmauer des ehemaligen Vichstalles der sogenannten „Alten Burg" in der Nähe der unteren Mühle zu Treuen ein Fund von 25 Stück alter Silber münzen gemacht. Diese Münzen haben mit ganz geringer Ausnahme das doppelte Gewicht eines 3-Mark-Stückes, zeigen fast jede ein. anderes Bildniß der Sächs. Herzöge und Kurfürsten bis zum 30jährigen Kriege, sind in Bild und Schrift sämmtlich wohl erhalten und lagen in Rollenforni nach vielleicht stattgefundeuer Verwesung der Verpackung lose da. Alle Umstände lassen den Schluß zu, daß vielleicht ein Besitzer des ehemaligen alten nun abgebrochenen Ge bäudes ein Liebhaber und Sammler dieser schönen, alten und großen Silberstücke war, seinen Schatz Angesichts des möglichen Verlustes zur Zeit des 30jährigen Krieges an jenem Ort in Sicherheit brachte und nicht mehr Gelegenheit hatte, das verborgene Gut aus seinem Ver stecke hervorzuholen. Die Fnndstücke sind von dem derzeitigen Be sitzer des Grundstückes an Liebhaber meist alle schon verkauft. — Oberlungwitz, 6. Juli. Seit dem 1. d. M. ist durch eine Verfügung des hiesige» Gcmeindevorstandes, nachdem das betr. Regulativ von der königl. Amtshauptmannschaft zu Glauchau ge nehmigt worden ist, die obligatorische Trichinenschau für unsern Ort einaeführt und Herr Carl Emil Schulze hier als Trichinenschauer in Pflicht genommen worden. — Am 22. Juli feiern die Fischer'schen Eheleute, im niederen Ortstheile zu Oberlungwitz wohnhaft, ihr goldenes Ehejubiläum. Die Feier erfolgt voraussichtlich unter Be theiligung aller Verwandten, Bekannten und eines großen Theiles unserer Ortsbewohner. Auch ist ein Festzug resp. Festfahrt geplant. — Freiberg, 7. Juli. Der seit vorigem Herbst bei den hiesigen Jagern als Dreijährig-Freiwilliger dienende, 19 Jahre alte Krumbiegel aus Großvoigtsberg hat im hiesigen Schlüsselteiche freiwillig den Tod gesucht. Zur Hebung eiugezogene Landwehrleute, welche am Schlüsselteich spazieren gingen, fanden dort zuerst das Seitengewehr Krumbiegcls und bald darauf auch dessen Leiche. Der Selbstmörder wird als ei» schwermüthiger Mensch geschildert. Ein Bruder Krumbiegcls, welcher in Dresden bei den Grenadieren diente, ertränkte sich ebenfalls während seiner Dienstzeit, und zwar auch im hiesigen Schlüsseltcich. — Die Amtshauptmannschaft zu Freiberg hat in letzter Zeit im Interesse der Sprachreinigung augeorduet, daß sich alle Beamten unnöthigcr Fremdwörter nicht bedienen sollen. In gleicher Weise sind auch die städtischen Behörden zu Freiberg de» Bestrebungen des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins cntgegengekommen. — Fraukenberg, 9. Juli. Gestern feierte im benachbarten Nicderlichtcnau ein treues, braves Ehepaar das Fest seiner goldenen Hochzeit. Am 8. Juli 1838 wurden in der Kirche daselbst vom seligen Pastor Lößner zum Ehebunde geweiht der damalige Roth- särber Karl August Wiedemann, geb. in Gunucrsdorf, und ihm zur Ehefrau Christiane Wilhelmine geb. Jrmscher aus Mcrzdorf. Die beiden alten Eheleute sehen auf ein 50jähriges mühevolles und oft sorgenschweres, aber trcnvollbrachtes Tagewerk zurück. Trotz seiner langen Arbcitsthätigkeit ist Wiedcmann nur in zwei Etablissements je thätig gewesen: nach Verkauf der „Rothfarba" war er, bis zum Erlahmen der Arbeitskraft, in Höppners Färberei in Frankenbcrg beschäftigt. Ei» zahlreicher Kreis von Kindern, Enkeln und Urenkeln umstand glückwünschend das Jubelpaar. X Hartmannsdorf b. B. Am Mittwoch, den 4. Juli, wurde hier ein in Gera in Garnison stehender und von dort desc» tirter Musketier verhaftet und der Militärbehörde in Chemnitz zugc- führt. Derselbe hatte die Dreistigkeit gehabt, obwohl fahnenflüchtig und steckbrieflich verfolgt, im hiesigen Orte sich häuslich nicderzulassc» nnd bei einem Schlosser Arbeit zu nehmen, von welcher weg seine Arrctur erfolgte. Seitengewehr und Uniform wollte der ungetreue Sohn des Mars ins Wasser geworfen haben. X Li mb ach, 9. Juli. In vergangener Nacht ist ein hiesiger junger, erst seit einigen Togen vcrheirathcter und etablirtcr Flcischcr- mcistcr, Carl Haag, durch Messerstiche sehr gefährlich verwundet worden. Ein sich mit seiner Dirne hier während des Schützenfestes hernmtreibendcr Zuhälter, angeblich von Chemnitz, hat sich ohne jede Veranlassung Messerarbcit gemacht, für die ihn erst das hinzu- gckonimene Publiknm gehörig zugcdcckt und dann arretirt hat. — Immer mehr macht sich das Treiben des von einem Volksfest zum andern ziehenden Gesindels in unliebsamster Weise bemerkbar und cs ist nur angebracht, dagegen und uamentlich auch gegen das Handwerk' jener zweideutigen „Damen" ganz energisch Front zu mache». 3.— Wittgensdorf, 9. Juli. Der erste Tag unseres dies jährige» Haupt- und Königs schieße ns verlies in bester Weise. Da es seit Wochen Tag für Tag regnete, waren viele Wittgens- dorfer und besonders die braven Schützen betreff des Wetters in banger Sorge, denn so manchmal schon war das hiesige Schiebfest, das sich der regsten allgemeinen Theilnahme von Groß und Klein erfreut, durch grämliches Negenwctter vollständig verwässert worden. Diesmal aber brachte uns der Sonntag das denkbar schönste Wetter, was allerdings heute Montag schon wieder Beendigung gefunden hat, wenn sich der Himmel nicht bald aufzieht, sodaß wir für heute und morgen — den letzte» Tag des Festes — das Schützenfest »och ungestört genießen können. Der Schießplatz bot ein Bild voll Leben-
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