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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-10
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.07.1888
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WMWWWWW > »MHWWWUWWMWM Nr. 158. — 8. Äalirgans,. »er jeden Wochentag Abend (mit Datum , de« folgende» Tages) zur Versendung güangeude „Sächiüche LandeS-Vluzeiger" mit täglich einem beiouderen Unter- baltungsblatte und mit den« Extrabeiblatt Luftiges Vilderbmb kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pig., bei den Post-Anst. 75 Pf. (l888er ZtgS.-Preisliste Nr. 3035.) KürAbonnenten erscheint je einmal imJahr: Sommer-Eiskiilntlnifaliipiauliesl fürsachlen. Vinter-Eisenbahnfahrbianheft fiir Sachsen. Zllustr. Kalender des Sächsischen Laiidboten. JllnftriklerJahresbuchdesLandeS-AnzeigerS. SZchsischer Lailiits-Aiijeilfer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tätliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Dienstag, 1v. Juli 1888. «izelgenvreis de» „Stlchf. Saude--«,,kiaerK-r Raum einer schmalen TorpuSzeile Io Pka. Vevorzngte Stelle (Ispalt. Petitzeile)SÜ Pf. BciWiederholung großer AnnoncenRaban. Bei Bestellungen von Anstvärts wolle man Ansertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge« ne 8 Silben Torpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bis Vormittag. _ _ t. Buchdrnckerei. Eliemnitz. Theaterstrabe S (Fernsprechstelle Nr. ISS), Telegr -Adr.: Lander-Anzeiger, Chemni-. Mit täglich einen« besonderen 4. Sächsisches Allerlei — Unterhtiltilngsl llitt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. IllnftrirteS Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 653 verlautbatt, daß dem Kaufmann Herr» Richard Heber in Chemnitz für die Firma Heber L Co- daselbst Prokura ertheilt worden ist. Chemnitz, am 7. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3034 verlautbart, daß der Fabrikant Herr Oscar Magnus Marti» aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Martin L Köhler in Chemnitz als Thcilhaber ansgcschieden ist, sowie, daß der andere Mit inhaber, der Fabrikant Herr Gustav Adolf Köhler daselbst, das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft künftig unter der bisherige» Firma fortführt. Chemnitz, am 7. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3065 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Otto Goldschmidt in Chemnitz in die Finna Hugo Goldschmidt daselbst als Theil- Haber ei,«getreten ist. Chemnitz, am 7. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3l38 die Firma I. G. Rahnfcld L Söhne in Chemnitz, alte Dresdnerstraße Nr. 8 (Zweigniederlassung des in Frankenberg unter gleicher Firma bestehende» Hauptgeschäfts), eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Kaufmann Herr Arno Richard Killig in Chemnitz und der Kaufmann Herr Ernst Hermann Schmidt in Frankenberg Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 7. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Ortsbehördliche Bekanntmachungen. Lieserun gs-Ans sch re i b en. Die im laufenden Jahre erforderliche Lieferung von 1030 in eisernen Barn rriegcln der Waldc»burg-Egidicu-Löb> nitzer Straße, Avtheiluug 1 bis 3, und 214 m eiserne» Barrierriegeln an der Lichtenstein'Kuhschnappler Straße soll an de» Mindestfordcrnden vergeben werden. Diesbezügliche Prcisofferten, zu denen Blanketts vorher bei der Unterzeichnete» Banverwalterei entnommen werden können, sind bis zum 16. dieses Monats, Vormittags 11 Uhr, bei der Letzteren einznreichen. Z» dieser Zeit wird die Oesinung der eiugegangeue», mit der Aufschrift „Barri r- ricgel" zu versehenden Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber stattfiuden. Die Auswahl unter de» Bewerbern bleibt Vorbehalten. Zwickau und Glauchau, am 3. Juli >888. König». Straßen- u. Wafferbau-Juspection. Königl. Banverwalterei. Döhnert. I>r. Werner. Telegraphische Nachrichten. Vom 8. Juli. Wien. Es circulircn Meldungen, wonach die Preußischen Be hörden das Exterritorial-Recht der Königin Natalie nicht anerkennen und den Kronprinzen Alexander deshalb auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen an den General Protic übergeben wollten, die Königin sich aber unter den Schutz des russischen Consulates gestellt habe. Diesen Meldungen setzt man jedoch in Belgrad allgeniein Zweifel entgegen. Die Situation in Serbien erscheint ernst, da die Sym pathien für die Königin unbedingt groß sind. Petersburg. Die heutige Nachricht des „Petersburger Herold", die Eutrenue solle erst am 3. August, dem Namenstage der Kaiserin, in Peterhos stattfinden, wird auf das Entschiedenste hier bestritte». Desgleichen daß bereits Vorverhandlungen zwischen Rußland und Deutschland in der bulgarischen Frage stattfänden. Die „Nowoje Wremja" betont, vor der Entrevue geschähe solches kcincnfalls, viel leicht nachher. Zuvor müsse Rußland wissen, inwieweit die Berliner Diplomaten den sicher aufrichtigen Wunsch des Kaisers Wilhelm theiltc», das ehemalige Verhältniß beider Reiche wieder herzu stellen; wie weit man in Berlin die russischen Ansprüche in Bulgarien zu unterstützen gesonnen sei. Immerhin wäre es möglich, daß auch nach der Entrevue kein Wechsel der jetzt vorwaltenden Politik stattfäudc. In den weitesten Kreisen ist man erfreut über die Meldung, der hier allbcliebte General v. Werder werde im Gefolge des Kaisers sein. Botschafter General v. Schweinitz trifft hier am 15. Juli auf dem Landwege ein. Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verbalen. Oh, mein Gott, wie mein Herz flog. Ich, das schwache hülf- lose Wesen, eingeschlosscn mit einem Manne, den ich haßte wie die Sünde. Doch wie so oft das Herz im bangen Erzittern vor der Gefahr Plötzlich den Rettungsanker entdeckt, der uns befreien kann von aller Noth, so fühlte auch ich mit einem Male, daß ich nicht verloren sei. So schnell, daß ich noch heute nicht begreife, wie Alles zuge gangen, sprang ich au das Fenster, riß es auf und schwang mich auf die Brüstung hinauf. Das obere Fenster stand bereits offen. So mi: den Händen das Feusterkreuz umklammernd, stand ich auf dem nur wenige Zoll breiten Borsprung. Das Fenster lag im ersten Stock. Es war keine bedeutende Höhe, aber sie war immerhin ge fährlich genug, und ich, die sonst nie ohne Schauder und Schwindel in die geringste Tiefe blicken konnte, schaute mit einer Art triumphiren- den Entzückens hinab auf das Pflaster, das mir wie ein friede- verheißendcr Rettungshafen erschien. „Nun wagen Sie es!" rief ich mit fliegender Brust. „So wie Sie einen Schritt thun, lasse ich los, und dann wird es sich zeigen, ob nicht das kalte, fühllose Gestein mehr Erbarmen mit einem armen Menschenherzen hat, als Sie." Da sah er mich starr an und kein Wort der Erwiderung kam über seine Lippen. An der in meine Kammer führenden Thür aber wurde plötzlich der Schlüssel herumgedrcht. Die Thür ging auf, und die Guitarrenspielerin steckte ihr Medusenhaupt herein. Sie flüsterte Anderson leise einige Worte in'S Ohr, und er entfernte sich, nach- dem er einige Worte der Entschuldigung gestammelt. Ich stieg vom Fenster herab, und mein ganzer, bisher von Angst und Verzweiflung niedergehaltener Groll strömte nun in den heftigste» Borwürfen gegen die Urheberin des unerquicklichen Auftritts aus. Sie entschuldigte sich mit Ausflüchten, deren Nichtigkeit für mich auf der Hand lag, behauptete aber unter Anderem, gar nicht gewußt .zu haben, daß Anderson in mein Schlafkabinet gedrungen, da sie erst in dem Augenblick eingctroffcn sei. in welchem ich vom Fenster aus zu dem Störenfried gesprochen habe. Ich traf sogleich meine Vorkehrungen, die Truppe zu verlassen; denn ich wußte, daß der alte Anderson zn wenig Autorität besaß, um mich vor den Zudringlichkeiten seines Neffen sicher stellen zu können, Rom. Italien trat der Suezconvention bei. Marseille. Beim heutigen Arbeitermeeting gegen die Beschäf tigung ausländischer Arbeiter kam cs bei der Bureaubildung, wobei sich Nationalisten und Sozialisten gegenüberstanden, zu tnmnltuarischen Vorgängen und Thätlichkeiten. Die Polizei mußte den Saal räumen. Mehrere Verwundungen kamen vor. Frankfurt a. M., 9. Juni Vorm. Die „Europäische Corre spondenz" ist autvrisirt, die Blätlermeldung, daß die preußische Regier ung bereit sei, den serbischen Kronprinzen dem in Wiesbaden einge- trvsfenen Abgesandten König Milans zu übergeben, zu dementiren. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm II. wird, nach den nun mehr endgiltig festgestellten Bestimmungen, am 13. Juli Abends die Reise nach Kiel und Petersburg antreten. Die Ankunft in Kiel erfolgt am 14. Juli VormiltagS. Der Kaiser bcgiebt sich vom Bahn hof mit seinem Gefolge, zum welchem bekanntlich auch Graf Herbert Bismarck gehört, an Bord der Jacht „Hohenzollern", die unter dem Commandv des Prinzen Heinrich steht. Die Jacht wird von der gcsammten deutschen Manövcrflotte unter dem Oberbefehl des Admirals Knorr begleitet. Die Flottille besteht aus den Panzern „Baden", „Bayern", „Kaiser", „Friedrich der Große", Aviso „Ziethen", dem Schulgeschwader, bestehend aus „Stein", „Prinz Adalbert", „Moltke", „Gncisenau", der Torpedoflottille, bestehend aus dem Aviso „Blitz", zwei Divisionsbooten und zwölf Torpedobooten. Möglicherweise wird dies gewaltige Geschwader unterwegs vor dem Kaiser manöverircn. Der Aufenhalt in Rußland wird zwei bis drei Tage dauern. Nach Kiel begleitet den Kaiser nur ein kleines Gefolge; der größere Theil der Suite fährt von Berlin aus mit der Eisenbahn nach Petersburg. Prinz Heinrich, dem auf der Yacht „Hohenzollern" Kapitän Leuschner als nautischer Beirath zur Seite steht, bewohnt nur die Wohnung des Schiffskommandanten und nicht die Fürstenzimmer. — Die Wiener „Neue Freie Presse" meldet, es sei von Berlin aus bereits amtlich mitgethcilt, daß Kaiser Wilhelm im September nach Wien kommen werde. „Der Umstand, daß dieses Reiseprogramm heute schon feststeht, zeigt am besten, wie müssig die Konjecturen waren, welche aus der Thatsache, daß der deutsche Kaiser den Besuch am russischen Hofe früher abstattet, besondere politische Folgerungen ziehen wollten. Die Art, Wie der Kaiser Wilhelm in Wl<», «mpfang«« werden wird, dürfte am besten zeigen, wie intim und freundschaftlich die beiderseitigen Beziehungen sind. Vielleicht hätte Kaiser Wilhelm seinen Besuch schon zu einer früheren Zeit, als im September, abge stattet, wenn nicht naturgemäß der Wunsch des österreichischen Hofes sein müßte, den deutschen Monarchen mit der ganzen Feierlichkeit zu empfangen, welche bei einem ersten Besuche üblich ist. Man legt daher Werth darauf, daß Kaiser Wilhelm zu einer Zeit nach Wien kommt, wo Kaiser Franz Joseph Gelegenheit hat, seine Gastlichkeit in vollem Glanze zu entfalten." — Die Nachricht, daß der Kaiser nach der Begrüßung mit den Monarchen von Oesterreich-Ungarn und Italien nach Straßburg zu reisen beabsichtigt, scheint sich zu bestätigen. Es wird versichert, daß Kaiser Friedrich die ausgesprochene Absicht hatte, alljährlich einige Zeit in den Reichslanden zu residiren, und daß in dieser Beziehung Kaiser Wilhelm II. dem Wunsche seines verewigten Vaters Rechnung zu trage» beabsichtige. — Das Gerücht, Kaiser Wilhelm werde den diesjährigen Manövern des sächsischen Armeecorps bei Chemnitz bei wohnen, erhält sich mit großer Bestimmtheit. Wie wir hörten, solle die Gegenwart des Kaisers etwa für den 19. September in Aussicht genommen sein. und um nichts in der Welt wollte ich mich der Wiederholung einer Scene, wie die des heutige» Abends, aussetzen. Um a llc Weitläufigkeiten und unerquicklichen Austritte zu vermeiden, beschloß ich, heimlich abzureisen. Es hätte mich wohl Niemand halten können, aber ich fürchtete die Schwierigkeiten, die man mir in den Weg gelegt hätte, wäre ich offen zu Werke gegangen. Bald waren meine Sachen gepackt; aber erst lange nach Mitternacht legte ich mich zur Ruhe nieder, nachdem ich die Kammerthür sorgfältig von innen verriegelt hatte. Kein Schlaf kam in mein Auge. Die innere Aufregung hielt mich wach, und kaum war der Tag angebrochen, als ich mich hastig anlleidete, meine Wirthin von dem Vorgefallencn mit kurzen Worten in Kennt- niß setzte und mich von ihr verabschiedete. Die brave Frau sicherte mir ihre Hilfe zu und versprach Verschwiegenheit. Die Else schlief noch fest und hatte mein Fortgehen nicht bemerkt. Ich schlug den Weg nach einem billigen Logis in der Nähe des Posthauscs ein. Dorthin wollte meine Wirthin mir auch mein Instrument und meinen Koffer »achscnden. Ich wollte mit der nächsten passenden Gelegenheit meine Reise nach der österreichischen Hauptstadt fortsetzen. Ich wartete bis zum Abend, dann erst trafen meine Effecten mit einem Billet von meiner Wirthin ein, mittelst dessen sie sich damit entschuldigte, daß die Sendung nicht früher, ohne Aufsehen zu erregen, habe geschehen können. Für den Abend war cs nun freilich zur Abreise zu spät, und ich beschloß, den Morgen abzuwarlen. Todtmüde und abgespannt setzte ich mich, nachdem ich mein einfaches Abendessen verzehrt, auf das Sopha. Das Fenster stand offen, und die Abendluft, gemischt mit den Düsten zahlreicher Rosen, die vor dem Gasthause in üppiger Blüthe standen, wehte herein. Der Tag war sehr heiß gewesen. Der erquickende, kühle Abcndhauch schläferte mich ein. Ich weiß nicht, wie es kam, daß der Kopf mir schwerer und schwerer wurde, verworrene Traumbilder mich quälten, bis ich Plötzlich, jäh zusammenzuckend, aus tiefen, Schlummer mit dem Gefühl auffuhr, daß Anderson meine Spur aufgefunden habe, mir gefolgt sei und nun vor dem Sopha stehe, aus dem ich, von Müdigkeit überwältigt, eingeschlafen war. Doch halb im Traum be fangen, bemächtigte diese Vorstellung sich meines armen Gehirns so intensiv, daß ich für den Augenblick keinen anderen Willen hatte, als den, mich zu rächen. Obwohl noch der Nebel des Schlafes vor meinen Augen schwimmt und im Zimmer halbe Dunkelheit herrscht, sehe ich doch deutlich die — Zu dem Kronrath, welchem der Kaiser am Donnerstag Vor mittag im Berliner Schloß präsidirte, richtete der Monarch an die versammelten Minister eine warme Ansprache, in welcher er die Herren erfü llte, ihm in gleich treuer und offen ergebener Weise, wie seinem Großvater und seinem Vater, mit ihrem für das Wohl des Staate- und der Krone so wichtigen und erprobten Rath zur Seite zu stehe«. Der Kaiser führte dann aus, seine Regierungs-Prinzipien würden sich eng an die alten preußischen Traditionen anschließen und voll kommen in demselben Sinne zur Ausführung gelangen, wie sie die glorreiche Regierung seines kaiserlichen Großvaters bcthätigt, und wie sie in der bekannten Botschaft desselben an den Reichskanzler vom Jahre 1887 und in dem Programm-Erlaß seines Vaters an den Fürsten Bismarck zur Ausführung gelangt seien. Der Kaiser betonte sodann noch die Prinzipien der großen Politik, wie er sie unter seiner Regierung im Reiche zur Geltung zu bringen hoffe, und hob hierbei besonders die Festhaltung an den abgeschlossenen Bundesver trägen hervor, deren weiteren Ausbau anzustreben seine aufrichtige Absicht sei, um dem Lande den Frieden zu erhalten und ihm die Segnungen friedlicher Arbeit zu sichern. — Die Kaiserin-Mutter Victoria wird wahrscheinlich Schwalbach oder Reichenhall im Laufe dieses Monats besuchen, später wird sie sich nach einem klimatischen Kurort der Schweiz wenden. Die Kaiserin leidet seit Monaten an heftigen neuralgischen Schmerzen und ihr Nervensystem ist ganz erschüttert durch die tausendfachen Sorgen und die unaufhörliche Beängstigung des verflossenen Jahres. Die Kaiserin wird im Herbst mit ihren Töchtern der Königin von England in Schottland einen Besuch abstatten und daun den Winter in Italien zubringcn. — Aus Wien wird gemeldet, der König Georg von Griechen land werde in nächster Zeit nach dort und Berlin komnien. — Mackenzie hat sich vom „Figaro" interviewen lassen und sagt: Durch höheren Befehl bin ich immer und überall eingeengt worden, in Berlin wie in San Remo. Ich bin Engländer, ich theilte die beiläufig sehr auseinandergehenden Ansichten der deutschen Aerzte nicht. So ist denn auch die Operation in San Remo auf strengen Befehl aus Berlin und durch einen deutschen Arzt ausge führt. Der Tod des Kaisers hat mich überrascht. Ich glaubte, er würde noch ein Jahr leben. Zufälle und Unvorsichtigkeiten haben alle meine Berechnungen umgeworsen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." greift sehr heftig den hoch konservativen „Reichsboten" an, der die Konservativen zu einer selbst ständigen Wahlagitation in der Provinz Hannover auffordcrte. Nur die nationalliberale Partei, allenfalls Freikonservative, sagt die „Nord- oeuiscye-, yatten ein Recht, dort bei den Wahlen gegen oie Welfen aufzutreten; Patriotismus gebiete den Konservativen, für die Erster«» zu si.aimen. — Die Wittenberger Strafkammer verurtheilte am Sonnabend in nichtöffentlicher Sitzung den Redacteur des früheren Wittenberger Kreisblattes wegen Abdruck des von den Dresdner Nachrichten zu erst gebrachten Artikels „Keine Frauenzimmerpolitik" zu einem Monat Festungshaft. Ein Antrag auf Vecnehmung des Fürsten Bismarck wurde abgelehnt. Der Staatsanwalt hatte sechs Monate beantragt. (I!) — Die von französischen Blättern verbreiteten Nachrichten, Franzosen, welche todtkranke Verwandte im Elsaß besuchen wollten, seien an der Grenze abgewiesen worden und hätten sich an den Kaiser und die Kaiserin gewendet rc., sind sammt und sonders erfunden. An allen diesen Geschichten ist kein wahres Wort. Oesterreich-Ungarn. Nach einem Wiener Telegramm bemerkt ein offiziöser Petersburger Brief in der „Pol. Corr." in Bezug auf die Begegnung des deutschen Kaisers mit dem Zaren: „Im Grunde glaubt Niemand, daß die Begegnung eine ernstliche Veränderung der während der letzten Zeit von Rußland betriebenen Politik zur Folge haben könne; denn man begreift es sehr wohl, daß der Friedens- Dreibund dem deutschen Reiche Oesterreich-Ungarn gegenüber Ver- vor mir stehende Männergestalt, welche die Arme nach mir ausstreckt und mich im zärtlichsten Flüstertöne beim Namen nennt. Da er greife ich in sinnloser Erregtheit das Küchenmesser, welches auf dem Tische liegt: „Da hast Du's, Elender!" Diese Worte entringen sich in zitternden Lauten meinen Lippen, während der scharfe Stahl blitzschnell in die Brust des Mannes fährt, der es gewagt, zur späten Abendzeit in mein Zimmer zu dringe». Der wilde Schmerzensschrei, der durch das Zimmer hallt, bringt mich zur Besinnung. „Fort, schnell fort, um jede» Preis!" tönt es in mir. Ich werfe den Mantel um, befestige in Eile den Hut auf meinem Kopf und eile auf den Corridor hinaus. Es ist Alles still im Hanse. Niemand begegnet mir und ungehindert erreiche ich die Treppe. Ein Blick hinunter sagt mir, daß die Hausthür noch offen steht. Athcmlos renne ich zurück in das unselige Zimmer. Die Haare sträuben sich mir vor Entsetzen und die Kuiee drohen mir zusammen zn brechen, als ich die Umriffe der aus dem Fußboden regungslos liegenden Gestalt in einer Blutlache erblicke. Doch hier galt es schnelles entschvssenes Handeln. Obwohl ich, streng genommen, im Zustande der Nvthwehr ge handelt, fürchtete ich mich doch vor einer gerichtlichen Untersuchung und glaubte, daß nur schien»! e Flucht mich davor bewahre» könne. Mit einer Kraft, die ich noch heute nicht begreife, schleppte ich mein Instrument und meinen Koffer bis an die Treppe. Dann rief ich den Portier herauf, der sich für ein Trinkgeld bereit finden ließ/ meine Sachen nach der Post zu schaffen. Ich traf daselbst ein, als der Postillon bereits zur Abfahrt blies. Schnell löste ich ein Billet nach Eger, und kaum saß ich im Coupec, als die Kalesche davon sauste. Erst jetzt athmete ich auf und warf einen Blick auf die Uhr. Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. Die Chaussee führte an einem der öffentlichen Gärten vorüber» in denen wir'zuweilen Concerte gegeben hatten. Zahlreiche farbige Lampen waren an den Baumstämmen befestigt und warfen ihr Helles Licht bis »ach dem Fahrdamm hinüber. Eine rauschende Instrumentalmusik schlug an mein Ohr, und verwundert warf ich einen Blick zum Kutschcnfenster hinaus. Da, wer beschreibt meinen furchtbaren Schreck, sehe ich den jungen An derson, de» mit eigenen Händen in unseliger Verwirrung meiner Gefühle ermordet zu haben ich fest überzeugt war, vor dem Eingang des Gartens stehen. Wie er so ruhig, seine Cigarre rauchend, dastand und den vor- H 'fl M Der heutigen Nummer des Sächsische« Laudes-AuzeigerS liegt bei das Beiblatt „Meine Botschaft". L<npzig, 9. Juli, 3 Uhr 30 Min. Das Reichsgericht verurtheilte im Landcsverraths-Prvzeß den Angeklagte» Dietz zu 10 Jahren Zuchthaus i nd 10 Jahren Ehrcnrechts-Bcrlnst, Frau Tietz >4 Jahren Znchlhans und 5 Jahre» Ehr »rechts-Verl ist, Appel zu 9 Jahren Festung nud 1 Jahr Gcfängniß. Appel trägt sämmtliche Kosten des Prazeß-Versahrcns Tie beschlagnahmte» l'^OO Mark Pen dem Reiche zu.. '
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