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Wünscht und eine gerechte Steuervertheilung als Bedürfniß ütterVannt rc. — Die Di-cusfi-n^ darüber^chLt begonnen, und i wenn auch die Linie bei dem Uebergewichte der Rechten iw ' Voraus auf einen Sieg verzichten muß, so wird doch die Debatte zu einer offenen Aussprache der Anfichten führen, und das hat auch sein Gutes. — BemerkenSwerth ist die Aeußerung eines Abgeordneten, des Obersten v. GrieSheim, welcher, unter dem früheren Ministerium angesteUt, allge mein atS die lachte Hand deS Krieg-Minister- gatt. Der-- selbe äußerte nämlich auf den Vorwurf, daß die Regierung schon im August v. I. an die Auflösung der Nationalver sammlung gedacht habe, sich dahin: „man habe sich aller dings gen-thigt gesehen, mit. Dänemark einen Waffenstill stand abzuschließen, um Truppen für Berlin zu ge winnen." Die Regierung wird es dem Herrn Obersten nicht Dank wissen, daß er so aus der Schule geschwatzt, denn die preußische Politik in der WaffenstillstandSfrage hat ohne hin, und wohl nicht ohne Grund, Anfechtungen genug zu erleiden. — Die von der Regierung vorgelegten Gesetze über die Presse und daß Verein-recht werden jedenfalls keine An nahme bei der Volksvertretung finden; sie sind selbst einem Theile der Rechten zu weitgehend und dieser wird daher vor aussichtlich mit der Linken stimmen. — An einigen Orten der Monarchie ist die Censur in aller Form wieder einge- führt worden, ohne daß sich die Regierung gemüssigt sieht, gegen dieses Verfahren etwas zu thun. — Der 18. März, derJahrestag derBerlinerRevolution, ist ohne besondereRuhe- störungen vorübergegangen; es waren umfassende militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, und mehre Mittbei- lungen deuten darauf hin, daß einige Versuche gemacht worden sind, um einen Crawall herbeizuführen, doch sind sie, wie schon bemerkt, völlig erfolglos geblieben. Die Ber liner sind durch Schaden klug geworden, sie wissen recht gut, wo man hinaus will. «Oesterreich. Aus Wien erfährt man, daß der Jahres tag der Märzrevolution unter dem Schutze des Belagerungs zustandes bis auf einige kleine Conflicte ruhig vorübergegangen ist, und daß gleich nachher das Gouvernement 21,000 Mann der Besatzung an den Ort ihrer Bestimmung, nach Ungarn gesendet hat. Zwar hatte man im Stillen sich beikommen lassen, ein Requiem und Meßopfer für die Märztodten zu bestellen, und eine große Menschenmenge begab sich nach der betreffenden Kirche; allein da-Militär sah sich ebenso schnell bemüssigt, einzuschreiten und der Feierlichkeit mit Kolben stößen ein Ende zu machen. Einige Studenten waren mit Trauerflören versehen erschienen, sie wurden arretirt und den anderen Tag brachte „der Soldatenfreund," dos Zeitungs blatt der militärischen Reaction, solgende höhnische Notiz: „Zehn Individuen wurden festgenommen und werden ihre Trauer in den Reihen unserer tapferen Armee zu vergessen Gelegenheit finden." Um ferneren etwaigen Wallfahrten nach den Gräbern der Gefallenen ein Ziel zu setzen, soll der gemüthliche Gouverneur Melden die Grabhügel der Erde haben gleich machen lassen. Uebrigens nehmen die Haussuchungen wieder sehr überhand, überall wittert man Propaganda für die rothe Republik. DaS ist eben das Unheil, was eine ge- waltthätige oder sogenannte starke Regierung über ein Land verbreitet, daß sie im Bewußtsein ihrer Schuld nur durch Mißtrauen sich zu retten vermeint. — DaS Schicksal der ge ächteten Reichstagsdeputirten liegt gewiß Allen am Herzen. Der arme vr. Fischhof wird wohl seinem Schicksale erliegen müssen. Der Anklagesenat hat natürlich seine Angelegenheit zu einer Criminaluntersuchung für geeignet gehalten, und wird der Abgeordnete dem Vernehmen nach wegen seiner Betheiligung bei der Permanenzerklärung deS Reichstag- in den Oktober- "tagen de- HochverratHS angeklagt werden. Prato ist, nachdem man ihm die sonderbare Frage voraelegt hatte, ob er wisse, ' ^weßhalb er verhaftet sei und er sie verneint hatte, seiner o^Haft mit dem Bedeuten entlassen worden, sich sofort in seine Heimath zu Gegeben. Dagegen ist ein anderer ReichS- tagSdeputirter, vr. Bauer, unter militärischer Eskorte nach Wien ei-Lebsacht w-rden.^ Füstp^ und Bioland find am 15. d. M. bereits in Hamburg gewesen, Goldmark vergangene Woche durch Dresden gereist, und die übrigen, wie Schuselka, scheinen ebenfalls einen Zufluchtsort ^gefunden zu haben. Gott geleite sie! — Ueber den Eindruck, den die octroyirte Verfassung auf die verschiedenen Völkerschaften Oesterreichs gemacht hat, erfährt man Mancherlei. Die offiziellen Feier lichkeiten waren kalt wie die dießjährige Märzlufl; die Schwar-gelben und die Regierungspreffe erschöpfen sich in pflichtschuldigen Lobeserhebungen und preisen sie mit wahr haft marktschreierischer Zudringlichkeit an. Die Verständigen schweigen, denn hier ist Schweigen noch mehr wie Gold. Die Regierung hat sich damit dort eine Opposition geschaffen, wo sie es am allerwenigsten glaubte und die eine neue Quelle von Verwirrungen werden wird. In den südslawischen Län dern, in Kroatien, in der Militärgränze, in Serbien u. s. w. hat die octroyirte Verfassung einen sehr schlimmen Eindruck gemacht. Man wirft der Regierung, weil sie die kaum erst bewilligte Selbstständigkeit dieser Länder durch die neue Ver fassung vernichten will, geradezu Undank und Hinterlist vor, und wenn man offenherzig sein will, so muß man allerdings zugeben, daß man auch hier nicht ehrlich zu Werke gegangen ist. Doch dieß wie alles Andere wird Früchte tragen, die ein wenig sauer schmecken werden. Daß in Ungarn, die Kaiserlichen — wie man zu sagen pflegt — recht tüchtig in der Klemme sind, wird durch alle Nachrichten, wie unvollständig diese auch immer sein mögen, dargethan und durch die Art und Weise, wie man wahre Mittheilungen vom Kriegsschauplätze zu vertuschen bemüht ist, nur bestätigt. In Wien wurde Jemand, der an der Börse einen Brief mit für die Oesterreicher ungün stigen Nachrichten aus Ungarn vorzeigte, auf der Stelle ver haftet, und in Preßburg ein Schneidergeselle, welcher sich erkühnt hatte, zu sagen, daß die Kaiserlichen bei Kapolna auf das Haupt geschlagen worden wären, zu neunmonat lichem Stockhausarrest verurtheilt. Die drei Kriegsgötter Ungarns, Windischgrätz, Jellachich und Schlick sitzen in Ofen und halten Kriegsrath, wie sie es anfangen sollen, die Ungarn wieder über die Theiß zu werfen. Der ritter liche Herr Baron Jellachich wollte für sich allein die Lor beeren verdienen, marschirte flugs den Ungarn entgegen, griff sie bei Kesckemet, südöstlich von Ofen, an, kehrte aber nicht lange darauf mit seiner geschlagenen Truppe eiligst nach Ofen zurück. Unterdeß ist der magyarische General Görgey nördlich bei Ofen vorbeigegangen, hat im Rücken des Haupt quartiers der Kaiserlichen die Bergstädte besetzt und ist schon in die Nähe Preßburgs vorgerückt, so daß Windischgrätz Gefahr läuft, gefangen zu werden, wie es, den neuesten Nachrichten zufolge, seinem Sohne gegangen sein soll, wo durch der Krieg auch für das harte Herz des rauhen Kriegs mannes eine tragische Wendung erhalten haben dürfte. Durch eine Proclamation hat der Fürst zur Bildung von kaiserlichen Freischaaren ausgefordert, indeß der Zudrang ist nicht so sehr groß, denn wer wird von den wahren Ungarn auch so einfältig sein, sein Blut und Leben für fremdes Interesse freiwillig zum Opfer zu bringen, schlimm genug, daß man es gezwungen thun muß. In einer anderen Pro- clamation nennt er die Ungarn „zusammengelaufenes Gesin del und Communisten," in einer dritten befiehlt er, daß die Gemeinden die Zinsen der Capitalsumme, welche für die Stellvertreter bei dem ungarischen Heere erlegt worden, nicht weiter bezahlt, also der Vertrag gebrochen werden könne. Die Heiligkeit der Verträge soll, wie es den Anschein ge winnt, nur den Fürsten und Gewaltigen der Erde zu Gute kommen! Zwei andere Maßregeln haben in Ungarn selbst bei dm Gemäßigten eine ungeheure Erbitterung hervorgeru- fen. Die erste ist da- Verbot allen und jeden Handels in die insulZitten Gegenden; je bedeutender dieser lst, um so empfindlicher trifft er namentlich den Pesther HandelSstand.