Volltext Seite (XML)
Könige für seine überschwängliche Huld in.h-chst loyaler Weise gedankt haben, sollen w<chrschemlich »och zahmer «er den, denn rechtlich läßt sich die längere Fortdauer dieses Zu stande», welcher die vielgepriesenen Errungenschaften mit Füßen tritt, in keiner Weise begründen. Doch was fragt man jetzt in Preußen nach dem Rechte, nachdem die Willkür unter dem Schutze der Bajonette so glänzeyde Triumphe gefeiert hat? — Der Prinz von Preußen scheint mit dem General Wrangel in der Erwartung einverstanden zu sein, daß es bald zum Kriege komme, denn auch er wie» in einer Ant wort an daS Officiercorp» eine» Landwehrregiments auf eine solche Möglichkeit hin und bemerkte, daß er dann an dkr Spitze der Landwehr den Sieg oder den Lod suchen werde. Die Gerüchte über die beabsichtigte Aufstellung eine- Obser- vationScorpS am Rheine, erhalten sich noch immer, und man spricht davon, daß auch bairische Truppen dorthin verwendet werden sollen. . Oesterreich. Man hat eS seit dem März ost sagen hören, von nun an machen nicht mehr die Fürsten und Ka? binete Weltgeschichte und Politik, sondern die Völker, und in der Lhat schien eS auch eine Zeit lang, als ob eS so wäre. Wenn dem wirklich so gewesen ist, so muß man aller dings bekennen, daß die Völker in den politischen Künsten nicht eben sehr glücklich sind, denn sie haben eS dahin ge bracht, daß fast überall in Europa die Gewalt und Macht, die Geschicke der Staaten zu lenken, in die Hände der Für sten und der Diplomaten zurückgstommen ist. Das zeigt sich recht deutlich in der schon oben erwähnten österreichischen Frage. Im Sommer vorigen Jahre- war zwischen Oesterreich und Deutschland daS herzlichste Einverständniß, Sachsen und Böh men veranstalteten große Berbrüderungsfeste, schwuren sich unter dem blauen Himmel brüderliche Treue und schon ver meinten wir, daS Arndt*sche Lied: „WaS ist deS Deutschen Vaterland" wäre auch hier zur vollen Wahrheit geworden. Wie steht eS jetzt? DaS Reichsministerium und daS österreich ische Ministerium unterhandeln mit einander, wie beide Staa ten zu einander stehen sollen, und ob Deutschland bis nach PreSburg oder bloS bis nach Schandau reichen soll. ES ist hier nicht der Ort, auf eine Besprechung der österreichischen Frage näher einzugehen, wir behalten unS dieß für einen be sonderen Artikel in einer der nächsten Nummern vor. In Wien hat man in der Neujahr-nacht gejubelt und daS dem alten Kaiser so ärgerliche Studenten-KuchSlied und da- Amdt'sche Lied gesungen, ob -um Hohne der Macht haber, ob au- innerer Herzenslust, mag sich Jeder selbst sagen. Zum Neujahr haben die Wiener und die Berliner ein allerliebstes Angebinde erhalten. Die Berliner erhielten einen Staat-hauShalt-etat, welcher ein enormes Deficit auf weist und die Wiener eine Art Eensur; spaßhaft klingt eS, wenn man zu Anfänge derlei Verordnungen liest, daS Recht der freim Presse soll dem Volke ungeschmälert bleiben. Zugleich wurde eine Kundmachung angeschlagen, worin e» heißt: „Da man die Erfahrung gemacht hat, daß ein großer Theil Der Einwohner Wien- durch fremde Emissäre irre geleitet und zu Handlungen verführt worden ist, die dem gemüthlichen Wiener früher lnämlich unter Metternich) unbekannt waren, so wird befohlen, daß alle Fremde und Au-länder, die sich nicht vollkommen über ihre gesell schaftliche und politische Haltung au-weism können, sich von Wien entfernen." Reben der Preßcensur nun auch »ine Sitten- und Gewiffen-censur! Die Verurthrilungen zu Kerker und Eisen und nach Befinden zum Galgen nehmen ihren ungestörten Fortgang. E- wäre hoch schon und edel aewesen, wenn der junge Kaiser das neue Jahr mit einem Act der Gnade begonnen, und eine allgemeine Amnestie hätte Verkündigen lassen! — Der bei dem Prozesse Robert Blum» oft genannte Padovoni ist jetzt vollständig au» einem Anlasse begnadigt «ordm, der auf seine Denk- und Handlung-weise ein zweideurige» Licht wirft und die Be schuldigungen Fr-bett, daß Padovoni bei Blum eine Art Spion abgegeben hatte, nicht ganz ungegründet erscheinen läßt. Padovoni nämlich sollte mtt einem anderen Gefangenen in einens anderen Kerker geführt werden. Letzterer benutzt diesftl Umstand zu entfliehen, und Padovoni macht die Be wachung darauf aufmerksam. Für diese- Benehmen ist er also vollständig begnadigt worden.— Al- eine erfreuliche Nach richt mag eS hingestellt werden, daß am 7. Januar die evange lische Gemeinde in Wien ihr durch die kräftige Unterstützung ihrer Glaubensgenossen in Deutschland erbautes neue- Gotte-, hau- eingeweiht hat. DaS hätte vor dem März doch nicht geschehen dürfen. — Endlich mag noch bemerkt werden, baß sich auch die Cholera in Wien eingestellt hat. Der schlummernde und nur jasagende Reich-tag zu Krem sier ist plötzlich auf eine unsanfte Weise aufgeweckt und zum Handeln gezwungen worden, so daß wir ihm von nun an schon mehr Aufmerksamkeit werden widmen müssen. DaS Ministerium Stadion hat offen die Reaction proclamirt. Es ist früher schon erwähnt worden, daß dem Reichstage die Grundrechte der österreichischen Monarchie zur Berathung vorgelegt worden sind. Die Grundrechte sind von einem VerfaffungsauSschuffe bearbeitet worden, und ihr erster auS der belgischen Verfassung entlehnter Paragraph sagt, daß alle Gewalt von dem Volke ausgehe Dieß ist, bei läufig gesagt, der Grundgedanke der constitutionell-demokrati schen Monarchie,und weildiesederKönigvon Preußennichtwill, so fehlt dieser Satz auch in der octroyirten preußischen Verfass ung. Am 4. Jan. betrat nun der Minister Stadion die Tribüne und erklärte, daß in dem eben genannten Paragraphen eine Verletzung des monarchischen Prinzips enthalten und daß er mithin unconstitutionell sei. Die Versammlung börte diese Erklärung mit traurigem Schweigen an, und selbst die sonst so leicht zum Beifall geneigte Rechte schwieg. Der Minister Stadion aber, der al- ein Schüler Metternichs wahrlich nicht darüber zu urtheilen im Stande ist, was constitutionell sei oder nicht, hätte sich hierbei an den Spruch der Alten erinnern können, daß da- Schweigen der Völker eine Lehre den Königen sei. Die Czechen, welche daS Mi. nisterium bis jetzt auS Haß gegen daS Deutsche unterstütz ten, aber nichts destowemger die Demokratie wollen, sehen sich jetzt arg betrogen. ES ist ihnen indeß schon recht; sie gerade sind am allermeisten daran Schuld, daß in Oe sterreich die Sache der Volksfreiheit darniederliegt. Die nächste Folge der ministeriellen Erklärung ist, daß sich die Rechte und Linke deS Reichstage-, Slaven und Deutsche, mit einander vereinigt haben, daß demnach der ganze Reichstag Oppo- sition gegen das reactionäre Ministerium macht. Was wird es helfen? Wird der Reichstag zu laut, so löst man ihn auf, schickt die Herren nach Hause und octroyirt so ein Din- von einer Constitution, daS weder Hände noch Füße hat. Unterdeß kommen die siegreichen Wallenstein» und Tillys der Gegenwart, Windischgrätz und Jellachich, au» Ungarn zurück und halten ihre eiserne Faust über da» Land. Wie man ehemal- den Fürsten da- verhängnißvolle: „Zu spät!" zurief, so jetzt den Völkern. — Au- Ungarn lauten die Nachrichten für die Oester» reicher immer günstiger, und wenn da- so sott geht und vorau-gesetzt, daß Alle- die reine Wahrheit ist, wa- die offiziellen Bülletin- berichten, so wird wahrscheinlich da» Trauerspiel um Lichtmeß zu Ende gespielt sein. Ofen ist am 5. Januar Mittag» von Windischgrätz ohne Schwert streich, wie e» heißt, besetzt worden, nachdem e» vorher bei Bia zu einem Treffen gekommen sein soll. Beim An rücken der Oesterreicher begab sich eine Deputation bestehend au» den Ministern Bathiany und Deak und dem Grafen Mai» lath zu Windischgrätz, Um mit ihm wegen der Uebergabe der Stadt zu unterhandeln; allein sie machte schlechte Ge schäft», und nachdem Ofen 4 Stunden lang beschossen worden war, ergab es fich, wie Windischgrätz verlangt- auf Gnade und Ungnade. Dagegen soll das feste Komorn noch in den Händen der Ungarn sein. Ksssnth soll fich mit der Seän-