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S1S 1) Hochdieselbe wolle dem Stadtrathe nicht nur über die verhangenen Eigenmächtigkeiten, Verzögerungen und Verweigerungen Verantwortung abzusordern und ihn bei weiterer Fortsetzung und Beendigung der fraglichen Bauwerke in die ihm verfassungs mäßig zustehenden Gränzen zurückzuweisen, sondern demselben auch die schleunigste Erledigung der von den Stadtverordneten gestellten Anträge gemeffenst aufzugeben geruben; 2) die hohe Kreisdirection wolle Behufs einer in der näher angedeuteten MWeise vorzunehmenden Regulirung und Revision der Geschäftsführung und deS Rechnungswerts bei der zeither wegen der Gasbeleuchtung und wegen der steinernen Wasserleitung ausgesührten Bauten und Anschaffungen eine auS Sachverständigen be stehende Commission einzusetzen und dabei nach Befinden die Concurrenz der Stadtverordneten durch eine Deputation auS ihrer Mitte zu be schließen geneigtest geruhen. * Dem Vernehmen nach hat ein Mitglied des Stadtrathes schriftlich den Antrag an denselben ge bracht, eine der wöchentlichen Sitzungen in eine öffentliche zu verwandeln, und in derselben alle ihm in seiner Function als Verwalter der städt ischen Gemeindeangelegenheiten zustehenden und zur Berathung kommende Gegenstände zum Vorttag zu bringen, soweit nicht das materielle oder moral- rscheWohlder Commun dadurch gefährdet erscheine, oder der Ehre Einzelner zu nahe getreten werde. Motivirt ist dieser Antrag damit, daß bisher die Beweggründe, welche den Stadtrath bei seinen Beschlüssen leiteten, dem Publicum zu wenig be kannt, dadurch aber das Vertrauen zu dem Stadt rathe geschwächt würde. Würden aber dieBeschlüsse und Anwendungen des Stadtraths mit Mißtrauen betrachtet, so sei die Folge davon, daß man sie mit Widerwillen aussühre, und daß solche Wi dersetzlichkeit sogar allgemein gebilligt werde. Durch Einführung der Oeffentlichkeit aber sei es möglich, das verlorene Vertrauen wieder zu erlangen, und damit müsse auch die Opposition gegen die stadträthlichen Beschlüsse und Anord nungen schwinden. — Obgleich wir diesem An träge den beßten Erfolg wünschen, so sind wir doch weit entfernt, die Schwierigkeiten, welche der Ausführung desselben entgegenstehen dürsten, zu verkennen; vielleichterlangen wir aber dadurch mindestens so viel, daß das Stadtraths-Colle gium sich zu einer wöchentlichen Veröffentlichung seiner Verhandlungen in gedrängter Kürze ge neigt zeigt, wie dreß in neuerer Zeit die städt ischen Behörden zu Adorf, Zwickau, Glaucha rc. mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit begonnen haben. * Der aus Prag nach Sachsen geflohene ka tholische Geistliche, welcher sich seit dem 29. Juli ^in Gewahrsam der hiesigen Polizeibehörde befand, und dessen Schicksale wir in No. 35 d. Bl. in Kürze erzählten, ist jetzt, obgleich seine Angele genheiten durch die Behörden seiner Heimath einer befriedigenden Lösung noch nicht entgegen geführt zu sein scheinen, auf freien Fuß gesetzt worden. Wenn eS ihm indessen nicht gelingen sollte, die nöthigen Subsistenzmittel zu seinem ferneren hiesigen Aufenthalte aufzubrmgen, so dürfte seine Lage durch die ihm gewordene Frei heit nur wenig gebessert sein und die Rückkehr in die von ihm gemiedene Heimath früher oder später doch nöthig werden. * Als am 28. Sept, der Abends, um 5 Uhr von hier abgehende Beiwagen der Berliner Eil post über die Elbbrücke fuhr, bemerkte einer der Vorübergehenden zu dem an der Brückengeld einnahme stehenden Rathswächter, der Postillon scheine zu schlafen, man möge ihn doch wecken. AlS hierauf der Rathswächter näher herantrat, fand er, daß der Postillon bereits todt war; er war vom Schlage getroffen worden, und alle Wiederbelebungsversuche blieben vergeblich. Der Verunglückte, Namens C. G. Hönig, ist 43 Jahre alt und hinterläßt eine Frau und 3 uner zogene Kinder. *Auf der Leipzig-Dresdener Eisenbahn ist am 24. Septbr. ein schauderhafter Unglücksfall vor gekommen, an dem aber freilich lediglich der Verunglückte selbst Schuld trug. Ein Soldat, der wahrscheinlich am Anhaltepunkte zu spät an gekommen war, wollte, nämlich bei Borsdorf, trotzdem, daß der Zug in vollem Gange war, den Wagen ersteigen, gerieth aber zwischen die Räder und wurde im buchstäblichen Sinne des Wortes zermalmt. Nur kleine Stücke des Körpers und der Uniform sollen zwischen den Rädern gehangen haben. (Osch. gem. Bl.) *Am 19. September versammelten sich in Chemnitz Deputirte der erzgebirgischen Deutsch katholiken aus Penig, Gelenau, Zschopau, Zwickau, Glauchau, Schneeberg, Mitweida, Marienberg und Chemnitz zu einemKrejstagH. Annaberg und Johanngeorgenstadt lließrn sich durch Mitglieder aus Chemnitz vertreten. Leipzig und Dresden hatten als berathende Theilnehmer Robert Blum und vr. Bauer gesendet. Man beschloß, das Cultusministerium noch einmal zu bitten, dem Pfarrer Kerbler die Genehmigung zur Aus führung geistlicher Functionen zu ertheilen. Sollte jedoch die Bitte sämmtlicher „Vereine" kein Gehör finden und dem Pfarrer Kerbler der Auf enthalt in Sachsen unmöglich gemacht werden, so wolltr-man so schleunig als möglich zur Wahl eines neuen Geistlichen schreiten, dem man einen Gehalt von 500 Thalern zusichert. (F. I.). Zu der in voriger Nummer gemachten Mit- theilung über das gekrönte Preislied müssen wir nachträglich und berichtigend bemerken, daß die Dichtung nicht, wie es in der officiellen Bekannt machung des betreffenden Comite im Frankfur ter Journale heißt, von dem Componisten, Ml- dern von dessen Sohne, Julius Otto, Ar- rührt. Die völlige Gleichartigkeit der Namen hat wahrscheinlich zur Uebergehung des ange fügten Wörtchens „junior" und somit zu jenem