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gezahlten Summen belaufen sich auf 5,575,975 Pfund Sterling. An die Stelle deö Grafen de Samte-Aulaire, welcher zeither als französischer Botschafter am britischen Hofe accreditirt war, ist jetzt der Herzog von Broglie getreten. Frankreich. Der Proceß gegen General Cubiöres und seine. Genossen hat nun in der Pairskammer begonnen; unter den Angeklagte» befindet sich auch der frühere Minister und zeit- herige Pair und Präsident am TaffatioaShofe, Teste, welcher, ehe er sich vor den Gerichtshof stellte, seine Würden in die Hande des Königs niederlegte. Man ist sehr gespannt auf den Aus gang dieser schmuzigen Geschichte. — Der Fi- nanzminister ist schon wieder einmal mit seinem Gelbe fertig >und hat von Neuem eine Anleihe von 350 Millionen Fr. begehrt. — Das Gene- ralcommando in Algerien ist interimistisch dem General Bedeau übertragen worden. Abd-el-Kader läßt zwar jetzt den Franzosen Ruhe, hat sich aber neuerdings mit den Marokkanern herumgeschlagen und in einem Treffen den Sieg davon getragen. Schweiz. Der Bundespräsident Ochsenbein hat am 5. Juli die Lagsatzung mit einer kräfti gen Rede eröffnet, in welcher er namentlich gegen . die neuerdings versuchte Einmischung fremder Machte in die inneren Angelegenheiten der Schwei- sich energisch erklärte. Der französische Gesandte, wel cher kürzlich in einer an den Bundespräsidenten erlassenen Verbalnote sich mehr um die innere Po litik der Schweiz bekümmert, als ihm zukommt, soll die in jener Rede vorkommenden Pillen mit ziemlich süßsaurem Gesicht verschluckt haben. — Der Sonderbund oder, mit anderen Worten, die Jesuitenpartei rüstet sich, als sollte der Krieg mor gen losgehen; in Freiburg hat man nicht nur das Militär mobil gemacht, sondern auch Schanzen, Pallisaden und Redouten angelegt. Die Pfaffen und ihre Gesinnungsgenossen werden wohl nicht eher ruhen, als bis der Spectakel wieder losgeht und der Bürgerkrieg mit seinen Gräueln daS Vater land überzieht. Italien. Der Papst hat einen sehr schlim men Stand; die ihm und seinen Reformen gegen überstehende, noch immer sehr mächtige Partei zieht alle Register, um Mißstimmung und Unzufrieden heit unter dem Volke zu erregen, ein Bestreben, das um so leichter Erfolg haben kann, je tiefer die Bildungsstufe ist, auf welcher sich die Masse des Volkes noch befindet. Man verschmäht kein Mittel, um die Absichten deS Kirchenoberhauptes auf jede Weise zu verdächtigen, und so ist denn in der Lhat in den letzten Wochen, namentlich in Rom eine bedenkliche Mißstimmung hervorgerufen wor den. Glücklicherweise fehlt e- nicht an Män nern, welche dieses Getriebe durchschauen, und alle Kräfte daran setzen, um derartigen Plänen ent- gegenzuarbeiee»; so geht man jetzt damit um, in -ShnU eine Bürgergarde zu organisirm, um dm Feinden der öffentlichen Ordnung nithigen Falls kräftig entgegentreten zu können. Griechenland. Der General Theodor Gri vas, welcher bei den neuesten Wahlen Vurchfiel, hat nun in Akarnanim die Fahne deS Aufruhrs aufgesteckt und eine Mmae schlechten Gesindels angeworbe», um die Regierung zu beunruhigen. Letztere hat sofort die nöthigen Streitkräfte abge- srnldt, um jenen vinlesüchHM Mann, welcher sich mit seinen Genossen in einem Fort bei Santa Mauro verschanzt hat, zur Ruhe zu bringen, was ihr um so eher gelingen dürfte, da Grivas und seine Pläne keinen Anklang im Volke finden. Türkei. Die türkische Regierung hat im mer mehr einsehen gelernt, daß auch die beßten Reformen nicht den gewünschten Erfolg haben, wenn daS Volk auf der niedrigen Bildungsstufe, auf welcher es sich jetzt befindet, verbleiben sollt«; sie hat deßhalb ihr besonderes Augenmerk auf die Begründung eines guten Schulunterrichts gerich tet, und nach einem kürzlich erlassenen Gesetze müs sen alle Aeltern ihre Kinder vom sechsten Jahre an in die Schule schicken. Für den Unterricht der armen Kinder, welche das Schulgeld nicht bezah len können, ist ebenfalls auf daS Beßte gesorgt worden. Kleines Vkenlrrri» In der Nähe von Straubing ereignete sich, wie die Regensburger Zeitung berichtet, ein grauenhafter Doppelmord. Die Ehefrau eines Häuslers in Schwim- bach, 38 Jahre alt, tödtete ihren 54jährigen, krank im Bette liegenden Mann durch einen Pistolenschuß, und darauf sich selbst, indem sie die Mündung eines Stutzers gegen sich richtete und den Schuß entlud. Der 13jährige Sohn erster Ehe befand sich während dieser Blutscene in der Kirche; als er heimkehrte, fand er die Stiefmutter todt und den Vater im Verscheiden, der nur noch äußern konnte, daß sein Weib die Unthat verübt habe. Man vermuthet, daß Zerwürfnisse über die Vererbung deS An wesens (die Frau wollte sich dieses mit Umgehung des Sohnes zugesichert wissen) Anlaß zu diesem Doppelmorde gegeben haben. Der Rheinische Beobacher schreibt aus Münster vom 4. Juli: „Diesen Nachmittag wird in dem drei Stun den von hier entfernten, an der EmS belegenen Handels- dorfe Greven eine eigenthümliche Execution stattfinden. Es besteht dort nämlich der merkwürdige Brauch, daß alle sechs Jahre die Männer, welche in diesem Zeiträume sich verehelicht haben, in eine aus dem Markte aufgestellte große Kuse Wasser niedergetaucht werden. Einigen vier zig Eheleuten wird dieses sonderbare Adkühlungsmtttel nun heute zu Theil werden." In Hannover ist bekanntlich die Versammlung brr norddeutschen Mäßigkeitsvereine, sowie neuerdings auch die Zusammenkunft der dafigrn kehrergefaagverrtne Seitens der Regierung verboten worden. Da früher Hannover sich um derartige unschuldige Bereinigungen wenig oder -ar nicht bekümmert hat, so koannt man «it RlbHlcht aus die Maßregeln gegm die Turnvereine auf die verrnuthung, daß ei» allgemein bindender Bunde»-